Originaltitel: The Siege__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Brad Watson__Darsteller: Daniel Stisen, Lauren Okadigbo, Yennis Cheung, Byron Gibson, Michael Geary, Samantha Schnitzler, Phillip Ray Tommy, Mark Epstein, Megan Lockhurst, Steven Blades u.a. |
Im Making-of zu „The Siege – Die Belagerung“ erklärt sich Regisseur Brad Watson selbst zum gewaltigen Actionfan. Sein Ziel sei gewesen, mit „The Siege“ ein Konglomerat aus all den Filmen zu erschaffen, die ihn schon als kleinen Jungen begeistert haben. In dem Zusammenhang nennt er Klassiker wie „Stirb Langsam“ oder „Die Klapperschlange“ – die winken beim filmischen Endprodukt aber allenthalben aus sehr sehr großer Ferne.
Alles dreht sich um einen Auftragsmörder namens Walker. Der hat bei seinem letzten Auftrag einen Zeugen davonkommen lassen, der ihn eindeutig identifizieren kann. Entsprechend braucht Walker schnellstmöglich eine neue Identität, die er sich beim Reassignment-Center abzuholen gedenkt. Die Bürostelle für Assassinen kennt Walker nur zu gut und leitet alles Notwendige in die Wege.
Bis zur Aushändigung der neuen Unterlagen verbleibt Walker in dem Center. Was er nicht ahnen kann: Auch eine schwangere junge Dame nächtigt in dem Reassignment Center. Deren Mann lässt sie erbittert suchen. Entsprechend tauchen im Laufe der Nacht seine Schergen an der Örtlichkeit auf und machen Jagd auf die Frau und ihre kampfkräftige Begleiterin. Und obschon Walker keinerlei Bock auf Ärger hat, wird auch er alsbald in die Ereignisse hineingezogen.
Der „Last Man Down“ gerät in eine Belagerung
Der Hauptdarsteller der britisch-amerikanischen Co-Produktion im “Stirb Langsam”-Fahrwasser ist eine echte Kante. Ein Berg von einem Mann. Daniel Stisen heißt der norwegische Bodybuilder, der zuletzt mit „Last Man Down“ seine Karriere als Actionheld voranzutreiben versuchte. Und rein physisch scheint das nicht die verkehrteste Idee zu sein, denn Stisen ist körperlich schon brutal präsent.
Was leider schon bei „Last Man Down“ auffiel, gerät auch für „The Siege“ zum Nachteil: Stisen macht alles sehr bedacht. Sehr langsam. Viel zu langsam. Und leider passt Regisseur Watson seinen Film an seinen Hauptdarsteller an. Der gerät trotz Simpelhandlung und schnell etablierter Grundsituation mega behäbig und ultra langsam. Immer wieder dümpelt die Dramaturgie in dem „Stirb Langsam“-Wannabe vor sich hin und es schleichen sich doch arge Längen ein.
Zu dem verschleppten Tempo gesellen sich eine nichtssagende Figurenzeichnung, die vollkommene Abwesenheit von Spannung, öde, dafür viel zu lange Dialogpassagen und leider saft- und kraftlose Action. Schon die erste Actioneinlage um Walker, der ein Militärfahrzeug „überfällt“ und dessen Besatzung ausschaltet, ist unfassbar tranig und höhepunktlos inszeniert. Und besser als das wird es auch nicht mehr. Der absolute Abturner: Unter dem langweiligen Abzählreim läuft ein Stück von Mozart, das vermutlich für eine gewisse Ironie und Leichtigkeit in der Szene sorgen soll, was aber kein Stück funktioniert, da die lahme Bebilderung nichts Entsprechendes liefert.
Im weiteren Verlauf folgen zahlreiche Mano-a-Mano-Konfrontationen, in denen wahlweise Walker oder der weibliche Bodyguard der Schwangeren aufräumen. Die Fights wirken allesamt schwerfällig und lasch. Das Geballer bietet keinerlei Dynamik. Einzig die Finisher atmen eine gewisse Grundhärte, erklären final aber auch in den seltensten Fällen die hohe FSK-Freigabe. Zumindest wird man nicht von CGIs penetriert, dafür hatte die Independent-Produktion vermutlich auch kein Geld übrig. Entsprechend werden alle Folgen der Action handmade gereicht. Viel zu sehen gibt es aber nicht.
Das Setting von „The Siege“ könnte langweiliger nicht sein. Es handelt sich um ein absolutes Standardgebäude, das keinerlei optische Highlights zu setzen vermag. Entsprechend schleichen die Helden permanent durch immer gleich aussehende Gänge und wundern sich – wie die Zuschauer –, wie effektiv sich in diesem doch arg begrenzt wirkenden Haus die zahlreich angerückten Gegner verlaufen konnten. Eigentlich müssten die Helden alle Nase lang an einen Fieswicht geraten. Das passiert leider nicht. Die Bebilderung suhlt sich in dunklen Bildern, immerhin spielt alles bei Nacht. Dem glatten Digitallook kommt das zumindest ansatzweise entgegen.
Darstellerisch ist hier gar nichts zu holen. Daniel Stisen kann nicht für einen Cent Schauspielern, was in herrlich gestelzt wirkenden „Versuchen“ kulminiert. In denen ballt er theatralisch die Fäuste oder bestaunt melancholisch irgendwelche Fotos. Die beiden ihn flankierenden Damen Lauren Okadigbo („Black Widow“) und Yennis Cheung („Death Race: Anarchy“) kommen sympathisch rüber und stehlen Stisen diverse Male die Show. Echtes Fieswicht-Material bekommt man leider nicht geboten, dabei hätte ein eindrücklicher Hauptbösewicht der Spannung sicherlich nicht geschadet.
„The Siege“ belagert sicherlich eher selten eure Abspielgeräte
Was am Ende bleibt, ist ein tumber, schwerfälliger und spannungsfreier Actionfilm, der in so gut wie keiner Szene irgendwie zu zünden vermag. Die simple Handlung verfängt nicht, die Figuren bleiben komplett egal und der Hauptdarsteller ist einfach viel zu behäbig und lahmarschig unterwegs. Last but not least will auch die Action einfach nicht kacheln. Am Ende hätte Regisseur Watson vor den Dreharbeiten einfach noch einmal alle seine Lieblingsfilme anschauen und seine Hommage entsprechend anpassen sollen. Denn ich kann mich nicht erinnern, dass Filme wie „Stirb Langsam“ oder „Die Klapperschlange“ aufgrund ihrer Langweiligkeit als genreprägende Titel wahrgenommen werden.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 15. September 2023 von Sunfilm / Tiberius Film und ist mit einer FSK 18 ungeschnitten. Die Synchronisation ist leider wieder haarsträubend billig, dafür lizenzierte man auch mal ein Making-of zum Film für die Extras-Sektion. Streamen kann man den Film auch.
In diesem Sinne:
freeman
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