Originaltitel: Ahn siseong__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Kim Kwang-sik__Darsteller: Jo In-seong, Nam Joo-hyuk, Park Seong-woong, Bae Seong-woo, Eom Tae-goo, Seolhyun, Park Byeong-eun, Oh Dae-hwan, Seong Dong-il u.a. |
Als die Chinesen mit einem riesigen Heer in Goguryeo einmarschieren, werfen die Einheimischen der 200.000 Mann starken Armee alles entgegen, was sie haben. Doch sie erleben eine verheerende, eine blutige Niederlage. Von 150.000 Soldaten überleben gerade einmal 10.000 das Gemetzel. Während die Überlebenden ihre Wunden lecken, zieht der chinesische Kaiser weiter auf die Hauptstadt zu.
Auf seinem Weg nach Pjöngjang steht ihm nur noch die kleine Festung Ansi im Wege. Dabei kommt ihm gelegen, dass Yang, der General der Festung, keinen guten Ruf genießt. Er gar als Verräter verschrien ist, weil er dem Heer Goguryeos nicht in die Schlacht gegen die Chinesen folgen wollte. Doch unter seinen Mitstreitern in der Festung genießt der bodenständige General höchstes Ansehen. All seine Männer würden ihm bedingungslos in den Tod folgen.
Und so wird es auch kommen. Denn als die Chinesen vor den Toren Ansis auftauchen, beschließt Yang, zu kämpfen. Mit 5.000 Mann stellt er sich dem riesigen Heer des chinesischen Kaisers entgegen und schafft es immer wieder, mit listigen Taktiken die Übermacht der Chinesen zu egalisieren und ihnen herbe Niederlagen zu bereiten. Derweil rüstet sich der Rest des Landes für die alles entscheidende Schlacht gegen die Chinesen…
Schaut in “The Great Battle” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=oPhEkbZjdWA
Goguryeo war eines der drei Reiche von Korea, das seit 37 v. Chr. existierte. Dieses Reich hatte zu seinen Hochzeiten eine beachtliche Ausdehnung erreicht, befand sich zu der Zeit, in der „The Great Battle“ spielt, allerdings in seinem Niedergang. Immer wieder fielen die Chinesen in das Land ein. 668 wird das Land an diesen andauernden Attacken und diversen Streitigkeiten um die Thronfolge, die einen Bürgerkrieg auslösen sollten, zerbrechen. Bei der historisch verbürgten, 88-tägigen Belagerung um Ansi erstritt das Land 645 einen letzten großen Sieg.
Den die Südkoreaner nun als ihr ganz persönliches „300“ hochleben lassen. Dabei steigt „The Great Battle“ mit einer großen Niederlage der Koreaner ein und installiert einen Meuchelmörder, der entsandt wird, um General Yang für seinen „Verrat“ umzubringen. Dessen Mannen sollen nach dessen Ableben nach Pjöngjang verlegt werden, um die Hauptstadt final zu verteidigen. Doch der junge Mann namens Sa-mul erliegt sehr schnell dem irren Charisma von General Yang. Hier wechselt der Film nun seine Perspektive und fokussiert überdeutlich auf Yang und seine Leute, während Sa-mul immer mehr zur Nebenfigur degradiert wird.
Im Windschatten von Yang suhlt sich der Film nun in Heldenmut und Pathos, großen Motivationsreden, aussichtlos erscheinenden Schlachten und purer Verzweiflung. Erneut geht es um die epische Schlacht zwischen David und Goliath, wobei „The Great Battle“ vor allem den Kampf von Leonidas und seinen Spartanern gegen die Perser als Schablone hernimmt. Gerade „300“ scheint in „The Great Battle“ doch immer wieder überdeutlich durch.
Auch und vor allem in der blutigen, brutalen, sehr wuchtigen Action, wo permanent und elegant zwischen Slow-Motion und Echtzeit hin und hergewechselt wird, Körperteile durch die Luft fliegen und Blutspritzer über die Leinwand spritzen. Allerdings ist „The Great Battle“ nicht so konsequent durchstilisiert wie Snyders Real-Life-Comic. Dadurch tut die Action in „The Great Battle“ konsequent weh und verkommt nicht so krass zum Selbstzweck wie in dem Schöner-Sterben-Stück von Snyder. Abseits der Stilisierung dominiert in der Action eine megadynamische Kamera, die einen mitten in die Fights hineinversetzt, mit Pfeilen mitfliegt und immer wieder Bilder zum Zungeschnalzen liefert.
