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The Legend of the Red Reaper

Originaltitel: The Legend of the Red Reaper__Herstellungsland: Deutschland, Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Tara Cardinal__Produktion: Uwe Boll__Darsteller: Tara Cardinal, David Mackey, Ray Eddy, Eliza Swenson, Christian Boeving, Tom Nowicki, Shayne Leighton, Barry Ratcliffe, Christina Daoust, Lloyd Kaufman, George Perez u.a.
The Legend of the Red Reaper

Das Chaos während der Produktion übertrug sich auch auf das von Uwe Boll produzierte Endergebnis: “The Legend of the Red Reaper”

„Du bist der Red Reaper und deine Saga hat gerade erst begonnen!“

Als kurz vor Schluss der Uwe Boll („Assault on Wall Street“) Produktion „The Legend of the Red Reaper“ diese Worte fielen, froren mir für einen Augenblick die Gesichtszüge ein. Dem anfänglichen Schock folgte ein kehliges, fast verzweifeltes „Nein!“ und ich hatte echt das Gefühl, eine außerkörperliche Erfahrung zu haben und mir selbst von einem erhöhten Standpunkt aus dabei zuzuschauen, wie ich in Tränen ausbrach. Was war passiert? Gehen wir zurück zum Anfang: Zu Beginn waren da die Bienen und die Blumen… Ok, so weit gehen wir dann doch nicht zurück.

Also: Am Anfang waren da die Menschen und die Dämonen. Aus der unheiligen Allianz zwischen einer menschlichen Wahrsager-Hexe und einem Dämon mit Namen Ganesh erwuchs Rotschopf Aella. Ein Halbwesen, zunächst behütet von der Mutter, dann aber von ebenjener für eine Flasche verjüngendes Blut an ihren leiblichen Vater Ganesh verschachert. Der zog seine Tochter fortan unter seinesgleichen groß, die das junge Mädchen ordentlich misshandelten und ihm die Kindheit zur Hölle machten. Aella schwor sich darum, den Dämonen baldmöglichst den Garaus zu machen und die Menschen dieser Welt vor den Dämonen zu beschützen. Eines Tages wird Aella von ihresgleichen befreit: Die Reaper, allesamt Halbwesen wie Aella, vertreiben die Dämonen vom Antlitz der Erde und übernehmen nun ihrerseits Aellas Ausbildung zur Dämonenbekämpferin “Red Reaper”.

Eigentlich hätte mich dieser Einstieg bereits stutzig machen sollen. Denn viel von diesem Opening hört man nur aus dem Off. Überhaupt wird zu Beginn des Filmes irre viel aus dem Off gelabert. Schnell fühlte ich mich an Albert Pyuns Ergüsse „Omega Doom“ mit Rutger Hauer und „The Sword and the Sorcerer 2“ erinnert. Nicht nur in diesen „Filmen“ hatte der Film-Maniac Pyun in den ersten zehn Minuten aus dem Off oder via Schrifttafeln eine interessantere Geschichte erzählt als in den 70-80 folgenden Minuten. Doch seltsamerweise wurde ich nicht argwöhnisch. Zu Unrecht, denn „The Legend of the Red Reaper“ ergeht es nun im weiteren Verlauf recht ähnlich. Beinahe ewig weiß der Zuschauer in der Folge gar nicht, worauf der Film eigentlich hinauswill.

httpv://www.youtube.com/watch?v=uaxhkrq0KpU

Dieser installiert nun eine seltsame Dreiecksgeschichte. Denn die Reaper werden von den Menschen nicht wirklich akzeptiert. Gleichzeitig haben sie die Dämonen vertrieben, werden also irgendwie geduldet. Doch dies geht nicht so weit, dass Beziehungen zwischen Reapern und Menschen gerne gesehen werden würden. So sieht es Lord Adonis (was ein toller Name!) gar nicht gerne, dass sein Sohn Eris ein Auge auf Aella wirft. Er würde es viel lieber sehen, wenn Eris die holde Indira pimpern würde. Und das am besten noch vor der bevorstehenden Krönung Eris’ zum neuen König. Ok, eine Romantik-Fantasy-Schnulze also… dachte ich zumindest. Denn so schnell wie dieses Element aufkommt, verschwindet es auch wieder aus dem Film. Stattdessen zelebriert der Film nun die immer gleichen Visionen Aellas. Dabei geht es irgendwie um Ganesh, um Dämonen, Aellas Vergangenheit und Zukunft, Geschwurbel vom Feinsten also.

