In „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ feiert die Marvel-Truppe rund um Chris Pratt, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Karen Gillan und Pom Klementieff ein ganz eigenes Weihnachtsfest, erneut unter der Regie von James Gunn. Drax und Mantis wollen Peter zu Weihnachten nämlich ein ganz besonderes Geschenk machen: Kevin Bacon. Der spielt sich selbst, während Daniel Bernhardt eine Minirolle hat.
Originaltitel: The Guardians of the Galaxy Holiday Special__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: James Gunn__Darsteller: Dave Bautista, Pom Klementieff, Chris Pratt, Sean Gunn, Karen Gillan, Kevin Bacon, Daniel Bernhardt, Thomas McNamara u.a.__Sprecher: Bradley Cooper, Vin Diesel, Michael Rooker, Kyra Sedgwick, Maria Bakalova u.a. |
Mit „Werewolf by Night“ hatte sich Marvel für seine erste „Special Presentation“ auf Disney+ noch eine unbeleckte Vorlage gesucht, bei der zweiten Ausgabe ging man dann schon in die Vollen: Erneut unter der Regie von James Gunn („The Suicide Squad“) durften in „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ alle Figuren der schrägen Truppe für einen weihnachtlichen 40-Minüter antreten.
Schon der Titel ist eine ironische Popkulturanspielung: „The Star Wars Holiday Special“ ist eher berüchtigt als berühmt und wird bestenfalls als Kuriosität gewürdigt, aber vielleicht ist genau das der Grund, warum Troma-Alumnus Gunn das Ganze als Namensgeber für sein Superhelden-Special nimmt. Dass der Regisseur und seinen Drehbuchautor sich seinen gewohnt schrägen Humor bewahrt hat, zeigt schon die Credit-Sequenz, in der ein paar Mitglieder der Ravager-Crew ihre ausgesprochen beschränkten Weihnachtskenntnisse in einem punkigen Rocksong vortragen, weil sie Peter Quill (Chris Pratt) alias Star-Lord eine Freude machen wollen. Der guckt aber in erster Linie entgeistert, als die Band von Santas Flammenwerfer und ähnlichem Zeug singen.
Als Kind, das bei der Ravager-Crew von Yondu aufwuchs, hatte Peter kein richtiges Weihnachten, wie die restlichen Guardians von Kraglin (Sean Gunn) erfahren. Um Peter aufzumuntern, wollen ihm Drax (Dave Bautista) und Mantis (Pom Klementieff) ein besonderes Geschenk machen: Den großen Helden Kevin Bacon, der einst eine Stadt durch Tanzen rettete…
Schaut euch den Trailer zu „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ an
„The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ erinnert teilweise an James Gunns „Super“, in dem Kevin Bacon („Boston“) ebenfalls mitspielte. Gab er dort den Bösewicht, so verkörpert er sich hier selbst als Hollywoodstar und menschliches Wunschgeschenk wider Willen. Es ist allerdings weniger dieses Casting, sondern die kleinere Skalierung und die deutlich humoristischere, fast schon parodistische Ausrichtung, welche die „Super“-Assoziationen hervorrufen. Denn trotz allem Augenzwinkern, aller ironischen Brüche und allen Popkulturreferenzen waren „Guardians of the Galaxy“ und sein Sequel immer noch Space-Abenteuer; „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ macht dagegen nie einen Hehl daraus, dass es in erster Linie ein großer Jux ist.
Wobei auch dieser Jux immer noch großzügig finanziert daherkommt, wie man an den wenigen, aber überraschend aufwändigen Weltraum- und Flugszenen sieht, die den Kinofilmen quasi in nichts nachstehen. Action gibt es angesichts des Sujets wenig, die einzige größere Krawallszene, in der Drax und Mantis gegen ein paar Polizisten antreten, ist aber sauber inszeniert. Auch das Make-Up der Ravager und die sonstige Ausstattung kann sich sehen lassen, während Platz für ein paar Verspieltheiten ist. So werden die Rückblenden in Peters Kindheit als Zeichentricksequenzen angelegt, in denen Michael Rooker („White Elephant“) in der Yondu-Rolle zumindest als Sprecher präsent ist.
