Originaltitel: The Mark: Redemption__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: James Chankin__Darsteller: Craig Sheffer, Sonia Couling, Gary Daniels, Iván Kamarás, Eric Roberts, Jose Rosete u.a. |
Wir erinnern uns: Am Ende von „The Mark“ erlaubte ich mir folgendes zu hoffen: „Wenn in Teil II dann hoffentlich mehr auf die Tube gedrückt wird, ist demnach noch viel Luft nach oben.“ Leider wurden meine Stoßgebete nicht wirklich erhört. Warum? Nun, eigentlich ist jedem Zuschauer klar, wie Teil II von „The Mark“ abzulaufen hat: Die Halunken um Pike versuchen, Chad Turner zu fassen, hat dieser doch diesen ultrawichtigen Chip in sich, den der Auftraggeber von Mr. Pike benötigt, um endgültig zum Antichristen aufzusteigen. Was wie eine logische Folgerung der Ereignisse aus Teil I anmutet, erschien in seiner zwingenden Logik den Machern von Pure Flix offensichtlich als zu unheimlich und deshalb schlägt man einfach ganz viele Haken, um ja nicht die Story straight voranzutreiben. Nun stolpern Chad und Flugbegleiterin Dao in Thailand durch die Kante, besuchen Chads Vater, suchen nach Daos Schwester und immer wieder einmal tauchen Mr. Pikes Schergen auf und lassen sich von Chad einfach so umboxen. Derweil brennt die Erde und Mr. Pikes Boss erschleicht sich das Vertrauen der Welt. Diese ist eh schon hart gebeutelt, sind doch alle Gläubigen ebenso verschwunden (siehe „The Mark“) wie alle Kinder dieser Welt (eine neue, sehr tolle Idee aus „The Mark 2: Redemption“). Uuuuh, wie spannend …
httpv://www.youtube.com/watch?v=eMLcEQNOfpM
Witzigerweise erscheint vor „The Mark 2: Redemption“ wie schon vor Teil I eine Warnung, dass dieser Film nicht für den Gebrauch in Kirchen lizenziert sei. Was schade ist, denn ein Actionfilmbibelkreis klingt echt witzig. Dass aus einem solchen Bibelkreis mit Anschauungsmaterial wie „The Mark 2: Redemption“ echte Gläubige des heiligen Actiongottes erwachsen würden, wage ich an dieser Stelle allerdings zu bezweifeln. Denn in „The Mark 2: Redemption“ wird fast mehr gebetet und aus der Bibel vorgelesen, als in einem Gottesdienst. Selbst Dao, ich nenne sie mal ganz verschämt den Love Interest von Chad, betet lieber für dessen Seelenheil, als mal die Bluse zu lüften. Und Chad, der ungläubige Chad, der mit Religion nichts am Hut hat, wie uns zumindest „The Mark“ weismachen wollte, kennt inzwischen die Ereignisse der Entrückung besser als alle Menschen um ihn herum, selbst wenn diese mit der Bibel unter dem Kopfkissen schlafen.
Die Art und Weise, wie die Geschichte vorangetrieben wird, ist schlicht und ergreifend dämlich. Da installiert man mit dem Erwachsen des Antichristen einen wirklich coolen Antipoden für Chad, doch der trifft immer nur auf dessen Handlanger, die auf wenig subtile Spitznamen wie Lucifer hören. Erst als man bei Chads Vater zu Gange ist, kommt der Film überhaupt wieder auf den Chip in Chad zu sprechen, erlaubt sich dann aber noch einen wenig sinnvollen Schlenker in Richtung Menschenhandel. Derweil wird Cooper von einem Hacker im Dienste von Mr. Pike verhört. Wo Chad Turner sei, will man wissen. Dass man den einfach über seinen Chip tracken könnte, ist ein herrlicher Logikfehler, der einen gegen Ende, wenn diese Möglichkeit kurz erwähnt wird, wirklich breit feixen lässt. Blöde moderne Technik aber auch, die gabs früher nicht!
