Originaltitel: The Marine 6: Close Quarters__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: James Nunn__Darsteller: Mike ‘The Miz’ Mizanin, Shawn Michaels, Rebecca Quin aka Becky Lynch, Louisa Connolly-Burnham, Terence Maynard, Tim Woodward, Martyn Ford, Anna Demetriou, Michael Higgs u.a. |
„The Marine 6: Das Todesgeschwader“ bietet drei WWE-Superstars eine Bühne. Zunächst wäre da natürlich Mike Mizanin, als „The Miz“ einer der langjährigen WWE-Fieswichter, die man liebt zu hassen. Selbiger wuchtet sich nun schon seit Teil 3 durch das „The Marine“-Franchise. An seiner Seite agiert Wrestling-Urgestein Shawn Michaels, dessen Heartbreak Kid zuletzt für eine Fehde zwischen dem Undertaker und Tripple H reanimiert wurde. Und last but not least wäre da Becky Lynch. Die Championess des Smackdown-Kaders, die erst vor kurzer Zeit zum Heel wurde und seitdem als enorm beliebte Antiheldin die Props der Crowd ziehen darf. Als neue Fieswichtin durfte sie sozusagen in der WWE schonmal für „The Marine 6“ üben…
Sarah joggt gerade durch ein Waldstück, als sich ihr ein paar Lumpen unter Führung einer rothaarigen Furie in den Weg stellen und sie entführen. Ihre Entführer erklären Sarah sofort, was die Stunde geschlagen hat: Sarahs Vater ist Teil der Jury, die im aktuellen Prozess gegen den Superverbrecher Horace Hayes urteilen soll. Indem die Lumpen Sarah entführen, wollen sie ihren Vater erpressen, die notwendige Einstimmigkeit bei einem Urteil gegen Hayes abzuwenden.
Doch Sarah hat Glück im Unglück. Denn Jake Carter und sein Buddy Luke Trapper stolpern aus purem Zufall in dem Abrisshaus, in das Sarah verbracht wurde, in genau das Zimmer, in dem das Mädchen gefangengehalten wird. Die beiden Kumpel verbiegen diverse Kauleisten, greifen sich das Mädchen und treten mit ihm die Flucht nach vorne an. Immer auf ihren Versen: Die rothaarige Furie Maddy. Ihres Zeichens die Tochter von Horace Hayes.
Schaut in den Trailer von “The Marine 6: Das Todesgeschwader” hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=N9XIbbzeCjM
„The Marine 6“ braucht ziemlich exakt zehn Minuten, um Jake und Luke auf die Entführer von Sarah treffen zu lassen. Nach diesen zehn Minuten ist auch bereits alles bekannt, was man über den Film wissen muss. Ergo kann Regisseur James Nunn („Eliminators“) nun komplett in den Actionmodus umschalten und macht das auch. Zu Beginn lässt er seine Action vornehmlich in einer ehemaligen, dem Verfall überlassenen Brauerei steigen. Hier leben die Obdachlosen der angrenzenden Großstadt. Darunter auch Veteranen auch verschiedensten Kriegen, denen Jake und Luke hin und wieder Besuche abstatten. Beispielsweise wegen Gesundheitschecks.
Das imposante, riesige Gebäude gibt nun über lange Zeit den Look des Filmes vor. Der sieht trist und karg aus, ersäuft förmlich in Grautönen. Allerdings wird der Schauplatz gut und plausibel erklärt, weshalb dieses Hinterhof-Setting-Deluxe auch gar nicht weiter stört. Und es liefert halt einen riesigen Spielplatz für die Protagonisten, die unter Führung von Choreograf Tim Man („Accident Man“) immer und immer wieder mit ihren Antagonisten zusammenprallen und sich ordentlich wammsen dürfen.
Dabei wird mit allem zugeschlagen, was gerade vorhanden ist: Arme, Beine, Baseballschläger, Hämmer. Inklusive deftiger Nicklichkeiten und viel Kampfsport im gerade so aktuellen MMA-Style. The Miz darf sogar einen seiner netten Dropkicks zeigen. Hier und da wird auch geballert, immer mit blutigen Folgen. Diese sind teils handgemacht, teils CGI, sehen aber immer überzeugend aus und atmen eine nette Grundhärte.