In „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ rückt Gunn weder den Guardians-Mittelpunkt Star-Lord noch die Fan-Favoriten Rocket und Groot in den Fokus, sondern gibt mit Drax und Mantis zwei anderen Guardians die zentrale Bühne. So zieht der Film einen großen Teil seines Appeals aus der fish-out-of-water-Comedy, wenn die beiden Aliens, denen menschliche Gebräuche und Gefühle fremd sind, in weihnachtlicher Mission auf die Erde kommen. Sie saufen sich in einem Club die Hucke zu, klauen Weihnachtsdeko, die sie fasziniert, und kapieren lange Zeit nicht, dass Kevin Bacon lediglich ein Schauspieler und kein wirklicher Held ist. Das alles setzt Gunn mit seinem typischen Humor und recht gelungenem Comedy-Timing in Szene, auch wenn nicht jeder Gag sitzt. Die meisten tun es aber.
Natürlich muss es – das gebietet die Form des Weihnachtsspecials eben – am Ende besinnlich und ein wenig kitschig werden, wenn die Guardians und ihre Ravager-Kumpel ein ganz eigenes Weihnachtsfest feiern, inklusive einer Gesangseinlage, die deutlich harmonischer als der Punkrock aus der Auftaktszene ausfällt. Nebenbei wird noch ein Detail über Mantis offengelegt, das aber keine weltbewegende Enthüllung darstellt, und die telekinetisch begabte Hündin Cosmo eingeführt, die möglicherweise eine Rolle in „Guardians of the Galaxy 3“ spielt. Sonderlich viele Bezüge zum sonstigen MCU baut Gunn allerdings nicht ein, sondern lässt das „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ etwas außerhalb stehen, vielleicht auch deshalb, weil er etwas flüchtiger und auch etwas klamaukiger ist, ein augenzwinkernder Spaß zum Fest, der keine große Helden- oder Charaktergeschichte erzählen möchte.
Von daher ist es schön, dass alle Darsteller und Sprecher wieder an Bord sind, auch wenn sie sich teilweise mit kleinen Parts, wie im Falle von Vin Diesel („Fast & Furious 9“), Bradley Cooper („Nightmare Alley“) und Karen Gillan („Gunpowder Milkshake“), begnügen müssen. Dafür dürfen sich Dave Bautista („Army of the Dead“) und Pom Klementieff („Thor: Love and Thunder“) als charmantes Comedy-Duo umso mehr beweisen, während Chris Pratt („Jurassic World“) sich mit seinem jungenhaften Charme mal wieder als Herz der Guardians erweist, obwohl auch sein Part wesentlich kleiner als in den Filmen ist. Etwas mehr Screentime als zuvor hat dafür Sean Gunn („Das Belko Experiment“), dessen Kraglin in mancherlei Hinsicht als Yondu-Nachfolger auftritt. In einer Minirolle ist Daniel Bernhardt („Hell Hath No Fury“) in jener Szene zu sehen, in der Drax und Mantis an Mann‘s Chinese Theatre auf lauter Tagelöhner treffen, die sich als Filmfiguren und Superhelden verkleidet haben.
„The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ dürfte wesentlich wohlwollender in die Popkulturgeschichte aufgenommen werden als das „Star Wars Holiday Special“, da der typische Gunn-Humor und die gut aufgelegte Besetzung für ein vergnügliches Weihnachtgeschichtchen sorgen, das vorbei ist, ehe es sich abnutzt. Natürlich ist das Ganze nie mehr als ein filmischer Ulk, ein kleines Späßchen ohne Fallhöhe und mit leicht kitschigem Abgang, aber das Herz am richtigen Fleck hat „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ auf jeden Fall.
Knappe:
Als reine Streamingveröffentlichung auf Disney+ ist „The Guardians of the Galaxy Holiday Special“ nicht auf einem Datenträger veröffentlicht, sondern ist nur dort zu sehen und wurde nicht von der FSK geprüft.
© Nils Bothmann (McClane)
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