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The Creeps

Originaltitel: The Creeps__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Charles Band__Darsteller: Rhonda Griffin, Justin Lauer, Bill Moynihan, Kristin Norton, Jon Simanton, Joe Smith, Thomas Wellington, Phil Fondacaro
J.W. Perra, Andrea Harper u.a.

The Creeps

The Creeps

Das Cover von “The Creeps”

Buchstaben? Sätze? Kapitel gar? Und dann auch noch gesammelt auf mehreren hundert Seiten? Igitt! Bücher sind Böhmische Dörfer für manch einen, der von vornherein lieber auf die Verfilmung wartet. Ganz anders hingegen klingt da schon das Credo des gemeinen Bücherwurms: Keine Verfilmung, egal wie gut sie ist, reicht je an die Größe seiner Romanvorlage heran.

In Charles Bands „The Creeps“ wird das mit der Größe wortwörtlich genommen, denn hier werden vier weltberühmte Figuren der klassischen Horrorliteratur – Frankenstein, der Wolfsmensch, die Mumie und Dracula – als kleinwüchsige Miniaturausgaben der gefürchteten Originale in die filmische Realität gesogen. Als wolle Band sich einen Scherz mit sich selbst erlauben und sagen: Wenn wir schon an den Klassikern scheitern, dann doch bitte mit reichlich Selbstironie. Wenn man es sich recht überlegt, ist das für eine mittellose Horrorkomödie vom Fließband eine ziemlich geschickte Strategie, wohnt ihr doch die durchaus faszinierende Grundidee inne, dass beim Vorgang des Kopierens, Übersetzens oder Adaptierens immer etwas verloren geht. Und sei es nur die Körpergröße.

Auf erstaunlich reflektierte Art spielt die Full-Moon-Produktion also zwei Medien gegeneinander aus, die zur Entstehungszeit im Jahr 1997 vielleicht noch etwas mehr auf Augenhöhe standen als heute. Fast die gesamte Handlung spielt sich entweder in einer Bibliothek ab, in einer Videothek oder im Labor eines wahnsinnigen Wissenschaftlers, welches man als eine Art Dimensionsportal zwischen dem gedruckten Wort und dem bewegten Bild betrachten könnte. Das Buch wird auf übertriebene Weise als heilige Kuh inszeniert und stets mit Samthandschuhen aus Metallschatullen gezogen; die Erstausgabe von „Frankenstein“ lässt einen Bibliotheksbesucher unter seiner Schutzmaske regelrecht hyperventilieren, während die Bibliothekarin in einer denkwürdigen Szene mit der Erstausgabe von „Jane Eyre“ sogar fast Sex hat. Auf der anderen Seite sehen wir eine schlampig geführte Videothek, in der Filme als Massenware an die Kundschaft ausgehändigt werden. Ein Kunde freut sich noch, dass „Der Pianist“ vergriffen ist und er ihn nicht seiner Ehefrau mitbringen muss; gerne nimmt er dafür einen stumpfsinnigen Actionfilm mit. Kunstverachtung vom Allerfeinsten. Der großmäulige Videothekenangestellte, obgleich großer Filmfan, hängt auch nicht gerade an seinem Erstjob: Denn im Hinterzimmer, da frönt er seiner wahren Leidenschaft, der Arbeit als Privatermittler.

Weil der naiven neuen Mitarbeiterin der Bibliothek zwischenzeitlich die kostbare Frankenstein-Ausgabe vor ihren Augen gestohlen wurde, kommt nun zusammen, was zusammen gehört: Die Naive und das Großmaul. Drehbuchautor Neal Marshall Stevens hängt dem klassischen Horror-Stoff also noch eine Note Detective Noir an. Warum nicht, denn sonderlich furchterregend ist die Posse um geschrumpfte Geschöpfe der Nacht mit Wachstumsambitionen ohnehin keine Sekunde.

Schaut in den Trailer zu “The Creeps”

