Originaltitel: The Saint__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Ernie Barbarash__Produktion: Simon West u.a.__Darsteller: Adam Rayner, Eliza Dushku, Ian Ogilvy, James Remar, Roger Moore, Enrique Murciano, Thomas Kretschmann, Beatrice Rosen, Greg Grunberg, Yani Gellman, Samantha Hanratty, Jason Brooks u.a. |
Simon West („Skyfire“) inszenierte mehrere TV-Piloten, hatte jedoch selten Erfolg wie beispielsweise mit „Close to Home“. „The Man“ und „Split Decision“ wurden gar nicht erst groß versendet, „The Cape“ und „Human Target“ brachten es nur eine bzw. zwei Staffeln. „The Saint“ schaffte es zuerst auch nicht zur Ausstrahlungsreife, wurde nach Begräbnis der Serienpläne immerhin als TV-Film veröffentlicht – allerdings erst nach ausgiebigen Reshoots durch Ernie Barbarash („Abduction“), der den Credit als Regisseur bekam. Für West blieb nur noch die Nennung als Executive Producer.
Bei dieser Neuauflage steht natürlich Meisterdieb Simon Templar (Adam Rayner) im Mittelpunkt, der als souveräner Lebemann die großen Coups durchzieht. So zockt er schon in der Eingangssequenz ein paar Dunkelmänner ab, die Nuklearwaffen auf dem Schwarzmarkt gegen Goldbarren verkaufen wollen, und entkommt nebenher noch ein paar FBI-Agenten, die den Deal beobachteten. Natürlich ist auch diese Inkarnation von Simon Templar ein Gentleman-Gangster, der nur das Gold stiehlt und die Massenvernichtungswaffe dem FBI zwecks Sicherstellung überlässt.
Derweil tanzt Banker Arnold Valecross (James Remar) in schurkischen Gefilden aus der Reihe, da er nicht mehr mitansehen kann wie sein Boss, in den Credits nur The Fixer (Ian Ogilvy) genannt, arme Länder abzockt, indem er ihnen Hilfsgelder verspricht und diese wieder einzieht. Da die beiden einen Templer-Ring austauschen, den der Oberschurke dem Vorbesitzer gewaltvoll abnahm, ist natürlich klar, dass auch Simon bald in die Sache hineingezogen wird – Templar ist eben nicht nur ein Nachname für den Beau.
So sucht Valecross auch die Hilfe des Meisterdiebs, als sein Boss den Verrat bemerkt und seine Tochter entführt. Gemeinsam mit seiner Vertrauten Patricia Holm (Eliza Dushku) schreitet Simon alias The Saint zur Tat, doch neben den Schurken hat es auch das FBI weiterhin auf ihn abgesehen…
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Egal wie man es dreht und wendet – „The Saint“ fühlt sich nie wie ein vollwertiger Film an, sondern wie die aufgemotzte Pilotfolge, die er ist. Ständig wird auf Dinge verwiesen, die in der Vergangenheit liegen, die man in weiteren Episoden ausgeleuchtet hätte. Außerdem wird klar, dass der Pilot nur der Auftakt für eine langfristigere Fehde mit dem Fixer darstellt, dessen Geschichte eng mit jener von Simon verbunden ist. Nun also folgt auf den eigentlichen Showdown und die dortige Enthüllung noch ein hastiger Nachklapp, in dem Simon den Schurken mir nichts, dir nichts nochmal kurz in die Schranken verweist. Zudem sieht man dem Prolog und dem Nachklapp überdeutlich an, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt gedreht wurden: Simon trägt hier einen dichten Bart, den sich Darsteller Adam Rayner für seine Rolle in der Serie „Tyrant“ wachsen ließ, außerdem verfolgt ihn ein anderer FBI-Agent als im Rest des Films. Ein paar Off-Kommentare sollen zwar erklären, warum sich Simon rasiert und wieso ein anderer Gesetzeshüter hinter ihm her ist, doch diese können kaum darüber hinwegtäuschen, dass das Script von Tony Giglio („Doom – Die Vernichtung“) und Jesse Alexander („Arac Attack“) bloß Flickwerk ist.
