Originaltitel: The Flood__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Brandon Slagle__Darsteller: Casper Van Dien, Nicky Whelan, Louis Mandylor, Randy Wayne, Devanny Pinn, Ryan Francis, Mike Ferguson, Kim DeLonghi, Eoin O’Brien, Alex Farnham u.a. |
Wenn der digitale Regen fällt, die digitale Flut steigt und ein animierter Digital-Alligator seine digitalen Opfer derart zerlegt, dass das digitale Blut nur so spritzt, ist es an der Zeit für ein zünftiges B-Creature-Feature. Dieses heißt „The Flood“ und erzählt von einem Hurrikan in Louisiana. Der veranlasst einen Gefangenentransport in einem kleinen Kaff zu halten und dort nach sicherem Unterschlupf zu suchen.
Dazu wird das Revier von Sheriff Jo Newman auserkoren. Die taff patente Frau gewährt den Polizisten und insgesamt fünf Schwerverbrechern Unterkunft in ihrem absaufenden Sheriff’s Department. Doch je mehr draußen die Flut steigt, steigt sie auch in dem Gebäude. Da die Nerven zu behalten, fällt schwer. Zumal die Gefangenen eine Möglichkeit zur Flucht wittern.
Da wird es plötzlich noch unübersichtlicher. Söldner dringen in das Polizeirevier ein und wollen einen Polizistenmörder herausholen. Gleichzeitig sind auch ein paar sehr hungrige Alligatoren in das Gebäude gelangt und machen Jagd auf die menschlichen Snacks.
Schaut in den Horrorfilm hinein
Creature Feature auf „Crawl“-Spuren mit Casper Van Dien
Der für zwei Millionen Dollar zu weiten Teilen in Thailand gedrehte „The Flood“ reißt in Sachen Storytelling keine Bäume aus. Vor allem Alexandre Ajas „Crawl“ scheint aufgrund des begrenzten Settings und den darin jagenden, blutrünstigen Kreaturen häufiger durch. Und aufgrund des Polizeistation-Settings denkt man auch an „Assault on Precinct 13“. Ohne dass die Qualitäten der Klassiker und vor allem deren Spannungsniveaus jemals erreicht würden. Dazu sind einem die Figuren rundweg viel zu egal und funktionieren die Alligatoren viel zu wenig.
Auch will die Ausweglosigkeit der Situation nie so recht greifen. Man versteht beispielsweise nie, warum es keine Option darstellt, das mit Wasser voll laufende Gebäude zu verlassen. Sinnlose Nebenplots um die seltsam harmlosen Schwerverbrecher helfen auch nicht zwingend dabei, eine spannendere Atmosphäre herauf zu beschwören. Abgeschmackte Klischees, etwa spurlos verschwindende Mitstreiter, um die sich niemand eine Raste macht, helfen ebenfalls nicht beim Spannungsaufbau.
Im Gegensatz etwa zu einem Creature-Feature von The Asylum oder SyFy achtete Regisseur Brandon Slagle („Battle for Saipan“) zumindest auf ein ordentliches Tempo. Es gibt zwar trotzdem ein paar seltsame Szenen, bei denen man sich als Zuschauer fragt, was die Leute da gerade warum machen, insgesamt wird es aber nie zu dröge oder gar langatmig.
Wie bereits angedeutet, machen die tierischen Helden nicht viel her. Es gibt nicht ein einziges echtes Exemplar in „The Flood“ zu sehen. Alle Alligatoren stammen rundweg aus dem Rechner. Genauso ihre Attacken und die Folgen. Da spritzt das Digitalblut im hohen Bogen – freilich auch auf die Kamera. Und da die Macher vermutlich noch nie einen Alligator in freier Wildbahn erlebt haben, können die Alligatoren in „The Flood“ teils erstaunliche Sachen.
Sehr oft fragt man sich beispielsweise, von wo ein bestimmter Alligator jetzt eigentlich gerade in der Mitte des Raumes aufgetaucht sein könnte. Zudem wird Hauptfigur Jo in einer Szene ausschließlich von einem Alligator angegriffen, sie fabuliert hernach aber von zweien – echte Klonmaster, diese Alligatoren. Zudem staunt man häufiger, wie die doch recht groß dimensionierten Reptilien in teils nur knietiefem Wasser spektakulär manövrieren und pfeilschnell aus dem Wasser schießen können. Alles nicht sonderlich logisch also. Krass auch, was für irre dynamische Todesrollen sie in vollkommen trockener Umgebung hinlegen können. Ist das physikalisch überhaupt möglich?