httpv://www.youtube.com/watch?v=rGJSzvUwypc

Hochgradig albern dafür umso mehr. Vor allem zwischen der Hauptdarstellerin und ihrem redseligen Begleiter entwickelt sich ein flach gespieltes Tennis der dummen Kommentare. Rhonda Griffin spielt dabei mit einer Trockenheit, die fast schon den Verdacht aufkommen lässt, dass sie gar nicht schauspielert, sondern die unterforderte Schauspielerin darstellt, als die sie sich gerade fühlt. Ob ihre durchaus vorhandene Schlagfertigkeit sie in der Filmhandlung weiterbringt, scheint sie kaum zu interessieren. Justin Lauer begegnet ihr auf dem gleichen Niveau und strengt sich nicht sonderlich an, um die Bälle zurückzuspielen. Es entwickelt sich ein äußerst eigenartiger Humor, der von erstaunlicher Faulheit geprägt ist. Bill Moynihan als Mad Scientist und Kristin Norton als Kampflesbe fügen sich gleichermaßen in ihre Klischees und bestätigen zusätzlich den trockenen Klamauk, der hier als Comedy-Linie gefahren wird. In Ansätzen fühlt man sich dabei an „Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“ erinnert, jedoch spielt Band nicht ganz so geschickt mit Vorurteilen und vermag auch nicht gleichermaßen unterhaltsame Comic Reliefs zu liefern. In Abwesenheit von solch schillernden Figuren wie „Bunny“ aus dem Avocado-Wald ist es eben etwas problematischer, die humoristische Wellenlänge des Films zu finden, wenngleich nicht unmöglich.

Dass sich auf der anderen Seite vier kleinwüchsige Darsteller in den Rollen der Monster finden, daran haben erwartungsgemäß bereits Kritiker Anstoß genommen. In gewisser Weise ist das schon nachvollziehbar. Abverlangt wird ihnen jedenfalls nicht allzu viel und ein Übermaß an Würde wird ihnen auch nicht eingeräumt. Jon Simanton („Der Turbo Power Rangers Film“, „King of Queens“) muss als Wolfsmensch (der eigentlich eher wie ein hässlicher Leprechaun aussieht) im Grunde wenig mehr tun als zähnefletschend auf die Kameralinse zu sabbern, um die 3D-Vermarktung des Films mit einem der wenigen Pop-Out-Effekte zu rechtfertigen. Thomas Wellington (Frankenstein) und Joe Smith (die Mumie), die nie etwas anderes gedreht haben als diesen Film, taumeln bloß mit ausgestreckten Armen durch die Gänge und sehen einfach niedlich aus. Dialogtext verlangt man keinem der Drei ab, wenn man vom Knurren und Stöhnen mal absieht. Dass die Degradierung zur grunzenden Kreatur allerdings nicht das Geringste mit der Körperstatur zu tun hat, sondern vielmehr mit den verkörperten Monstern, sieht man an Phil Fondacaro („Willow“, „Land of the Dead“). Dessen Dracula ist der Vorlage gemäß eine dominante, einnehmende Persönlichkeit, die schon bald alle Fäden in die Hand nimmt und sich zum Highlight entwickelt.

Der starken Grundprämisse und dem bunten Cast kann Charles Band mit seiner Regie allerdings keine ebenbürtig spannende Plattform bieten. Trotz der gut ausgewählten Sets mag einfach keine Atmosphäre aufkommen. Die im visuellen Bereich demonstrierte Einfallslosigkeit ist erdrückend, von Blut, Spannung oder hervorstechenden Spezialeffekten muss man gar nicht erst anfangen. Da hätte es sich doch besonders angeboten, die speziellen Eigenschaften der Mitläufer Frankenstein, Werwolf und Mumie noch weiter auszuarbeiten. „Demonic Toys“, der nach einer ähnlichen Formel funktioniert, hat das mit Roboter, Baby, Wer-Bär und Jack-in-the-Box ein wenig besser hinbekommen.

Die guten Ansätze bleiben damit in der Knospe verschlossen. „The Creeps“ lebt von seiner einfallsreichen Grundidee und von seinem eigenartigen Humor. In der Umsetzung dagegen hapert es an vielen Ecken und Enden. Eine schnell nachgereichte Fortsetzung wäre vielleicht gar keine so dumme Idee gewesen, hätte sich dadurch doch die Gelegenheit geboten, einige konzeptionelle Verbesserungen vorzunehmen, um das Potenzial besser auszureizen (oder anders ausgedrückt: Die Freaks von der Leine zu lassen). Da das aber nie geschehen ist, bleiben die Hosentaschenmonster ein unauffälliges Gewächs irgendwo im Schatten des Vollmonds.

4 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “The Creeps”

The Creeps

“The Creeps” erscheint als Nr.3 der Reihe “Full Moon Classic Selection” im Scanavo-Keep-Case mit Wendecover.

Wicked-Vision veröffentlichen „The Creeps“ als Nr. 3 ihrer neu ins Leben gerufenen „Full Moon Classic Selection“, die den hauseigenen Bestand an Full-Moon-Releases schnell und unkompliziert aufstocken soll. Einstmals in Deutschland als „Evil Creatures – Die unglaublichen Untoten“ (VHS, United Video) und „Evil Zombies“ (DVD, Savoy Film) vermarktet, handelt es sich hierzulande um eine Blu-ray-Premiere.

