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The Lair

Originaltitel: The Lair__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Neil Marshall__Darsteller: Jonathan Howard, Charlotte Kirk, Jamie Bamber, Kibong Tanji, Leon Ockenden, Mark Strepan, Hadi Khanjanpour, Troy Alexander, Harry Taurasi u.a.
The Lair von Neil Marshall DVD Cover

Neil Marshall entfesselt mal wieder fiese Kreaturen in “The Lair”.

Neil Marshall („Centurion“) hatte zuletzt alles andere als einen Lauf. Ganz im Gegenteil: Der Regisseur des großartigen „The Descent“ hat sich mit seinen beiden letzten Filmen mal so richtig in die Nesseln gesetzt. „Hellboy – Call of Darkness“ geriet zur formvollendeten Extrementtäuschung – künstlerisch wie finanziell. Und „The Reckoning“ klang zwar prinzipiell reizvoll, scheiterte aber vor allem aufgrund der mit Charlotte Kirk katastrophal fehlbesetzten Hauptrolle so richtig durch.

Charlotte Kirk, aktuell Neil Marshalls Partnerin, übernahm auch in dessen aktuellstem Streifen „The Lair“ die Hauptrolle. Zudem produzierte sie mit und werkelte auch am Drehbuch herum. Wer „The Reckoning“ gesehen hat, wird sich sicher schwer tun, nun nicht von negativen Vorzeichen zu schwadronieren. Dem kann man allerdings definitiv entgegenhalten, dass die Creature-Feature-Ausrichtung des Filmes Neil Marshall sehr entgegenkommen dürfte. Wohl an…

2017. Die Kampfpilotin Capt. Kate Sinclair von der britischen Royal Air Force befindet sich auf Erkundungsflug in Afghanistan. Dabei werden sie und ihr Co-Pilot vom Erdboden aus unter Beschuss genommen und mit Raketen vom Himmel geholt. Kurz vorm Aufprall der Maschine auf dem Boden der Tatsachen, retten sich die beiden mittels ihrer Schleudersitze aus dem Chaos.

Am Boden angekommen, fallen sie beinahe dem Feind in die Hände. Doch die beiden Piloten erwehren sich brutal ihrer Haut. Als sich Kates Co-Pilot in dem Shootout eine Bleivergiftung einhandelt, sucht sie ihr Heil in der Flucht. Vor den gewaltigen Toren eines unterirdischen Bunkersystems wird sie jedoch erneut von ihren Verfolgern gestellt. Als die mit einer Rakete das Tor zum Bunker aufschießen, eilt Kate hinein.

Sie entdeckt seltsame Laborräume und in eigenartigen Vorrichtungen eingepferchte, menschenähnliche Kreaturen. Als es erneut zu einem Schusswechsel mit ihren Verfolgern kommt, wird eines der Behältnisse zerschossen. Die darin befindliche Kreatur wird herausgespült und beginnt sogleich mit brutaler Härte die Verfolger von Kate umzubringen. Kate nutzt die Gelegenheit und flieht. Dabei wird sie beinahe von einem Trupp US Army Rangers überfahren.

Die nehmen Kate mit in ihren Stützpunkt und haben keine Ahnung, wie sie Kates Ausführungen um unterirdische Bunker und blutrünstige Kreaturen einordnen sollen. Sie können sich aber alsbald selbst ein Bild von der Situation machen, denn die Bunker-Kreaturen haben längst den Stützpunkt umstellt.

Schaut in den Film hinein

Creature-Feature-Horroraction von Neil Marshall

Die ersten 20 bis 25 Minuten von „The Lair“ sind kompaktes, extrem verdichtetes Actionkino der Güteklasse A. Marshall haut hier alles raus: Tolle Wüstenbilder an sphärischer Musik, abstürzende Kampfjets, kurze Flashbacks in Kates Vergangenheit, blutige Shootouts, das faszinierende Setting des unterirdischen Bunkers, eine Erkundungstour in die Bunker-Eingeweide, weiteres Geballer, freigesetzte Kreaturen und Szenen, in denen Menschlein das Gesicht vom Kopf gerissen wird. Was manchem B-Actioner für 90 Minuten ausgereicht hätte, ist in „The Lair“ kaum mehr als die Ouvertüre. Die richtig fetzt!

