Originaltitel: The Gunman__Herstellungsland: Frankreich, Großbritannien, Spanien__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Pierre Morel__Darsteller: Sean Penn, Idris Elba, Javier Bardem, Mark Rylance, Ray Winstone, Melina Matthews, Jasmine Trinca, Blanca Star Olivera, Jorge Leon Martinez, Daniel Westwood u.a. |
Die Katakomben einer Stierkampfarena. Unser blutender, torkelnder Held bahnt sich seinen Weg durch finstere Tunnel, derweil einige Bösewichter Schutz hinter Mauern und Rohren suchen… Wir befinden uns mitten im Showdown von „The Gunman“. Der torkelnde Held wird von Sean Penn gegeben. Der hat sich sichtlich in Form gebracht und vermutlich auf einen „Taken“-Hit gehofft. Denn was Liam Neeson, Kevin Costner („3 Days to Kill“) oder Pierce Brosnan („The November Man“) schaffen, muss ein Schauspieltitan wie Penn doch auch hinbekommen: Einen Actioner mit einem gut gealterten Star, der nochmal ordentlich einen raushaut. Vom Schauspieltalent Penns blitzt aber nicht viel durch. Zu betoniert mutet sein wirklich permanent angepisst wirkender Gesichtsausdruck an.
Unser Held bricht zusammen. Parallel montiert erleben wir den Todeskampf eines Stiers in der Arena. Unangenehm berührt rutscht man als Zuschauer auf dem Sitz herum: Will man wirklich noch Filme sehen, in denen diese Tierquälerei in pittoresken Werbebildern dargeboten wird? Aber der Film spielt nun einmal in Spanien. Und das Klischee besagt, dass zu Spanien Stierkampf dazu gehört. Auch wenn der Film beinahe entschuldigend im Abspann darauf hinweist, dass der Schauplatz Barcelona inzwischen stierkampffreie Zone sei. Warum die Szene trotzdem im Film ist, ist daraufhin eine berechtigte Frage.
Zumal die Symbolik auch nicht klar wird. Ist Penn nun der Stier oder der Matador? Wie der Stier ist er dem Tode nahe. Wie der Matador setzte er zuvor gezielte Stiche – gegen einen Haufen Halunken, den er gezielt ausdünnte. Egal wie lange man das Bild hinterfragt, es macht keinen rechten Sinn. Wie eigentlich der gesamte Film.
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Der erzählt eine Story um einen Sicherheitsdienst, der im Kongo einer humanitären Einrichtung hilft, die Wunden des allgegenwärtigen Bürgerkrieges zu lindern. Nebenbei verfolgt der Sicherheitsdienst allerdings auch weniger altruistische Ziele. Man bildet nämlich die marodierenden Rebellen aus, in der Hoffnung, dass wenn sie den Bürgerkrieg gewinnen, sie dem Sicherheitsdienst und seinen Auftraggebern die Schürfrechte für die landeseigenen Bodenschätze gewähren. Auf diese ist man so scharf, dass man selbst vor Mord nicht zurückschreckt. So soll unser Held Terrier (was ein „subtiler“ Name) den Bergbauminister des Landes umnieten. Was dieser auch prompt erledigt. Jahre später wird Terrier jedoch von einem Killerkommando attackiert. Holt ihn seine unrühmliche Vergangenheit etwa ein? Terrier begibt sich infolgedessen auf eine blutige Spurensuche…
Die rein vom dramaturgischen Niveau her an eine – versuchen wir mal im Bild zu bleiben – spanische Telenovela erinnert. „The Gunman“ möchte nämlich auch einen emotionalen Unterbau transportieren. Dieser manifestiert sich in Form von Terriers Liebe zu Annie. Eine weibliche Mitarbeiterin der humanitären Einrichtung. Diese wird allerdings von Felix, Terriers Kontaktperson zu den Auftraggebern seines Sicherheitsdienstes, förmlich mit Blicken ausgezogen und durchgenudelt. Was der arme Javier Bardem („Skyfall“) hier an Schmierigkeit auffahren muss, geht wirklich auf keine Stierhaut und sorgt schon in den ersten Minuten des Filmes für unfassbar viele Momente des Fremdschämens. In der Folge ist dann auch die gesamte weitere Story-Entwicklung klar.
