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The Doorman – Tödlicher Empfang

Originaltitel: The Doorman__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Ryûhei Kitamura__Darsteller: Ruby Rose, Jean Reno, Louis Mandylor, Rupert Evans, Aksel Hennie, David Sakurai, Andreea Vasile, Philip Whitchurch, Jo Marr, Dan Cade, Julian Feder, Hideaki Itô u.a.
The Doorman

Unter der Regie von Ryuhei Kitamura kämpft Ruby Rose in “The Doorman” auf den Spuren von Bruce Willis gegen Gangster

Ryuhei Kitamura bedient die unterschiedlichsten Genres, darunter durchgeknallte Splatter-Action („Versus“) und Kaiju-Filme („Godzilla: Final Wars“), Jidaigeki-Gemetzel („Azumi“) und Clive-Barker-Horror („Midnight Meat Train“). Mit „The Doorman“ kommt nun also sein Beitrag zum One-Man-Army-Genre, oder besser gesagt: One-Woman-Army.

Dabei handelt es sich um die Soldatin Ali (Ruby Rose), die schon in der Auftaktszene ihr Können beweisen muss, als sie als Personenschützerin einer Botschafterin und deren Tochter eingeteilt wird. Während ihre Kollegen nach und nach fallen, schaltet Ali die Reste des Feindeshorde aus – muss jedoch mitansehen wie es ihre Schützlinge dennoch erwischt. Auftaktaction plus persönliches Trauma, das kennt man aus Genrereißern von „Cliffhanger“ bis „Olympus Has Fallen“, aber Kitamura lässt es ordentlich rummsen, wenn die Übelwichte dem Konvoi mit Raketenwerfern und Sturmgewehren zu Leibe rücken.

Nach dieser Erfahrung scheidet Ali aus dem Dienst aus, erhält über ihren Onkel Pat (Philip Whitchurch) jedoch einen Job als Portier bei einem Apartmenthaus. Schon am ersten Arbeitstag erfährt sie ein Detail, welches Pat ihr verborgen hat: Auch Jon (Rupert Evans), der Mann ihrer verstorbenen Schwester, hat eine Wohnung in dem Gebäude. Eigentlich ist das Verhältnis zwischen den beiden angespannt, doch Ali will es kitten und lässt sich zum Feiertagsabendessen mit Jon und seinen Kindern Max (Julian Feder) und Lily (Kíla Lord Cassidy) überreden, als die meisten Bewohner wegen Renovierungsarbeiten außer Haus sind. Zum schwierigen Verhältnis von Ali und Jon gibt es im Laufe des Films weitere Enthüllungen, die wohl für Drama sorgen sollen, aber wirken wie aus einer drittklassigen Seifenoper.

Allerdings will auch eine Gangsterbande um den Anführer Victor Dubois (Jean Reno) und Alis Portier-Kollegen Borz (Aksel Hennie) die Leere des Gebäudes nutzen, um nach dort angeblich versteckten Kunstwerken zu suchen. Als Ali darauf aufmerksam wird und die Familie in Gefahr gerät, startet die erfahrene Soldatin einen Privatkrieg gegen die Schurken…

httpv://www.youtube.com/watch?v=hPc7bQ1d7Lo

Nach „Force of Nature“ und „The 2nd“ ist „The Doorman“ eine weitere eher klein skalierte „Stirb langsam“-Variante in kurzer Zeit, in denen die Helden in fast menschenleeren Gebäuden gegen eine Gangstertruppe kämpfen. Mit dem Mel-Gibson-Vehikel teilt man sich sogar das Beuteziel der Übelwichte und die Folter an jenen ehemaligen Weggefährten, welche die Kunstwerke versteckt haben sollen. „The Doorman“ scheint sich aber nicht ganz entscheiden zu können nach welchem John die Abenteuer von Protagonistin Ali nun gestrickt sein sollen: McClane oder Wick? So gibt es viele Szenen, in denen sie der üblichen „Die Hard“-Routine folgt, Katz und Maus mit den Gangstern spielt und manches sogar eins zu eins John McTiernans Klassiker übernimmt (etwa das Auslösen eines Feueralarms, um Hilfe zu holen). Doch während Ali in diesen Momenten dann vor ein oder zwei Gegnern wegläuft und diese bestenfalls aus dem Hinterhalt attackiert, gibt es dann Passagen, in denen sie sich im „John Wick“-Stil durch größere Gegnermengen prügelt. Das Drehbuch von Lior Chefetz („Sky Raiders“) und Joe Swanson („Hamburger High“) versucht es zwar so hinzudrehen, dass Ali in diesen Szenen in die Ecke gedrängt wird und gar nicht anders kann, uneinheitlich wirkt der Film dadurch trotzdem.

