Originaltitel: House__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Robby Henson__Darsteller: Michael Madsen, Reynaldo Rosales, Heidi Dippold, Julie Ann Emery, J.P. Davis, Lew Temple, Leslie Easterbrook, Bill Moseley, Pawel Delag, Weronika Rosati u.a. |
„The House“… generischer könnte der Titel eines Haunted-House-Horrorfilmes wohl kaum ausfallen. Wenn der Film dann auch noch damit beginnt, dass ein Mann eine junge Frau durch ein Haus hetzt, beginnt man innerlich bereits weg zu dösen: Verfluchtes Haus, das seine Einwohner gegeneinander aufhetzt. Weckt mich, wenn es vorbei ist…
Doch der auf dem gleichnamigen Roman von Frank Peretti und Ted Dekker basierende „The House“ überrascht in seinem weiteren Verlauf. Führt sperrige Helden ein, die einander und dem Zuschauer mit ihrem Gekeife und dummen Verhalten auf die Nerven gehen. Genau diese nicht unbedingt zur Identifikation geeigneten Figuren treffen in „The House“, also DEM Haus, allerdings auf dermaßen unsympathische Hausinhaber, dass man gar nicht anders kann, als sich an den sperrigen Helden festzuhalten.
Hat „The House“ dann sein abgefucktes Figuren-Interieur kurz umrissen und bereits einige schräge, alptraumhafte und atmosphärisch dichte Momente auf den Zuschauer losgelassen, tritt der Film die Flucht nach vorne an. Während man sich beispielsweise mit den Inhabern des Hauses als Bösewichter arrangiert hat, kommen urplötzlich neue Bedrohungen daher. Etwa der Tin Man. Unter dessen Einfluss entfaltet das Haus selbst seine ganze fiese Kraft und konfrontiert die Helden mit ihrer Vergangenheit, ihren Sünden und Ängsten.
Schaut in den Horrorfilm mit Michael Madsen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=HoA8jwAXJLM
Die Helden werden in der Folge getrennt und gehen jeder für sich durch ihre persönliche Hölle, was es dem Film ermöglicht, in einem fort immer neue Horrormomente aus dem Hut zu zaubern. „The House“ ist deshalb nicht der übliche, zerlaberte Horror- Mumpitz, in dem auf einen Schock ewiger Leerlauf folgt und alles zu Tode erklärt werden muss. „The House“ tritt stattdessen volle Kanne aufs Gas. Dabei wird zwar auch jedwedes Gefühl von Grusel plattgewalzt und auch Spannung kommt bei der eher actionreichen Sause wenig auf, aber der weitgehend unblutige Horrorfilm schafft es immer wieder, zu überraschen.
Auch in technischer Hinsicht. Denn der Film beginnt wie der aktuell so beliebige und langweilige sonstige Digitallook-Horrorschrott. Nur um dann in dem Haus immer wieder mit interessanten Perspektiven, toller Lichtsetzung, harter Schattenführung, netten Kameraideen und Schärfe-Verlagerungen zu punkten und eine ganz eigene, abgefahrene Stimmung zu erzeugen. Das kommt der Atmosphäre des Streifens mehr als nur entgegen und unterstreicht die „Alles ist möglich“-Grundintention wirkungsvoll.
Doch auch die guten Darsteller tragen viel zum Gelingen des Filmes bei. Vor allem die Veteranen des Streifens hauen ordentlich einen raus. So dürfen Bill Moseley („3 From Hell“) und Leslie Easterbrook („Halloween“) den Zuschauer als Hausbesitzer gleich zu Beginn ordentlich in die Irre führen und angenehm unberechenbar aufspielen. Und Michael Madsen („Sights of Death“) kann als Sheriff vor allem gegen Ende glänzen und hat ganz offensichtlich ein paar richtig gute Drehtage erwischt. Er spielt engagiert auf, präsentiert einen netten nervösen Tick und darf dem Film noch einmal richtig Drive mitgeben. Doch auch die jüngeren Darsteller wissen zu überzeugen und transportieren die Panik ihrer Figuren glaubwürdig.
Das titelgebende Haus, das in Polen beheimatet ist und wo die Crew aus dem 2,5 Millionen Budget erstaunlich viel herausholen konnte, ist ein weiterer wichtiger Darsteller des Filmes. Von außen wundervoll verfallen und abbruchreif, von innen teilweise mondän schön, verwinkelt, weitläufig und mit herrlich abgewrackten Keller- und Zwischengängen gesegnet, die ganz alleine ein mulmiges Gefühl aufkommen lassen. Hier durften sich die Setdesigner sichtlich austoben und haben ihre Chance ergriffen.
„The House – Die Schuldigen werden bestraft“ bietet unerwartet gute Unterhaltung
Das Ergebnis tönt auf dem Papier nach dem üblichen Horrorschlock, der kein Klischee auslässt und sich auf dem ausruhen will, was Filme wie „Amityville Horror“ und Co. etabliert haben. Doch gibt man dem technisch ausnehmend gut umgesetzten Film ein paar Minuten, wird man schier überfahren von Eindrücken, Ideen, WTF-Momenten und einer erstaunlich dichten Atmosphäre. „The House“ hält sich nicht mit Erklärungen auf, sondern ist irgendwann nur noch am Rollen. Beständig passiert etwas, beständig sind die Figuren in Gefahr und beständig staunt man als Zuschauer, was hier letzten Endes für eine filmische Achterbahn entstanden ist.
Selbst die eher funktionalen denn schönen CGIs, die äußerst sparsam eingesetzt werden, stören da den Gesamteindruck nur wenig. Das einzige Problem ist, dass man sich gegen Ende irgendwann ein wenig erschlagen fühlt. Vor allem, wenn die dann immer brachialer werdende Musik noch mehr Chaos impliziert, als eigentlich da ist. So fühlt man sich zwar gut unterhalten, aber irgendwann stellt sich eine gewisse Übersättigung ein. Und das sogar so extrem, dass der unerlässliche Schlusstwist, der nicht dumm, aber auch nicht sonderlich überraschend ist, zu einem beinahe unvermeidlichen Augenverdrehen führt. Manchmal ist zu viel des Guten eben genau das…
Die deutsche DVD/Blu-ray kommt von Savoy Film/Tiberius Film/Sunfilm und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film? (plus weiterer Kritik)
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Savoy Film / Tiberius Film / Sunfilm__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Ja |