Originaltitel: The Protégé__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Martin Campbell__Darsteller: Maggie Q, Samuel L. Jackson, Michael Keaton, Robert Patrick, David Rintoul, Ray Fearon, Patrick Malahide, Ori Pfeffer, Taj Atwal, Don Michael Paul u.a. |
Als Anne und Moody sich zum ersten Mal in Vietnam begegnen, ist er ein hochrangiger Auftragskiller und sie ein kleines Mädchen, das soeben die Mörder seiner Eltern gerichtet hat. Der trotz seines „Berufes“ erstaunlich gutmütige Moody scheint etwas in dem Mädchen zu sehen und nimmt sich seiner an.
30 Jahre später bilden die beiden ein extrem erfolgreiches Killergespann, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, jene Ziele zu erledigen, die eigentlich nicht gefunden werden wollen.
Dabei machen sie sich natürlich mächtige Feinde und als die eines Tages zuschlagen, fällt für den inzwischen schwerkranken Moody der letzte Vorhang. An Anne allerdings beißt sich das Mordkommando die Zähne aus.
Die Konsequenz ist klar: Anne ist sauer und will Moody rächen. Alleine geht sie den Auftrag an, den sie mit Moody als nächstes erledigen wollte. Immerhin scheint der ein gewichtiger Grund für Moodys Ableben zu sein.
Schaut in den Actionthriller mit Maggie Q hinein
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Die Geschichte von „The Protégé“ klingt nicht nur ein wenig beliebig, sie ist es auch. Alles an dem Streifen hat man – mal besser, mal schlechter – bereits gesehen. Das muss nicht zwingend ein Nachteil sein, doch um seinen Streifen von anderen ähnlich gelagerten Filmen abzuheben, nimmt Regisseur Martin Campbell ein paar deftige Logiklöcher in Kauf und mit einem nicht unbedingt unvorhersehbaren Twist egalisiert er irgendwann sogar den gesamten Film. Obendrein hat er nicht viel über seine Figuren zu berichten. Und ist er irgendwann mal bereit, einem Charakter etwas Background zu verleihen, tut er dies NACH dem Showdown.
Wirklich rund will sich das daraus entstehende Gebräu nicht anfühlen. Zudem hat Campbell Mühe, echte Spannung aufzubauen. Was zu weiten Teilen auch an wirklich extrem wenig präsenten, sehr ungefährlich aufgestellten Bösewichtern liegt. Zumindest punktuell gelingt es Campbell immer wieder, die Spannungsschraube etwas fester zu schrauben. Der Film selbst läuft dennoch insgesamt ein wenig zu beliebig am Zuschauer vorbei. Ein erzählerischer Offenbarungseid ist „The Protégé“ deshalb zwar noch lange nicht, es war aber, wie es so schön heißt, mehr drin.
Richtiggehend klasse ist der Film dafür in anderen Abteilungen. Da wäre zum einen die Action. Ja, „The Protégé“ fehlt es an einer wirklich memorablen, großformatigen Actionszene. Die zahlreichen, zupackenden, stilsicher über den Film verteilten, kurzen und knackigen Konfrontationen holen aber eine Menge Kastanien aus dem Feuer. Sie sind teils brillant choreografiert, haben eine nette Grundhärte und machen richtig Laune! Ob eine intelligent in einen Fight eingebundene Pumpgun oder ein Fight, der dank anspringender Musikuntermalung zum animalisch/erotisch konnotierten Tanz wird, hier gibt es einige Schmankerl zu entdecken.
Das eindrucksvollste: Michael Keaton („Spiderman: Homecoming“) als Actionman! Der Mime bekommt zwei größere, absolut genial anzuschauende Fightszenen zugeschanzt, die er scheinbar spielerisch leicht zu bewältigen versteht. Und apropos Michael Keaton: Mit ihm kommen wir zu Punkt Nummer zwei, der „The Protégé“ glänzen lässt. Es handelt sich um die Paarung Maggie Q und Michael Keaton. Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dass die Dynamik zwischen den beiden so ist, wie sie sich im fertigen Film präsentiert, hat einfach mal einen Oscar verdient.
Die Dialoge sitzen auf dem Punkt und beständig muten die gemeinsamen Szenen wie ein Tanz auf der Rasierklinge an, bei dem man nie weiß, ob sich die beiden Antipoden gleich killen werden oder doch lieber miteinander ins Bett steigen. Da sprühen die Funken und bleibt auch ein angenehm unterschwelliger Humor nicht auf der Strecke. Von dieser Paarung wünscht man sich einfach mehr. Auch ein Solofilm für Keatons Ausputzer wäre sicher etwas, zu dem niemand nein sagen würde, der „The Protégé“ gesehen hat.
