Originaltitel: Captain America: The Winter Soldier__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Anthony Russo, Joe Russo__Darsteller: Chris Evans, Scarlett Johansson, Cobie Smulders, Emily VanCamp, Robert Redford, Samuel L. Jackson, Hayley Atwell, Sebastian Stan, Dominic Cooper, Anthony Mackie, Frank Grillo, Toby Jones, Gary Shandling, Stan Lee, Danny Pudi u.a. |
Captain America wird von „S.H.I.E.L.D.“ beauftragt, ein in Terroristenhand befindliches Schiff zu befreien. Gemeinsam mit Black Widow und einigen Soldaten von „S.H.I.E.L.D.“ räumt er auf dem Schiff auf, muss allerdings bald bemerken, dass Black Widow offensichtlich noch einem weiteren Auftrag nachgeht. Als Cap daraufhin Nick Fury wütend zur Rede stellt, weist dieser ihn in ein neues Geheimprojekt von „S.H.I.E.L.D.“ ein. Kaum ist dies geschehen, häufen sich die seltsamen Vorkommnisse: Cap wird von „S.H.I.E.L.D.“-Agenten attackiert und Nick Fury fällt einem Attentat zum Opfer. Zumindest kann er Cap noch über seine Vermutung informieren, dass „S.H.I.E.L.D.“ unterwandert wurde…
Nun ist es an Captain America, herauszu- finden, wer hinter dem Attentat auf Fury steckt, welche Rolle der „S.H.I.E.L.D.“-Obrige Alexander Pierce in dieser ganzen Angele- genheit spielt und wieso es ein schlagkräftiger und hochgerüsteter Super- soldat mit Metallarm auf die „S.H.I.E.L.D.“-Agenten abgesehen hat. Caps einzige Unterstützer: Black Widow und Falcon…
„The Return of the First Avenger“ macht da weiter, wo „The Avengers“ unlängst angesetzt hatte: Er lässt Captain America die Funktion und die Mechanismen von „S.H.I.E.L.D.“ offensiv hinterfragen. Der aufrechte Amerikaner kommt einfach nicht damit klar, dass Amerika zunehmend seine Freiheit zugunsten eines trügerischen Gefühls von Sicherheit aufgibt. Er prangert zudem an, wie Geheimorganisationen und -dienste die eigenen Leute abhorchen und wie sie ihre Macht über die Generierung von Angst zu erhalten versuchen. In Zeiten der Aufdeckung des NSA-Skandals ein überraschend aktueller Zeitbezug, der beinahe prophetisch wird, wenn man bedenkt, dass zur Zeit der Dreharbeiten des Filmes der große Abhörskandal noch gar nicht bekannt war! Doch auch abgesehen von derart aktuellen Bezügen ist die erfrischende Skepsis von Cap gegenüber Big Playern ein hübscher Motor für den zweiten Teil des „Captain America“-Franchises.
httpv://www.youtube.com/watch?v=YDFQFBep5Ak
Dessen Handlung gerät nach dem eher simplen Abenteuervorgänger erstaunlich komplex, ist aber derart gut geschrieben, dass man nie den Überblick verliert oder von den immer neuen Verstrickungen gelangweilt wird. Zudem gelingen dem Film fantastische Bezugnahmen zu dem ersten Teil: Bekannte und vertraute Figuren tauchen wieder auf, auch alte Feinde erleben ein Comeback und einige Rückblenden erweitern sogar die bisher bekannte Mythologie des Captain. Das zudem die anderen Helden des Universums immer mal wieder kurz erwähnt werden, erhöht die Komplexität des Marvel-Universums enorm.
Doch Captain America punktet in seinem zweiten Auftritt nicht nur mit einer besseren Story, er lanciert auch die bessere Action im Vergleich zu seinem Vorgänger und im Vergleich zu manch anderem Marvel-Solohelden-Abenteuer! Denn die Vorliebe des Captain für eher handgreifliche, bodenständige und „ehrliche“ Auseinandersetzungen sorgt schon in der Eröffnungs-Actionszene für coole Action. Stark choreographierte Fightsequenzen wechseln sich mit ideenreichen Schildwurf-Angriffen ab. Und die mit deutlich mehr Waffengewalt vorgehende Black Widow sorgt parallel für weitere hübsche Schauwerte. Nach der Räumung des Schiffes folgen weitere, sehr starke und vor allem spektakuläre Actionszenen, Genannt sei das Attentat auf Fury, bei dem die Anzahl explodierender und sich überschlagender Karren ebenso sprunghaft in die Höhe schnellt wie der Munitionsverbrauch. Wenn dann der Winter Soldier loslegt, setzt es fetteste Poseraction, denn die Auftritte des Supersoldaten werden köstlich überinszeniert und seine ersten Aufeinandertreffen mit Cap machen richtig Freude. Dank des neuen Helden Falcon kommt irgendwann auch schnittige Flugaction hinzu und im Showdown wird dann alles noch einmal einen ganzen Zacken größer. Hier gelingt den beiden Regisseuren Anthony und Joe Russo eine angenehme Mischung aus rein CGI-lastigen Spektakelbildern von in Hochhäuser rauschenden Luftschiffen und den knackig harten Prügeleien zwischen Cap und seinen Antagonisten.