The Legend of the Red Reaper

Eris und Indira

Kurz bevor man wirklich gar keinen Schimmer mehr hat, was da gerade auf der Leinwand abgeht, wird Aella auf einmal von ein paar Menschenlumpen niedergestreckt und entführt. Man zapft ihr ihr Blut ab, trinkt etwas davon und wird zu einer rasenden Streitmacht, die das Land mit Angst und Schrecken überzieht und vor allem die Krönung von Eris verhindern will. Gerettet wird Aella von ihrer Mutter, die sie gesund pflegt – in einer der miesest montierten Szenen aller Zeiten: Wieder mäandern zahllose, bereits zigfach gesehene Visionshappen durchs Bild, Aellas Mutter und ihre neue Tochter kommunizieren offensichtlich mental miteinander und es tönen die immer gleichen Phrasen von der Tonspur, untermalt von einem miesen Blockflötenscore, der sich zu einem Synthesizercrescendo aufstaut – ok, ok, der Scoremaster hält einfach nur eine Taste länger gedrückt.

Ist dieser Abschnitt endlich durchgestanden, macht sich Aella auf, die fiesen Lumpen aufzuhalten. Vermutlich, um ihren Eris zu retten. Es folgt der große Showdown, der in Wahrheit nicht mehr ist als eine Aneinanderreihung irgendwie miteinander in Verbindung stehender Schwertkampf- und Durch-Den-Wald-Renn-Szenen. Vor allem letztere zelebriert man anhand ein und derselben Szene gerne mal in Zeitlupe, gespiegelt, mal mit Score, mal ohne,…

The Legend of the Red Reaper

Eris gegen zwei Clowns… äh, Dämonen!

Zumindest darf Aella im Showdown ihren Reaper-Fähigkeiten freien Lauf lassen und Genicke verdrehen und Rüben runterhauen. „The Legend of the Red Reaper“ hat somit im Showdown definitiv seine besten Szenen. Man darf sich nur nicht an Sachen wie Kontinuität und Anschlussfehlern stören. So wechseln die Tageszeiten von einer Szene zur anderen. Dann ist Aella mal über und über blutbesudelt, kurz darauf sind Gesicht und Kleidung wieder blütenrein. Und auch ihre Kluft ändert sich im Verlauf der Endschlacht mehrmals. Witzigerweise finden die Charaktere immer wieder auch „Inseln des Friedens“ inmitten des Kampfgetümmels, wo sie sich teilweise minutenlang unbehelligt irgendwelchen Schwachsinn erzählen können! Aufgrund solcher Szenen nimmt der Showdown scheinbar gar kein Ende mehr. Verwirrenderweise werden immer auch Bilder eines anderen Kampfschauplatzes dazwischengeschnitten, die zu Beginn des Filmes schon einmal genutzt wurden, um zu zeigen, wie böse die Dämonen sind. Der totale Wirrsinn…

Irgendwann taucht dann auch noch Ganesh auf und es scheint fast, als hätte der ganze Film irgendwie auf diesen Moment hingearbeitet. Leider hat der Zuschauer vor lauter Visionsgeschwurbel davon gar nichts mitbekommen. Köstlich gerät dann auch der finale Fight zwischen Ganesh und Aella, bei dem sie ihn via Mentalkraft mitteilt, dass er verloren habe, obwohl er ihr gerade ein Schwert ebenso tief in den Bauch gerammt hat, wie sie ihm. Er gibt sich dann aber auch wirklich geschlagen und der Film ist beinahe geschafft…