Apropos möglich: In „The Flood“ ist es möglich, dass es rund um das Revier in Strömen regnet, während im Inneren alles schön sonnig ausgeleuchtet ist und kein Regen gegen die Fenster trommelt. Man hört ihn nicht einmal. In anderen Szenen ist es draußen finstere Nacht, in den Innenräumen ist es derweil taghell. Und Sträflinge, die bei Tageslicht aus ihrem Gefängnisbus aussteigen, kommen erst bei Dunkelheit im Revier an. Der zurückgelegte Weg: Zehn Meter.
Allgemein hat der Film gewaltige Probleme, sein Hurrikan-Szenario glaubhaft zu verkaufen. Da knallt auf der linken Seite eines Autos der Regen an die Windschutzscheibe und auf der rechten sind es die Sonnenstrahlen. Ganz oft sieht man, dass mit dem Rechner versucht wurde, das Wetter irgendwie stimmig anzupassen. Die Ergebnisse geraten genauso lachhaft wie der wirklich mies ins Bild kopierte Regen.
Davon abgesehen bietet der Film halbwegs soliden DtV-Look und das Setting des Polizeireviers mutet zumindest glaubwürdig an. Ein oder zwei Momente, die man eher dem Actionkino denn dem Horrorfilm zuordnen würde, gehen dem Regisseur deutlich besser von der Hand als der Rest vom Film. Ein gewisses Actionsgespür hatte er ja in „Battle for Saipan“ bereits druchscheinen lassen. Ziemlich übel: Die gleichförmig vor sich hin dudelnde Filmmusik.
Casper Van Dien („Mad Heidi“) liefert als Polizistenmörder mit Herz eine sehr coole Performance ab. Auch sein Äußeres ist mit cool gut umschrieben. Schade ist jedoch, dass seine Figur irgendwie nie den Nimbus des Stichwortgebers los wird, da ihr jedweder Pep, jedwede Tatkraft und auch jedwedes Overacting von Seiten Van Diens abgehen. Interessant ist, dass ihn „The Flood“ innerhalb kürzester Zeit wieder mit Louis Mandylor („Bring Him Back Dead“) vor der Kamera vereint. Gemeinsam hatte man sich zuletzt durch „Battle for Saipan“ geballert. Drehort und Regisseur stimmen ebenfalls überein… ob die Filme wohl Back-to-Back entstanden sind?
Mandylor jedenfalls spielt für „The Flood“ keine wirkliche Rolle. Er führt die Söldner an, die Van Diens Polizistenmörder befreien wollen. Die eigentliche Hauptrolle hat Nicky Whelan („Trauma Center“) inne. Sie treibt als Sheriff die Handlung an, macht die Ansagen, hat die Situation gefühlt immer unter Kontrolle und spielt wirklich gut. Man wäre vermutlich besser beraten gewesen, wenn man sie alleine in den Überlebenskampf gegen die Alligatoren geschickt hätte. Dann hätte vermutlich auch das Involvement auf Seiten des Zuschauers mehr gestimmt.
Die restlichen Darsteller laufen allesamt unter ferner liefen und haben teils nicht einmal einen einzigen Moment zum Glänzen abbekommen. Zumindest sorgt ein Nazi, der sich im Filmverlauf wegen Diskriminierung beschwert, für einen netten Lacher. Humor ist ansonsten aber Mangelware. Zumindest die freiwillige Variante.
„The Flood“ spült einen nicht gerade weg vor Begeisterung
„The Flood“ versaut es sich gefühlt bereits in den ersten Minuten. Alles beginnt mit einer wirklich wenig begeisternden Prologszene, die krampfhaft gespielt ist, stocksteif rüberkommt und als Appetizer für einen blutrünstigen kleinen B-Streifen so gar nicht geeignet scheint. Hernach regt man sich permanent über die wirklich lachhaften Versuche auf, sonnendurchflutete Bilder in Hurrikan-Katastrophenbilder zu verwandeln.
Doch selbst wenn man den misslungenen Auftakt durchgestanden hat, findet man nie so recht in den Film hinein. Die Figuren sind das pure Klischee und ihre Motive changieren zwischen lachhaft und nicht vorhanden. Warum sollte man um deren Leben bangen? Tja, und dann findet „The Flood“ keinen Hebel, sowohl die Grundsituation als auch die Attacken seiner Alligatoren irgendwie spannend zu gestalten. Bei letzteren werden nicht einmal die Blutfreunde glücklich. Statt Splatter und Gore gibt es nämlich zumeist wenig begeisternden Pixelbrei. Nicky Whelan hätte wirklich mal einen besseren Film verdient und Casper Van Dien wäre im Sinne besserer Unterhaltung gut beraten gewesen, seine Rolle überdrehter anzulegen.
Die DVD / Blu-ray zum Film erschien am 29. September 2023 von Splendid Film. Die FSK 16 freigegebenen Datenträger haben außer dem Film nichts an Extras zu bieten. Man kann den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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