Originaltitel: Courier, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2011__Regie: Hany Abu-Assad__Darsteller: Jeffrey Dean Morgan, Mickey Rourke, Til Schweiger, Miguel Ferrer, Josie Ho, Adam Sibley, Michael Arata, Clyde Jones, Tom Proctor, Ajla Hodzic u.a. |
„The Courier“ ist ein ganz spezieller Dienstleister. Er erledigt nämlich selbst die scheinbar unmöglichsten Übergaben und Aufgaben ultrapünktlich. So klettert er gleich zu Beginn des Streifens „The Courier“ auf einer Achterbahn herum, um eine Lösegeldübergabe in luftiger Höhe durchzuführen. Doch sein neuester Fall soll ihn vor eine schier unlösbare Aufgabe stellen. Er soll einen Koffer an einen Mann namens Evil Sivle ausliefern. Ein Name, der alles und jeden in Schockstarre verfallen lässt, ist dieser Superkiller doch aktuell auf einem blindwütigen und brutalen Rachetrip. Darum weiß auch keiner, wo sich dieser Kerl eigentlich aufhält. Schnell wird dem Kurier klar, dass man ihn und seine spezielle Menschenauffindfähigkeit benutzt, um Evil aufzuspüren. Und wirklich, der Auftraggeber entpuppt sich flott als FBI Agent. Und damit nicht genug, auch andere Parteien verfolgen jeden Schritt des Kuriers …
„The Courier“ einzuordnen, fällt ziemlich schwer. Irgendwo zwischen belanglosem Thriller und Tarantino Wannabe mit pseudokluger Handlung verzettelt sich der Streifen gnadenlos in einem heil- und lange Zeit ziellosen MacGuffin Gewirr. MacGuffin Figuren hetzen hinter MacGuffin Gegenständen her, die andere MacGuffin Figuren unbedingt in die Hände bekommen wollen. Damit verknüpft ist die Tatsache, dass so gut wie keine Figur irgendwie mit einem Charakter angereichert wird, der über Stereotypen wie schweigsamer Einzelgänger und leicht irre wirkender Bösewicht hinausgehen. Das hat mit zunehmender Laufzeit verheerende Folgen für den Spannungsbogen, der spätestens ab Minute 30 gar nicht mehr vorhanden zu sein scheint, weshalb „The Courier“ teils auch sehr unpointiert vor sich hinplätschert, was durch einige Logikpatzer noch verschärft wird.
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Und so sind es dann nur einige etwas schrägere Momente, die „The Courier“ wenigstens ansatzweise über die Runden retten. Zu erwähnen sei das sehr tarantinoeske Killerpärchen, das den Kurier einerseits mit einer Knoblauchpresse!!! foltert, um ihm gleichzeitig genau mitzuteilen, warum man genau jetzt macht, was man macht, nur um kurz darauf über die Abwesenheit von Thymian in einem Gericht zu sinnieren. Gegeben werden die beiden von einem leider lustlos wirkenden Miguel Ferrer und einer etwas präsenteren, nichtsdestotrotz verschenkten Lili Taylor. Andere Figuren leiden an ähnlichen Problemen wie die beiden Killer: sie haben einen oder zwei coole Momente, sind einem aber herzlich egal, weil man eben nichts über sie erfährt. Sei es der schräge Moment, wo einem Til Schweiger als FBI Agent serviert wird, oder die letzten Szenen um den sonst nur von hinten gefilmten Mickey Rourke, den man in einen Elvis Anzug steckt und eine eigenwillige Nachahmerperformance abliefern lässt. Rourke wirkt allerdings – wie auch Schweiger – leicht angeödet von dem Film. Dafür hat zumindest Jeffrey Dean Morgan als Kurier einige nett kraftvolle Momente abbekommen, nur um kurz darauf in eine seltsam gelangweilte Routine zu verfallen. So wird ihn Hollywood trotz starker Auftritte in „The Losers“ oder „Watchmen“ eher nicht als Mann der Tat für sich entdecken. Flankiert wird er von sexy Josie Ho, die aber niemals im Film ankommt und deren Kuschelmuschelbeziehung zum Kurier auch eher drehbuchtechnische Behauptung denn nachvollziehbare Entwicklung darstellt.
Leider bleibt „The Courier“ auch in vielen anderen Sparten eher blass. Aus reizvollen Settings wie Las Vegas und New Orleans macht der Film überhaupt nichts! Er ist optisch gediegen, ruhig und ja, langweilig umgesetzt. In seinen meisten Szenen wirkt er vollkommen wie ein reinrassiges DTV Produkt. Im Grunde genommen machen nur die Einstiegsbilder um die Achterbahn wirklich Laune, doch passen sie in ihrer Over the Top Anlage überhaupt nicht zum Rest des Filmes. Ach, es ist schon ein Kreuz mit diesem Film. Und actiontechnisch sollte man sich trotz Coverversprechens, einen Action-Thriller zu sehen zu bekommen, nicht täuschen lassen. Jeffrey Dean Morgan hat eine sehr coole Keilerei gleich zu Beginn des Filmes und das war es dann auch schon. Eine kurze Zufußverfolgungsjagd bringt zwar kurzzeitig etwas Tempo ins Spiel, verpufft aber recht schnell und bleibt bis auf eine blutige Nase folgenlos. Der Rest der „Action“ besteht aus statischen Gelaber-und-Bäddie-fängt-sich-eine-Kugel Momenten. Hier hätte man wirklich ein wenig mehr auf die Tube drücken können.
Am Schluss erlaubt sich „The Courier“, der eh nicht viel zu erzählen hat, auch noch ein extrem offenes Ende, bei dem man sich als Zuschauer entweder komplett verarscht vorkommt oder bei dem einen dann vollends das Gefühl beschleicht, hier nur einen Piloten einer nachfolgenden Serie gesehen zu haben. Eine Serie, die allerdings nicht wirklich eine Chance hätte, im Quotenkampf zu bestehen. Blöd auch, dass sich mangels Verdächtiger recht schnell ein Verdacht aufbaut, wer wirklich hinter Evil Sivle (und hey, wie witzig, lest das mal rückwärts!) steckt und auch wenn die Auflösung halbwegs nett konstruiert wurde, fühlt sie sich leider aber auch genauso an – konstruiert. Hanebüchen würde vermutlich so mancher dazu sagen. Was bleibt, ist der seltsam uninspirierte Versuch, „The Transporter“ mit „Angel Heart“ zu kreuzen. Doch im Vergleich zu ersterem Streifen nimmt sich „The Courier“ viel zu ernst und hat keinerlei Schauwerte zu bieten, während im Vergleich zu „Angel Heart“ schon die wichtigste Grundzutat fehlt: eine dichte Atmosphäre. Von engagierten Darstellern, starken Figuren und einer ausgefeilten Story fange ich hier gar nicht erst an. So bleiben da nicht mehr als ein zwei gelungene Szenen und das war es dann auch schon.
Die deutsche DVD/Blu Ray kommt von Constantin Film, geht technisch mehr als in Ordnung und ist mit einer FSK 18 uncut.
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