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The Nun

Mit „The Nun“ bekommt Valak, der Dämon in Nonnengestalt aus „Conjuring 2“, sein eigenes Spin-Off. Mit diesem bekommen es die patente Nonnenanwärterin Taissa Farmiga und der mit seinem Glauben hadernde Pater Demián Bichir in einem rumänischen Kloster im Jahr 1952 zu tun, als sie untersuchen sollen, ob eine Nonne dort Selbstmord und somit eine Sünde begangen hat.

Originaltitel: The Nun__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Corin Hardy__Darsteller: Taissa Farmiga, Demián Bichir, Jonas Bloquet, Bonnie Aarons, Ingrid Bisu, Patrick Wilson, Vera Farmiga, Lili Taylor, Charlotte Hope, Sandra Teles, Maria Obretin, August Maturo, Jack Falk, Lynnette Gaza, Ani Sava u.a.
The Nun

Corin Hardy inszenierte das “Conjuring”-Spin-Off “The Nun” über einen Dämon in Nonnengestalt

Nach dem Riesenerfolg des MCU wollten die Hollywoodstudios alle Shared Universes haben, von denen einige schnell in Rauch aufgingen, Universals Dark Universe sogar zweimal, nach den Flops von jeweils angedachten Initialfilme „Dracula Untold“ und „Die Mumie“. Ausgerechnet der „Conjuring“-Reihe war dann Erfolg beschieden, mit Spin-Offs wie „Annabelle“ oder „The Nun“.

Wie die meisten anderen Beiträge dieses kleinen Film-Kosmos profitiert auch „The Nun“ vom Zeit- und Lokalkolorit des Ganzen. Standen bei „The Conjuring“ noch die 1970er im handlungs- und ausstattungstechnischen Mittelpunkt, so ist es in „The Nun“ das Jahr 1952. Auch das gewohnte US-Setting wird verlassen, stattdessen geht es in ein rumänisches Kloster, wo es zwei Nonnen mit einer unheimlichen Macht zu tun bekommen, die aus dem Kellergewölbe ausbricht und nichts Gutes von ihnen will. Eine wird in die Finsternis gezogen, die andere entleibt sich lieber selbst, als der Dämon Valak sie in die Finger kriegen will, in dem sie aus dem Fenster springt und sich dabei selbst erhängt.

Als der junge Mann Frenchie (Jonas Bloquet) die Leiche der Nonne findet, muss der Vatikan aktiv werden, denn immerhin ist Selbstmord eine Todsünde. Allerdings beauftragt man dann auch eher nicht so beliebte Leute mit der undankbaren Aufgabe: Pater Burke (Demián Bichir), der nach einem fehlgeschlagenen Exorzismus mit seinem Glauben hadert, und die Nonnenanwärterin Irene (Taissa Farmiga), die noch etwas zu weltlich für die spirituelle Berufung erscheint und sich gegen manches Dogma auflehnt. Natürlich gibt dies den Figuren auch einen sympathischen Underdog-Charakter, die nun in die rumänischen Berge aufbrechen, abseits von Zivilisation und Verkehrsmitteln. Das verstärkt das Flair des Ausgeliefertseins in diesem Setting.

Von Frenchie lässt sich das Duo zum Ort des Geschehens führen, wo sich direkt die Anzeichen häufen, dass dort Übles im Busch ist. Als sie dennoch ihren Auftrag fortführen, bekommen es der Pater und die angehende Nonne bald mit Valak zu tun…

Schaut euch den Trailer zu „The Nun“ an

In Sachen Handlung ist „The Nun“ ein ausgesprochen typischer Gruselfilm, der vor allem Schockeffekte nach bekanntem Muster produzieren will. So springt Valak in Form einer dämonischen Nonne, die ihren ersten Auftritt in „The Conjuring 2“ hatte, gern aus unerwarteten Ecken ins Bild, während die Sounduntermalung die passenden Jump-Scare-Signale hinzugibt. Die Überlebenschancen sind auch recht klar verteilt: Irene steht von Anfang als Hauptfigur fest, die Nonnen sind reines Kanonen- bzw. Dämonenfutter, dessen Namen man sich gar nicht erst merken muss, lediglich Burke als im Glauben erschütterter Mentor und Frenchie als potentielles Love Interest könnten entweder draufgehen oder auch nicht. Sonderlich viel Mut wird dabei nicht bewiesen, sodass „The Nun“ erzählerisch nicht mehr als gut abgehangene Stangenware ist, deren Muster bis zum obligatorischen Minitwist am Schluss abzusehen sind. In einem letzten Schritt wird dann auch die Verbindung zu den Warrens und der „Conjuring“-Hauptreihe gezogen.

