Originaltitel: The Island__Herstellungsland: St. Kitts und Nevis__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Shaun Paul Piccinino__Darsteller: Michael Jai White, Gillian White, Jackson Rathbone, Edoardo Costa, Wayne Gordon, Donald Brooks, Kishorn Charles, Frank Corbie, Winston Crooke, Sadique Daniel u.a. |
Mark ist ein harter Cop aus Los Angeles. Mit seinem Partner Phil hat er schon so manchem Lump die Hammelbeine lang gezogen. Gerade haben sie wieder einem Verbrecher die Leviten gelesen, da ereilt Mark ein trauriger Anruf. Sein Bruder Akheem wurde ermordet aufgefunden. Mark bricht sofort in seine alte Heimat auf. Dabei handelt es sich um ein idyllisches Eiland in der Karibik. Zumindest von außen betrachtet.
Denn in Wirklichkeit hat ein fieser Fieswicht namens Manuel Alvarez die Insel fest in der Hand. Er lässt Millionen durch die örtliche Bank waschen und er hat die Gangs des namenlos bleibenden Handlungsortes und benachbarter Inseln unter Kontrolle. Dank dieser Macht kann er auf der Insel schalten und walten wie es ihm beliebt. Und da ihm Mark, der natürlich im Fall seines ermordeten Bruders ermittelt, ein Dorn im Auge ist, schickt er dem Welle um Welle an Lumpenpack auf den Hals.
Doch Mark weiß, sich zu wehren. Zudem schwant ihm früh, wer am blutigen Verscheiden seines Bruders Schuld haben könnte.
Schaut in den Actionfilm hinein
Michael Jai White und die angezogene Handbremse
„The Island: Auge um Auge“ aus der Feder von Phillippe Martinez, der als Regisseur einen Hammer wie „Wake of Death“ und einen Ultrastinker wie „General Commander“ auf dem Kerbholz hat, ist ultraschnarchig geraten. Mein persönliches Highlight: Mark erfährt von Informanten, wo sich der Oberlump, der seinen Bruder getötet und seine Liebe entführt hat, versteckt und er macht… nichts. Er labert einfach noch ein wenig mit ein paar anderen Leuten, die nichts zu sagen haben.
„The Island“ kommt einfach überhaupt nicht vom Fleck. Dabei ist die grundlegende Story-Idee so schlicht wie effektiv: Ein Mann wird ultrablutig umgebracht, sein Bruder will den Mord rächen. Dabei macht das Drehbuch keinerlei Hehl um die Identität des Killers. Wodurch der Weg zu seiner finalen Bestrafung wichtig ist, kein Whodunit. Doch Mark scheint, obschon Cop, keine Ahnung zu haben, wie man ermittelt. Planlos latscht er über die schön anzusehende Insel und führt mal hier ein Schwätzchen und da ein Schwätzchen.
Spannung kommt zu keiner Sekunde auf. Dafür werden die 93 Minuten Laufzeit gefühlt länger und länger. Weil man sich alsbald auch an der schönen Insel satt gesehen hat. Man hockt vor dem TV, wünscht sich, der Film möge durchstarten, doch es passiert nichts. Wehmütig erinnert man sich so an Minute 27, in der Mark doch ziemlich markig skandiert, er wolle das Lumpenpack der Insel brennen sehen. Doch danach geht er erst einmal wieder labern. Mit egalen Figuren. Und am Ende brennt niemand.
Ganz im Gegenteil. Denn auch die Action von „The Island: Auge um Auge“ lässt den Zuschauer ratlos zurück. Highlight ist ganz klar ein Fight von Michael Jai White („As Good As Dead“) nach knapp 30 Minuten Film. In der Sequenz bricht der Martial Artist Beine, Arme und Nasen und hat sichtlichen Spaß daran, extrem trockene Kicks und Drehkicks zu verteilen. Und das sieht bei der Kante Michael Jai White obendrein immer verdammt steil aus.
Leider reicht keine der folgenden Actioneinlagen an diese Schlägerei heran. Undynamisch und planlos wird in insgesamt drei weiteren Actionszenen herum geballert. Und obschon Regisseur Shaun Paul Piccinino, bislang vornehmlich durch romantische Stoffe aufgefallen, seinen Helden haushalten und niemals zu viele Gegner umbringen lässt, sind im Showdown keine Gegner mehr da. Zumindest der Final-Fight bietet noch einmal ein oder zwei hübsche Moves und viel Aderlass im Finish, aber auch hier rockt prinzipiell gar nichts mehr. Nicht nur der Film mutet eingeschlafen an, auch der Held und Michael Jai Whites Actionlust scheinen längst ins Reich der Träume abgewandert.
Und das ist echt schade, denn Edoardo Costa („Non-Stop“) hat sichtlichen Spaß an seiner Sausack-Rolle. Die zudem reichlich zynisch aufgestellt wird und ordentlich – leider vornehmlich – unter ihren Henchmen wüten darf. Michael Jai White wirkt derweil wie ein Tourist auf der titelgebenden Insel. Wirklich engagiert kommt er zu keiner Sekunde rüber. Und das, wo er mit seiner Frau Gillian White („Welcome to Sudden Death“) vor Ort Urlaub machen durfte. Die spielt seine Jugendliebe Akilah reichlich trocken und langweilig.
Jackson Rathbone („WarHunt“) ist der große Gewinner des Streifens. Denn sobald er im Film auftaucht, wirkt es, als habe „The Island“ mit einem Defibrillator einen Schock verpasst bekommen. Seine Chemie mit Michael Jai White ist stark, seine Dampfplaudereinlagen sind tatsächlich humorig und er drängt im Gegensatz zum Film immer nach vorn. Leider wird Rathbone nach einem furiosen Start mal eben bis zum Finish pausiert.
„The Island: Auge um Auge“ hat ordentlich Sand im Getriebe
Ganz viel an „The Island: Auge um Auge“ ist einfach total egal. Da werden Traumatas unter ehemaligen Liebespaaren lang und breit besprochen und irgendwelche egalen Gangs und Superspezialisten im Kampf gegen den Helden aktiviert – ohne dass irgendwas davon Impact auf die Handlung hätte. Dann ist der als vollkommener Psycho aufgebaute Oberbösewicht zu blöd, den Helden oder dessen weitere Familie zu killen. Und last but not least hat der Held gefühlt gar keinen Bock, irgendwie in seine Vendetta durchzustarten. Das und noch viele sinnlose Szenen mehr sorgen für ordentlich Langeweile. Spätestens wenn auch die Action nicht mehr funktioniert, wird das Gesicht des Zuschauers länger und länger.
Am Ende ist da nicht viel, was positiv in Erinnerung bleibt. Die Barschlägerei ist klasse, zwei derbe Kehlenschnitte sorgen für literweise roten Lebenssaft und die Schauplätze des Filmes, gedreht wurde auf dem karibischen Inselstaat St. Kitts und Nevis, der den Film auch produzierte, wecken Lust auf Urlaub. Zudem wirkt „The Island: Auge um Auge“ in technischer Hinsicht durchweg patent in Szene gesetzt. Die unfassbar lahme Dramaturgie gleicht aber keiner dieser Pluspunkte auch nur ansatzweise aus. Statt „The Island: Auge um Auge“ wäre „Michael Jai White stolpert über die Insel der Langeweile“ ein besserer Titel gewesen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 03. November 2023 von Sunfilm / Tiberius Film. Der Film hat uncut eine Freigabe ab 16 erhalten. Freunde des Streamens können den Streifen bereits „genießen“.
In diesem Sinne:
freeman
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