Originaltitel: The Humanity Bureau__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Rob W. King__Darsteller: Nicolas Cage, Sarah Lind, Hugh Dillon, Vicellous Shannon, Jakob Davies, Lorne Cardinal, Jett Klyne, David Lovgren, Leo Fafard, Kurt Max Runte u.a. |
In der nahen Zukunft hat sich die Natur am Menschen für dessen Fehlverhalten gerächt. Chaos, Mord und Totschlag, ja sogar Kannibalismus waren die Folge. In den USA reagierte man mit vollkommener Abschottung, der Abschaffung der Demokratie und der Installation eines Unrechtsstaates. Dessen wichtigste Regel: „Du musst mehr geben als nehmen!“
Die Einhaltung dieser Regel überwacht das Humanity Bureau. Dieses entsendet seine Agenten zu all jenen Menschen, die auf dem Weg sind, sich zur Last für den Staat zu entwickeln. Können sie dann nicht nachweisen, dass sie für das Wohl des Staates sorgen, wird ihnen eine Umsiedlung nach „New Eden“ nahegelegt. Eine Siedlung zur Wiedereingliederung, die die Menschen wieder „auf Spur“ bringen soll.
Noah ist einer dieser Agenten. Doch er kann seinem Job bei weitem nicht mehr so selbstverständlich nachgehen, wie er das früher mal getan hat. Denn ihm kommen immer mehr Zweifel, ob „New Eden“ wirklich das ist, für das die Regierung es verkauft. Ein tödlich verlaufender Einsatz bei einem Mann, der sich vehement gegen die Abschiebung gen „New Eden“ wehrte und immer wieder von einer ominösen „Wahrheit“ redete, bestärkt ihn in seinen Zweifeln. Ein geheimer Informant untermauert irgendwann Noahs Vermutungen.
Als Noah eines Tages die junge Rachel und deren Sohn Jakob überprüfen und hernach abschieben soll, bricht der Agent aus seinem gewohnten Trott aus. Er schnappt sich die kleine Familie und flieht mit ihr gen Kanada. Verfolgt von seinen ehemaligen Kollegen, die ihn und sein Wissen um „New Eden“ auslöschen sollen…
Schaut in “The Humanity Bureau” mit Nicolas Cage hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=zuvuv4JuD6g
„The Humanity Bureau“ hat aufgrund seiner klaren, nüchternen Bildsprache und seiner ruhigen Bebilderung einen interessanten artifiziellen Anstrich. Dass der Film aufgrund der wenigen handelnden Figuren immer auch einen gewissen Kammerspielaspekt hat, wenngleich die „Kammer“ mit den eingezäunten USA recht groß ist, unterstreicht diesen Eindruck nur. Ebenso wie der unbedingte Wille des Drehbuchs, ein paar schwierige aktuelle Themen aufzugreifen.
Es geht um Ausgrenzung, um den Bau von Mauern, um soziale Ungerechtigkeit, die Umweltzerstörung sowie die gefühlt allgegenwärtige Angst vor allem und jedem und jene, die sie zu ihrem Vorteil schüren. „The Humanity Bureau“ ist also mit einer Menge Ambitionen aufgeladen. Vieles davon funktioniert, manches wird zu oberflächlich dargereicht, um den Zuschauer zu erreichen.
Im Grunde seines Herzens jedoch ist „The Humanity Bureau“ ein Road Movie in einer nicht allzu fernen Zukunft. Ein Road Movie, das von wunderschönen Landschaftsaufnahmen zehrt und von engagierten Darstellern getragen wird, aber große Probleme hat, echte Spannung aufzubauen. Die Verfolger von Noah und dessen Schutzbefohlenen werden nur extrem punktuell gefährlich. Selbst der als „Hauptgegner“ aufgebaute Humanity-Bureau-Agent Adam forscht lieber in Noahs Zimmer herum oder plantscht im Swimming Pool, als ihm auf die Pelle zu rücken.
So sind es eher das große Geheimnis hinter der gesamten Handlung von „The Humanity Bureau“ und die Dynamik zwischen den Flüchtenden, die den Film zusammenhalten. Action kommt dementsprechend im Verlauf des Filmes eher selten auf. Ein Auto darf sich spektakulär überschlagen und ein paar blutige Schusswaffeneinsätze gibt es zu sehen, komplexe Actionszenen jedoch darf man sich von dem ruhig erzählten Film nicht erwarten.
