Originaltitel: The Mark__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: James Chankin__Darsteller: Craig Sheffer, Eric Roberts, Gary Daniels, Iván Kamarás, Sonia Couling, Sarah Deakins, Carey Scott, Ron Smoorenburg, Luis Fernandez-Gil, Bruce Blain, Luca Rodrigues, Byron Gibson u.a. |
Pure Flix Entertainment ist eine christliche Filmproduktionsfirma, die sich auf christliche Thematiken und familienfreundliche Filme eingeschossen hat. In letzter Zeit zielt man allerdings auch auf die Actionfreunde unter den Christen und brachte Filme wie „The Mark“ und „The Mark 2: Redemption“ (jeweils mit Eric Roberts und Gary Daniels) oder „Revelation Road“ und „Revelation Road 2: The Sea of Glass and Fire“ (jeweils mit Brian Bosworth und Eric Roberts) an den Start. Die Ergebnisse sind „solide produzierte“ Streifen, die etwas weniger frömmeln als die anderen Pure Flix Produktionen, ABER ihre Herkunft niemals verbergen können.
Wir steigen mit „The Mark“ in den christlichen Actionfilm ein. In diesem dreht sich alles um Chad Turner. Der Ex-Soldat wurde in Bangkok angestellt, um an den Docks des Hafens eine bei Nacht und Nebel durchgeführte Operation zu bewachen. Ein ganz besonderer Chip soll einem Probanden dabei eingepflanzt werden. Natürlich werden die Wissenschaftler gestört und natürlich landet der Chip irgendwann in Chads Arm und Chad im Krankenhaus. Hier wird er von Cooper, einem Vertreter der Firma, die den Chip einpflanzen wollte, angehalten, ihn nach Berlin zum G 20 Treffen der wichtigsten Industrienationen zu begleiten. Hier wolle man den besonderen Chip, der bereits vollkommen mit Chads Körper verwachsen sei, der Weltöffentlichkeit präsentieren. Chad stimmt zu und sitzt unversehens in einem Flug gen Berlin. Doch Mr. Pike, ein Söldner, übernimmt den Flug und sucht gezielt nach dem Chip. An Bord beginnt ein Katz und Maus Spiel, begleitet von höchst seltsamen Vorkommnissen …
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Der Chip, um den es in „The Mark“ geht, mutet vor allem in Teil 1 extrem wie ein MacGuffin an. Wir erfahren zwar viel über den Chip, gleichzeitig aber eigentlich auch überhaupt nichts. Vor allem, was er Chad nun eigentlich bringt, weiß man bis zuletzt nicht. Da wir es hier mit einem christlichen Film zu tun haben, vermutet man immer, dass der Chip Chad zu einem Auserwählten machen könnte, ihm besondere Kräfte gibt. Am Ende vermuten wir dann eher das Gegenteil und dass die Wunde an der Stelle, wo der Chip implantiert wurde, ein Zeichen Satans sein könnte. Um Satan geht es dann in mindestens genauso vielen Dialogen wie um Gott. Es wird fleißig aus der Bibel zitiert und der als ungläubiger und geerdeter Mann eingeführte Held beginnt schon bald vor jeder anstrengenden Aufgabe zu beten…
Das Highlight bildet dann aber ein Moment, in dem das Flugzeug scheinbar außer Kontrolle gerät. Ein Licht erleuchtet das Flugzeug und auf einmal sind alle Insassen weg, die wahrhaftig und mit Inbrunst an Gott glaubten. Der Gläubige spricht hierbei im Übrigen von der Entrückung, die für den Rest der Menschheit bzw. der Passagiere bedeutet, dass das Ende der Welt eingeleitet wurde und die Ungläubigen bereit sind, zur Hölle zu fahren. Hach ja, was für ein tolles Filmchen wir hier doch vor uns haben …
Da der Film seinen Fokus beständig auf dem Flugzeug hält und man nicht sieht, was auf der Erde passiert, fragt man sich ab sofort beständig, was der Drehbuchautor eigentlich geraucht haben muss, um sich eine solch abstruse Geschichte aus den Fingern zu saugen. Und so hält man sich fast schon verzweifelt an dem geerdeten Storystrang um die Flugzeugentführung fest, der von „The Mark“ Regisseur James Chankin ganz ordentlich in Szene gesetzt wird, gleichzeitig aber sehr gestrig wirkt, was die lancierten Klischees angeht: So gelangen hier die Flugzeugentführer immer mühelos in alle Bereiche des Flugzeuges, die Automatikwaffen bringen sie im Reisegepäck mit und auch Sprengstoff schmuggeln sie ohne Probleme an Bord. Der langweilige Held kann nie geschnappt werden, alle Fluggäste ergeben sich ohne Murren und der Kapitän des Flugzeugs lässt sich nicht einmal durch erschossene Fluggäste erweichen, den Zugang zu seiner Pilotenkabine aufzugeben.
