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the Strangers

Originaltitel: the Strangers__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2008__ Regie: Bryan Bertino__ Darsteller: Liv Tyler, Scott Speedman, Gemma Ward, Kip Weeks, Laura Margolis, Glenn Howerton, Alex Fisher, Peter Clayton-Luce, …

Das deutsche Covermotiv.

Das deutsche Covermotiv.

Ein amerikanisches Postermotiv.

Ein amerikanisches Postermotiv.

httpv://www.youtube.com/watch?v=np9DqvlhBgs

„Why are you doing this to us?“
„Because you were home.“

„the Strangers“, das verheißungsvolle Regiedebüt des jungen Filmemachers Bryan Bertino, mit dem es ihm auf Anhieb gelang, eine der besten Genre-Veröffentlichungen 2008 vorzulegen, ist eine dieser Produktionen, die im Rahmen ihres Einstiegs auf die relativ „zweischneidige“, da nicht nur von Hollywood in jüngster Zeit viel zu oft und frei verwendete Verlautbarung „Inspired by true Events“ zurückgreifen. Die Gründe dafür, diese in so manch einem Kontext „unheilschwanger“ anmutende zusätzliche Information (bzw. ähnlich formulierte Abwandlungen) immer wieder gern zu gebrauchen – also meist unmittelbar zu Beginn auf einen mehr oder minder faktischen Hintergrund hinzuweisen, selbst wenn letztendlich kaum noch eine konkrete Verbindung zwischen dem „cineastischen Produkt“ und den betreffenden (sofern überhaupt klar benannten) wahren Begebenheiten auszumachen ist – liegen auf der Hand: Die dargebotenen Inhalte erfahren auf diesem Wege eine gewisse „Legitimation“ – den Ereignissen wird eine Art über ihren bloßen Unterhaltungscharakter hinaus reichende „Bedeutung“ zugesprochen. In erster Linie geht es allerdings um die ungemütlichen Empfindungen, welche das Wissen, dass sich das Gezeigte tatsächlich irgendwann/irgendwo mal in einer vergleichbaren Form zugetragen hat, beim Betrachter auslöst: Dieser „gedankliche Transfer“ lässt die Grenze zwischen der fiktiven und der allgemein viel intensiver erlebten „realen Gewalt“ verschwimmen. Könnte einem so etwas wohlmöglich ebenfalls passieren? Es wäre dann ja schließlich nicht das erste Mal. Ein unbehaglicher Gedanke. Ziel erreicht.

Als Quellen der Inspiration für die Konzeption und Umsetzung seines Erstlingswerks, für welches Bertino übrigens auch das Drehbuch verfasste, nennt der im Oktober 1977 geborene Texaner in erster Linie das Buch „Helter Skelter“ (ein „True Crime“-Roman über die Morde der „Manson Family“), die Struktur einiger prägnanter ’70er-Jahre Genre-Vertreter (á la John Carpenter´s „Halloween“) sowie ein Verbrechen, das sich 1981 im Norden Kaliforniens ereignete. Diverse Zuschauer werden sich zudem an Michael Haneke´s „Funny Games“ erinnert fühlen – egal ob nun ans österreichische Original oder an die 2008er US-Version – woneben man in diesem Zusammenhang im Grunde nicht umherkommt, den hervorragenden 2006er Thriller „Ils“ (aka „Them“) anzuführen: Beide teilen sich eine Reihe unverkennbarer Gemeinsamkeiten – doch handelt es sich bei „the Strangers“ definitiv um kein Remake des leider noch immer recht unbekannten französischen Streifens und vermag man u.a. dank der hohen Qualität sowie etlicher durchaus evidenter Unterschiede (glücklicherweise) ebenso nicht von einem „Plagiat“ zu sprechen. Vielmehr verwob Bertino all diese Einflüsse, Erfahrungen, Ansätze und Nachbetrachtungen zu einem bewusst minimalistisch und gradlinig gehaltenen Plot-Konstrukt, welches es ihm „ohne Ablenkungen“ ermöglichte, ungehindert sein eigentliches Ziel anzugehen – und zwar das Publikum von Anfang an zu „packen“ sowie bis zum Einsetzen des Abspanns hin nicht mehr loszulassen…

