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The Purge: Election Year

Originaltitel: The Purge: Election Year__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: James DeMonaco__Produktion: Michael Bay u.a.__Darsteller: Frank Grillo, Elizabeth Mitchell, Mykelti Williamson, Raymond J. Barry, Kimberly Howe, Ethan Phillips, Edwin Hodge, Joseph Julian Soria, Terry Serpico, Kyle Secor u.a.
The Purge: Election Year

“The Purge: Election Year” von Produzent Michael Bay schöpft sein Potential endlich aus.

Charlie Roan war vor 15 Jahren dabei, als in einer „Purge“-Nacht ihre ganze Familie abgeschlachtet wurde. Seitdem setzt sie alles daran, die „Purge“ zu torpedieren, wo sie nur kann. Folgerichtig zieht es sie in die Politik und Jahre später steht sie kurz davor, den Kampf gegen die martialische Tradition zu gewinnen. Denn die inzwischen zur Senatorin aufgestiegene Politikerin kandidiert für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten…

Den Traditionalisten um Minister Edwidge Owens, der ebenfalls für das Präsidentenamt kandidiert, ist Charlie Roan mit ihren Zielen ein echter Dorn im Auge. Ihrer Meinung nach habe jeder Amerikaner das Recht auf die „Purge“. Und die amerikanische Gesellschaft könne an der „Purge“  sowieso nur gesunden.

In der Folge wollen sie selbst die unmittelbar bevorstehende „Purge“ nutzen, um Senatorin Roan auszuschalten. Die überlebt die blutige Attacke auf ihr Haus nur, weil ihr Bodyguard Leo Barnes geistesgegenwärtig handelt und mit Charlie in die Nacht flieht. Hier treffen sie auf verschiedene Charaktere, die jeder für sich gegen die „Purge“ aufbegehren und den beiden nur zu gerne helfen. Doch die zu allem entschlossenen Verfolger von Charlie Roan und Leo Barnes rücken immer näher…

httpv://www.youtube.com/watch?v=OWkL-4U_ibE

Trotz des meines Erachtens verunglückten „The Purge: Anarchy“ finde ich die Prämisse hinter dem Franchise nach wie vor einfach genial. Die in „The Purge – Die Säuberung“ etablierte Grundidee hat einfach Rumms und bei allem Radau auch eine interessante, wenngleich eher oberflächlich dargereichte, sozialkritische Komponente, die das immer stärkere Auseinanderklaffen der Schere zwischen Reich und Arm ankreidet. Diese Prämisse trägt auch den dritten Teil mühelos und wird obendrein immer weiter ausgebaut.

So erfahren wir etwa von „Purge“-Versicherungen, mit denen im Vorfeld der Nacht ordentlich Schindluder getrieben wird. Es werden erstmals auch „Sanitäter-Dienste“ thematisiert, die die Verletzten der „Purge“ verpflegen und auf die, wie zu Kriegszeiten, nicht geschossen werden darf. Und sogar Mord-Tourismus wird anhand aus Europa angereister, mordlüsterner USA-Besucher beleuchtet.

Der interessanteste neue Aspekt ist allerdings die Installation glaubwürdiger Anti-Purge-Gegner, die sich teilweise sogar in einer Anti-Purge-Bewegung organisieren. Diese Gegenströmung zur „Purge“ erweitert das gesamte Konstrukt des Franchises sinnvoll und macht es einfach glaubwürdiger. Immerhin musste man ja bisher annehmen, dass nur die bis dato präsentierten „Purge“-Einzelschicksale etwas gegen die Nacht hatten.

The Purge: Election Year

Bodyguard Leo macht keine Gefangenen.

Doch nicht nur storyseitig legt „The Purge: Election Year“ deutlich zu. Auch sonst scheint bei der Reihe endlich der Knoten geplatzt zu sein. Zum einen ist klarer denn je, dass das Franchise sich eher im Actionthriller-Segment heimisch fühlt. Das wird dank des enormen Tempos der Chose und den immer wieder aufbrandenden Actionszenen überdeutlich. Derweil werden die Horrorelemente rund um Jump Scares und Co. deutlich zurückgefahren. Aktions-Reaktions-Schematas stehen überdeutlich im Mittelpunkt.