The Doorman

Ex-Soldatin Ali (Ruby Rose) legt sich mit den Schurken an, zu denen auch ihr Kollege Borz (Aksel Hennie) gehört

Hinzu kommt, dass das Script auch sonst nicht so ganz durchdacht ist und mit Logicklücken sowie unnachvollziehbar doofem Figurenverhalten aufwartet. Etwa wenn Max um die Gefährlichkeit der Schurken weiß, aber in einem Versteck dann doch nicht auf einen Wutanfall inklusive lautem Schreien verzichten kann, der die Killer auf seine und Alis Fährte führt. Die Hintergrundstorys von Ali, Jon und Victor werden alle angerissen, aber nie mit Leben oder Glaubwürdigkeit gefüllt, sodass sie eher wie Füllmaterial in diesem eher actionarmen Actionfilm wirken. Nun bot auch der erste „Stirb langsam“ eine eher geringe Gegnermenge für seinen Helden auf, verstand sich dafür aber vortrefflich auf einen Spannungsbogen, schweißtreibende Passagen wie die Luftschlachtkletterei und einen exzellenten Nervenkrieg zwischen Einzelkämpfer und Hausbesetzern – alles Dinge, die „The Doorman“ leider weitestgehend abgehen. So kommt Kitamuras Film nur selten die Pötte und kann die „Die Hard“-Routine kaum mit Leben oder eigenen Ideen füllen, da einfach zu viel aus dem großen Vorbild abgepaust ist.

Und dann ist da noch die Action. Die tritt eher sporadisch auf, da es für Ali nicht so viel zum Umlegen gibt, hat aber immerhin ein paar nette Choreographien parat, wenn etwa an einem Stromkabel hängend gekämpft wird. Auch Kitamuras Faible für derbe Szenen schlägt durch, wenn Schurken durch Stromschläge geröstet, blutig erschossen oder mit dem Messer filetiert werden. Eigentlich alles schön und gut, doch der Schnitt durch Matthew Willard („Men in Black: International“) geht leider öfters mal in die Bourne-gewollt-und-nicht-gekonnt-Richtung, welche Dynamik aus den Fights und Shoot-Outs nimmt und für Übersichtsverlust sorgt. Das ist schade, denn an sich hat der Mix aus Nahkampfeinlagen und Schusswechseln, gern im fließenden Übergang Marke „John Wick“, eigentlich Schmackes, der unschön durch die Montage geschmälert wird.

The Doorman

Victor Dubois (Jean Reno) führt die mörderischen Übeltäter an

Ruby Rose hatte sich mit Rollen in Filmen wie „Resident Evil: The Final Chapter“, „John Wick 2“ und „xXx: The Return of Xander Cage“ schon im Actionfach versucht, ist körperlich auch ganz fit, versagt aber weitestgehend in Sachen Schauspiel. Die vom eigenen Versagen und der komplizierten Familiengeschichte gebeutelte Soldatin nimmt ihr keinen Moment ab, sie wirkt eher wie eine Poserin, die auf den nächsten Actioneinsatz wartet. Vom Drehbuch kriegt sie allerdings auch kaum Hilfe, das ihre Figur den Tod des eigenen Onkels fast kommentarlos hinnehmen lässt – wer weiß, ob die ursprünglich als Hauptdarstellerin geplante Katie Holmes da wirklich bessere Karten gehabt hätte. Rupert Evans („Hellboy“) wirkt auch eher blass, sodass es nur bei den Schurken Lichtblicke gibt. Jean Reno („Cold Blood Legacy“) spult seinen Oberbösewicht eher routiniert herunter, aber selbst Routine hat bei Reno immer noch eine gewisse Klasse, während Louis Mandylor („The Brave“) als Safeknacker und Aksel Hennie („The Cloverfield Paradox“) als wieseliger Portier-Verräter mit Elan dabei sind und so für Freude sorgen.

Doch ein paar gut aufgelegte Schurkendarsteller, eine schicke Location und gelungene Fight-Choreographie durch den erfahrenen Stunt Coordinator Simon Rhee („Best of the Best 3 – No Turning Back“) können bei „The Doorman“ nur graduell etwas retten. Die „Die Hard“-Routine wird ohne große Finessen oder neue Ideen dargeboten, der Schnitt hakelt teilweise in den eher dünn gesäten Actionszenen, Ruby Rose taugt eher mäßig in der Hauptrolle und das Drehbuch hast diverse Macken – angesichts des Potentials, gerade hinter der Kamera, schon eine ziemliche Enttäuschung.

Splendid/WVG bringt „The Doorman” ab 27. November in Deutschland auf DVD und Blu-Ray heraus. Der Film wurde ab 16 Jahren freigegeben, als Extras gibt es Behind-the-Scenes-Material.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid/WVG__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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