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The Terror Room

Originaltitel: Shut In__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: D.J. Caruso__Darsteller: Rainey Qualley, Jake Horowitz, Luciana VanDette, Vincent Gallo, Penelope Martone u.a.
The Terror Room DVD Cover

In “The Terror Room” geht eine junge Mutter durch die Hölle.

Jessica hat sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf gezogen. Sie hat ihre Drogensucht überwunden und ihren Freund, der sie an die Nadel brachte, abgeschossen. Alleine zieht sie nun irgendwo im Nirgendwo ihre beiden kleinen Kinder Lainey und Mason groß. Leider findet sie in der Heimatstadt ihrer verstorbenen Oma, deren Haus sie bewohnt, keinen Job und das Geld wird trotz Hilfe aus der Familie knapp.

Sie will nach Texas ziehen und ist sozusagen auf dem Sprung, als ihr Ex-Freund Rob wieder auftaucht. Er und sein Buddy Sammy sind vollkommen drüber und bis in die Haarspitzen high. Sammy flüstert Rob permanent ein, dass seine Ex-Freundin ihn geringschätze, was bei Rob sofort verfängt. In einem Wutanfall sperrt er Jessica in die Speisekammer des Hauses und vernagelt zusätzlich die schwere Tür zu dem kleinen Raum.

Hernach verschwinden die beiden Männer und Jessica muss Mittel und Wege finden, aus dem Raum herauszukommen. Zusätzlich muss sie die kleine Lainey anweisen, Baby Mason zu füttern, zu wickeln und eben am Leben zu erhalten. Als die Lage kaum verzweifelter sein könnte, taucht Sammy wieder auf. Der hat eine Vergangenheit als Pädophiler und näherte sich bereits beim ersten „Besuch“ mit Rob unangenehm der kleinen Lainey.

Effizienter Thriller mit Rainey Qualley

Eigentlich heißt „The Terror Room“ im Original „Shut In“. Nach dem Genuss des Streifens ist klar, dass die deutsche Titelschmiede hier mal ganz weit vorne liegt. Denn das zwar ebenfalls zutreffende „Shut In“ ist im Vergleich zu dem durchzustehenden Filmerlebnis unfassbar lapidar.

„The Terror Room“ punktet zunächst mal mit einer starken Prämisse. Eine Mutter wird räumlich komplett von ihren Kindern getrennt und muss nun deren Versorgung weiter koordinieren. Alleine dieses Motiv sorgt für viel Spannung und dank starker Darsteller ist man in dieser Situation auch vollkommen drin.

The Terror Room mit Rainey Qualley

Rainey Qualley brilliert mit einer intensiven schauspielerischen Leistung.

Parallel werden vom Drehbuch viele düstere Motive in die Handlung gewoben: Drogensucht, Geldprobleme und finanzielle Abhängigkeiten, ein gefährlicher Ex-Freund, dessen einzige Mission zu sein scheint, die Heldin wieder abhängig zu machen, und die Verantwortung, die jeder alleinerziehenden Mutter zukommt.

„The Terror Room“ ist wahrlich kein Film für depressive Seelen. Wenn dann noch die pädophilen Untertöne aufkommen, wird es richtig spannend. Vor allem, wenn man die Grundprämisse des Filmes bedenkt: Eine eingesperrte Mutter, die alles hört, was in dem Haus passiert, und nichts machen kann.

Das interessante Making-of zum Film enthüllt, dass das Drehbuch zum Film ursprünglich bei dem Studio New Line gelegen hat. Die wollten all diese düsteren Themen aus dem Film kippen, um einen massentauglichen Streifen aus dem Stoff zu destillieren. Vor allem das pädophile Element sollte komplett weichen. Angesichts des final als Independent-Film realisierten Streifens kann man sich gar nicht ausmalen, wie so jemals eine ähnliche Intensität hätte erzeugt werden können.

Die Lumpen gehen in Shut In auf Jessica los

Jessica sieht sich Rob (rechts) und dessen Buddy Sammy (Mitte) ausgeliefert.

