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The Contractor

Originaltitel: The Contractor__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Tarik Saleh__Darsteller: Chris Pine, Gillian Jacobs, Kiefer Sutherland, Ben Foster, Tyner Rushing, Fares Fares, JD Pardo, Florian Munteanu, Eddie Marsan u.a.
The Contractor mit Chris Pine DVD Cover

Chris Pine muss in „The Contractor“ alsbald um sein Leben fürchten.

James Harper ist mit Leib und Seele Marine. Darum schuftet er auch wie ein Besessener, um die Folgen einer brutalen Beinverletzung weg zu trainieren. Da er dafür aber auch auf einen vermehrten Einsatz von Medikamenten setzt, wird er von einem neuen Vorgesetzten unverhofft abgesägt. James wird zwar ehrenhaft entlassen, er verliert aber jegliche Ansprüche auf seine Pension.

Schlimmer könnte es den ohnehin tief verschuldeten Soldaten, der eine kleine Familie durchbringen muss, nicht treffen. Infolgedessen lässt er sich von Kumpel Mike schnell überreden, sich im Privatsektor umzusehen. Mehr noch: Mike will ihn zum Teil der privaten paramilitärischen Einheit machen, bei der er selbst seine Brötchen verdient.

Rusty, Chef der Einheit, ist James vielleicht nicht wirklich sympathisch, doch die Möglichkeiten, die der Veteran anzubieten hat, sind zu verlockend. Er wird zum Contractor, zum Auftragnehmer bei Rusty. Und er bekommt sofort einen Einsatz zugeschanzt. Mit Mike geht es nach Berlin, wo einem Wissenschaftler auf den Zahn gefühlt werden soll. Der sei damit beschäftigt, biologische Waffen herzustellen.

Alles läuft eigentlich glatt und sauber, bis mitten im Einsatz der Tötungsbefehl für den Wissenschaftler eintrudelt. James wird zwar stutzig, führt den Befehl aber aus. Als er, Mike und die Mitstreiter unmittelbar nach dem Verlassen des Tatortes von deutschen Polizisten belagert werden und Mike und Co. erbarmungslos das Feuer auf die Gesetzeshüter eröffnen, ist James klar, dass er nicht, wie von Rusty behauptet, auf der Seite der Guten steht.

Doch als sich Mike eine Kugel fängt, legt James alle Bedenken kurzfristig beiseite und tut seine soldatische Pflicht. Doch bald wird er permanent verfolgt und findet sich im Fadenkreuz zwielichtiger Gestalten wieder. In einer ihm fremden Umgebung. Wird er Berlin jemals wieder lebend verlassen und seine Familie wiedersehen?

Schaut in den Actionfilm hinein

Chris Pine auf Killer-Tour in Berlin

Zu Beginn lässt sich „The Contractor“ sehr viel Zeit für seine Hauptfigur James. Verfolgt deren Abwärtsspirale akribisch und schafft so ein plausibles Motiv für den Charakter, sich einer Art Privatarmee anzuschließen. In diesem Abschnitt etabliert Regisseur Tarik Saleh („Westworld“) ein interessantes erzählerisches Stilmittel: Er weicht seiner Hauptfigur den ganzen Film über nicht von der Seite. Es gibt nicht eine Szene, an der James nicht beteiligt ist oder die er nicht irgendwie beobachtet.

Chris Pine als Marine James in "The Contractor"

Marine James verliert zu Beginn von „The Contractor“ nicht nur seinen Job.

In der Folge werden die anderen Figuren des Filmes nur über die Interaktionen mit James vertieft. Das funktioniert mal prächtig, etwa beim von Ben Foster („Lone Survivor“) gespielten Mike, und mal eher semigut, etwa bei der von Gillian Jacobs („Community“) gespielten Ehefrau von James. Problematisch daran: „The Contractor“ schafft es nicht wirklich, überzeugende Bösewichter aufzubauen. Was auch deshalb schade ist, weil man direkt weiß, wer hier der Oberlump ist, nur seine Antriebe bleiben spannungsfördernd offen.

Denn was nun eigentlich gespielt wird, wieso alle hinter James her hetzen und was die Motive der Bösewichte sind, verschleiern Regie und Drehbuch ganz ordentlich. Ja, die grundlegende Richtung erahnt man irgendwann, komplett vorhersehbar ist das Drehbuch allerdings nicht. Die meiste Spannung zieht „The Contractor aber dennoch vor allem aus der Verlorenheit des Helden in einer Metropole wie Berlin, wo er nicht weiß, wem er vertrauen kann.