Chris Evans („Snowpiercer“) ist als Cap inzwischen richtiggehend verwachsen mit seiner Figur. Man sieht, dass ihm der aufrechte Captain America Spaß macht, weil sie zum einen nicht so eindimensional angelegt ist wie man aufgrund ihrer Historie hätte vermuten können, und weil sie nach wie vor noch nicht vollends in der Jetztzeit angekommen ist und sich einen naiven Blick auf die neuen technischen Errungenschaften bewahrt hat. Evans gehen dabei die selbstironischen Anflüge seiner Figur ebenso gut von der Hand wie seine zahlreichen Actioneinlagen. Auch mit Black Widow Darstellerin Scarlett Johansson („Lucy“) stimmt die Chemie sichtlich. Die im Vergleich zu Evans geradezu zierlich wirkende Aktrice darf in diversen Actionszenen ebenfalls ordentlich auf die Pauke hauen, wird aber für meinen Geschmack im Showdown leider ein Stück weit verschenkt. Darstellerisch macht Scarlett wie gewohnt eine verdammt gute Figur und darf vor allem dabei helfen, Cap nicht gar so sehr zum Patriotismuszausel verkommen zu lassen. Cobie Smulders („How I met your Mother“) und Samuel L. Jackson („Robocop“) sind von der restlichen „The Avengers“-Stammbesetzung an Bord, wobei Frau Smulders niemals so wirklich im Film ankommt. Dagegen darf Jackson eine fette Actionszene befeuern und ansonsten richtig cool sein. Und das kann er ja spielend. Aus dem ersten „Captain America“-Film haben Hayley Atwell, Dominic Cooper, Hugo Weaving und Thommy Lee Jones kurze Auftritte in Rückblenden oder tauchen auf Bildern in Caps Umgebung auf. Ganz neu hinzu gekommen ist Anthony Mackie („Pain and Gain“) als Flugtype Falcon und der Besetzungscoup überhaupt gelang mit der Verpflichtung von Robert Redford als Alexander Pierce. Leider kommt der souveräne Darsteller screentimetechnisch in dem sehr langen Streifen deutlich zu kurz, seine Anwesenheit allein pumpt aber schon amtlich Charisma in den Film.
„The Return of the First Avenger“ ist in meinen Augen das bisher beste Solo-Abenteuer eines Marvel-Superhelden überhaupt! Die Story ist verzwickt und ziemlich komplex geraten, bleibt aber immer nachvollziehbar und macht einen großen Bogen um allzu tiefe Logiklöcher. Der Film macht durchgehend ordentlich Druck und die permanent eingestreuten Actionszenen rocken so richtig und bieten einen satten Anteil an sehr handgemacht anmutender, druckvoller und spektakulärer Action. Die Darsteller sind durch die Bank gut aufgelegt und auch inszenatorisch macht der Film eine Menge her. Leider spürt man, dass der Film nicht von Anfang an als 3D-Event geplant war, denn vor allem in der Action ist der Film doch deutlich zu hektisch inszeniert und geschnitten, als dass hier ein Tiefeneffekt irgendwie punkten könnte. Auch fehlen ein paar nette Pop-Out Effekte. In den ruhigen Szenen wirken die Bilder angenehm plastisch, wirklich gebraucht hätte es den Geldmachereffekt aber nicht. Zumindest sieht man Scarletts Rundungen so mal ein wenig lebensechter. Was bleibt, ist ein erstaunlicher Quantensprung in Sachen Qualität: Vom schwächsten Solo-Auftritt eines Marvel-Helden in Teil 1 zum bislang besten und durchdachtesten in Teil 2. So kann es gerne weiter gehen!
Der Film ist am 14. August 2014 von Marvel/Walt Disney auf DVD/Blu-ray/3D Blu-ray erschienen. Er ist mit einer FSK 12 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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Nachdem „Captain America: The First Avenger“ die Ursprungsmythologie des Comichelden als historisches Abenteuer mit Steampunk- und Fantasyelementen erzählte, ist die Fortsetzung „Captain America: The Winter Soldier“ ein vergleichsweise geerdeter Mix Politthriller und Comicaction.