Denn „The Terror Room“ ist extrem spannend. Obschon er dramaturgisch ein paar unrunde Momente hat. Beispielsweise wenn er im Mittelteil auf einmal die Kinder vollkommen pausiert, weil die Figur des Sammy stark in den Vordergrund rückt und Jessica ihn durch eine List von ihren Kindern fernhält. Warum die nun keinerlei Mux mehr von sich geben, man weiß es nicht. Es stört aber auch nicht, weil in diesen Momenten Vincent Gallo („Buffalo ’66“) ganz groß vom Leder zieht.

In seiner Bewegungsfreiheit vollkommen eingeschränkt, schaltet er übergangslos zwischen Jammerlappen, bedrohlichem Einflüsterer und fiesem Sausack hin und her und macht nur noch deutlicher: Dieser Typ darf der beiden Kinder niemals habhaft werden. Die talentierte Rainey Qualley („Ocean’s 8“) hält da mühelos mit. Als an sich selbst zweifelndes, aber beherzt kämpfendes Muttertier fesselt sie durchweg mit einer unerhört intensiven Performance.

Besonders im Showdown bekommt auch Jake Hororwitz als Rob, dritte und letzte erwachsene Hauptfigur des Filmes, ein paar starke Szenen ab. Eine Wucht ist zudem die kleine Luciana VanDette als Lainey, die ihre nicht eben leichte Rolle perfekt meistert.

The Terror Room Jessicas Familie

Jessica kämpft beherzt um ihre kleine Familie.

Vor allem in den ersten 60 Minuten ist „The Terror Room“ der Inbegriff eines Kammerspiels. Denn einmal eingeschlossen, verlässt die Kamera Jessica nicht mehr. Alles, was außerhalb der Speisekammer passiert, hören wir nur. Was natürlich eine unerhörte Aufgabe für die technische Umsetzung des Filmes bedeutete. Damit der Schauplatz nicht langweilig wird, positionierte Kameramann Akis Konstantakopoulos seine Kamera gefühlt in jedem noch so abwegigen Winkel des Raumes. Auch hier offenbart das Making-of einige interessante Informationen, etwa dass man das Zimmer komplett dekonstruierte, um es für neue Kamerapositionen immer wieder aus- und umbauen zu können.

Interessant ist auch, dass Akis Konstantakopoulos Hauptfigur Jessica zu Beginn, wenn sie alles andere als Herrin der Lage ist, gerne mal aus dem Fokus der Kamera nimmt. Erst wenn sich die Figur wieder fängt und zupackender agiert, darf sie wieder im Mittelpunkt der Bilderwelten agieren. Ein witziger Kniff. Interessant ist auch, dass man als Zuschauer bei finalen Drohnenbildern tatsächlich ein wenig befreit aufatmet, weil man die zelebrierte Enge im Film auch dank der düsteren Bilder ganz schön zu spüren bekommen hat.

„The Terror Room“ bietet mal wirklich spannende Unterhaltung

Es dauert eine kleine Weile, bis „The Terror Room“ den Zuschauer packt. Doch der Film nutzt die Zeit für einen gelungenen Spannungsaufbau. Bringt uns sämtliche Figuren näher und etabliert Jessica und die kleine Lainey gekonnt als Mitfiebermasse. Ist die Grundprämisse dann installiert, zieht Regisseur D.J. Caruso („The Disappointments Room“) die Spannungsschraube immer fester.

Die düsteren Bilder, der beengte Schauplatz, stark inszenierte und ausgekostete Spannungsspitzen sowie die großartigen Schauspieler, allen voran Rainey Qualley, sorgen für Unterhaltung, die Thrillerfans ordentlich runtergehen sollte. Unterhaltung, die sich – fernab der in der Kritik erwähnten drohenden Hollywood-Weichspülerei – zum Vorteil des Filmes auch immer ein bisschen edgy und kantig anfühlt.

7 von 10

Einen ersten Eindruck liefert der Trailer zum Film.

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt am 28. Oktober 2022 von SquareOne Entertainment im Vertrieb von LEONINE und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Das knapp 15-minütige Making-of bietet zwar auch viel Werbegewäsch, hat aber tatsächlich auch interessante Einsichten zu bieten.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: SquareOne / LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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