Originaltitel: The Power Within__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Art Camacho__Darsteller: Ted Jan Roberts, Karen Valentine, Keith Coogan, John O’Hurley, William Zabka, Gerald Okamura, Tracy Lindsey, P.J. Soles, Irwin Keyes, Ed O’Ross u.a. |
Was macht man als Filmstudio, um sich neue Zuschauerschichten zu erschließen? Klar, man dreht einen Film, der direkt auf die neue Zielgruppe zugeschnitten ist. Und als man bei PM Entertainment merkte, dass die bisherigen Fans von Filmen wie „C.I.A. Codename: Alexa“ oder „Lion Strike“ langsam zu alt wurden, um noch den Weg in die Videotheken zu finden, beschloss man, sich neue, vor allem jüngere Fans heranzuziehen. Die Folge: Filme wie „The Power Within“, der in Deutschland unter großartigen Titeln wie „Power Man“ oder „Karate Boy“ veröffentlicht wurde…
Stan ist ein echter Verlierer. In der Schule ist er ein Vollversager. Nicht nur ist er dumm wie Stroh, er wird auch regelmäßig von den Schulrowdys verwackelt. Der Nebenjob als Hot-Dog-Verkäufer nervt und mit den Chicks klappt es gleich gar nicht. Das Schlimmste: Unter diesen Voraussetzungen ist Stans Selbstvertrauen auf die Größe eines Staubkorns zusammengeschrumpft.
Da kommt er auf einmal in den Besitz eines Ringes. Dessen vorheriger Besitzer deutete schon an, dass diesem besondere Kräfte innewohnen würden. Doch die Wirkung ist verblüffend: Weichei Stan knüppelt ab sofort mit unvermuteten Kampfsportkenntnissen die Schulrowdys zusammen, wird zum Superstreber und auf einmal klappt es auch mit den Chicks!
Auf dem Gipfel seines Höhenfluges muss er allerdings bemerken, dass man ihm den Ring abluchsen will. Vor allem Raymond Vonn will unbedingt in den Besitz des Ringes kommen. Er besitzt nämlich das machtvolle Gegenstück zu Stans Ring und gelänge es ihm, beide Ringe zu vereinen, könnte er … ja … was eigentlich? Vermutlich die Weltherrschaft an sich reißen! Und das muss Stan natürlich verhindern!
“The Power Within” und die Frage, wer diesen Stuss mögen soll…
„The Power Within“ macht es dem Zuschauer nicht zwingend leicht, ihn zu mögen. Vor allem ist vollkommen unklar, wen PM Entertainment mit diesem Schund wirklich abholen wollte: Teenager? Kleinkinder? Deren Eltern? Man weiß es nicht. Während einige Punkte wie das Love-Interest-Gedöhns, die große Abschlussfeier oder das Schulrowdy-Verdreschen eindeutig in Richtung Teenie-Publikum schielen, richten sich die Dramaturgie des Filmes, die Handlungsentwicklung, die Figurenzeichnung und der Humor eindeutig an ein viel jüngeres Publikum.
Trauriger Höhepunkt: 30 Minuten vor Schluss wird aus heiterem Himmel ein Schimpanse in den Film integriert, der voll lustig sein soll, das Niveau damit aber noch mehr in Richtung Kleinkind abdriften lässt. Tja, und spätestens im Showdown ist der Film dann definitiv kein Kinderfilm mehr. Halunken werden ausgiebig verdroschen, Autos explodieren, Blitze werden geschleudert…
Kurzum: Der hanebüchen geskriptete „The Power Within“ setzt sich mit Schmackes zwischen alle Stühle. Leider ist das daraus resultierende Ergebnis alles andere als unterhaltsam. Vielmehr zieht sich „The Power Within“ wie frischer Kaugummi unter der Schuhsohle. Während man zu Beginn noch amüsiert feiert, dass PM Entertainment massiv Werbung für den Universal Filmpark macht und mal wieder eine Actionszene aus irgendeinem PM-Kracher als schlecht getarntes Stock Footage untermischt, wird’s mit dem weiteren Voranschreiten des Filmes immer schlimmer.
