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The Monster

Originaltitel: The Monster__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Bryan Bertino__Darsteller: Zoe Kazan, Ella Ballentine, Scott Speedman, Aaron Douglas, Christine Ebadi, Chris Webb u.a.
The Monster

Monster gibt es wirklich! “The Monster” belegt das eindrucksvoll.

Kathy ist die Mutter der kleinen Lizzy. Selbst noch unerhört jung, scheint sie gar nicht in der Lage zu sein, Verantwortung für das Mädchen zu übernehmen. Lizzy selbst wirkt für ihr Alter ein wenig zu erwachsen. Fast als habe sie die Rolle der Vernünftigen in diesem extrem dysfunktionalen Mutter-Tochter-Gespann übernommen. Zum Glück für Lizzy teilen sich ihre getrennt lebenden Eltern das Sorgerecht. So kann sie in besonders verfahrenen Situationen mit ihrer Mutter auch mal die Notbremse ziehen. Bei ihrem aktuellen Aufenthalt bei Kathy ist es dann so weit: Lizzy formuliert offen den Wunsch aus, dass sie zu ihrem Vater zurück möchte.

Kathy ist nicht wirklich in der Lage, dagegen zu argumentieren. Sie weiß selbst, dass sie ihrer Tochter keine gute Mutter ist und aufgrund einer – kurierten – Alkoholsucht auch nie war. Fast schon ohnmächtig erfüllt sie ihrer Tochter den Wunsch, sie zu ihrem Vater zu bringen. Doch auf der Fahrt dahin kommt es zu einem verheerenden Unfall, als ein Wolf auf der Fahrbahn auftaucht und Kathy ihm auszuweichen versucht.

Das Auto wird dabei dermaßen beschädigt, dass die Fahrt nicht weitergehen kann. Via Telefon ruft man Hilfe herbei. Bis diese eintrifft, geht allerdings Seltsames an dem Unfallort vor. Beispielsweise ist der angefahrene und totgeglaubte Wolf auf einmal verschwunden. Als die Hilfe eintrifft, verschärft sich die Lage zusehends: Ein Monster tötet den Abschleppwagenfahrer und hat offensichtlich Lizzy und Kathy ebenfalls als Leckerlis auf seiner Speisekarte vermerkt…

Monströs gut: Der Trailer zu Bryan Bertinos „The Monster“

httpv://www.youtube.com/watch?v=dq23ThmuLQw

Mom sagt, es gibt keine Monster.
Aber sie irrt sich.
Sie sind da draußen.
Sie warten auf dich.
Sie beobachten dich.
Manchmal da, wo man sie sehen kann. Manchmal da, wo man sie nicht sehen kann.
Das weiß ich jetzt…

Regisseur Bryan Bertino hatte 2008 mit „The Strangers“ eine nicht sonderlich originäre, dafür aber durchaus spannende Duftmarke im Genre gesetzt. Danach ging er allerdings auf Tauchstation. Erst sechs Jahre später legte er mit „Mockingbird“ nach, welcher aber das öffentliche Interesse beinahe komplett unterflog. Mit „The Monster“ meldet sich Bertino deutlich beseelter zurück und hat sich auch einiges vorgenommen…

Darum funktioniert sein „The Monster“ auch gleich auf zwei Ebenen. Da wäre zum einen die Offensichtliche. Jene rund um das tatsächliche Monster. Die vor allem zu Beginn prächtig funktioniert. Wenn Bertino hier das Auto auf einsamer Straße inmitten eines dichten Waldes und bei strömendem Regen anlanden lässt, beginnt ein formidabler, ruhiger, sehr konzentrierter Spannungs- und Atmosphäre-Aufbau, der in fantastischen, beinahe suggestiven Kamerablicken in den undurchdringlichen, mal richtig finsteren Wald kulminiert. Dazu einige POV-Perspektiven, die die Sicht des Monsters darstellen, und schon stellen sich die Nackenhaare auf.

