Originaltitel: Sao Du__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Benny Chan__Darsteller: Louis Koo, Nick Cheung Ka-Fai, Lau Ching-Wan, Yuan Quan, Lo Hoi-Pang, Ben Lam, Ken Lo, Xing Yu, Helena Law Lan, Damian Mavis u.a. |
Benny Chans „The White Storm“ erzählt die Geschichte dreier Cops: Ma Ho-tin, So Kin-chow und Cheung Tsz-wai. Sie alle sind hinter dem Drogenboss Hak Tsai her. Besonders hart ist dieser Job für So Kin-chow, ist er doch seit gefühlten Ewigkeiten undercover in Hak Tsais Gang und weiß teilweise gar nicht mehr, wo die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft. Da obendrein seine Frau schwanger ist, will er endlich raus aus seinem hochgefährlichen Job. Doch Ma Ho-tin und Cheung Tsz-wai können ihn immer wieder überreden, noch weiter durchzuhalten.
Die Freundschaft der drei Cops wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, als Ma Ho-tin von seinen Vorgesetzten den Auftrag erhält, einen geplanten Zugriff auf Hak Tsai zu verhindern, damit dieser Geschäfte mit dem größten Drogenkönig Südostasiens anschieben kann. Eight-Faced Buddha nennt sich dieser und operiert vornehmlich aus Thailand. Zwar kann Ma Ho-tin gemeinsam mit Cheung Tsz-wai wieder auf So Kin-chow einwirken und ihn überreden, diesen kreuzgefährlichen Plan mitzutragen. Doch in So Kin-chow arbeitet es…
Nicht nur darf er nicht der Geburt seines Kindes beiwohnen, er kann auch nicht seiner Frau beistehen, als die aufgrund der Geburt der gemeinsamen Tochter beinahe stirbt. So Kin-chow ergreift darum die erstbeste Gelegenheit, die Mission in Thailand zu sabotieren. Mit verheerenden Folgen. Ein eiligst eingefädelter Deal in der Pampa Thailands geht vollkommen schief und Gangster und Cops waten durch ein Meer aus Blut.
Am Ende des schlimmen Fehlschlages wird Ma Ho-tin von dem Eight-Faced Buddha gezwungen, für einen seiner beiden Freunde das Todesurteil zu fällen…
Schaut in “The White Storm” von Benny Chan hinein
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„The Purple Storm“ wird danach zu einem reinrassigen Melodram. Die beiden überlebenden Freunde gehen fortan getrennte Wege. Ma Ho-tin wird degradiert und hadert jeden Tag mit seiner Entscheidung für bzw. gegen einen seiner Freunde. Für den anderen Überlebenden läuft es zwar besser, doch auch er wird von Schuldgefühlen förmlich zerfressen. Kurz bevor „The Purple Storm“ aber in einem Meer aus Tränen versinkt, zieht Benny Chan („Call of Heroes“) ein Ass aus dem Ärmel, das den ganzen Film gefühlt neu startet. Ihm eine andere Richtung gibt.
Und vor allem noch deutlicher macht, dass Benny Chan bei seinem Film in erster Linie eine Huldigung ans Genre des Heroic Bloodshed vorschwebte („A Better Tomorrow“ sei stellvertretend genannt). Alles dreht sich um die enge Freundschaft dreier Männer, die immer wieder auf die Probe gestellt wird. Es geht um Ehre, um Loyalität, um Verrat und um Bleigewitter, die eine beinahe reinigende Wirkung für die Dynamik zwischen den Figuren haben.
In Benny Chans “The White Storm” liegen Bleigewitter in der Luft
Von diesen ausufernden Bleigewittern gibt es zwei. Eines steigt in Thailand, nachdem So Kin-chow beschlossen hat, die Mission zu vereiteln. Die Gegner der Cops rücken mit Hubschraubern an, die mal eben mit Miniguns bestückt sind. Der Bodycount ist enorm, der Munitionsverbrauch der helle Wahnsinn und sogar Autos dürfen aufgrund des Beschusses explodieren. Die lang ausgedehnte Szene mündet dann in einen spannenden Standoff, an dessen Ende eine fatale Entscheidung steht…
Das zweite große Bleigewitter ist vergleichsweise intimer angelegt. Die beengten Räumlichkeiten eines edlen Nachtclubs stellen die Spielwiese. In der Mitte verweilen die in gewisser Weise geläuterten Helden und warten auf ihre Gegner. Diese rücken in Wellen an und werden mit dauerfeuernden Handfeuerwaffen blutigst durchsiebt. Doch auch unsere Helden fressen amtlich Blei. Ihre Körper werden förmlich zu Klump geschossen. Handgranaten zerstören den Schauplatz vollends, schleudern die Helden umher, zerstören ihre Körper noch mehr.
