Originaltitel: The Wind__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Nikolaos Mastorakis__Darsteller: Meg Foster, Wings Hauser, David McCallum, Robert Morley, Steve Railsback, Mihalis Giannatos, John Michaels, Tracy Young, Dina Yanakou u.a. |
Viele Autoren wissen die unbändigen Kräfte der Natur als enge Verbündete zu schätzen. Kein Wunder; sie wirken zuverlässig Schreibblockaden entgegen. Für den Erzählfluss einer guten Geschichte gibt es kaum ein besseres Schmiermittel als die Beschreibung von Temperaturen, Luftfeuchtigkeit oder Helligkeit. Daraus ergibt sich dann alles Weitere. Ist die Nacht erst einmal angebrochen, lassen sich etwa mühelos Geheimnisse im Dunkel verbergen. Knallt die Sonne, zerfließt die ganze Welt in surrealem Wahnsinn. Wo sich die Gewitterwolke entlädt, peitscht sie nicht nur den Regen, sondern auch den Schreiber, der einfach nur dem Weg des Wassers folgen muss, um zu seiner Auflösung getragen zu werden. Und wer den Wind im Rücken hat, muss sich nicht einmal mehr nass machen. Die Welt ordnet sich dann durch reines Chaos neu, während der Autor beinahe zum passiven Zuhörer seiner eigenen Geschichte wird.
Nikolaos Mastorakis ist einer von jenen Autoren, deren Erfolgsrezept darin besteht, in erster Linie das Ambiente für sich arbeiten zu lassen. Bereits sein Durchbruch mit „Die Teuflischen von Mykonos“ (1976) basierte vor allem auf den steilen Kontrasten, die sich aus dem Urlaubsflair der griechischen Urlaubsinsel Mykonos und den im Film dargestellten Gräueltaten ergaben, welche erst auf der hellen Leinwand weißer Kalkmauern unter azurblauem Himmel richtig zur Geltung kamen.
Zehn Jahre später hat es Mastorakis noch nicht weit von seiner Heimat weggetrieben, aber er gewinnt ihr inzwischen ganz neue Kontraste ab. Wo das Mediterrane normalerweise den Stillstand der Zeit symbolisiert, werden die Minutenzeiger in „The Wind“ von unkontrollierten Luftströmen durcheinandergewirbelt, und der Wind wird zum düsteren Vorboten einer fast schon märchenhaft inszenierten Bedrohung.
Zumindest könnte man sagen, dass die Hauptfigur, eine amerikanische Schriftstellerin namens Sian, in einem solchen Märchen lebt, als sie in ihrem modernen Zuhause in die Handlung eingeführt wird. Gespielt wird sie von Meg Foster, die trotz ihres reifen Alters von 38 Jahren immer noch eine gewisse jugendliche Naivität ausstrahlt, nicht zuletzt dank ihrer stahlblauen Augen, die stets weit geöffnet die Umgebung erkunden. Als sie ihrem Mann verkündet, dass sie eine Reise nach Griechenland plant, um dort einen neuen Krimi zu schreiben, werden beim Zuschauer früheste Erinnerungen an Abenteuergeschichten aktiviert, in denen jemand die behütete Heimat verlässt, um sich dem Unbekannten zu stellen. Gleich die erste Einstellung nach der Abblende vom Flughafen erscheint wie ein Traum: Man folgt einer Überkopf-Aufnahme aus der Hubschrauberperspektive, die sich der griechischen Küste annähert und die Gipfel von Monemvasia im Süden des Landes passiert, während der Off-Sprecher historische Hintergründe zur Architektur der Gebäude verbreitet, welche sich unterhalb der Kamera in weißen Farbtupfern über die Landschaft erstrecken. Dazu erschallen die Klänge lokaler Folklore, so fremdartig, dass sie kaum wahr sein können.