Ebene zwei widmet sich den unsichtbaren Monstern. Jenen in uns allen. Hier verdeutlicht durch Rückblenden in die äußerst schwierige Beziehung von Lizzy und Kathy, die den Zuschauer in ein erstaunliches Wechselbad der Gefühle stürzen. Und bei denen sich die Sympathien für die beiden Charaktere ab und an ordentlich verschieben/verändern.

The Monster

Kathy will ihre Tochter deren Vater überlassen…

Trotz reizvollen Einstiegs in beide Ebenen schafft es Bertino nicht, seinen eigenen Anspruch zu erfüllen. Denn seine Erzählung kippt leider auf beiden Ebenen schnell ins Vorhersehbare ab. Spätestens wenn in der Storyline rund um das echte Monster in schöner Regelmäßigkeit die Helfer auftauchen und zur Schlachtbank geführt werden, während unsere beiden Heldinnen mehr und mehr irrational und teilweise auch dumm handeln müssen, um die Handlung am Laufen zu halten, wird „The Monster“ arg formelhaft und arbeitet sich an den üblichen Klischees ab. Auch die Auflösung beider Erzählebenen bietet keinerlei Überraschungen oder unvorhersehbare Twists.

Dennoch kann man „The Monster“ einen enormen Unterhaltungswert nicht absprechen. Bertino bolzt schon ordentlich Atmosphäre, setzt ein paar richtig krasse Jump Scares, ohne diese zu überreizen, und setzt in der Monsteraction auf Man-in-a-Suit-Effekte, die perfekt funktionieren, das garstig designte Viech zu extrem agilem Leben erwecken und den aktuellen Creature-Features am Markt mal richtig krass den Mittelfinger zeigen. Zudem darf Bertinos Kreatur ordentlich zubeißen: Abgetrennte Extremitäten, tiefe Fleischwunden und ein ordentlicher Blutzoll sind die Merkmale der zwar nur punktuell gesetzten, aber sehr wirksamen Monsterattacken.

The Monster

Doch da kommen die beiden vielleicht nie an…

Aufgrund der Konzentration auf die beiden weiblichen Hauptfiguren wirkt „The Monster“ über weite Teile beinahe wie ein Kammerspiel, wird aber aufgrund der stilvollen Inszenierung und dank der starken Kameraarbeit niemals langweilig. Ein weiterer Grund fürs Gelingen dieses Minimalszenarios sind freilich die beiden Hauptdarstellerinnen Zoe Kazan („Pippa Lee“) und Ella Ballentine (die großartige Kleine aus „Standoff“), die ihre Rollen engagiert und glaubwürdig mit Leben füllen.

Was bleibt, ist ein ernsthaftes Creature Feature, das zumindest von dem Anspruch beseelt ist, mal mehr als bloßes Monstergemetzel (in beide Richtungen) zu zeigen. Doch nach stimmungsvoll interessantem Auftakt verliert sich das reizvolle Kammerspiel mit seinen angenehm komplexen Figuren mehr und mehr in Formelhaftigkeit und Vorhersehbarkeit. Darunter leidet vor allem der Eigenanspruch der Macher von „The Monster“ enorm. Der Unterhaltungswert bleibt derweil auf einem ordentlichen Niveau, denn Regisseur Bryan Bertino inszeniert mit Sinn für Atmosphäre und Spannung und setzt mit den druckvollen und herzhaften Attacken des garstigen, mit praktischen Effekten umgesetzten Monsters echte Duftmarken im aktuell so CGI-verseuchten, langweilig-beliebig gewordenen, von immer derberen Übertreibungen getriebenen Creature-Feature-Subgenre.

7 von 10

„The Monster“ erscheint am 23. März 2017 von Koch Media auf DVD und Blu-ray und ist mit einer FSK 16 Freigabe uncut. Die Datenträger transportieren auch ein paar Extras zum Film. Darunter eine Behind the Scenes Featurette, die auch den Mann hinter dem Monsteranzug präsentiert, und Interviews mit Darstellern und Crew.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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