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The Knight of Shadows

Originaltitel: The Knight of Shadows: Between Yin and Yang__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Jia Yan aka Vash__Darsteller: Jackie Chan, Elane Zhong, Ethan Juan, Lin Peng, Po-Hung Lin, Qiao Shan, Charles Luu, Lance Luu, Mark Luu, Pan Changjiang, Yuen King-Tan u.a.
The Knight of Shadows mit Jackie Chan DVD Cover

Jackie Chan wirbelt hüftsteif durch “The Knight of Shadows”.

Der neue Film von Jackie Chan hat gleich drei verschiedene Abbilder der beliebten Actionikone zu bieten. Einmal eine via Computer um gut 30 Jahre verjüngte Version. Dann eine Version des heutigen Jackie Chan. Ich schreibe „Version“, weil Jackie Chan den gesamten Film hindurch seltsam digital geliftet wirkt. Und last but not least ein komplett aus dem Rechner stammendes Abbild für den großen CGI-Showdown. Blöderweise ist dieser Overload an Jackies wenig förderlich für „The Knight of Shadows“. Doch der Reihe nach.

Jackie Chan spielt einen Dämonenjäger mit dem klangvollen Namen Pu Songling. Dieser ist im Besitz eines magischen Pinsels, mit dem er die in seiner Welt sehr zahlreichen Dämonen in ein magisches Buch verbannen kann. Mit den daraus resultierenden Dämonenjagd-Storys bringt er die Augen der Kinder seines Heimatdorfes immer wieder zum Leuchten und verdient sich damit ein kleines Zubrot. Wirklich ernstgenommen werden er und seine Geschichten allerdings nicht. Als in Pus Dorf plötzlich mehrere junge Mädchen verschwinden, bittet ihn ein örtlicher Polizeilehrling dennoch um Hilfe.

Das ist der Auftakt für ein turbulentes Abenteuer, bei dem Pu schnell eine Spiegeldämonin als Schuldige ausgemacht haben will. Der kommt er auch schnell auf die Schliche. Doch als sich Pus Wege mit denen eines anderen Dämonenjägers kreuzen, wird es richtig kompliziert. Dämonenjäger Ning Cai Cheng ist nämlich auf der Jagd nach der Komplizin der Spiegeldämonin: Nie Xiaoqian. Mit ihr ist er in einer unheiligen, aber tiefen Liebe verbunden.

Schaut in den Fantasyfilm mit Jackie Chan hinein

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Für „The Knight of Shadows“ muss man schon eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Kindischer Humor, Furzgags, seltsame CGI-Gestalten als Freunde von Jackies Pu, Overacting, grimassierende Darsteller und wenig physische Action sind dabei nur ein paar der Kritikpunkte. Das Hauptproblem jedoch ist, dass die Story des Filmes immer nur dann interessant ist, wenn Jackie Chan nicht zu sehen ist. Sprich: Die Story rund um Ning Cai Cheng und Nie Xiaoqian ist es, die einen tatsächlich ab und an berührt.

The Knight of Shadows mit Jackie Chan

Jackie Chan mal ohne CGIs in näherer Umgebung.

Während Regisseur Vash rund um Jackie Chans Figur all das zündet, was einen nur genervt die Augen verdrehen lässt, inszeniert er die Story der beiden Liebenden um ein Vielfaches beseelter. Der Albernheitsfaktor wird deutlich heruntergeschraubt, melodramatische Töne mischen sich unter, ein melancholischer Score ertönt und die Bilder sind von einer betörenden und entrückten Schönheit.

The Knight of Shadows mit Ethan Juan

Der junge Dämonenjäger (Ethan Juan) macht Jackie Chan das Leben schwer.