Geschafft ist auch der Zuschauer, denn aus diesem Wirrsinn eine halbwegs plausible und vor allem nachvollziehbare Story zu destillieren – oder sagen wir eher zu interpretieren -, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Dass man dann gar nicht erst nach Punkten wie Figurencharakterisierung und Spannungsbogen fragen muss, versteht sich von selbst. Auch optisch will „The Legend of the Red Reaper“ einfach nicht mitreißen. Langweiligster Digitallook nimmt dem mittelalterlich angehauchten Fantasy-Setting jedweden Schmutz, die Ausstattung erinnert an Schultheateraufführungen, der Schnitt ist konfus und ein übler Digitaleffekt rund um einige Mauerzinnen, die von Aella besprungen werden, ist so mies, dass man es gesehen haben muss, um es glauben zu können. Etwas Boden kann der Film gut machen, wenn er die Landschaften abfilmt, in denen der Streifen gedreht wurde. Hier lanciert man beinahe erhabene Kamerafahrten. Auch sonst sind die Naturaufnahmen schwer in Ordnung. Allerdings ist „The Legend of the Red Reaper“ nun einmal keine Doku.

Darstellerisch bewegt sich der gesamte Cast auf Laientheater-Niveau. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass der Film seine Darsteller in keinster Weise fordert. In Erinnerung bleibt eigentlich nur die sexy Hauptdarstellerin Tara Cardinal, die diesen Murks auch noch schrieb und mit sich selbst im Regiestuhl umsetzte. Gelohnt hat sich das insofern für sie, dass Uwe sie direkt zum Setting des ebenfalls von ihm produzierten „Zombie Massacre“ weiter reichte, der dann deutlich filmischer und vor allem weitaus spaßiger daherkam als „Red Reaper“.

The Legend of the Red Reaper

Gleich bist du Schaschlik!

Final muss ich anmerken, dass beim Betrachten von „The Legend of the Red Reaper“ schnell auffällt, dass hier einige Taktiken zum Einsatz kommen, die man nur fährt, wenn man versucht, einen Film im Nachhinein zu retten. Die beständigen, überhaupt nicht abreißenden Off-Kommentare, die zumindest versuchen, irgendetwas wie einen Zusammenhang herzustellen, deuteten für mich ebenso darauf hin, wie manch seltsam geschnittener Dialog, bei dem Darsteller zwar etwas von sich gaben, sich ihre Münder aber nicht bewegten. Oder man schnitt die Dialoge so, dass man nur den Zuhörenden zu sehen bekam, während man dem „unsichtbaren“ Sprecher freilich alles Mögliche in den Mund legen konnte. Es wirkt einfach durchweg, als sei bei „Red Reaper“ etwas gewaltig schief gelaufen. Und letzten Endes war dem wirklich so: Frau Cardinale brach früh der wichtigste Koproduzent weg, dann starb ein wichtiger Stuntman und auch der Kameramann segnete plötzlich das Zeitliche. Frau Cardinale suchte nach neuen Produzenten und einem neuen Kameramann, lange Zeit aber komplett erfolglos. Zwei Jahre später versuchte man endlich, alles zu einem runden Abschluss zu bringen. Da mancher Darsteller nicht mehr verfügbar war, musste das Drehbuch gründlich und extrem häufig umgeschrieben werden, was das letztendliche Storychaos mehr als eindrücklich erklärt…

Leider kann man diesen Rettungsversuch aber nur als komplett misslungen bezeichnen. Denn was am Ende bleibt, ist eine Lehrstunde in Sachen „Wie man es nicht macht!“ „The Legend of the Red Reaper“ hat bis auf ein oder zwei nettere Actionszenen, die hübsch anzuschauende Hauptdarstellerin (deren Nacktfight unterm Wasserfall man leider brutal zusammenkürzte), nette Landschaftsaufnahmen und zumindest ordentliche Color Key Effekte bei den Visionen nichts, aber auch gar nichts zu bieten! Egal ob Schnitt, Actionchoreografie, darstellerische Leistungen, Maske, Dialoge, Optik, Ausstattung oder der Score – „The Legend of the Red Reaper“ geriet in allen Belangen zu einem filmischen Offenbarungseid sondergleichen. Man hätte den Film nach den eingehenden 10 Minuten, die alles in Sachen Mythologie und Geschichte hinter dem Film zufriedenstellend erklären, abbrechen sollen. Schade um das stimmige Cover. Es hätte einen besseren Film verdient gehabt.

Der Film erschien von dem Label Maritim Pictures im Vertrieb von Ascot Elite und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut. Über die Dreharbeiten usw. legte man vorsichtshalber den Mantel des Schweigens und spendierte dem Film keinerlei Extras.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Maritim Pictures/Ascot Elite__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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