Obendrein kehren die Macher das Alptraumhafte der Szenerie endlich deutlicher nach außen. „The Purge: Election Year“ hat ein paar großartige Momente, die einem Fiebertraum entstiegen scheinen. Extreme Perspektiven, eine schwankende Kamera und eine verstörende Soundkulisse pumpen im Verbund mit Bildern von mit Diamanten übersäten Kalaschnikows, auf Motorhauben gebundenen Opfern oder Guillotinen in Nebenstraßen eine wahnsinnige Atmosphäre in den Streifen. Auch der deutlich gestiegene Brutalitätsgrad deutet an, dass die Macher rund um Produzent Michael Bay („13 Hours“) endlich verstanden haben, was für eine unverhohlene Aggressivität hinter der Idee zu „The Purge“ wirklich steckt.

Trotz dieser deutlichen Schritte nach vorn, ist nicht alles an „The Purge: Election Year“ Gold, was glänzt. So setzt es doch einige fiese Logik-Bugs. Wenn beispielsweise einige Bewacher von Senatorin Roan VOR ihrem Haus postiert werden, wo sie weithin sichtbar wie die Tontauben aufgereiht sind, untergräbt der Film seine eigene Glaubwürdigkeit schon extrem. Und warum die Purge-Gegenbewegung mit ihren Aktionen bis zur „Purge“ wartet, wollte im Film auch keiner plausibel erklären.

The Purge: Election Year

Goldene, diamantbesetzte Knarren und Darlings, die ihre Eltern umnieten. Man muss die Purge einfach lieben!

Blöd ist auch die Tatsache, dass der Showdown von „The Purge: Election Year“ wie eine aus „The Purge: Anarchy“ geklaute Szene wirkt. Setting, Bedrohung und Abwendung der Gefahr ähneln sich größtenteils frappierend und zeugen ausgerechnet beim bisher am rundesten wirkenden „Purge“-Teil von einer gewissen Ideenarmut. Zumindest darf der sonst eher blass durch seine Filme und Serien stolpernde Kyle Secor („Drop Zone“) als Minister Owens hier mal so richtig aufdrehen! Sein übergroßer Gestus und Habitus verleihen „The Purge: Election Year“ im Abgang gar eine satirische Note.

Dagegen fällt Elizabeth Mitchell („Running Scared“) als Charlie Roan deutlich ab. Was aber vor allem auf ihre langweilige, teilweise rührend naiv wirkende Rolle zurückzuführen ist. Es ist schon schade, dass eine glühende Kämpferin gegen die „Purge“ wie eine langweilige Sekretärin rüberkommt. Frank Grillo („Intersections“) macht da als ihr Beschützer und letztes Überbleibsel aus Teil 2 eine deutlich bessere Figur. Er darf ordentlich austeilen, diverse Lumpen über den Jordan schicken und den Film immer weiter vorwärts treiben. Mykelti Williamson, Joseph Julian Soria und Betty Gabriel vervollständigen die Heldenparty, wobei in diesem Fall aber die unangenehme Ambivalenzlosigkeit extrem auffällt. In Teil drei der „Purge“ sind alle Guten nur gut und alle Bösen nur böse. Apropos böse: Dem extrem markig auftretenden Terry Serpico hätte ich auf Seiten der Bäddies deutlich mehr Raum zum Wüten gewünscht!

The Purge: Election Year

Leo mit Senatorin Roan…

Wenn sich am Ende von „The Purge: Election Year“ die Möglichkeit eines Bürgerkrieges am Horizont abzeichnet, hat einen der technisch makellose Film trotz aller offenkundigen Problemchen endgültig in seinen Bann gezogen. Endlich scheint das Franchise da zu sein, wo es schon länger hätte sein können. Die finstere Prämisse wird genüsslich ausgekostet, das „Purge“-Universum sinnvoll erweitert und das Tempo noch einmal deutlich angezogen. Der gesteigerte, weitgehend handgemacht wirkende Brutalitätsgrad und das gelegentliche Kippen des Filmes in Richtung Satire (Roan vs. Owens = Clinton vs. Trump?) machen in Verbindung mit den herrlich alptraumhaft gestalteten Bildern mitten aus der „Purge“ richtig Laune. Kurzum: Genauso darf es gerne weiter gehen!

7 von 10

„The Purge: Election Year“ ist ab dem 15. September 2016 in den deutschen Kinos zu sehen und kommt von Universal Pictures. Der Film hat ungeschnitten eine FSK 16 Freigabe erhalten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Universal Pictures International__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab dem 15.9.2016 in deutschen Kinos

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Categorised in: Psychohorror, Reviews

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