Derartige Szenarios mögen zu „Delta Force“ Zeiten noch gepackt haben, hier führen sie dann doch schnell in die Langeweile. Zumindest gibt Gary Daniels („Hunt to Kill“) in diesem Abschnitt als Mr. Pike eine wundervoll arrogante Bad Ass Vorstellung, darf aber nicht wirklich losholzen. Ein Tritt hier, ein Schwinger da, der Rest ist Augenfunkeln … Als sein Opponent wirkt Craig Sheffer („Roadflower“) rundweg ein wenig überfordert. Man meint förmlich, ihm beim Denken zuschauen zu können. Und seine Wandlung vom realitätsverbundenen Mensch zum betenden Mann der Tat ist so unglaubwürdig wie dämlich. Als sein uneinschätzbarer Begleiter darf Eric Roberts („The Expendables“) Minuten runterzählen und auf seinem Sitzplatz sitzen. Mehr fiel „The Mark“ für den Mimen nicht ein. Als porentief reiner Love Interest (immerhin ist das ein christlicher Film!!!) von Chad sorgt Sonia Couling für Momente, die dem Zuschauer massiv an der eigenen Geduld zweifeln lassen. Sie nervt mit ihrer Art, ihrer Frömmelei und ihrem Gutmenschentum so massiv, dass einzelne Szenen ihrer Figur Dao richtiggehend zermürbend wirken! Der Rest des Castes spielt solide … mehr kann man darüber wirklich nicht sagen.
Tja, und wie sieht es nun aus, ein christliches Actionmovie? Nun, Gary Daniels darf nichts von seinen Kampfsportfähigkeiten zeigen. Er darf nicht einmal die rechte Wange hinhalten, geschweige denn die andere. Zumindest darf er ein paar Charaktere Off-Screen killen und eine seiner Kugeln ging wohl wahrlich satanische Wege, denn obgleich niemals in Richtung Pilotenkabine gefeuert wurde, hat der Kapitän urplötzlich eine Schusswunde. Sicher eine Prüfung Gottes. Oder so … Craig Sheffer darf zumindest etwas mehr Action machen. Einmal darf er einen Asiaten kicken und in der großen Einstiegsactionszene, in der unblutig und mit einigen kleinen Feuerbällen gestorben wird, darf er ein wenig herumballern. Eric Roberts darf mal einen Halunken boxen und der Rest sind öde Flugzeug-CGIs, die, wie bei The Asylum, aus den verschiedensten Blickwinkeln einfach immer und immer wieder gezeigt werden. Kurzum: ein christlicher Actionfilm ist dann nicht wirklich das, was man als Actionfilm im klassischen Sinne bezeichnen würde.
Am Ende des Filmes, der irgendwo zwischen TV- und DTV Optik seine Nische findet, sehen wir dann endlich, was auf Erden abging, während wir die trantütige Flugzeugentführung bestaunen durften: Alles wurde zerstört, Städte stehen in Flammen, Umweltkatastrophen prüfen die Menschheit. Die letzten Bilder und die Tatsache, dass das Ganze verkauft wird, als sei es Gottes Strafe für das zusammenbrechende Banken- und Wirtschaftssystem in den letzten Jahren, sind in ihrer Naivität noch das Witzigste an diesem „Actionstreifen“, der zwar nicht ganz so extrem mit christlichen Botschaften zugekleistert ist, wie ich es im Vorfeld befürchtet hatte, der aber auch nie einen Hehl aus seiner Frömmelei macht. Egal ob miese Rückblenden, lachhafte Dialoge zwischen den Fluggästen oder die Wandlung des Helden zum gläubigen Menschen, der aber irgendwie doch Satan versprochen ist – hier gibt es einige Momente, bei denen man als Atheist oder Anhänger anderer Glaubensrichtungen hart zu schlucken bekommt. Die „Entrückungsstory“ ist dann einfach ein einziges, hanebüchenes Kuriosum und der Rest ein altmodischer Entführungsthriller, wobei hier altmodisch definitiv nicht für etwas Gutes steht. Gary Daniels zumindest macht Spaß und Eric Roberts spult seinen Part routiniert ab. Wenn in Teil II dann hoffentlich mehr auf die Tube gedrückt wird, ist demnach noch viel Luft nach oben.
Die amerikanische DVD und Blu Ray von „The Mark“ wird von Pure Flix Entertainment selbst vertrieben und hat neben Interviews und einem Behind the Scenes schön viele Trailer zu anderen tollen christlichen Filmen auf Lager.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Pure Flix Entertainment__FSK Freigabe: ???__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja, eine deutsche Veröffentlichung steht noch in den Sternen. |