Steve Rogers (Chris Evans), besser bekannt als Captain America, ist also nach den Geschehnissen des Erstlings und von „The Avengers“ als S.H.I.E.L.D.-Agent tätig, häufig in Kooperation mit Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) alias Black Widow. Als moralisches Gewissen der Organisation kann er sich nicht immer mit den Taktiken und Zielen von S.H.I.E.L.D. identifizieren, was gerade im Zusammenspiel mit dem pläneschmiedenden Direktor Nicky Fury (Samuel L. Jackson) und der ähnlich eingestellten Black Widow zu Differenzen führt. Damit zeigt sich der Gegensatz zwischen einem zwar veraltet wirkenden Idealismus und der deutlich weniger skrupelhaften Politik heutiger Tage, die den Film hindurch den Wert des angeblichen Fossils Captain American zeigt und gleichzeitig auf den Anachronismus des ersten Avengers in der heutigen Zeit verweist – ähnlich wie auch schon der erste Filme die Figur neu dachte.
Diese moralische Klarheit, der Mangel zu ideologischen Kompromissen ist es dann auch, der Nick Fury in die Wohnung von Rogers führt, nachdem ein Attentat auf ihn verübt wird. S.H.I.E.L.D. ist von Verrätern unterwandert worden, die auch noch den Winter Soldier, einen geheimnisvollen Assassinen, für ihre Zwecke eingespannt haben. Bevor Rogers Genaueres von Fury erfahren kann, wird dieser von einer Kugel des Winter Soldier niedergestreckt. Nicht nur Comickundige, auch mit dem Genre vertraute Filmzuschauer werden die Identität des Winter Soldier erahnen, dessen Name zudem an den berühmten Winter-Soldier-Prozess aus dem Jahre 1971 erinnert, in dem US-Kriegsverbrechen in Vietnam untersucht wurden.
Alexander Pierce (Robert Redford), ein Freund Nick Furys und Teil des Weltsicherheitskonzils, übernimmt die Leitung von S.H.I.E.L.D. nach dem Vorfall, doch für Rogers sieht es nicht gut aus. Die Verräter schieben ihm die Tat in die Schuhe und machen Jagd auf ihn, woraufhin der Captain gleichzeitig die eigene Unschuld beweisen und die Hintergründe der Verschwörung aufdecken muss. Seine einzige Verbündete: Black Widow…
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Einen modernen Politthriller drehen und gleichzeitig Robert Redford („Spy Game“) als Aushängeschild des Genres in einer Nebenrolle zu casten, das hat schon was, zumal der Altstar eine famose Performance aufs Parkett legt. Chris Evans („The Losers“) als gestählter Sunnyboy, der immer noch nicht so recht in der Gegenwart angekommen ist, überzeigt wie schon im ersten Teil, Scarlett Johansson („Die Insel“) als undurchsichtige, mit allen Wassern gewaschene Agentin bildet ein hervorragendes Team mit ihm. Samuel L. Jackson („Deep Blue Sea“) dagegen muss in erster Linie cool sein und schafft das ohne sich allzu groß anzustrengen, während Haley Atwell („The Crime“) unter dickem Make-Up eine Szene als gealterte Peggy Carter mit Bravour meistert. Unter den Neuzugängen macht vor allem Frank Grillo („The Grey“), derzeit anscheinend der erste Ansprechpartner für Harter-Mann-Rollen in Hollywood, eine gute Figur, auch Emily VanCamp („Carriers“) und Cobie Smulders („Walking Tall“) überzeugen, während Anthony Mackie („Pain & Gain“) ganz solide agiert, aber darstellerisch doch etwas gegen den Rest abfällt. Neben dem obligatorischen Cameo von Stan Lee und einem von Danny Pudi, mit dem die Russo-Brüder schon bei „Community“ zusammenarbeiteten (und an dessen Abed-Rolle sich der Part auch anlehnt), sind auch einige Darsteller des Erstlings (oft in Rückblenden) kurz zu sehen und während der Credits gibt es natürlich auch Cameos.
Diese letzten Cameos bereiten teilweise auch schon „The Avengers 2“ vor, wie auch „Captain America: The Winter Soldier“ das Marvel-Universum weiterschreibt: Am Ende stehen einschneidende Veränderungen für die gesamte Mythologie, die interessante Folgen für die Fernsehserie „Agents of S.H.I.E.L.D.“ und die nächsten Filmadaptionen haben dürfte. Der Wille zur Weiterentwicklung macht aus dem Sequel mehr als nur einen x-beliebigen Comicactionreißer, zumal auch weitere neue Helden- und Schurkenfiguren im Verlauf der Handlung entstehen, während die Geschehnisse des Erstlings immer noch als wichtiger Part mitschwingen.