Dabei inszeniert Saleh die deutsche Hauptstadt überwiegend ziemlich düster. Alles dreht sich gefühlt rund um den Alexanderplatz, der selten so grau und gritty rüberkam wie hier. Auch ins Nachbarbundesland Brandenburg verirrt sich James, hier dominiert eine kalte Farbpalette mit wenig einladenden natürlichen Begebenheiten. Was dem Actionthriller gut steht.

Kiefer Sutherland heuert Chris Pine an

Der von Kiefer Sutherland gespielte Rusty heuert James an.

Apropos Action: Hier dauert es eine Weile, bis „The Contractor“ loslegt. Eine Ballerei zwischen Paramilitärs und Berliner Polizei sorgt für die ersten Leichen, dabei spritzt etwas unschön animiertes Blut. Auch gerät der Schnitt ein wenig hakelig. Kinderkrankheiten, von denen sich der Streifen schnell erholt. Denn wenn James ab sofort mit Gegnern aneinandergerät, wird es hübsch dynamisch. Chris Pine („Unstoppable“) macht in den nett choreographierten, sichtlich um Authentizität bemühten Keilereien im „Bourne“-Stil eine tolle Figur.

Technisch wird das sauber, schnell montiert und ohne Wackelkamera eingefangen. Die Brutalität schlägt zwar keine großen Wellen, rau und direkt wirkt die Action trotzdem. Eine Verfolgungsjagd zwischen James und einigen Motorradfahrern hat ein paar hübsche Momente zu bieten. Und auch der Showdown gefällt. Auch hier dominiert der Fokus auf Realismus in den Bewegungsabläufen und im Waffenhandling. Und im Gegensatz zum Einstieg in die Action platzen hier überwiegend Bloodpacks. Aber letzten Endes hätte man sich das Finish schon irgendwie deutlich heftiger gewünscht.

Chris Pine in "The Contractor"

James wird in einer ihm fremden Stadt ordentlich durch die Mangel gedreht.

Chris Pine gefiel mir in diesem Actionthriller deutlich besser als etwa in dem thematisch ähnlichen „Jack Ryan: Shadow Recruit“. Er kommt in „The Contractor“ wirklich taff rüber, hat aber auch Momente, in denen seine Figur erstaunlich verletzlich wirkt. Auch als Familienvater überzeugt der Mime. Vor allem der Actionpart steht ihm richtig gut. Ben Foster hat zwar nicht viel Zeit um zu leuchten, macht aber definitiv das Beste draus.

Und Kiefer Sutherland („Mirrors“) hätte man einfach mehr Screentime gewünscht, um seine Figur glaubwürdiger auszugestalten. Aus deutschen Landen erlebt man Nina Hoss („Tár“) in einer kleineren Rolle. Fares Fares („Erbarmen“), JD Pardo („Fast & Furious 9“), Florian Munteanu („Creed 2“) sowie Eddie Marsan („Operation Fortune“) sorgen für weitere kleine Aha-Erlebnisse im Cast. Letzterer hätte wie Sutherland gerne eine größere Rolle haben dürfen.

„The Contractor“ mag es realistisch

Der Actionthriller „The Contractor“ braucht ein wenig lang, um ins Rollen zu kommen, nutzt die Zeit aber überzeugend, um den Zuschauer in James Welt hineinzuziehen. Nimmt der Film dann Fahrt auf und ist James eigentlich nur noch in Bewegung, steigt die Spannungskurve sprunghaft an. Selbst kleinere Unwahrscheinlichkeiten verpassen ihr dann kaum noch Dellen, fallen aber auf. Dafür sorgt die gritty Bebilderung Berlins und der Umgebung (Rumänien doubelte im Übrigen Brandenburg) für interessante Momente.

Die im Film gezündete Action erinnert stark an „Bourne“, ohne die bei Actionfans wenig beliebte optische Darstellung zu wiederholen. Man wird also nicht seekrank bei „The Contractor“ und bewahrt den Überblick bei der auf Realismus bedachten, knochentrocken gereichten Action. Pine macht einen sauberen Job, die Figuren um ihn herum kommen allerdings teils unfein unter die Räder. Zudem hätte der oldschoolige Vibes versprühende Streifen gerne mehr von seiner hübschen Action zeigen dürfen.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von LEONINE und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Die Datenträger halten Interviews mit dem Cast als Extras bereit. Den Film könnt ihr natürlich auch bei verschiedenen VoD-Plattformen streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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