Ein kurzer, im Morgengrauen angesiedelter, offenkundig an den Stil des „Texas Chainsaw Massacre“-Remakes angelehnter Prolog eröffnet den Film und nimmt das Ende quasi gleich schonmal „grob“ vorweg: Obwohl mir persönlich ein Verzicht darauf lieber gewesen wäre, wird so unmittelbar eine ominös-düstere Stimmung etabliert, die im Anschluss daran auch keinerlei „Auflockerung“ mehr erfährt. Der zentrale Story-Verlauf setzt daraufhin wenige Stunden zuvor (mitten in der Nacht) ein und präsentiert uns die beiden Hauptprotagonisten des Geschehens – nämlich das Pärchen James Hoyt (Scott Speedman) und Kristen McKay (Liv Tyler) – wie sie wortlos in ihrem Wagen sitzend auf das Umschalten einer roten Ampel warten, vor der sie an einer Kreuzung in einer menschenleeren Nachbarschaft stehen, die vornehmlich aus aktuell unbewohnten „Ferienhäusern“ besteht. Augenblicklich ist klar, dass etwas zwischen ihnen vorgefallen ist: Ihre Blicke sind starr und traurig – Kristen´s Tränen nicht zu übersehen. Erst später, nachdem sie das abgelegene Haus erreicht haben, das seinem Vater gehörte und bei ihrem Eintreffen verschiedene „romantische Vorbereitungen“ (wie überall verteilte Rosenblätter und Kerzen, ein edel gedeckter Tischt etc.) preisgibt, erfahren wir, dass James ihr zuvor auf einer Feier einen Heiratsantrag gemacht hatte, auf den sie aber nicht eingehen konnte oder wollte, da sie (wie sie sagt) dafür „zur Zeit einfach noch nicht bereit“ sei. Entsprechend schwer fällt es ihnen, die liebevoll hergerichteten Räumlichkeiten zu betreten und sich auf eine Übernachtung einzustellen: Ihre vertraute Nähe schmerzt und verunsichert – die Zukunft ihrer Beziehung ist ungewiss. Diese intimen Umstände und Emotionen arrangierte Bertino präzise und rückte sie inspiriert ins Bild: Obgleich wir diese zwei Personen eigentlich überhaupt nicht kennen, fühlen wir dennoch unweigerlich mit ihnen. Eine perfekte Ausgangsbasis für die effektive Wirkung all der Dinge, die noch folgen sollen…

Im Angesicht der Situation sowie ihrer aufgewühlten Seelenleben ist an Schlaf kaum ernsthaft zu denken – weshalb sich James der ursprünglich zum Anstoßen gedachten Flasche zuwendet und überdies seinen Kumpel Mike (Glenn Howerton) per Nachricht auf dessen Mailbox darum bittet, möglichst vorbeizukommen und ihn abzuholen, während sich die über ihre Entscheidung permanent Gedanken machende Kristen verunsichert „bettfertig“ macht. Es hat ja schließlich nicht direkt etwas mit ihren Empfindungen zutun, dass ihr ein derart konkreter Schritt gen Ehe momentan schlichtweg noch zu früh erscheint. Plötzlich – es ist inzwischen knapp vier Uhr – hämmert es laut an der Tür: Nach dem Öffnen steht ihnen eine verwirrt wirkende junge Frau (Gemma Ward) gegenüber, die sich danach erkundigt, ob denn „Tamara“ daheim sei. Als man ihr erklärt, dass die Gesuchte hier nicht wohnen würde, zieht jene wieder von dannen – worauf James und Kristen die Sache schnell als einen „unbedeutenden Vorfall“ abtun. Das Mädel hatte sich vermutlich nur auf einer Party berauscht und sich anschließend verlaufen, nehmen sie an – und so bricht James wenig später auch unbesorgt in Richtung des nächsten „24h-Lädchens“ auf, um Zigaretten zu holen, die Zeit bis Mike´s Ankunft zu überbrücken und eine Weile für sich allein zu sein. Kurz nach seiner Abfahrt klopft es jedoch erneut: Dieses Mal von Kristen verschlossen gehalten, weiß sie allerdings nicht, dass sich bereits eine andere Person als jene Dame mit ihr im Haus befindet – wobei ihr James bei seiner Rückkehr keinen rechten Glauben schenken mag, als sie genau das zu ahnen und äußern anfängt. Fortan nimmt eine Serie beängstigender Ereignisse ihren Lauf, die von insgesamt drei sie terrorisierenden Individuen ausgeht…