In dessen Zentrum stehen Nicolas Cage („Arsenal“) und die Kleinfamilie aus Rachel und Lucas. Cage spielt dabei sehr souverän, verzichtet auf jedwedes Overacting und versprüht als Humanity-Bureau-Agent eine Menge längst verloren geglaubtes Charisma. Sarah Lind („Wolfcop“) spielt ihre Rachel sehr einnehmend und hat eine tolle Chemie mit Cage. Die beiden geben eine wirklich hübsche Paarung ab. Da wird es bei dem Jungen von Rachel schon ein wenig schwieriger.
Jakob Davies („Das gibt Ärger“) spielt seinen Jakob-Part zwar ordentlich runter, hat aber vom Drehbuch ein paar wirklich üble Momente zugeschanzt bekommen, in denen der eigentlich smart rüberkommende Junge sehr sehr dämlich gezeichnet wird und ebenso handelt. Auch Hugh Dillon („Das Ende – Assault on Precinct 13“) wird vom Drehbuch ähnlich behandelt. Bei ihm gefällt, wie geerdet und ruhig er seinen Bösewicht anlegt. Aber das Drehbuch vergisst leider vollkommen, ihn bedrohlich oder einfach nur beunruhigend souverän zu zeichnen. Wenngleich es sich mit der trashigen Idee einer Augenklappe für den Fieswicht alle Mühe gibt, ihn zum Klischeebild des größenwahnsinnigen Bad-Guys zu machen. Schade…
In technischer Hinsicht gibt es nicht viel zu mäkeln. Zwar fallen ein paar trashy Rückprojektionen äußerst negativ auf und diverse „Tricks“ (besondere Kameraeinstellungen und zugehängte Fenster erlauben keine echten Einblicke in die zukünftigen Städte und eventuellen technischen Fortschritt) enttarnen das niedrige Budget des Filmes. Sobald „The Humanity Bureau“ aber seinen Road Trip startet, atmet der Film fast schon epische Breite! Zelebriert seine Naturaufnahmen und profitiert von den eigentlich als ungünstig zu bezeichnenden Wetterlagen während der Dreharbeiten, die dem Film eine zunehmend raue, kalte und düstere Atmosphäre verleihen.
Interessant ist, dass bei den Dreharbeiten gleich auf zwei vergleichsweise neue Techniken gesetzt wurde. Zum einen wurde der Film teilweise mit 360 Grad Kameras aufgenommen. Infolgedessen kann man den Film mit passendem Equipment auch in Teilen als VR-Version bestaunen. Eine Kostprobe findet ihr bei Youtube.
Zudem kam eine Kamera zum Einsatz, die Mark Dobrescu, der Kameramann vom „The Humanity Bureau“, schon bei seiner Arbeit an „The Recall“ zum Einsatz brachte und mit der ein besonders breites Panorama-Format erzeugt werden kann. Barco Escape wird die Technik genannt und entfaltet entweder in speziellen Kinos oder auf Rechnern mit drei Monitoren seinen ganzen Breit-Bild-Zauber.
Was am Ende bleibt, ist ein ambitioniertes Road Movie, dessen größtes Versäumnis es neben diversen kleineren, nicht zu leugnenden Problemherden ist, dass es letzten Endes nicht in der Lage ist, den Zuschauer wirklich zu packen oder mitzureißen. Viele der interessanten Ansätze der Dystopie rauschen so ohne jeglichen Impact auf der Leinwand vorbei und auch das große Geheimnis hinter der gesamten Story lässt einen unvermutet kalt. Wunderschöne Bilder, die allgemein sehr bedächtige, ruhige und stilvolle Inszenierung, ein endlich mal wieder starker Nicolas Cage und der eine oder andere nette Twist können diverse Unzulänglichkeiten von „The Humanity Bureau“ allerdings hinreichend ausbügeln.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 19. April 2018 ungeschnitten und mit FSK 16 Freigabe von KSM. Hier liegt der Film ausschließlich im Widescreenformat vor. Wer also den Film in einem der alternativen Formate genießen will, wird um einen Download nicht herumkommen. Die offizielle Seite zum Film hilft hier weiter. Die deutsche VÖ hat noch ein Interview mit Nicolas Cage und ein kleines Making of im Gepäck, das auch die neuen Kameratechniken kurz in den Fokus rückt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: KSM__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Ja/Ja |