Auch Samuel L. Jackson („Saw: Spiral“) als Moody hat im Übrigen eine fantastische Chemie mit Maggie Q („Dragon Squad“). Die beweist sich erneut als taffe Actionheldin, die beherzt um sich ballert und diverse Hiebe und Arschtritte verteilt. In der Backstory zu Maggie Qs Anne darf zudem „Plan B – Scheiß auf Plan A“-Mime und Mit-Mastermind Phong Giang mitmischen. Und auch B-Movie-Regisseur Don Michael Paul tritt in einer kleinen Szene auf. Eine nette Nebenrolle hat zudem Robert Patrick („Rising Hawk“) als Chef eines Biker Chapters in Vietnam inne.
Selbiges bildet auch eine wichtige Kulisse für den Actionthriller. Allerdings wurde es in den Innenszenen von Rumänien und in den Außenszenen von Thailand gedoubelt. Auch in London entstanden einige Szenen des Filmes. Diese Internationalität steht dem Film sehr und sorgt für atmosphärische Bilder. Diese hat der wie gewohnt absolut routiniert arbeitende Martin Campbell absolut unter Kontrolle. Von einigen längeren Sequenzen über mal schräge Perspektiven bis hin zu Drohnenbildern reicht die Palette der farbsatten und kontrastreichen „The Protégé“-Optik. Leider gerät der Score eher beliebig und verfängt kaum in den Gehörgängen.
„The Protégé“ bietet absolut solide Unterhaltung
Der Paarung Maggie Q und Michael Keaton hätte ich persönlich noch lange nach dem Film weiter zuschauen können und wollen. Die Beziehung der beiden ist einfach großartig in ihrer Wirkung und gibt „The Protégé“ bei aller Durchschnittlichkeit in Sachen Handlung Anflüge von dem gewissen Etwas, das Filme erstrahlen lässt. Das gleiche Potential schreibe ich der durch und durch gelungen in Szene gesetzten Action zu. Bei beiden Punkten gilt aber leider: Es hätte mehr davon gebraucht – im Fall der Action hätte es auch mehr großformatig Gedachtes gebraucht.
So bleibt ein nicht immer rund erzählter Actionthriller, der punktuell durchaus zu begeistern vermag, im Großen und Ganzen aber zu viele Möglichkeiten verstreichen lässt, um so richtig beim Zuschauer zu zünden. Der sieht engagierte Schauspieler, taffe Action, internationale Schauplätze und eine feine Optik an einer zu oft gesehenen Story mit verquasten Twists und leider arg wenig Spannung.
In diesem Sinne:
freeman
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The Protege – lieblose Stangenware?
Heimlich still und leise hat sich Drehbuchautor Richard Wenk zu einem der Go-to-Guys für Actionfilme klassischen Zuschnitts entwickelt, auf dessen Konto unter anderem „The Expendables 2“, „Renegades“ und „The Equalizer“ plus Sequel gehen. Nun lieferte er das Script für Martin Campbells „The Protégé“.
Es beginnt 1991 in Da Nang in Vietnam, als der Profikiller Moody (Samuel L. Jackson) bei der Erfüllung einer Mission nur vier Leichen und ein verstörtes Mädchen mit einer Waffe vorfindet. Er nimmt das Kind mit, das 30 Jahre später zu seiner Ziehtochter Anna (Maggie Q) herangewachsen ist. Diese ist im Gewerk ihres Adoptivpapas geschult, wie man bei einer einführenden Sequenz sieht, in der das Duo erst den Sohn eines Gangsterbosses entführt und Lösegeld fordert, um den Vater aus der Deckung locken und umlegen zu können. Das sind natürlich alles bekannte Genretopoi aus dem Baukasten Wenks, der mit „The Mechanic“ von 2011 bereits einen sehr ähnlichen Film schrieb.
Den gängigen Profikillerklischees entsprechend legt auch Anna eine gewisse Kultiviertheit an den Tag, die sie als Inhaberin eines Buchantiquariats pflegt, das gleichzeitig auch noch als Fassade für ihre eigentlichen Tätigkeiten dient. Eines Tages steht jedoch erst der mysteriöse Rembrandt (Michael Keaton) in ihrem Laden, kurz darauf wird Moody von gedungenen Meuchelmördern um die Ecke gebracht. Angesichts des formelhaften Drehbuchs können sowohl Anna als auch das Publikum eins und eins zusammenzählen, doch Rembrandt ward vorerst nicht mehr gesehen.