Mit innerer Logik ist es bei „The Nun“ dann auch nicht ganz so weit her. Valak muss manchmal Besitz von Menschen ergreifen, mal kann der Dämon selbst Hand anlegen und mal ist er sogar so mächtig, dass er eine Person einfach in ein Grab hexen kann – wie mächtig die unheimliche Macht ist und wie deren Kräfte nun aussehen, bleibt nebulös, da das Drehbuch von Gary Dauberman („Es“) sich die Sache immer so dreht, wie es ihm gerade am besten passt. Handwerklich gibt es nicht so viel auszusetzen an „The Nun“: Die Schockeffekte sind nicht originell, sitzen aber und sorgen für Erschreckmomente, während die Handlung sich bei aller Vorsehbarkeit bis zum großen Finale kontinuierlich steigert. Gelegentlich sind sogar ein paar pfiffige Momente in dem Film zu finden wie beispielsweise der Trick, mit dem Valak im Finale (vorerst) besiegt wird, der sich allerdings an „Ritter der Dämonen“ anlehnt.

Corin Hardy, der mit dem kleinen Horrorfilm „The Hallow“ sein Ticket für Hollywood lösen konnte, ist auf dem Regiestuhl kaum mehr als ein Jump-Scare-Erfüllungsgehilfe, kann aber immerhin das Potential des Settings ausnutzen. Das Rumänien des Jahres 1952 ist nicht nur räumlich und zeitlich eine willkommene Abwechslung von den gewohnten Orten im US-Gruselfilm, auch das verfallene Kloster mit angrenzendem Friedhof sorgt für ein dickes Atmosphäre-Plus. Nicht nur durch die Location, sondern auch durch manches inszenatorische Detail fühlt man sich gelegentlich an den Eurohorror vergangener Tage erinnert, etwa die britischen Horrorfilme aus den Hammer Studios oder die italienischen Reißer der 1970er und 1980er. Freilich ist „The Nun“ im Direktvergleich zu diesen Vorbildern sowohl inhaltlich als auch optisch deutlich glatter poliert, sodass es nur Anklänge bleiben. Ein weiterer Pluspunkt ist die Hauptfigur, deren Story zwischen der Welt des Glaubens und hemdsärmeliger Menschennähe, die manche strenge Kirchenregel ignoriert, gern noch weiter hätte ausgebaut werden können, da dies nach der Exposition immer weiter in den Hintergrund tritt.

Die Besetzung von Taissa Farmiga („In a Valley of Violence“) ist ein zweifacher Coup für „The Nun“. Zum einen handelt es sich dabei um die jüngere Schwester von „The Conjuring“-Hauptdarstellerin Vera Farmiga, zum anderen spielt sie die Hauptrolle mit viel Elan und Überzeugungskraft. Demián Bichir („Godzilla vs. Kong“) hat den Standardpart als gezeichneter Geistlicher, kann diesen aber mit Charisma ausfüllen, während Jonas Bloquet („Valerian“) irgendwo zwischen mittelmäßig und unscheinbar bleibt. Der Rest vom Cast ist nicht der Rede wert, abgesehen von Bonnie Aarons („The Fighter“) in der Titelrolle. Die muss allerdings weniger schauspielerisch etwas leisten, sondern sich vor allem gruselig bewegen und den Rest der Arbeit ihre Maskenbildner machen lassen.

Dass ausgerechnet dieser 08/15-Gruseler mit vorhersehbarer Story und viel Jump Scares nach Schema F zum bisher kommerziell erfolgreichsten Eintrag des „Conjuring“-Universums wurde, überrascht schon ein wenig. Die beiden Hauptdarsteller, das ungewohnte Setting und die handwerklich saubere Inszenierung retten „The Nun“ dann noch ins Mittelmaß, aber sonderlich inspiriert kommt dieser Nonnen-Geister-Horror nicht daher. Nicht jede coole Geistererscheinung, die in einer Einzelszene eines Films für Begeisterung sorgt, braucht vielleicht ihr eigenes Spin-Off.

Warner hat „The Nun“ in Deutschland auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es auf der DVD eine Featurette, auf der Blu-Ray zusätzlich entfallene Szenen und zwei weitere Featurettes.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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