„the Strangers“ ist ein klassischer, im „Home Invasion“-Subgenre einzuordnender Suspense-Thriller, bei dem es u.a. darum geht, dass etwas „Fremdes, Bösartiges“ ins eigene Zuhause eindringt sowie dadurch die mit diesem privaten Ort stets verbundene Sicher-, Geborgen- und „Unantastbarkeit“ quasi „entweiht“ und zerstört wird. Das Haus an sich steht dabei relativ oft für abstrakte Dinge – wie etwa für „die Grenze der Angst vor Auswüchsen der umgebenden Gesellschaft“. Die Bedrohung „von außen“ (bzw. der Erfolg dieser) verunsichert zugleich das geschaffene (innere) Selbstbild, welches vorliegend zu allem Überfluss auch noch frische, nicht unerheblich belastende „Risse“ aufweist. Die Charakterzeichnungen sind zwar nicht ausnehmend reichhaltig geartet – und ihre „Anreicherung“ beschränkt sich fast ausschließlich auf die erste Filmhälfte, bevor sie im Zuge des dann einsetzenden Überlebenskampfs nicht weiter ergänzt werden – doch genügen einem die gebotenen Eindrücke und Informationen, um mit ihnen zu sympathisieren. Kleine Details lassen sie ungemein „menschlich“ wirken – also „unvollkommen“ in ihrem Wesen: Bspw. als James sich die Schrotflinte seines Vaters greift – er Kristen infolge dessen aber gestehen muss, sich in Wahrheit gar nicht damit auszukennen, da er die Geschichten vom Jagen in den Wäldern damals nur erfunden habe, um sie bei einem ihrer ersten Dates zu beeindrucken. Der oftmals eher „blasse“ Scott Speedman („Underworld“) liefert hier endlich mal eine (nicht nur für seine Verhältnisse) starke Performance ab – allerdings ist es die attraktive wie ausdruckskräftige Liv Tyler („the Lord of the Rings“), welche restlos alle Facetten ihres Parts (inklusive der zugehörigen „Scream Queen“-Komponente) nahezu makellos meistert und in dieser Hinsicht große Anerkennung verdient. Gemeinsam füllen sie ihre Figuren – welche das, was ihnen widerfährt, in keinerlei Weise irgendwie „verdienen“ – mit „Leben“ aus, so dass man hervorragend mit ihnen mitfiebern kann…

Ihnen gegenüber steht ein Trio maskierter Gestalten, das nicht nur mit dem ins Auge gefassten Pärchen ein unbarmherziges wie diabolisch-fieses „Spielchen“ treibt – sondern ebenso (im übertragenen Sinne) mit dem beiwohnenden Publikum. Unter der „Püppchen-Maske“ des Mädels an der Tür („Dollface“) steckt keine geringere als Model Gemma Ward („the Black Balloon“), welche von Laura Margolis (TV´s „Dirty Sexy Money“) als brünettes „Alice sweet Alice“-eskes „Pin-Up Girl“ (samt unverkennbarer „Betty Boop“-Züge) zur Seite gestanden wird. Dritter im Bunde ist der einen schwarzen Anzug sowie grauen Sack (oder Kissenbezug) überm Kopf tragende „Man in the Mask“, der von Kip Weeks („Glory Road“) gespielt wird und dessen erster Auftritt schlichtweg brillant arrangiert wurde. Sie sprechen so gut wie nie, ihre „echten Gesichter“ werden an keiner Stelle direkt gezeigt – was in Addition zu ihrem unberechenbaren Vorgehen ihre furchteinflößende Präsenz und Ausstrahlung extrem nachhaltig nährt. Sie sind ihren Opfern überlegen, kontrollieren stets die gesamte Lage: Es wäre ein Leichtes für sie, die Sache rasch zu einem Ende zu bringen – doch das wollen sie ja gar nicht. Mit kleinen „Gesten“ (unter ihnen das Versetzen von Gegenständen) und eindringlichen Geräuschen (wie das Betätigen einer Klaviertaste) agieren sie zuerst lange Zeit primär auf der psychologischen (Terror-) Ebene – bevor schließlich der Schritt hin zur körperlichen Gewalt vollzogen wird. Gelegentlich tauchen sie nur für Sekundenbruchteile irgendwo auf – punktuell sieht man sie bloß regungslos im Hintergrund verweilen. Besonders geglückt ist ihr „Verschmelzen“ mit den vielen pechschwarzen Schattenbereichen: Einfach klasse.