Also macht sich Anna auf die Suche nach den Verantwortlichen. Sie findet heraus, dass der Hit auf ihren Mentor vermutlich mit Recherchen zusammenhing, die er kürzlich anstellte. Anna folgt den Hinweisen und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit – auch in ihre eigene…
Die Zutaten für einen vielleicht nicht sonderlich innovativen, aber doch gelungenen Actionreißer sind bei „The Protégé“ eigentlich vorhanden, denn Regisseur, Drehbuchautor und Besetzung stimmen im Grunde genommen. Nur leider bleiben alle Beteiligten weit hinter ihren Möglichkeiten zurück, angefangen bei der Belegschaft vor der Kamera. Maggie Q („Death of Me“) schüttelt die schon oft gespielte Rolle als Profikillerin bzw. -agentin aus dem Ärmel, aber ohne besondere Leidenschaft, Samuel L. Jackson („Killer’s Bodyguard 2“) gibt soliden Support mit wenig Screentime ab, während immerhin Michael Keaton („American Assassin“) als Henchman mit eigenem Ehrenkodex und süffisanter Agenda noch ein paar Akzente setzen kann. Den wüsten Schlagetot mit Nahkampfskills nimmt man ihm in den Actionszenen allerdings weniger ab als einem Liam Neeson. Leider ist die restliche Schurkenriege vollkommen charismalos, sodass neben Keaton am ehesten noch Robert Patrick („Honest Thief“) in Erinnerung bleibt. Dessen Rolle als Bikerchef und Helfer der Heldin ist für den Film insgesamt eher nutzlos, aber wird von ihm immerhin sehr stark verkörpert.
Kaum leidenschaftlicher als das Gros der Darsteller geht auch Wenks Script zu Werke. Über den Schurken erfährt man kaum mehr, dass ein böser Obermacker ist, der seine Existenz geheim halten möchte, auch sonst fördern Annas Recherchen kaum spannende Erkenntnisse oder Twists ans Licht. So ist ihre Suche nach der Wahrheit kaum mehr als elanfrei zusammengeschriebenes Füllmaterial, wobei auch manche dramaturgische Entscheidung zweifelhaft ist: Da wird etwa in einem Nachklapp gegen Ende noch mehr Information zu Annas Vergangenheit und der Eingangsszene in Da Nang geliefert, doch diese Rückblende bringt den Film an diesem Punkt nicht mehr weiter, wirkt eher wie ein Bremsklotz, den man in den Endspurt einbaut, weniger wie eine Enthüllung, die neue Perspektiven liefert. Und ein großer Twist, der das letzte Drittel einleitet, ist eher hanebüchen oder unglaubwürdig als wirklich effektiv.
Auch sonst stimmt es mit dem Ton und der Figurenzeichnung nicht immer. So ist „The Protégé“ meist ein eher grimmiger Film um kompetente Mordbuben und alle, die vor ihre Flinten geraten, weshalb Versuche von Humor eher deplatziert wirken – vor allem die Bemerkung einer Figur über ein unschuldiges Opfer, dass die Betreffende zwar scheiße gekocht, aber den Tod nicht verdient habe. Auch in Sachen Charakterisierung gibt es einige interessante Ansätze, die zwar angefangen, aber nie so wirklich zu Ende gedacht werden, etwa die Rivalität der Profimörder Rembrandt und Douquet (Ray Fearon). Oder das zwischen gegenseitiger Attraktion und Feindschaft schwankende Verhältnis von Rembrandt und Anna, bei dem sich das Drehbuch aber immer wieder spontan umentscheidet, welcher der beiden Aspekte für die Figuren nun gerade wichtiger ist.
Bei der Action fehlt ebenfalls der richtige Kick. Mit Georgi Manchev („Rambo: Last Blood“), Dian Hristov („Hunter Killer“) und Marius Florian („The Doorman“) ist ein Trio für Fights und Stunts zuständig, das bei der Produktionsfirma Millennium Media schon für diverse Produktionen verantwortlich war und in Sachen Choreographie gute Arbeit leistet. Leider sind die meisten Kampfszenen eher kurze Scharmützel, in denen Profis wie Anna oder Rembrandt ihre Gegner schnell durch den Wolf drehen und vorbei, ehe so richtig Stimmung aufkommt. Noch dazu inszeniert Martin Campbell („The Foreigner“) das Ganze teilweise überraschend drucklos, sodass die meisten Krawallszenen als biedere Routine in Erinnerung bleiben. Am ehesten Akzente setzen noch eine Szene, in der Anna ein Killerkommando in einem Bürogebäude, unter anderem bei eingeschalteten Sprinklern, außer Gefecht setzt, sowie der One-on-One-Fight gegen Rembrandt in der Küche, der aber zügig – und ungewöhnlich – aufgelöst wird.
So ist „The Protégé“ ein biederes, stromlinienförmiges, nie wirklich spannendes Routineprodukt, das mit seinen kleinen Actionschauwerten, seiner kompetenten, aber nie einfallsreichen Machart und ein paar interessanten Ansätzen in Sachen Charakterzeichnung noch kleinere Vorteile hat, insgesamt aber leidenschaftslos nach Schema F heruntergekurbelte Stangenware ist. Die Story ist 08/15, die Action viel zu wenig betont und die Charakterzeichnung zu selten zu Ende gedacht, um da mehr als unterer Durchschnitt zu sein.
„The Protégé“ erscheint am 22. Oktober bei LEONINE auf DVD und Blu-Ray, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Interviews und ein B-Roll.
© Nils Bothmann (McClane)
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