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The Rookies

Originaltitel: Su Ren Te Gong__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Alan Yuen__Darsteller: Talu Wang, Sandrine Pinna, Milla Jovovich, Timmy Xu, Liu Meitong, David Lee McInnis, Daytoy Sean Xiao, Lam Suet, Lenox Lu Nuo, Danny Chan Kwok-Kwan u.a.
The Rookies mit Milla Jovovich DVD Cover

Milla Jovovich führt “The Rookies” in ihrem Abenteuer an.

Zhao Feng ist ein Draufgänger und Extremsportler, dem für Likes kein Stunt zu gefährlich ist. Als eine seiner halsbrecherischen Aktionen schiefgeht und die Routine zur Rettung seines Lebens ebenfalls nicht ganz so geschmiert funktioniert wie angedacht, platzt Zhao mitten in einen Unterweltdeal. Mit geübtem Schnellfeuermundwerk schafft er es, sich irgendwie aus der Gefahrenzone zu lavieren, während eine unvermutet auftauchende Dame ein Halbes mit dem Lumpenpack macht.

Kurze Zeit später steht die Dame erneut vor Zhao, stellt sich als Agentin Bruce vor und bietet ihm einen Job in einem geheimnisvollen Geheimdienstorden namens Phantom an. Dieser ist der Fieswicht-Organisation des fieswichtigen Iron Fist auf der Spur, der mittels eines ominösen Giftes die Menschheit in Pflanzen verwandeln will. Das Gegengift DM 85 sollte in dem Deal, den Zhao gesprengt hatte, über den Tisch gehen. Und ebenjenes soll er nun beschaffen.

Dazu werden ihm eine unfähige, ihre Impulsivität nicht unter Kontrolle habende Polizistin, ein Wissenschaftler und dessen Assistentin zur Seite gestellt. Und freilich mischt auch Bruce in den entstehenden Irrungen und Wirrungen sowie dem daraus generierten Spektakel massiv mit.

Schaut in die Actionkomödie mit Milla Jovovich hinein

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Der deutsche Verleih Eurovideo trifft es schon ziemlich gut, wenn er davon spricht, dass in „The Rookies“ „Triple X“ und „Get Smart“ eine Symbiose eingehen würden. Auf der einen Seite ist Zhao einem Xander Cage gleich ein Draufgänger, dem keine Aktion halsbrecherisch genug sein kann, auf der anderen Seite stellt er sich als ungeübter Agent reichlich trottelhaft und selten cool an.

Das, und das muss jedem Filmfan vor Einlegen des Filmes in den Player bewusst sein, kleidet „Firestorm“-Regisseur Alan Yuen in ein typisch chinesisches, gnadenlos auf ein jugendliches Publikum zugeschnittenes Blockbustergewand. Die Folge ist ein einerseits spektakulärer, hochwertiger Look, dem der Aufwand in jeder Filmsekunde anzusehen ist. Andererseits sind Handlung und Figurenzeichnung unfassbar infantil geraten. Und der allgegenwärtige Humor zaubert dem westlichen Publikum immer wieder zwischen Fassungs- und Ratlosigkeit changierende Fragezeichen über den Kopf.

Talu Wong im Agentenabenteuer

Zhao Feng erlebt das Abenteuer seines Lebens.

Die grundlegende Geschichte ist dabei reinster Genre-Standard: Ein unbedarfter Held gerät in das Abenteuer seines Lebens. Dabei muss er lernen, Verantwortung zu übernehmen und sich den auftürmenden Herausforderungen zu stellen. Dazu ein gefährliches Gift hier und ein Gegengift da, neue Verbündete aus denen Freunde werden und ein cooler Bösewicht (David Lee McInnis „Mortal Kombat Legacy 1“) mit grünem Daumen. Was prinzipiell nicht verkehrt klingt, wird allerdings so hysterisch und so verkaspert gereicht, dass der Zuschauer schnell das Interesse an dem unübersichtlichen Treiben verliert.

Zudem bekommt Regisseur Yuen keinen Zugriff auf die Figuren. Zhao Feng (Talu Wang „A Better Tomorrow 4“) bleibt einem bis zum Finale seltsam unsympathisch und sein weiblicher Sidekick Miao ist trotz ihres Namens eine nervige Kratzbürste und ihre Darstellerin Sandrine Pinna gar nicht mal so hübsch – nicht einmal mit ihren blauen Manga-Haaren. Auch alle anderen Figuren bleiben einem durchweg egal, was auch auf die von Milla Jovovich („Monster Hunter“) gegebene Agentin Bruce zutrifft.