Doch auch die Bibel selbst macht „The Mark 2: Redemption“ einen Strich durch die Rechnung. Selbige beschwört nämlich immer große Bilder der Zerstörung herauf, vor allem dann, wenn es darum geht, den Menschen zu bekehren und ihn eines Besseren zu belehren. Leider kann Pure Flix mit diesen Vorgaben nicht viel anfangen. Einfach weil das Budget keine Apokalypse hergab. Also bekommt man immer wieder Totalen verschiedener Weltmetropolen zu sehen, in denen lustige CGI Feuer vor sich hinkokeln, sobald man aber in die Straßen der jeweiligen Stadt blendet, ist dort alles beim Alten. Nur ein paar herumfliegende Zeitungsseiten künden von dem Chaos in der Welt. Dass kein Geld da war, spürt man auch in der Action: Hier eine Zufußverfolgungsjagd, da eine grauenerregend inszenierte Autoverfolgungsjagd und am Ende ein unbeholfener Showdown, in dem Graig Sheffer erst in Windeseile alle Lumpen umpustet, um dann gegen Gary Daniels im großen Abschlusskampf einen Treffer landen zu dürfen und sich danach von Gary mal so richtig verwackeln zu lassen. Dass Gary dennoch nicht gewinnt, ist freilich so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bzw. eigentlich nicht, denn „The Mark 2: Redemption“ endet erstaunlich offen. Man kennt das: Eine wichtige Schlacht wurde geschlagen, doch das Böse, es ist noch nicht besiegt. Aber es wurden Mittel und Wege gefunden, um es zu besiegen. Kurzum, „The Mark 2: Redemption“ endet alles andere als superhappy. Kein Gospelchor, keine am Himmel herumfliegenden Engel, kein Feuerwerk, stattdessen ein Antichrist und ein Heldenduo mit seiner Bibel und einem seltsamen Chip, von dem man irgendwie immer noch nicht so recht weiß, warum der nun eigentlich so wichtig ist. Denn Freund Antichrist punktet auch ohne ihn gewaltig.
Hach ja, was war ich nach „The Mark“ voll der Hoffnung, doch wie so oft sind die Wege des Filmgottes unergründlich. Er wird schon seine Gründe haben, warum er nach dem behäbig startenden „The Mark“ einen noch öderen „The Mark 2: Redemption“ nachschob. In Teil zwei endet eigentlich fast jeder Dialog mit einer frömmelnden Lehre, ab und an spricht man als Zuschauer unbewusst ein Amen nach einem kraftvolleren Statement und die Leute in „The Mark 2: Redemption“ schauen vollkommen anachronistisch mehr in die Bibel als in Smartphones. Gibt es gute Sachen an „The Mark 2“? Definitiv: Thailand ist immer ein schönes Setting. Leider bleibt die Optik auch in Thailand immer auf biederem TV-Standard, was der Exotik des Schauplatzes freilich vollkommen entgegenläuft. Eric Roberts und Gary Daniels machen in ihren Rollen durchaus Spaß, auch wenn Roberts in seiner Rolle wieder nur herumsitzt! Dafür gefällt Gary mal wieder rundweg, da er mit seinen coolen „Geld vor Religion“ Sprüchen immer mal wieder für Auflockerung in diesem humorlosen Bibelkurs sorgt. Tja, und das war es dann auch schon. Aufgewogen werden diese Qualitäten mit einer öde weiterentwickelten Story, einem nach wie vor bräsigen Helden, einem langweiligen, viel zu zugeknöpften, weiblichen Sidekick, lachhafter Action, schlechten CGI Effekten, schwacher Optik, einem wurstigen Score und Heilstrallalla in allen erdenklichen Farben und Formen. Wenn sich Christen so einen Actionfilm vorstellen, sei ihnen Ware wie „The Mark“ und „The Mark 2: Redemption“ gerne vergönnt. Als echter Actionfan fällt man bei diesem behäbigen Actionfilm-Lookalike aber eher ins Wachkoma.
Die amerikanische DVD und Blu Ray von „The Mark“ werden von Pure Flix Entertainment selbst vertrieben.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Pure Flix Entertainment__FSK Freigabe: ???__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja, eine deutsche Veröffentlichung ist noch nicht absehbar. |