Originaltitel: The Dark and the Wicked__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Bryan Bertino__Darsteller: Marin Ireland, Michael Abbott Jr., Xander Berkeley, Lynn Andrews, Julie Oliver-Touchstone, Tom Nowicki, Ella Ballentine, Mel Cowan, Mindy Raymond u.a. |
2008 legte Bryan Bertino mit seinem Regiedebüt „The Strangers“ ein Werk vor, das viele Horrorfans aufhorchen ließ und gut genug performte, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Bei dieser führte er selbst nicht mehr Regie, steuerte aber das Drehbuch bei. Seine eigenen Regie-Arbeiten („Play – Tödliches Spiel“ und „The Monster“) wurden zwar von der Kritik wohlwollend aufgenommen, vermochten aber finanziell nichts zu reißen. „The Dark and the Wicked“ heißt nun sein neuester Streifen und ihm ist sogar ein Kinorun vergönnt.
In diesem reisen Michael und Louise zur Farm ihrer Eltern. Sie wollen der Mutter beistehen, die den Vater der beiden Geschwister pflegt. Der liegt todkrank im Bett und hat nur noch kurze Zeit zu leben. Doch Michael und Louise merken schnell, dass sie nicht erwünscht sind. Ihre Mutter verhält sich ihnen gegenüber sehr merkwürdig und äußert mehrfach den Wunsch, dass sie wieder verschwinden mögen.
Einen Tag später erhängt sich die Mutter im Ziegenstall der Farm und ihre beiden Kinder können sich keinerlei Reim auf diesen Schock machen. Da findet Michael in den Habseligkeiten der Mutter ein Tagebuch und muss mit seiner Schwester besorgniserregende Einträge lesen. Alles dreht sich um eine finstere Präsenz. Danach scheint es, als sei ein Schalter umgelegt, denn die in dem Tagebuch erwähnte Präsenz wird in den Folgetagen immer aggressiver und nimmt die Geschwister ins Ziel ihres unheiligen Wirkens.
Schaut in den Horrorfilm von Bryan Bertino hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=nhw0h6kb7rk
Die abweisende Mutter, die wenig kommunikativen Kinder, die erdig braunen Bilder und der drückende, eigenwillige Score etablieren direkt zu Beginn von „The Dark and the Wicked“ eine sehr schwermütige Atmosphäre. Parallel dazu baut der Regisseur langsam und mit Bedacht das große Mysterium seines Filmes auf.
Seine eigentliche Geschichte unterteilt er dafür in Kapitel, die mit den Tagen einer Woche betitelt sind. Im Laufe dieser Woche zieht Bertino dann erwartungsgemäß immer mehr an. Auf anfängliches Unbehagen folgt ein erster Großschock, bevor dann eher subtiler Horror der Marke „Licht an, Licht aus“, ein unvermutet klingelndes Telefon und nächtliches Wolfsgeheul übernehmen. Das ist in Verbindung mit der etablierten Schwermütigkeit angenehm creepy und sorgt für wohliges Gruseln.
Doch je mehr die Präsenz anzieht und umso konkreter Bertino in der Ausgestaltung des Schreckens auf der Familienfarm wird, umso mehr verliert „The Dark and the Wicked“ den Zuschauer. Die immer zahlreicher aufploppenden Schreckensszenarios sind leider altbekannt und Bertino findet keinen Dreh, ihnen etwas Neues mitzugeben.
Zumindest kann man Bertino bescheinigen, dass die gegen Ende gefühlt pausenlos auf Michael und Louise einstürzenden Ereignisse mehr und mehr zu verstören wissen und ein gewisses Terrorgefühl aufkommen lassen. Und obschon man mit den Figuren leider nicht mitfühlt, auch weil Bertino sie nicht wirklich sonderlich lebendig zu zeichnen vermag, will man schon wissen, wie „The Dark and the Wicked“ ausgehen wird.
Eine angenehme Grundspannung kann man dem Film also definitiv nicht absprechen. Dass er auf billige Jump Scares verzichtet, rechnet man ihm ohnehin hoch an. Zumal Bertino beispielsweise bei der grandios aufgebauten „Licht an, Licht aus“-Szene beweist, dass eine solche Szene nicht mit einem Schock enden muss und einem trotzdem die Nackenhaare zu Berge stehen können.
Das insgesamt wenig gelungene Finale ist aber trotzdem unentschuldbar. Die Darsteller zumindest können dafür nichts. Die machen, von der nur ab und an etwas zu emotional aufspielenden Marin Ireland (Louise) abgesehen, einen durchweg guten Job. Mit Xander Berkeley („Pakt der Rache“) ist auch ein bekannteres Gesicht im Cast zu verzeichnen. Und der Mime mit der Reibeisenstimme hat großen Spaß an seiner schön seltsam angelegten Rolle.
In technischer Hinsicht dominieren die bereits erwähnten durchweg braunstichigen Bilder, die in langen und ruhigen Einstellungen zelebriert werden. Als Schauplatz fungierte Bertinos Familienfarm und der Regisseur findet ausreichend Wege, den Ort des Geschehens nicht eintönig werden zu lassen. Etwas misslungen sind die wenigen, größtenteils überflüssigen CGI-Effekte um Krabbeltierchen. Viel zum wohligen Grusel trägt dafür der eigensinnige Score von Tom Schraeder bei. Und obschon der Film nicht sonderlich blutrünstig geraten ist, hat er die eine oder andere handgemachte Effektszene zu bieten. Bis auf eine seltsam ausschauende Szenenfolge um abgeschnittene Finger wurde hier gute Arbeit geleistet.
„The Dark and the Wicked“ ist solides Horror-Entertainment
Was am Ende bleibt, ist ein Horrorfilm, dem nach einem gelungenen, atmosphärisch ungeheuer dichten Einstieg ein wenig die Ideen auszugehen scheinen. Mehr und mehr biegt Bertino bei seinem vierten Spielfilm auf allzu vertraute Pfade ab und schafft es irgendwann nicht mehr, den Zuschauer vollends mitzunehmen und zu packen. Letzterer bemerkt zwar, dass vor allem die Terrorschraube immer mehr anzieht und die Hauptfiguren gar nicht mehr zur Ruhe kommen, da selbige einem aber reichlich egal sind, bleibt es am Ende bei einem Schulterzucken und der Erkenntnis, dass man soeben solider Genrekost beigewohnt hat. Nicht mehr, nicht weniger.
„The Dark and the Wicked“ ist ab dem 14. April 2022 in den deutschen Kinos zu sehen. Der Film kommt von Indeed Film, die FSK listet noch keine Freigabe, aber eine FSK 16 wäre absolut passig.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Indeed Film__Freigabe: ???__Geschnitten: ???__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 14. April 2022 in deutschen Kinos |