Beim Abschnitt in der Brauerei fühlt man sich immer mal wieder wohlig an Walter Hills „Trespass“ erinnert, nur dass eben hier Sarah den Schatz aus Hills Männerepos ersetzt. Die hohe Anzahl an Lumpen sorgt dafür, dass „The Marine 6“ niemals langweilig wird und beständig etwas passiert. Doch irgendwann hat Nunn dann doch die Schnauze voll von dem Setting und verlagert den Schauplatz des Geschehens in ein Tunnelsystem unter dem Gebäude. Hier wartet sein Film dann mit einer faustdicken Überraschung auf, die man dem ganzen Franchise in der Form niemals zugetraut hätte – und woran man eine ganze Weile zu kauen hat.
Was der Regisseur nutzt, um den Schauplatz erneut zu wechseln und zum Showdown auf einem Schiff überzuleiten. Während in den Tunneln vornehmlich geballert wurde, gibt es jetzt wieder vermehrt Geklöppeltes. Leider ist der Finisher ein wenig misslungen. Und es fällt obendrein auf, wie wenig präsent Becky Lynch als Bösewichtin den ganzen Film über war. Dementsprechend ist man noch gar nicht so richtig im Hassmodus gegen ihre Figur. Was den Finisher noch kraftloser macht. Schade. Darstellerisch schlägt sich die Frau mit den feuerroten Haaren in ihren leider wenigen Szenen ganz ordentlich. Action kann sie eh. Leider wirken einige ihrer Henchmen, auch aufgrund deutlich größerer Screentime, weitaus gefährlicher als sie. Schade.
Die Butter vom Brot nehmen sowohl Becky Lynch als auch ihren Handlangern natürlich die beiden Marines Jake und Luke aka The Miz und Shawn Michaels. Die beiden haben eine geile Chemie miteinander. Kommen in jeder Szene total cool rüber und dürfen sich in einer Tour in einem Schwanzvergleich-Contest üben. Diese Machismo-Show wird durch die Darstellerin der kleinen Sarah, Louisa Connolly-Burnham, immer wieder gekonnt aufgebrochen, die teils genauso ungläubig auf das Macho-Gelaber reagiert wie der Zuschauer vor dem TV. Die beiden Helden sind dabei aber trotzdem so herrlich sympathisch, dass das mit dem Involvement so gar kein Problem darstellt.
“The Marine 6: Das Todesgeschwader” dreht dem vergurkten Vorgänger eine lange Nase
Nach dem verunglückten Vorgänger musste man in Bezug auf „The Marine 6“ wirklich Schlimmstes befürchten. Immerhin wurde der gleiche Regisseur verpflichtet. Doch der zeigt mit seinem neuesten Eintrag ins „The Marine“-Franchise auf, dass Filme wie „Eliminators“ keine Eintagsfliege waren und er durchaus weiß, was er da macht. Und er scheint aus den Fehlern von „The Marine 5“ gelernt zu haben. Schiebt die Handlung irre schnell an, macht überzeugend Daueraction, lässt Tim Man freie Hand und setzt voll und ganz auf das Charisma seines Heldenduos.
Was fehlt, ist aufwändigere Action. Bei einem Abbruchhaus wünscht man sich einfach, dass es am Ende in Trümmern liegt oder wenigstens einzelne Stockwerke zerbröselt wurden. Das geschieht nicht. Auch ist die Bösewichtriege reichlich fallobstig angelegt. Zudem darf Becky Lynch nie wirklich böse sein. Ein wenig mehr Stilwillen in Sachen Inszenierung (kräftigere Farbakzente, interessantere Kamerafahrten usw. – der Trailer beispielsweise ist deutlich farbintensiver als der finale Film) hätte dem Film definitiv auch nicht geschadet. Obendrein verfangen manche Ideen nicht. Man denke nur an die „Abriegelung“ des Gebäudes, die beinahe lächerlich leicht umgangen werden kann. Der ganz große Knaller ist „The Marine 6“ also absolut nicht. Für eine Nettolaufzeit von knapp 80 Minuten wird man hier aber trotz alledem äußerst kurzweilig unterhalten – und bekommt (leider) auch eine fiese Kröte zu schlucken…
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Sony Pictures Home Entertainment, ist mit einer verdienten FSK 18 ungeschnitten und hat sogar zwei kleinere Featurettes an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
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