Die Gangster um William Zabka („Shootfighter“) chargieren sich um Kopf und Kragen (darunter auch Ed O’Ross!). Der von Gerald Okamura („Full Impact“) gegebene Asiate vollführt Zauberkunststücke, krampft sich ein paar Martial-Arts-Einlagen ab und täuscht mit Dialogplatzhaltern Komplexität vor, wo gähnende Leere herrscht. Dabei muss er unter anderem die für den Film entworfene Mythologie um die Ringe der Macht zum Besten geben. Dass sich dabei sein Hirn nicht selbst Not-abschaltete, kann nur als Fügung betrachtet werden.
Derweil wird Ted Jan Roberts als Stan vollkommen von dem Drehbuch überfordert. Von Szene zu Szene schwankt der in seinen Befindlichkeiten. Ist mal sympathisch, mal ein arrogantes Arschloch und dann wieder der schüchterne Nerd. Ohne dass sich ein nachvollziehbares Muster ergeben würde. Zumindest hat er im Verbund mit Regisseur Art Camacho („Recoil“) ein paar sehr feine Martial-Arts-Szenen choreografiert, in denen er selbst die beeindruckendsten Moves abfeuern darf.
Die Actionszenen steigern sich dabei im Verlauf des Filmes immer mehr. Abgesehen von der entlehnten Auto-kracht-durch-Bus-Actionszene handelt es sich immer um Martial-Arts-Action. Wo Stan zunächst nur gegen zwei bis drei Gegner ran darf, bekommt er es im weiteren Verlauf mit immer größeren Gruppen zu tun, die er abfertigen muss. Leider gerät ausgerechnet der Kick gegen William Zabka, der eigentlich alles andere als unbeleckt ist, was Kampfsport angeht, arg lächerlich. Hier hätte „The Power Within“ das Potential gehabt, noch einmal richtig zu rocken. Aber vermutlich hatte man Angst, die Teens oder die Kids zu verschrecken.
Gereicht wird der Film im PM-typischen Look, der immer etwas preisgünstig müffelt. Soll heißen: Die Tagesszenen sind der normale DtV-Tand ohne große Ecken und Kanten und ohne aufwändige Massenszenen oder besonders glaubwürdige Innenräume. Die Nachtszenen dagegen erstrahlen in Stahlblau. Das muss so sein…
Immerhin: Don Wilson und seine Frisur haben einen Gastauftritt!
Was am Ende bleibt, ist ein reichlich vergurkter Streifen, der versucht, sich an ein jüngeres Publikum anzuranzen, dabei aber keinen wirklich klaren Fokus hat. In der Folge dürfte „The Power Within“ jedem Teenie zu kindisch sein. Und für die Jüngeren ist der Liebesschmuh bäh, die Handlung viel zu behäbig und die Action einen Zacken zu derb. Bleibt eigentlich nur noch der Standardfan der PM-Entertainment-Streifen. Der freut sich zumindest über ein total beknacktes Cameo von Don – the Dragon – Wilson („Ring of Fire“) und lacht über dessen geniale 3-Wetter-Taft-Föhnfrise. Mehr springt für ihn aber auch nicht heraus…
In Deutschland wurde der Film von AVV als „The Power Within“ auf DVD veröffentlicht. Das Label Voulez Vouz Film packte den Streifen als „Karate Boy – Der Ring der Macht“ in ordentlicher Bildqualität auf eine DVD mit dem Film „Shaolin from America“ (aka „American Shaolin“ in gruseliger VHS-Qualität). Das Ganze ist als Martial Arts Vol. 1 erhältlich. Allen VÖs gemein ist, dass der Film ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16 daherkommt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Voulez Vouz Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__ Blu Ray/DVD: Nein/Ja |