Als Bertino „the Strangers“ realisierte, waren ihm „die Mechanismen des Genres“ bestens vertraut: Er näherte sich der Angelegenheit mit dem nötigen Ernst an und konzipierte eine gradlinig-fokussierte Story, ohne etwaige „Botschaften“ transportieren zu wollen oder sein klaustrophobisches Setting unnötig zu erweitern. Darüber hinaus vergaß er nicht, die Zuschauer genügend zu „involvieren“ (Identifikationsansätze, Nachvollziehbarkeit, ein inspiriertes Händchen beim Preisgeben von Informationen etc.), hielt die Einführung knapp, die Abfolge der Ereignisse straff sowie den Spannungsbogen klar definiert. Die zur Schau gestellte Gewalt erfüllt nie einen „Selbstzweck“: Blut und brutale Sequenzen wurden wohl dosiert. Es ist ihm bravourös gelungen, den Betrachter ins Geschehen „hineinzuziehen“, Gänsehaut hervorzurufen und eine ungemütlich-dichte Atmosphäre zu erzeugen. Dank des Prologs weiß man zwar, wie „der Morgen danach“ ausschauen wird – was im Laufe der sich entfaltenden Handlung allerdings nebensächlicher Natur ist. Zugegeben, der Suspense-Ausprägungsgrad erreicht seinen Höhepunkt bereits im späten zweiten Drittel – da das letzte dem eingeschlagenen Pfad im Prinzip nur noch weiter folgt – doch lässt sich diese Gegebenheit (zumindest meiner Meinung nach) vernachlässigen. Leider ist Bertino nicht ganz umher gekommen, einige der „gängigen“ Klischees zu verwenden – á la sich in bestimmten Momenten „unvorteilhaft“ zu trennen – bloß nehmen diese glücklicherweise nie Überhand und werden sporadisch gar nett „abgeschwächt“ (z.B. indem ein Handy mit leerem Akku umgehend zum Aufladen ans Stromnetz angeschlossen wird). Das Ende an sich ist – vergleichbar mit dem Eindruck des Einstiegs – ebenfalls ein „zweischneidiges Schwert“: Speziell nach allem zuvor werden es viele gewiss als „antiklimaktisch“ einstufen – wogegen ich es (abgesehen vom angehängten Epilog, der beinahe wie eine Auflage des Studios anmutet) als achtbar und passend empfand…

Durch die Bank weg „gebräuchliche“, nichtsdestotrotz zu einem äußerst „schmackhaften“ Endprodukt kombinierte und angerichtete Elemente aufweisend, mag der Film „unterm Strich“ vielleicht nicht gerade in Sachen Kreativität oder Originalität zu begeistern – mutet aber gerade in diesen von enttäuschenden sowie auf kommerzielle Massentauglichkeit zugeschnittenen Produktionen geprägten Zeiten dennoch wie eine „frische Brise“ an. Auch auf einem „technischen Level“ betrachtet, funktioniert das Gebotene vorzüglich: Cinematographer Peter Sowa („Wicker Park“) fing die Ereignisse in düster-stimmige Bilder ein – während die komplette Optik (frei schneller Schnittfolgen und „flashy Visuals“) prächtig mit der grundlegenden „Old School“-Herangehensweise harmoniert. Das Sound-Design weiß gleichermaßen zu überzeugen: Etliche Szenen kommen völlig ohne Dialoge oder Musikuntermalung aus bzw. daher – worauf man vor Anspannung förmlich „die Luft anhält“, bevor jeder Laut die Stille dann (um ein Vielfaches potenziert wirkend) durchdringt und man teils unweigerlich zusammenzuckt. Schritte, Schreie, aufeinander treffende Gegenstände – dazu die Klänge kratziger Schallplatten sowie der spannungsfördernde Score des bereits an Streifen wie „the Mothman Prophecies“ und „the Hills have Eyes“ beteiligten „tomandandy“-Gespanns Tom Hajdu und Andy Milburn: All diese Dinge verbinden sich zu einem eindringlichen, mit sorgsamen „Schock-Momenten“ angereicherten Gesamteindruck. Entsprechend hat mich Bryan Bertino´s Debüt (unabhängig kleinerer Schwächen) überzeugend unterhalten: Es ist ihm gelungen, aus limitierten Mitteln ein Maximum an Effekt zu generieren – was „the Strangers“ zu einem wohlig-erfreulich creepy-intensiven Suspense-Thriller macht, der inzwischen nicht umsonst als Referenz-Werk im Bereich moderner „Home Invasion“-Veröffentlichungen gilt…

starke

Hierzulande ist der Streifen seit 2009 auf DVD und BluRay erhältlich – und das ungeschnitten mit einer “FSK-18”-Freigabe…

Stefan Seidl

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Copyright der Poster-/Covermotive und Pics: Rogue Pictures / Intrepid Pictures / Vertigo Entertainment / Mandate Pictures / Mad Hatter Entertainment / Universal (US) / Kinowelt (D)__ Infos zur dt. VÖ:__ Freigabe: FSK-18__ Geschnitten: nein__ DVD/BluRay: ja/ja__

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