Und dennoch gibt es kein Aufgeben. Freunde und Kollegen müssen gerächt werden. Der Eight-Faced Buddha muss bestraft werden. Das Blut spritzt. Blutwolken stehen in der Luft. So gut wie niemand wird den Ort des Geschehens auch nur ansatzweise lebend verlassen.
Vor allem der Showdown ist brillant choreografiert und fotografiert, kommt richtig wuchtig daher und hat ein paar grandios brutale Momente aufzubieten, in denen durch Körperteile hindurch tödliche Fangschüsse gesetzt werden. Da jubelt das Actionfanherz.
Nicht nur in der Action setzt Benny Chan auf eine kontrastreiche Komplementärfarbenoptik, die teilweise extrem übersteuert/übersättigt wirkt. Da kippen schwarze Flächen immer wieder in Richtung der Farbe, die Chan gerade brutal aufdreht. Lange und ruhige Einstellungen dominieren die Szenerie. Die vielfältigen Schauplätze in Hongkong und Thailand wirken unverbraucht und pumpen ordentlich Atmosphäre. Vor allem der Schauplatz rund um einen mit Krokodilen verseuchten Fluss ist mal richtig spektakulär und wird auch für ein paar hübsche Stunts und interessante Kameraspielereien genutzt.
Getragen wird der Film von den drei sehr stark aufspielenden Darstellern Lau Ching-Wan („Black Mask“) als Ma Ho-tin, Louis Koo („Out of Inferno“) als So Kin-chow und Nick Cheung („Beast Stalker“) als Cheung Tsz-wai. Vor allem der in meinen Augen immer viel zu steif aufspielende Louis Koo hat in „The White Storm“ eine Art Sternstunde, denn das Zweifeln seines Charakters, die Angst und das Zögerliche kann Koo absolut glaubwürdig rüberbringen. Lau Ching-Wan ist als Mentorfigur unter den Freunden sowieso ideal besetzt. Nur Nick Cheung hat ein oder zwei Momente, in denen er den Ton nicht richtig trifft.
Die starke Konzentration Chans auf diese drei Charaktere macht die restlichen Darsteller zu bloßen Randnotizen. Was freilich auch bewirkt, dass ein richtiger Bösewicht mit entsprechenden Taten schmerzlich vermisst wird. Hoi-Pang Lo beispielsweise taucht als Eight-Faced Buddha zu selten auf, um wirklich Eindruck zu hinterlassen.
“The White Storm” huldigt dem Heroic Bloodshed
Was am Ende bleibt, ist ein aufwändig in Szene gesetztes Denkmal für das Genre des Heroic Bloodshed. Dementsprechend muss man sich bei „The White Storm“ nicht nur auf massenweise fliegende Kugeln und amtlich Blutzoll, sondern auch auf massig Melodram einstellen. Es gibt Momente, da sind unsere drei Helden nur am Jammern und Heulen. Beschwören ihre Freundschaft, singen Lieder aus der Jugendzeit und sinnieren arg pathetisch über ihre engen Bande. Auch abseits der für die Freunde nicht leicht zu verdauenden Ereignisse wird vor allem im familiären Umfeld der drei arg dick aufgetragen.
All das lässt den 135 Minuten langen Film durchaus auch mal deutlich zu lang wirken. Die starken Darsteller helfen aber über manchen Tempohänger hinweg und sobald Benny Chan die Leinwand explodieren lässt, knallt es ordentlich. Auch hier gibt es Kritikpunkte (ein bis zwei missratene Effektshots, mit Pulver umgesetzte Blutwolken-Effekte), doch diese werden durch die wuchtige und mitreißende Art der Inszenierung locker wettgemacht.
Über eine deutsche Veröffentlichung ist mir bislang nichts bekannt. Das Review basiert auf der Code 1 Scheibe aus den USA von dem Label Lionsgate. Hier wurde der Film mit einem R-Rating versehen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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