Talu Wang und Sandrine Pinna sind The Rookies

Talu Wang und Sandrine Pinna sind “The Rookies”.

Jovovich spielt stocksteif und bar jedweder Gefühlsregung, wobei ihr streng zurückgebundenes Haar die Maskenhaftigkeit ihres Gesichtes nur noch unterstreicht. Dafür hat Frau Jovovich aber zwei recht coole Actionszenen abbekommen. In der einen macht sie mit Kicks, Tritten und einer fiesen Nadel einen ganzen Haufen Halunken platt – wenngleich offensichtlich gedoubelt. In der anderen ist sie Teil einer Verfolgungsjagd, bei der sie cool aus ihrer Karre feuern darf.

Und damit sind wir bei der Action des Filmes. Diese kommt häufig auf und hat neben Geballer, Autoverfolgungsjagden, Explosionen und Martial-Arts-Einlagen vieles zu bieten, was dem Actionfan Spaß macht. Leider wird auch die Action von dem allgegenwärtigen, kindlichen Humor konterkariert. Obendrein nehmen zahlreiche, viel zu offensichtliche CGI-Pimpereien vielen Szenen die Wucht.

Milla Jovovich als Bruce in The Rookies

Darf ich vorstellen: Bruce! Ähm, ja…

Eine viel zu lange Verfolgungsjagd mit Motorrädern und Beiwägen krankt zudem an Kniffen wie einer ungekonnten Beschleunigung der Bilder, wodurch die ganze Actionszene irgendwann nur noch absurd wirkt. Absoluter Tiefpunkt sind die Szenen um einen VW-Beetle, der irgendwann zum Transformer mutiert und mal mit einer Räumschaufel einen ganzen Straßenzug voller im Stau stehender Autos zerstört und mal mit Saugnapffüßen durch Budapest stapft – während er von einer Gatling-Gun beschossen wird. Klingt alles groß und geil, ist es aber in seiner Künstlichkeit leider nicht.

Apropos Budapest: „The Rookies“ spielt zu 60 Prozent in der ungarischen Hauptstadt und lässt diese einfach nur richtig toll aussehen. Man denke einmal an die ganzen Seagal- und Snipes-Vehikel, die Ostblockmetropolen im lähmenden Grau versinken ließen. Davon ist die chinesische Actionkomödie meilenweit entfernt und lässt Budapest richtiggehend erstrahlen. Allgemein ist der knallig-bunte Look ein echter Augenschmeichler – und steht natürlich vollends im Dienste der Komik-Ausrichtung. Wenigstens ein Aspekt, der richtig funktioniert.

„The Rookies“: Viel Action, viel Humor, viel Tempo, aber nix funktioniert wie gewünscht

Was am Ende bleibt, ist ein Streifen, der auf dem Papier als lockere Agentenkomödie durchgeht, auf Zelluloid gebannt aber einfach nur überspannt, extrem künstlich, hysterisch und nervig rüberkommt. Der Humor lässt einen größtenteils ratlos zurück. Die Charaktere verfangen überhaupt nicht und die Handlung verläuft durchweg in egalen, spannungsfreien Bahnen.

Zumindest lanciert Regisseur Yuen in hoher Schlagzahl größere Actionszenen, die aufgrund des Humors, allgegenwärtiger, offensichtlicher Special Effects und seltsamer Entscheidungen und Ideen keinerlei Impact entwickeln.

Zumindest sorgt die unfreiwillig komische Milla Jovovich für nette Szenen und ist die Optik von „The Rookies“ sehr ansehnlich. Wer jüngeren Jackie-Chan-Vehikeln wie „Vanguard“ oder „Kung Fu Yoga“ etwas abgewinnen konnte, der sollte hier richtig liegen. Dem Rest bleibt nur, abzuchecken, wie er vor allem mit dem Humor des Streifens klarkommt. Der Autor dieser Zeilen hat bei viel zu langen 113 Minuten Laufzeit insgesamt einmal geschmunzelt. Grund dafür war eine lang ausgespielte, erstaunlich absurde Szenenfolge um einen Charakter, der sich eine Zahl merken musste.

4 von 10

DVD und Blu-ray zum Film erscheinen am 22. Juli 2021 von Eurovideo für deutsche Heimkinos. Mit einer FSK 16 ungeschnitten und bar jedweder Extras zum Film.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__FSK Freigabe: 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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