Denn nach seinem Attentat auf den Bergbauminister muss Terrier alle Zelte im Kongo abreißen. Dazu gehört auch seine Beziehung zu Annie. Und mit wem wird sie Jahre später wohl zusammen sein? Ihr ahnt es: Felix. Als Terrier nun die Hintermänner des Anschlages auf sein Leben sucht, muss er freilich herausfinden, dass seine Annie inzwischen mit Schmierlappen Felix ein tolles Leben führt. Sogar Kinder wolle man adoptieren. Terrier verfolgt nun beide, sprengt Dates und beleidigt seine Annie, nachdem er sie mal wieder ordentlich durch die Laken gezerrt hat. Was das mit dem Film an sich zu tun hat? Gute Frage. Der hat nun nämlich einfach Pause. Eine knappe Stunde lang. Dann muss Bardem noch einmal all seine Overacting-Fähigkeiten aus längst vergessen geglaubten Zeiten hervorkramen und wird absolut unwürdig aus dem Film befördert. Zum Glück, denn spätestens jetzt ging einem sein Felix derart auf die Eier, dass man ihm alles Mögliche an selbige gewünscht hat.
„The Gunman“ hat nun endlich seine erste – und leider einzige – brauchbare Actionszene, in der sowohl Sean Penn („Gangster Squad“) als auch Regisseur Pierre Morel („96 Hours – Taken“) ordentlich einen raushauen dürfen. Der Bodycount bleibt zwar verhalten, die Art und Weise wie Penns Figur ihre Gegner ausschaltet, ist allerdings sehr souverän umgesetzt und hat einen wortwörtlich feurig coolen Einzelmoment im Gepäck. Danach geht es dann tatsächlich wieder um die eigentliche Handlung. Wirklich spannend will das dröge Drehbuch aber dennoch nicht werden. Man bleibt eher auf dem etablierten Telenovela-Niveau, schmeißt mit Klischees nur so um sich und wird bloß nie zu aufregend.
Zumindest kleidet Pierre Morel diese Langeweile nach Zahlen in wirklich schöne Bilder. Vor allem Spanien inszeniert er mit allen zur Verfügung stehenden warmen Farben und drehte ein tolles Werbevideo für die Stadt Barcelona. Seine Protagonisten dürfen ästhetisch vor sich hin schwitzen und seine Hauptdarstellerin Jasmine Trinca darf sich alle Nase lang vor der Kamera aus- und wieder anziehen. Mehr traute er der hübschen Dame wohl nicht zu. Gefallen kann eigentlich nur Ray Winstone („The Crime“) als Stanley, der Penns Figur immer mal wieder zur Hand geht und als einziger zumindest ansatzweise sympathisch herüberkommen will. Idris Elba („Pacific Rim“), der letzte „große“ Name im Cast, hat bis auf eine längere Dialogszene nichts im Film zu tun.
Dabei hätte der etwas mehr Souveränität echt gut vertragen können. Denn wie dumm der Film eigentlich ist, wird am deutlichsten, wenn man die im Film urplötzlich kolportierte Krankheit Terriers genauer betrachtet. Urplötzlich ist unser Held todkrank. Einfach so. Mit dieser Information lässt der Film dann seine Zuschauer einfach so alleine und macht weiter, als wäre nie irgendetwas gewesen. Kurz vor Schluss, in einer Szene, von der man insgeheim hofft, dass sie der Showdown sein möge, hat man auf einmal das Gefühl, dass Terriers Krankheit gleich nochmal ganz dramatisch durchschlagen wird. Und das Gefühl täuscht nicht. Kotzend bricht Terrier zusammen und der Zuschauer verdreht genervt die Augen, weil er weiß, dass der Film immer noch nicht ausgestanden ist. Zumindest ist der Showdown dann nochmal halbwegs ordentlich inszeniert, doch wie eingangs angedeutet ist auch er alles andere als gelungen umgesetzt. Und die Krankheit Terriers spielt auf einmal auch keine Rolle mehr…
Kurzum: „The Gunman“ ist seinem Regisseur Pierre Morel vollends misslungen. Egal für wie tumb und dumm manche Kritiker Morels Zusammenarbeiten mit Vielschreiber Luc Besson auch hielten, diese Filme hatten wenigstens den Arsch in der Hose, ihr Programm straight abzuspulen und dem Publikum das zu bieten, wonach es gierte: Action satt! „The Gunman“ zeigt uns nun, wie diese Filme mit Drehbüchern von vorgeblich „talentierten“ Schreibern (unter anderem Pete Travis, Regisseur von „Dredd“ und „8 Blickwinkel“!!!) auch hätten aussehen können. Ja, „The Gunman“ ist technisch blitzsauber umgesetzt, die wenige Action ist in Ordnung und ein Mann wie Sean Penn ist halt doch mal was ganz Anderes im Genre. Trotzdem ist der Film einfach nur langweilig, viel zu lang, mies erzählt und von bekloppten Dialogen durchzogen. Hinzu kommt, dass er die meiste Zeit peinlich und richtiggehend dumm anmutet. Das größte Rätsel allerdings wird wohl auf ewig bleiben, was Bardem dazu bewegte, in diesem Totalausfall eine solch miese und von ihm noch mieser umgesetzte Rolle anzunehmen.
In diesem Sinne:
freeman
…
Mit „Taken“ hatte Pierre Morel nicht nur Liam Neeson einen zweiten Karrierefrühling als Actionstar beschert, sondern gleich einen Trend von Reißern begründet, in denen harte Helden vom Altenteil zurückkehren und noch mal richtig aufräumen, den er nun mit „The Gunman“ bedient.
In diesem von Joel Silver („Non-Stop“) produzierten Actionthriller schwenkt die Handlung eingangs in den Kongo im Jahre 2006, wo Jim Terrier (Sean Penn) Teil einer mehr oder weniger dubiosen Mission ist, die in die politischen Geschehnisse eingreift. Seiner Freundin, der Ärztin Annie (Jasmine Trinca), hat der offiziell für eine Hilfsorganisation Arbeitende nichts davon erzählt, sein Nebenbuhler Felix (Javier Bardem) hat das Kommando über die kleine Söldnertruppe und als es darum geht Bergbauminister zu erledigen, muss man nicht besonders helle sein um zu wissen, wer das Attentat ausführen und danach den Kontinent verlassen muss. Grundlage des Ganzen ist ein Roman von Jean-Patrick Manchette, der aber hier an den aktuellen Zeitgeist angepasst und als Drehbuch umgeschrieben wurde.
Jahre später ist Terrier tatsächlich Entwicklungshelfer im Kongo, doch als eine Horde schießwütiger Rebellen genau ihm ans Leder will, erledigt er die Angreifer zwar fachgerecht, doch ahnt, dass etwas nicht stimmt. Damit verlässt der „The Gunman“ Afrika dann endgültig und damit auch sein dünnes Mäntelchen des politisch interessierten Films, denn abgesehen von ein paar Plattitüden bezüglich der Intervention westlicher Wirtschaftsgrößen in Entwicklungsländern bietet Morels Film keinerlei echte Beschäftigung mit dem Thema. Da war Edward Zwicks Actiondrama „Blood Diamand“ beispielsweise wesentlich engagiert und kohärenter.
Terrier ist sich sicher, dass die ganze Sache mit dem Auftragsmord an dem Minister zu tun hat. Erst sucht er einen seiner alten Kumpane in London auf, danach macht er sich mit der Hilfe von Stanley (Ray Winstone) auf die Suche nach Felix und Annie, mittlerweile verheiratet, von denen er sich Antworten erhofft…
Nach dem Hattrick mit „Banlieue 13“, „Taken“ und „From Paris with Love“ galt Morel als Hoffnung des Actionkinos, danach wurde es still: In den fünf Jahren zwischen „From Paris with Love“ und „The Gunman“ inszenierte Morel nur ein paar Folgen fürs US-Fernsehen. Was „The Gunman“ zeigt ist, dass Morel nicht der Mann ist, der Liebesdramen inszenieren sollte: Die Dreiecksgeschichte um Terrier, Felix und Annie, die Felix nur wegen Terriers Weggang heiratete, wird zur steifen Soap Opera, die eher unfreiwillig komisch als emotional mitreißend wirkt, und noch dazu unter den Dialogen leidet, die das Autorentrio aus Don MacPherson, „Dredd“-Regisseur Pete Travis und Hauptdarsteller Sean Penn fabrizierte. Leider verwendet der Film einen Großteil seiner Zeit darauf ein Beziehungsgeflecht und ein Seelenleben zu erforschen, die aber bestenfalls Behauptung bleiben und schlechtestenfalls Fremdscham erzeugen.
Für Fremdscham sorgt auch das Spiel Javier Bardems („Collateral“), der als sich Overacting-Kaspar zum Hampelmann macht und das Liebesdreieck noch mehr ins Schmierentheater abrutschen lassen. Jasmine Trinca („Saint Laurent“) ist eine farblose Hauptdarstellerin und Sean Penn („Fast Times at Ridgemont High“) kann zwar Muckis und ein Kreuz wie ein Wandschrank auffahren, schlägt sich auch besser als Bardem und Trinca, wirkt aber etwas angestrengt und verbissen in der Hauptrolle. Ray Winstone („The Departed“) hat dagegen Spaß in seiner Rolle als Lebemann, ist aber selten zu sehen. Noch weniger häufig bekommt man den (immerhin gewohnt souveränen) Idris Elba („Prometheus“) zu sehen, der zwar weit oben auf der Besetzungsliste genannt wird, aber wohl maximal zwei Drehtage am Set gewesen sein dürfte.
Diese Akteure hetzt Morel durch einen uninteressanten Plot, der sich zwar undurchsichtig gibt, aber gerade mal zwei mögliche Hintermänner präsentiert, die beide so übelst schmierlappig sind, dass ihnen das Wort Fiesling fast schon auf die Stirn geschrieben ist. Wenn einer der beiden dann zur Halbzeitmarke den Löffel abgibt, dann ist auch das Rätsel der Fieslingsidentität geklärt, doch die interessiert an diesem Punkt eh schon keinen mehr, ebenso wenig die Motive hinter dem Ganzen. Für weitere Versuche der Spannungserzeugung kriegt Terrier noch eine Krankheit an, besser gesagt in die Rübe geschrieben (Gehirnplaque, wie der Film diese Krankheit völlig unironisch nennt), die mal mehr, mal weniger starke Ausfälle provoziert und so kommt und geht wie es dem Drehbuch gerade beliebt – gerne auch mal in einem Gefecht, in dem Versuch künstlich Nervenkitzel zu erzeugen, was aber nie funktioniert, denn dafür müsste man sich auch ein bisschen für Terrier interessieren.
Problematisch ist auch, dass die Action – zuvor ein Spezialgebiet Morels – nie so wirklich kickt. Es gibt wenig davon und das Gebotene schwankt unentschlossen zwischen den Darstellung eines überlegenen Kriegers und relativem Realismus. Also bekommt Kampfmaschine Terrier, dessen Muckis penetranter hier ins Bild gerückt werden als die in manchen Schwarzenegger-Vehikeln, nur wenige Gegner, die er in geerdeten, aber manchmal auch recht unspektakulären Konfrontationen mit Landminen, Wummen oder bloßen Händen zerpflückt. An längeren Actionszenen hat der Film lediglich eine recht schnittige Landhausschießerei in der Filmmitte und den Showdown in den Räumen einer Stierkampfarena zu bieten. Letzterer ist für ein Finale allerdings etwas unspektakulär, auch wenn der Kill mithilfe von Sattelzeug ein Alleinstellungsmerkmal in diesem sonst arg generischen Actionthriller ist. Inszenatorisch kommt das Gebotene traurigerweise selten über gute Hausmannskost hinaus und hin und wieder ist der Schnitt unschön hektisch, sodass die Übersicht verloren geht – etwas, das Morels vorigen Filme nicht passierte.
An sich waren die Voraussetzungen gut, das Ergebnis ist aber eine Riesenenttäuschung: Trotz entsprechender Physis kommt Sean Penn nie so recht im Film an, zwischen schnarchigen Eifersuchtsgeschichten, lustlos abgespultem Thrillerplot und pseudopolitischen Einsprengseln erzeugt „The Gunman“ bloß Gähnen und selbst die meisten Actionszenen lassen Morels sichere Hand vermissen. Die Ballerei in der Mitte kann da noch ein wenig die Kohlen aus dem Feuer holen, aber wo so viele Talente vor und hinter der Kamera versagen, da ist auch das nur ein schwacher Trost – gerade im Angesicht von solch starker Konkurrenz wie „The Equalizer“ und „John Wick“.
„The Gunman“ kommt von Studiocanal am 30. April 2015 in die deutschen Kinos. Der Film ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Studiocanal__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab dem 30.4.2015 im Kino |