Originaltitel: The Intergalactic Adventures of Max Cloud__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Martin Owen__Darsteller: Scott Adkins, John Hannah, Lashana Lynch, Elliot James Langridge, Tommy Flanagan, Franz Drameh, Sam Hazeldine, Isabelle Allen, Jason Maza, Martyn Ford u.a. |
Martin Owen begann seine Karriere als Schauspieler, wurde später auch noch Drehbuchautor und Regisseur. Bei seinem „Killer’s Anonymous“ wiederum wirkte Sally Collet als Darstellerin und Regieassistentin mit, mit der zusammen er das Script für sein nächstes Projekt verfasste: „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“.
Der intergalaktische Held Max Cloud (Scott Adkins) ist allerdings gerade in einer etwas unkomfortablen Situation, denn sein Raumschiff legt eine Bruchlandung auf dem Gefängnisplaneten Heinous hin. Die Außenhülle ist beschädigt, große Teil der Crew sind tot und ausgerechnet der Schlaffi-Koch Jake (Elliot James Langridge) ist einer der wenigen Überlebenden. Doch kein Problem für einen unverzagten Helden wie Max Cloud, dessen bonbonbunte, mit klobigen Objekten zugestellte Welt an ein Crossover aus alten „Star Trek“-Folgen, B-Science-Fiction-Filmen der 1950er und der 1980er Verfilmung von „Flash Gordon“ erinnert – und kurz darauf als Videospiel enthüllt wird.
Ebenjenes titelgebende Game, „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“, zockt nämlich Teenagerin Sarah (Isabelle Allen) im Brooklyn des Jahres 1990, auch wenn ihr Vater Tony (Sam Hazeldine) nur wenig angetan von der Zockerleidenschaft seiner Tochter angetan ist. Diese wiederum würde am liebsten den ganzen Tag nur mit Videospielen verbringen. Der Wunsch wird ihr auf andere Weise als erwartet gewährt, als sie ein Easter Egg in „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ findet: Eine männliche Space-Hexe (Jason Maza), was bei Spielheld Max Cloud zu Kommentaren über Genderrollen führt, ehe die Hexe die Teenagerin ins Spiel beamt.
Dort ist Sarah allerdings nicht sie selbst, sondern Jake und noch dazu noch nicht einmal Herrin über ihre eigenen Bewegungen. Als ihr Kumpel Cowboy (Franz Drameh) bei ihr daheim vorbeischaut, stellt sie fest, dass sie mit ihm kommunizieren. Er muss das Spiel beenden und damit hoffentlich Sarah aus dem Game befreien. Dummerweise ist Heinous ausgerechnet das Revier des Superschurken Revengor (John Hannah)…
httpv://www.youtube.com/watch?v=EfecITZ19r0
„The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ ist eine Hommage an die späten 1980er und frühen 1990er, in denen auf den Nintendo- und Sega-Konsolen Sidescroller Beat ’Em Ups wie „Double Dragon“, „Final Fight“ oder „Streets of Fury“ gezockt worden. Nicht nur die liebevoll gemachten Pixel-Grafiken des fiktiven Videospiels erinnern daran, auch sonst orientiert sich der Film daran: Die Figuren nehmen gametypische Kampfpositionen ein, auch manche Moves beim Kämpfen erinnern an die vereinfachte Darstellung in einem Videospiel, während die Kulissen nach farbenfrohen Game-Design aussehen, weshalb selbst Revengors düstere Höhle mit knalligen Farbfiltern in Szene gesetzt wird. Auch sonst ist vieles an dem Film bewusst im Stile dieser Games gehalten, von der einfachen Storyline über Catchphrases, welche die Charaktere aufsagen, bis hin zu den Mustern, die man beim Besiegen eines Endbosses beachten muss. Der In-Game-Soundtrack besteht dann auch aus sich stets wiederholenden Melodien, was das Gewollte (also auch in Sachen simple Dialoge und Handlung) von „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ unterstreicht, denn im Abspann tönt dann die spaßige Eighties-Rocknummer „Dare“ von Stan Bush.