Leider sackt der Film nach diesem Power-Einstieg extrem in sich zusammen. Neil Marshall muss die Army Rangers einführen. Leider findet er hier keinen rechten Fokus auf drei oder vier wesentliche Figuren und so zerfasert diese Charaktereinführung ziemlich. Wie wenig sie funktioniert, zeigt der anschließende Sturm der Kreaturen auf den Stützpunkt. Hier ist es dem Zuschauer nämlich reichlich egal, wen es hier wie erwischt.

Charlotte Kirk in "The Lair"

Das Monster brüllt, aber das Haar sitzt: Charlotte Kirk in “The Lair”.

Dafür sieht die Action wieder cool aus. Marshall hält mit seinen Kreaturen nicht hinter dem Berg. Präsentiert sie in voller Pracht als Man-in-a-Suit-Effekte mit leichten CGI-Einsprengseln rund um ihre Mundpartien. Die Kreaturen mögen nicht so toll aussehen wie jene in „The Descent“, aber sie funktionieren. Zudem wurden sichtlich sehr muskelbepackte Menschen in die Anzüge gestopft, so dass die Kreaturen sehr wuchtig rüberkommen.

Die Folge sind brutale Angriffe gegen die Soldaten. Köpfe werden abgerissen und Unterkiefer zerschmettert. Doch auch die Kreaturen werden ab und an herzhaft weggesplattert. Die deutsche FSK 18 kommt also nicht von ungefähr. Ein wenig lächerlich wirkt das Herumgehüpfe der Kreaturen, ansonsten kann man der zweiten großen Actionszene ebenfalls keine Vorhaltungen machen. Zumal sie dem Film wieder ordentlich Energie verpasst.

Den nun eingeschlagenen Weg behält Marshall bei. Natürlich führt der Film nun wieder in den Bunker, wo der große Showdown steigt. Und leider verliert Marshall hier den Zuschauer. Zum einen agieren Marshalls Helden jetzt plötzlich ultracool. Latschen in Super-Slow-Motion auf die Kamera zu, geben sich siegessicher as fuck und labern auch nur noch cool daher. Was verwundert, da sie bisher nur auf die Fresse bekommen haben.

Die Helden des Creature Feature von Neil Marshall

Die zwischen egal und sehr egal changierende Heldentruppe.

Im Bunker angekommen, wird es nicht viel besser. Auch hier streut Marshall zu viel peinliche Coolness ein, die nicht funktioniert. Zudem verläuft sein Finish entlang dümmlichster Klischees. Das Dümmste: Ein Kamerad ist verschwunden. Alle beschließen, ihn suchen zu müssen. Hat man ihn gefunden, sind zig andere Kameraden gefallen und natürlich ist ein anderer ebenfalls verschwunden. Also sucht man auch den.

Dadurch zieht sich der Showdown unnötig in die Länge. Konfrontationen mit den Kreaturen erfolgen nur sporadisch. Im Hintergrund der jetzt noch vorhandenen Handlung tickt ein Showdown runter, der einfach nur hirnverbrannt und vollkommen aus dem Nichts kommend in den Film integriert wirkt.

Kurzum: „The Lair“ verärgert den Fan auf den letzten Metern extrem. Auch das Herumgewurschtele um einen Aufzug, der bis dahin keine Rolle gespielt hat, lässt einen nur die Augen rollen. Zum Glück lässt Marshall seine Figuren viel herumballern und herumrennen. Nebenbei werden Gesichter durchschlagen und Kreaturen zersprengt. Der Spektakelfaktor hält einen also noch einigermaßen im Film. Trotzdem hätte das Finish auch schlauer gelöst werden können. Und auf Szenen, in denen die Kreaturen mit Kochgeschirr beworfen werden, hätte ich gerne verzichtet.