Hätte Vash sich getraut, Chan aus dem Film zu nehmen und die Story der beiden Liebenden noch mehr zu vertiefen, „The Knight of Shadows“ hätte Potential für eine richtig schöne Fantasy-Romanze gehabt. Stattdessen rumpelt der Film nun etwas überladen daher. Chans Figur und die schöne Liebesgeschichte finden lange nicht zusammen. Die meisten Charaktere bleiben durchgehend beliebig. Zumindest müht sich Chan sehr, seine altbekannte Verschmitztheit aufblitzen zu lassen. Infolgedessen wirkt sein Pu lange Zeit auch deutlich sympathischer als die letzten Jackie-Chan-Helden aus beispielsweise „Bleeding Steel“ oder „Kung Fu Yoga“.

Dafür lässt „The Knight of Shadows“ Jackie Chans Actionman-Qualitäten total unter den Tisch fallen. Chan hat eine einzige Szene, in der er in physische Action mit Schwertkämpfern eingebunden wird. Selbige wirkt stocksteif, behäbig und fernab dessen, was man von dem Martial-Arts-Wirbelwind gewohnt ist. Davon abgesehen sehen wir den Actionstar nur, wie er den magischen Pinsel schwingt und dazu vermeintliche Zaubersprüche palavert. Der Rest der „Action“ stammt komplett aus dem Computer.

Elane Zhong als Dämonin

Schön, aber schauspielerisch blass: Elane Zhong.

Damit sind wir beim nächsten großen Kritikpunkt: „The Knight of Shadows“ ist überladen mit Special Effects. Diese schwanken enorm in ihrer Qualität. Während manche aussehen, wie von einer Playstation 3 portiert, geraten andere geradezu surreal und entwickeln eine ganz eigene Atmosphäre für den Film. Genannt sei ein wirklich seltsamer Begleiter Pus, der von einer Art Schrein bis zum Transportmittel der Helden alle möglichen Funktionen annehmen kann und fürs westliche Auge einfach nur sehr schräg designt wirkt. Ein mit einigen hübschen optischen Gags aufwartender Kampf in einer Art Spiegelkabinett punktet ebenfalls durch den Willen der Effektkünstler für schräge Einlagen. Und sogar der zunächst nervig mit Effekten zugeschmissene Showdown kreiert dank seines coolen Settings den einen oder anderen Wow-Effekt. Der Film und die Charaktere wurden da allerdings längst von der Effektmaschine erschlagen.

In “The Knight of Shadows” steckte durchaus ein guter Film

Oberflächlich betrachtet ist „The Knight of Shadows“ kaum mehr als lärmiger Fantasy-Stuss, der dank seltsamer CGI-Anime-Figuren, blödem Humor, hohlen Charakteren und einem komplett verschenkten Jackie Chan kaum Beachtung verdient. Zumal der Film einige sympathische Momente seines Stars mit einem irren Overload an Effekten plattmacht. Schaut man jedoch ein wenig genauer hin, fällt auf, dass der zu lange in der Hinterhand gehaltene Plot um den zweiten Dämonenjäger und seine traurige Liebesgeschichte richtig Potential hatte.

Da stört es nicht einmal, dass Elane Zhong als Love Interest des Dämonenjägers katastrophal emotionslos schauspielert. Schon weil Ethan Juan („Detective Dee und die Legende der vier himmlischen Könige“) als verliebter Dämonenjäger so verzweifelt aufspielt, reißt einen die Liebesgeschichte trotzdem mit. Auch weil Regisseur Vash hier die Effektmaschine sinnvoll und zur Unterstützung der Storyline nutzt und nicht nur sinnbefreit rausholzt, was da ist. Kurzum: Vash wäre gut beraten gewesen, sich ausschließlich auf die Liebesgeschichte zu konzentrieren. Ein Klassiker vom Formate eines „A Chinese Ghost Story“ wäre zwar trotzdem nicht dabei herausgekommen. Aber zumindest hätte die Chance bestanden, einen einigermaßen schönen Film auf die Beine zu stellen. So bleibt’s eben lärmiger Fantasy-Stuss.

04

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 30. August 2019 von Splendid Film. Die packten ein paar Trailer, Grußworte und Featurettes zu den Stars auf die Scheiben und präsentieren den Film mit einer FSK 12 uncut.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__Freigabe: FSK 12__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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