Gleichzeitig muss man zugeben, dass die Story vom Bauernopfer, das deutlich wehrhafter als gedacht ist und auf der Flucht zurückschlägt, schon mehr als einmal erzählt wurde, doch „Captain America: The Winter Soldier“ macht keinen Hehl aus seinen Vorbildern, die vor allem in den 1970ern gedreht wurden. Mancher Plottwist ist natürlich wenig überraschend (Denkt wohl irgendjemand, dass Nick Fury tatsächlich stirbt?) und trotz der Verschwörung ist das „Captain America“-Sequel ein gradliniger Reißer, dessen Wendungen in erster Linie den Motor am Laufen halten, weniger dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehen. Doch die Russo-Brüder legen dabei ein bewundernswertes Tempo, bei dem die einzelnen Bestandteile des Films zackig ineinandergreifen, wodurch das kaum auffällt.
Was außerdem dazu beiträgt, dass „Captain America: The Winter Soldier“ mehr Eindruck hinterlässt als manche andere Superheldenreißer, ist die Tatsache, dass die Action wesentlich geerdeter daherkommt. Meist beharkt man sich im Nahkampf oder mit Faustfeuerwaffen, die Unterstützung durch CGI und Drahtseile gibt es nur in geringerem Maße, dafür eine gute Actionchoreographie, die vor allem der versierten Second-Unit-Regie von Spiro Razatos („X-Men: First Class“, „The Expendables“) geschuldet sein dürfte. Gerade die Kämpfe Captain Americas gegen mehrere S.H.I.E.L.D.-Agenten in einem Fahrstuhl oder die Mano-a-Mano-Konfrontationen mit dem Winter Soldier haben den Charme des Spektakulären und trotzdem Körperlichen, bei den Verfolgungsjagden werden zudem reichlich echte Autos und nicht nur deren CGI-Modelle verschrottet, ehe das Finale dann verstärkt auf Zerstörung und Effekte setzt, als End- und Höhepunkt aber Derartiges auch einsetzen darf ohne dass es verschwenderisch wirkt, sondern viel mehr verdeutlicht was hier alles auf dem Spiel steht und welch episches Gefecht deswegen ausgetragen werden muss. Das konvertierte 3D bereitet in den Actionszenen mal Freude, mal Frust: In den schneller geschnittenen, dynamischen und nicht wirklich auf 3D ausgelegten Kampfszenen sorgt es für Unschärfen, andere Szenen zeigen dagegen die Möglichkeiten auf, etwa wenn auf diese Weise ausgesprochen plastisch ein Schiff als Schauplatz der ersten Actionszene eingeführt wird oder man die Autojagd nach dem Attentat auf Nick Fury dadurch noch unmittelbarer gestaltet.
Noch dazu beschäftigt sich „Captain America: The Winter Soldier“ auch teilweise mit dem Thema der staatlichen Überwachung: Mit dem Anschlag auf Nick Fury scheint ein neuartiges Projekt verbunden zu sein, bei dem drei Helicarrier, ähnlich dem aus „The Avengers“ von nun als fliegende Kontroll- und Einsatzstationen für S.H.I.E.L.D. dienen sollen und Terroristen frühzeitig aufspüren können. Nick Fury bezeichnet dies als nötigen Preis des Friedens, Steve Rogers vergleicht es damit der ganzen Welt eine Waffe an den Kopf zu halten. Es sind keine tiefschürfenden Erkenntnisse, die der Film im Zuge dieser Debatte zutage fördert, doch er thematisiert sie immerhin gelungen in den Plot eingebunden.
„Captain America: The Winter Soldier“ führt die Ereignisse aus dem Vorgänger und aus „The Avengers“ nicht nur konsequent fort, sondern er schreibt auch das Marvel-Universum weiter, hat ein paar Spitzen zu den Themen Geheimdienste und Überwachung parat und bietet einen packenden Comic-Politactionthriller mit dem richtigen Schuss Selbstironie und toller Besetzung. Dass das Ganze dabei das Genre der Comicverfilmung nicht unbedingt neu erfindet und sich auf bekannte Plotelemente verlässt, fällt in der bisher vielleicht besten Solo-Adaption aus dem Hause Marvel Studios dann auch nicht wirklich störend auf.
„Captain America: The Winter Soldier“ startet am 27. März 2014 unter dem Titel „The Return of the First Avenger“ in den deutschen Kinos.
© Nils Bothmann (McClane)
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