Das Scanavo-Plastikgehäuse ist nach „Dollman“ und „Kannibalinnen im Avocado-Dschungel des Todes“ natürlich keine Überraschung mehr, ebenso wenig wie das Design. Das Cover ist in einen silbernen Rahmen gefasst und wird von einer Optik mit Lederstruktur umspielt, während der Filmtitel in metallischen Lettern darüber abgebildet ist. Wer das gerahmte Motiv nicht mag, darf auch zum Cover-Wender mutieren und bekommt auf der Rückseite das gleiche Motiv über die komplette Fläche verteilt mit alternativer Schriftart und dem Zusatztitel „Deformed Monsters“, der zum Beispiel auch schon auf der englischen Blu-ray von 88 Films verwendet wurde.

Im Inneren wartet die nackte Disc; Booklets bleiben dann doch vorwiegend eine Exklusivität der Mediabooks. Der Film wird im Breitwandformat 2,35:1 präsentiert. Es handelt sich um ein insgesamt recht dunkles Bild, das die Schatten in Gesichtern und auf anderen Flächen sehr stark hervortreten lässt. Je nach Szene kann es auch mal zu stärkeren Verschmutzungen kommen, die in Form weißer Punkte mal mehr, mal weniger ausgeprägt über den Bildschirm wuseln. Davon abgesehen ist das Bild aber sehr ruhig und von angemessener Schärfe.
Der Ton ist anwählbar in Deutsch und Englisch (jeweils DTS-HD Master Audio 2.0) und macht einen sehr ausgewogenen Eindruck dank einer hohen Verständlichkeit der Dialoge und einem geringen Maß an Störquellen.

Als dritte Tonspur kann man einen Audiokommentar von Marco Erdmann anwählen, der bereits auf der zeitgleich veröffentlichten Blu-ray zu „Demonic Toys“ sein fachkundiges Full-Moon-Wissen austesten konnte und auch diesmal nicht mit reichhaltigem Background geizt. Der Kommentar verhilft dieser Edition nicht nur ein wenig Exklusivität, sondern auch zu einer interessanten filmhistorischen Perspektive, die den Video-Extras fehlt. Neben dem Filmtrailer findet man dort noch eine weitere Ausgabe der Making-Of-Reihe „Videozone“ (ca. 23 Min.). Präsentiert von Charles Band persönlich, bekommt man erneut einen Einblick in die Dreharbeiten, gemischt mit Auszügen aus Darsteller-Interviews. Da das Making Of so alt ist wie der eigentliche Film, lässt es sich nicht einfach nur als Info-Material konsumieren, sondern versprüht auch einen ganz eigenen Retro-Charme, der noch einmal vor Augen führt, dass Filme früher noch ein wenig anders gedreht wurden als heute.

Wer besonders schnell war und im Label-Shop geordert hat, konnte noch eine limitierte Trading-Card abstauben. Da der Film aber bereits seit drei Monaten in den Händlerregalen steht, könnten die Karten bereits vergriffen sein. Die Blu-ray hingegen sollte weiterhin problemlos bei den üblichen Händlern erwerbbar sein.

Bildergalerie von “The Creeps”

(Kein Original-Bildmaterial der Veröffentlichung!)

The Creeps

Die Kreaturen überprüfen ihre Gefangene auf Jungfräulichkeit. Die Nadel im Heuhaufen zu finden ist einfacher.

The Creeps

David (Justin Lauer) ist ein Multitasking-Talent: Während er die Kunden seiner Videothek bedient, berät er als Privatschnüffler eine Klientin (Rhonda Griffin).

The Creeps

Männer, bringt eure Bierflaschen in Sicherheit: Die Walküre stimmt an!

The Creeps

Stars googeln sich heute bequem per Mausklick, Frankenstein und die Mumie mussten dafür schon die Bibliothek aufsuchen.

The Creeps

Sie wurden soeben geblitzdingst.

The Creeps

Bücher sind nicht nur zum Lesen da.

Bill Moynihan im Charles Band Film

Dr. Berber (Bill Moynihan) verliert langsam die Kontrolle über die Dämonen, die er schuf.

Mini-Man

Hmmm… rosa Donut.

Sascha Ganser (Vince)

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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja (Wicked Vision 2019 / ’84 Entertainment 2017) / Ja (X-Rated 2003 / ’84 Entertainment 2013)

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