Insgesamt fährt „The Great Battle“ vier große Actionszenen auf, die durch die Bank zu begeistern wissen und immer wieder mit interessanten Taktiken, sowohl auf Seiten der Chinesen als auch auf Seiten der Koreaner, aufwarten. Highlight ist ganz sicher die ebenfalls historisch verbürgte Aufschüttung eines gewaltigen Berges vor der Festung, um diese „von oben“ einnehmen zu können.
Mit Katapulten, Rammböcken, Belagerungstürmen, explodierenden Öltaschen und ähnlichen Spielereien mehr wird in jeder Schlacht für enormes Augenfutter gesorgt. Zudem fühlt sich keine Schlacht wie die andere an. Ein besonderes Highlight stellt allerdings in jedem Fall die dritte große Actionszene dar, in der General Yang von der Kette gelassen wird und zeigen darf was er auf dem Kasten hat. Dagegen mutet Leonidas in „300“ tatsächlich wie ein Waschlappen an.
Der Zuschauer wird alleine schon durch die Ausgangssituation des verzweifelten Kampfes zahlenmäßig hoffnungslos Unterlegener gegen eine Übermacht komplett in den Film hineingezogen. Die durch die Bank sympathischen und absolut souverän aufspielenden Darsteller auf der Heldenseite machen das Eintauchen nur noch einfacher. Besonders hervorgehoben werden muss freilich Zo In-sung als General Yang. Der spielt absolut fantastisch und mutiert unversehens zum unverzichtbaren Rückgrat des Filmes.
Doch auch viele Nebenrollen sind ungemein lebendig gezeichnet. Ein kleines Highlight stellen ganz sicher die beiden ewig streitenden Anführer zweier Waffengattungen der Festungsstreitkräfte dar. Ein paar sehr starke Frauenfiguren wissen ebenfalls zu gefallen. Die Chinesen hätte man derweil zwar gerne ein wenig ausgewogener zeichnen dürfen. Dass gerade der Anführer aber gerne mal zur Vergewaltigung und Ermordung aller Bewohner von Ansi aufruft, macht ihn freilich nur noch hassenswerter. Und schon ist man wieder ein wenig mehr drin.
Leerlauf gibt es keinen, Spannungsabrisse und Tempohänger auch nicht. „The Great Battle“ wirkt trotz beachtlicher Laufzeit von 136 Minuten kompakt und auf den Punkt inszeniert. Die Ausstattung ist der Wahnsinn, der betriebene Aufwand zur Bebilderung des Heldenmutes einiger Weniger erst recht. Wollte man mäkeln, müsste man bei den nicht immer perfekten Special Effects ansetzen. Gerade in den majestätischen Totalen des Schlachtengetümmels sind immer mal wieder ein paar suboptimale Effektshots auszumachen. Manche nachvollziehbar (etwa sichtliche CGI-Pferde (zum Glück!) bei den fiesen Stürzen) und manche nicht so wirklich (wenn Heeresteile aufgeblasen werden, sieht man da einige CGI-Charaktere etwas unrund herumlaufen).
“The Great Battle” bietet mitreißendes Historienkino aus Südkorea
Eine Allergie gegen Pathos und Heldenverehrung darf man freilich nicht haben, sonst wird „The Great Battle“ eine echt Prüfung. Hat man aber ein Herz für Heldenepen, wird man aktuell nichts Besseres finden als „The Great Battle“. Der spielt die Gefühlsklaviatur schon extrem gekonnt. Zieht in seine Geschichte hinein, umklammert einen und lässt einen nicht mehr los. Tolle Schauspieler, übergroße Bilder, ein saustarker Score und fette Action in gleich vier genialen Schlachten voller blutigem Hack and Slay und erstaunlichen Einblicken in die damalige Kriegsführung machen das Seherlebnis zwar nicht perfekt (dazu gibt es ein paar kleine Misstöne zu viel), aber zumindest nahezu perfekt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien zunächst im Februar 2019 als Mediabook von Splendid Film. Dieses enthielt zusätzlich den gelungenen Streifen “Blood & Flowers”. Am 8. März 2019 veröffentlichte das Label den Film auch als Einzel-Veröffentlichungen in einer Amaray. Uncut und mit einer Freigabe ab 16.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja |