„The Hard Way“ stammt von Steven Seagals Hausregisseur Keoni Waxman und könnte auch ein Vehikel für den Aikido-Fighter sein. Als ein US-Agent in Rumänien umgebracht wird, jagen dessen Partner und den Bruder seinen Mörder, einen geheimnisvollen Gangsterboss. Die Hauptrollen spielen jedoch Michael Jai White und Luke Goss, während Randy Couture in einer Nebenrolle mitmischt.
Originaltitel: The Hard Way__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Keoni Waxman__Darsteller: Michael Jai White, Luke Goss, Randy Couture, Madalina Anea, Grant Campbell, George Remes, Ovidiu Niculescu, Andreea Diac, Michaela Holla, Bogdan Farcas, Daniel Onuoha u.a. |
„The Hard Way“ ist im Actiongenre immer ein beliebter Titel. Am bekanntesten ist sicher jene Actionkomödie von John Badham, die bei uns „Auf die harte Tour“ hieß, während man in den 1980ern „Walking the Edge“ hierzulande als „The Hard Way“ verkaufte. In Großbritannien wurde Italo-Actioner „Hard Bull“ als „The Hard Way“ veröffentlicht und anno 2019 kam Keoni Waxmans Film mit diesem Titel weltweit heraus.
Waxman, der große Teile seiner Karriere seit Jahren als Hausregisseur für Steven Seagal in dessen Direct-to-Video-Jahren bestreitet („Killing Salazar“, „End of a Gun“, „Contract to Kill“ usw.), drehte mal wieder im Ostblock und betätigte sich als Co-Autor des Films, dessen Story auch aus einem der letztjährigen Seagal-Reißer stammen könnte. Die US-Agenten Cody (Grant Campbell) und sein Partner Mason (Luke Goss) verfolgen einen Verdächtigen in Rumänien, der erst eine Passantin niederschießt und dann Cody. Während der Schurke entkommt, ist bereits klar, dass Rache Blutwurst ist und in einem solchen Film ist dann meist der Partner oder der Bruder des Getöteten damit beauftragt.
Cody hatte nicht nur seinen Partner und Kumpel Mason, sondern hat auch einen Bruder, John Payne (Michael Jai White), der natürlich früher der Beste der Besten im Agenten-Game war, sich jetzt aber zur Ruhe gesetzt hat und eine Bar daheim in den USA betreibt. Als jedoch ein Duo von Mafiosi-Schmierlappen in dem Etablissement Terz machen will, nutzt der Film dies natürlich als Gelegenheit, um noch einmal zu unterstreichen, dass Payne der coolste Motherfucker unter der Sonne ist, wenn er den Lumpen noch erklärt wie er sie verprügeln wird, ehe er das haargenau in die Tat umsetzt.
Als Payne vom Tod seines Bruders erfährt, reist er nach Rumänien und trifft sich dort mit Mason, Briggs (Randy Couture), dem Chef der dortigen Division, und anderen alten Freunden. Zusammen mit Mason ermittelt Payne vor Ort und stößt auf die Spur eines lokalen Gangsterbosses, dessen Identität niemand kennt…
Um es gleich vorwegzunehmen: Als geheimnisvoller Oberschurke stellt sich in diesem Film natürlich der heraus, der es in solchen Filmen immer ist. Denn das Script von Waxman und Thomas J. Churchill („Check Point“) ist eine müde Ansammlung ausgelatschter Klischees und Stereotypen, dermaßen unendlich vorhersehbar, dass man quasi die Uhr danach stellen kann. Man ahnt bei jeder Nebenfigur, egal ob gut oder böse, wann ihre Tage gezählt sind, während mal wieder die üblichen Motive von Verrat, Menschenhandel und Gier heruntergeleiert werden. Einzig und allein ein Twist kurz vor Ende, der die Cleverness des Helden unterstreicht, bricht mal etwas mit den Mustern, aber das ist zu wenig und zu spät. Waxmann versucht seinem Film durch gelegentliche Schwarz-Weiß-Einlagen einen Hauch von künstlerischem Anspruch zu geben, aber das wirkt ehrlich gesagt einfach nur bemüht.
Noch dazu braucht der Film ewig lang, um minimale Ermittlungen zu zeigen. Nach ungefähr einem Drittel der Laufzeit erklärt Mason seinem Kompagnon Payne, dass Cody ein wichtiges Objekt versteckt hat und nur Payne als Bruder weiß, wie Cody dachte und wo es ist – das hätte er auch zwanzig Minuten früher tun können, aber dann würde „The Hard Way“ nie und nimmer auf Spielfilmlänge kommen. Ähnlich sieht es aus, wenn Nebenfiguren eingeführt werden, nur um kurz darauf von den Schurken niedergemetzelt zu werden. Sie haben null Relevanz für den Plot, werden scheinbar wichtig aufgebaut, nur um dann ihr Leben zu lassen. Das erzeugt kein großes Drama, sondern wirkt in seiner Berechnung fast schon sadistisch, zumal es sich dabei meist um wehrlose Zivilisten handelt, gern auch Frauen und Jugendliche.
Bleibt also die Action und da war mit Choreograph Tim Man ein Könner am Start, immerhin. Dummerweise torpediert der Regisseur dieses Plus dann durch die maue Ausleuchtung, unmotivierte Reisschwenks und einen hakeligen Schnitt in diversen Kampfszenen, sodass dieser Vorteil auf schwerem Posten steht. Im Finale wird es besser, wenn die jeweiligen Endfights von Payne und Mason deutlich übersichtlicher und dynamischer als manche vorige Kampfszene sind. Und Whites Kickerfähigkeiten sind immerhin auch bei mäßiger Inszenierung immer noch ziemlich gut. Neben den Nahkampfeinlagen gibt es eine ganz okaye Schießerei gegen Ende, die sich allerdings auch den einen oder anderen Klops leistet. Etwa wenn sich zwei Gegner dem Scharfschützen Mason von hinten bis auf einen halben Meter nähern, aber nicht schießen, sodass er sie bemerken und abknallen kann.
Michael Jai White („Tyson“) ist nicht nur in Sachen Action, sondern auch darstellerisch der größte Pluspunkt des Films, denn den bauerschlauen Profi mit Coolness-Garantie gibt er überzeugend und mit Charisma. Luke Goss („Street Justice“) ist okay, ist aber nie mehr als der profillose Sidekick, während auch Randy Couture („Thrill to Kill“) vom Film eher stiefmütterlich eingesetzt wird und nur eine einzige Kampfszene hat. Der Rest vom Fest ist größtenteils aus Einheimischen gecastet und unauffällig, einzig und allein Madalina Anea („Exodus to Shanghai“) hat eine etwas größere Rolle, die sie ganz solide ausfüllt.
So bleiben Michael Jai White und die Choreographien der Fights die einzigen Pluspunkte bei einem ebenso egalen wie lausig geschriebenen B-Actionfilm, der mit Klischees en masse, totalem Tempomangel und schwacher Actioninszenierung aufwartet. Da können auch diese Meriten wenig retten.
„The Hard Way“ wurde zwar nicht von Netflix produziert, aber der Streamingdienst übernahm den weltweiten Vertrieb. In Deutschland gibt Netflix die Altersempfehlung ab 16 Jahren, von der FSK geprüft wurde der Film aber nicht.
© Nils Bothmann (McClane)
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