Die Mischung aus „Last Action Hero“ (Fan gerät in eine Actionwelt), den „Jumanji“-Sequels „Welcome to the Jungle“ und „Next Level“ (ein Videospiel wird betreten und man erwacht in einem neuen Körper) und der Retro-Optik von Werken wie „Kung Fury“ und „Commando Ninja“ ist allerdings ein zweischneidiges Schwert. Denn in einem Videospiel verzieht man simple Plots, notdürftige Erläuterung und Standarddialoge eher, weil man ja vor allem daddeln möchte, im Film fällt es dann etwas negativ auf. Auch die Action muss den kickstarken Hauptdarsteller teilweise an die Leine nehmen, damit seine Moves eher nach grobem Videospiel aussehen, zumal der Film auch nicht actionlastigste ist. Recht stark ist immerhin eine längere, mit versteckten Schnitten arbeitende Actionplansequenz in der Mitte, in der Max, Jake und Rexy (Sally Collett) ganze Horden gesichtsloser Schurken in den Raumschiffgängen niedermachen.
So funktioniert „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ dann eher als liebevolle Hommage an bzw. sanfte Parodie auf Game-Mechaniken, doch der Gag nutzt sich bisweilen ab. Im Gegensatz zu dem vergleichbaren „Last Action Hero“ taucht Owens Film weniger tief in die Materie ein, obwohl man Anklänge daran findet, denn auch Max Cloud hat eine Seite, die er in seinem Medium eigentlich nicht zeigen darf und nur im Verborgenen offenbart. „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ hat ein paar nette Gags, etwa wenn Cowboy die Spielfigur gegen die Wand laufen lässt und dies in Filmszenen dargestellt wird oder sich ein absolut krasser Gegner ankündigt, den man dann aber nur in der Spielgrafik und nicht in den gefilmten Szenen sieht. Man muss es Owen allerdings lassen, dass er und sein Team viel aus wenigen Mitteln gemacht haben: Das klobige Billigdesign der Science-Fiction-Welten hat seinen Charme, die kostengünstigen CGI-Tricks sehen teilweise sogar ziemlich gut aus und man merkt dem Film immerhin den Spaß an buntem Unsinn an, der „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ durchaus beschwingt wirken lässt.
Noch dazu hat die Besetzung Spaß an ihren Rollen, allen voran Scott Adkins („The Debt Collector 2“), der den Titelhelden als raufsüchtigen Gernegroß gibt, der gerne von sich in der dritten Person redet und zu jeder Gelegenheit seinen Wahlspruch „Have no fear, Max Cloud ist here“ vom Stapel lässt. Während der Brite mit Freude sein Actionstarimage zwinkernd als eindimensionaler Game-Charakter auf die Schippe nimmt, spielt Tommy Flangan („Rising Hawk“) ähnlich verschmitzt den mürrisch-coolen Space-Cowboy Brock Donnelly, der ebenfalls zu den Heldentruppe stößt. Mit John Hannah („Scorched Earth“) als Oberfiesling, Lashana Lynch („Captain Marvel“) als magisch begabter Schurkin Shee und Sam Hazeldine („Killer’s Bodyguard“) als Sarahs Vater sind weitere bekannte Gesichter aus der zweiten Reihe dabei, während Adkins‘ „Undisputed IV“-Nemesis Martyn Ford einen Gegner mit dem treffenden Namen Musculor spielt. Auch die restlichen Darsteller, die zu großen Teilen schon vorher mit Owen arbeiteten, leisten solide Arbeit, wirken aber weniger souverän als etwa Adkins und Flanagan, die sich als unterschiedliche Space-Helden freudig die Bälle zuspielen, auch wenn die Anzahl ihrer gemeinsamen Szenen begrenzt ist.
So kann man „The Intergalactic Adventures of Max Cloud“ – trotz einiger klar erkennbarer Vorbilder – am Ende nicht vorwerfen, dass er einfach nur ein stromlinienförmiger B-Actioner ist. Stattdessen ist der Mix aus Science Fiction, Action und Parodie eine eigenwilliges Unikat, das die Beat ‘Em Ups liebevoll verballhornt. Zum „Last Action Hero“ der Gamingwelt fehlt dann jedoch die Finesse, denn bald nutzen sich die Running Gags etwas ab. Und auch Simpelplot, Standarddialoge und der sich wiederholende Soundtrack mit ironischer Note gewählt worden sind, so mangelt es dem Film dann doch in diesen Belangen. Aber Charme hat das Ganze schon, auch wenn man Abstriche machen muss.
„The Intergalactic Adventures of Max Cloud” erscheint hierzulande bei Splendid Film auf Blu-Ray und DVD, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.
© Nils Bothmann (McClane)
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