Was den ganzen Film hinweg stimmt, ist die saubere Bebilderung. Immer wieder gibt es schöne Wüstenbilder auf die Netzhaut, das Bunkersetting wirkt schön aufwändig und auch der Army-Stützpunkt, den man meines Erachtens bereits in der TV-Serie „Seal Team“ bewundern durfte, wirkt authentisch.

The Lair Monster

Die Monster machen Laune!

Die Action ist angenehm zackig inszeniert, auch wenn Neil Marshall für mehr Dynamik gerne mal zu schnell schneidet und hier und da auch an der Kamera herumwackelt – ohne dass jedoch die Übersicht verloren ginge. Der Score zum Film hat einen schön elektronischen Einschlag und hätte vor allem in der Action gerne noch präsenter ausfallen dürfen. Abzüge in der B-Note gibt es für ein oder zwei schwache CGI-Momente. Hier sei vor allem das Finish um einen Hummer in einem Fahrtstuhlschacht erwähnt.

Schauspielerisch wirkt Charlotte Kirk hier bei weitem nicht so überfordert wie in „The Reckoning“. Allerdings wird die Handlung hier auch auf mehr Schultern verteilt und vor allem die männlichen Darsteller liefern durchaus tough ab. Einzig Jamie Bamber („Battlestar Galactica“) overactet reichlich unangenehm. Frau Kirk macht zumindest in ihren Actionszenen eine durchaus gute Figur, wirkt aber auch hier niemals wie eine Idealbesetzung.

Dass sie inmitten der deftigsten Shootouts ausschaut, als würde sie gleich noch ein Make-up-Tutorial für Insta aufnehmen, hilft da nicht wirklich. Und wenn vor allem nach dem Flugzeugabsturz die Haare noch sitzen, als seien sie in Beton gegossen, wird es schonmal unfreiwillig komisch. Insgesamt scheinen ihr aber physischer angelegte Rollen deutlich mehr zu liegen als jene, wo sie dann auch mal spielen müsste.

„The Lair“ dürfte bei Actionfans funktionieren

Kann man die Drei-Wetter-Taft-Momente von Charlotte Kirk ausblenden, bekommt man mit „The Lair“ einen actionreichen, sehr flotten Snack für zwischendurch. Neil Marshall hat sichtlichen Spaß, seine menschlichen (zu egalen) Helden von den sehr kompromisslos vorgehenden Kreaturen wegschnetzeln zu lassen. Dass diese weitgehend ohne CGI auskommen, rechnet man „The Lair“ hoch an. Auch das gebotene Handmade-Gesplatter macht richtig Laune.

Leider lässt Marshall aber auch einiges an Potential liegen. Gerade rund um die Kreaturen wäre sicherlich viel mehr drin gewesen. Vor allem auch, was ihren Move angeht, Gegner mit seltsamen Tentakeln aus der Mundgegend zu würgen und dabei irgendwie deren Bewusstsein anzuzapfen. Allgemein wirkt die Mythologie um die Kreaturen etwas schwachbrüstig.

Schade ist auch, dass Marshall die Wucht und die Dynamik des ersten Filmdrittels nicht beibehalten kann und stattdessen immer mal wieder die Luft aus der ab und an aufgebauten Spannung lässt. Und der pseudocoole Showdown ging mir in vielerlei Hinsicht leider ziemlich auf den Nerv. Kurzum: Kann man die eine oder andere Kröte schlucken, wird man zumindest als Fan von Kreaturen-Action von dem B-Streifen durchaus solide unterhalten.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 19. Mai 2023 von dem Label LEONINE und ist mit einer Freigabe ab 18 ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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