Doch auch der Kern von „The Saint“ kommt kaum über TV-Standardware hinaus. Eine Figur steckt mit den Bösen unter einer Decke und es ist am Ende des Tages genau die Person, die man verdächtigt. Es gibt ein paar MacGuffins, die man zur Beschaffung jener Knete benötigt, hinter der alle Parteien her sind, und die Simon nach und nach beschaffen muss. Doch auch da ist Enttäuschung angesagt, da „The Saint“ noch nichtmal das Heist-Genre so richtig bedient: Wenn Simon und seine Vertrauten bei einem Konzern einsteigen, gibt es zur Überwindung jeder Sicherheitsmaßnahme das passende Gadget, sodass der Bruch nicht wirklich nach Arbeit aussieht. Komplikationen ergeben sich lediglich durch ein paar Wachleute, die man aber im Vorbeigehen verprügeln kann.
Insofern baut „The Saint“ auf Oberflächenreize, wenn man schöne Menschen und schnelle Autos vor schicker Kulisse rund um die Welt zeigt. Für Action ist zwischendurch auch gesorgt, etwa wenn der schurkische Waffenhändler und Henchman Rayt Marius (Thomas Kretschmann) mit einem Hubschrauber und einer Gattling-Gun einen Mordanschlag auf Valecross verübt oder Simon und seine Getreuen im Finale eine Yacht von Fieslingen säubern. Das alles ist sauber inszeniert und hat seine Schauwerte zu bieten, gerade in den gelungen choreographierten Kämpfen – aber schließlich war auch J.J. Perry („Bloodshot“) Stunt Coordinator des Films. Natürlich merkt man dem Film sowohl in seinen Actionszenen als auch im Location-Hopping an, dass dort nicht das üppigste TV-Budget verbraten wurde, für Schauwerte reicht das aber immerhin.
Gewidmet wurde der Film dem früheren Simon-Templar-Darsteller Roger Moore („Der Spion, der mich liebte“), der eine Minirolle innehat, die kaum der Rede wert ist. Da hätte der 2017 verstorbene Ex-Bond einen würdigeren Abschiedsfilm verdient. Moores Templar-Nachfolger Ian Ogilvy („Der Tod steht ihr gut“) hat als fieser Schurke schon mehr zu tun, liefert aber bloß Standardkost ab. So bleibt der eingängigste Bösewicht Thomas Kretschmann („Dragged Across Concrete“) als charismatischer Mann fürs Grobe. Adam Rayner („Tracers“) ist durchaus souverän als Titelheld, aber kann der Rolle kaum seinen Stempel aufdrücken und bleibt austauschbar unter ähnlich gelagerten TV-Gesichtern. Eliza Dushku („The Eloise Asylum“) gibt eine brauchbare Powerfrau in einer Männerdomäne ab, James Remar („Dead Reckoning“) und Greg Grunberg („Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“) werten den Film durch ihre Nebenrollen auf, auch wenn Grunbergs Part eher klein und so unwichtig ist, dass man ihn problemlos weglassen könnte.
Als nicht überragende, aber solide Pilotfolge für eine TV-Serie mit Steigerungspotential wäre „The Saint“ sicherlich in Ordnung, als eigenständiger Film dagegen Stangenware aus dem unteren Durchschnittsbereich. Die Hatz nach dem Geld baut nie große Spannung auf und steckt voller Verweise auf spätere Folgen, die es nie gab, alles ist etwas zu unspektakulär für einen richtigen Kracher. Ein wenig Low-Budget-Bondfeeling, ein paar hübsche Locations und ein paar recht sauber inszenierte, wenn auch nicht allzu aufwändige Actionszenen sorgen immerhin für ein paar Schauwerte.
In Deutschland ist die Variante von „The Saint“ nie auf einem Datenträger erschienen und daher ungeprüft. Es gibt ihn aber als Video on Demand in Deutschland. Bis vor kurzem war er Teil des Netflix-Katalogs, aktuell ist er gegen Bezahlung bei Plattformen wie AppleTV zu sehen.
© Nils Bothmann (McClane)
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