Als Sian gleich in ihrer ersten Nacht in Griechenland Bekanntschaft mit einem höllischen Sturm macht und realisiert, dass ihr exzentrischer Vermieter Elias (Robert Morley) bei der Warnung vor heftigen Windböen nicht übertrieben hat, da murmelt sie „you were not kidding, Elias, this sure isn’t Chicago“. Ebenso gut hätte sie Judy Garland zitieren können: „I’ve the feeling we’re not in Kansas anymore“. Mastorakis inszeniert den Schauplatz wie eine brüchige Konstruktion aus einem Traum. Eingefasst in eine enge Karte mit abgesteckten Grenzen, hinter denen sich lediglich unbewohntes Grünland befindet. Das Innere des Dorfs bebildert mit nahezu menschenleeren Einstellungen, die Straßen und Wege eng und in sich verwinkelt wie ein Labyrinth, das auf einer kleinen Fläche gebaut sein mag, jedoch tiefer reicht, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Der Wind ist dabei aber gewissermaßen nur der theatralische Umhang für Wings Hauser, der auf einmal ohne Ankündigung in die Szenerie platzt und einen übertriebenen Gesichtsausdruck zur Schau trägt wie der Schurke aus einem Stummfilm, der erfolglos versucht, mit seinem Haifischgrinsen unter dem Schnäuzer den Anschein der Normalität zu wahren. Anstatt xenophobe Tendenzen zu befeuern, wie man es wohl von einem amerikanischen Regisseur erwartet hätte, der im Ausland dreht, macht Mastorakis aus dem zwielichtigen Hausmeister, der sich gleich bei seinem ersten Auftritt als Eindringling präsentiert, einfach einen weiteren Amerikaner, womit potenzielle Vertrautheiten schon ins Gegenteil verkehrt werden, bevor die Sache überhaupt richtig ins Rollen kommt.
Hauser, dessen Sohn Cole übrigens 2000 eine nicht unähnliche Rolle im SciFi-Streifen „Pitch Black“ annahm, bei dem ebenfalls Naturgesetze aktiv ins Drehbuch eingebunden waren (hier die Finsternis statt des Windes), hat offenbar eine Menge Spaß dabei, eine körperliche und mimische Leistung abzuliefern, die den eifrig pustenden Windmaschinen alle Ehre macht. Wenn er nachts von der Mieterin dabei beobachtet wird, wie er auf dem Feld etwas vergräbt, bäumt sich sogar kurz der Suspense eines Alfred Hitchcock auf – vielleicht nicht ganz so aggressiv wie bei einem Robert Zemeckis, der in tiefer Verbeugung „Schatten der Wahrheit“ (2000) dreht, aber für den Plot doch symbolträchtig genug, dass wiederum auf den fiktiven Rahmen des Kriminalromans verwiesen wird, der ja parallel durch die Autorin geschrieben wird. Die wiederum verhält sich aufgrund ihres Jobs auch nicht wie das typische Opfer eines Home-Invasion-Streifens, sondern eher wie eine Entdeckerin, die eher vor Aufregung schlottert als vor Angst… obwohl das Szenario, das trotz deutlicher atmosphärischer Unterschiede aus heutiger Sicht etwa mit Alex Garlands „Men“ (2022) zu vergleichen ist, die Opferrolle erlaubt hätte.
Konsequenterweise lässt Mastorakis seine Protagonistin dann auch nicht mehr lange zappeln, was die Identität des pustenden bösen Wolfs angeht, und widmet sich für den weiteren Verlauf einer Taktik mit offenem Visier, was nicht nur der Spielweise von Meg Foster entgegenkommt, sondern auch den Weg freimacht, um den Film dauerhaft mit einem Bein im Traumgebilde zu verankern. Kategorisch ist „The Wind“ in dieser Phase nun dem Slasherfilm zuzuordnen, aber es ist dann wohl eher einer der Nightmare-on-Elm-Street-Sorte, selbst wenn konkrete Anleihen aus dem Phantastischen Film ausbleiben. Die Traum-Elemente legen sich da schon wesentlich subtiler nieder und schlagen eher Wurzeln in der Nähe italienischer Low-Budget-Mystery-Thriller und Gialli, etwa bei Pupi Avatis „Das Haus der lachenden Fenster“ (1976), Joe D’Amatos „Man-Eater – Der Menschenfresser“ (1980) bzw. „Absurd“ (1981) oder bei der Anfangssequenz im Regen aus Dario Argentos „Suspiria“ (1977). Dabei schlagen sie einen Bogen vom Exploitation- bis zum ambitionierten Autorenfilm, denn auch Filme wie „Spuren auf dem Mond“ (1976) oder „La Donna del lago“ (1965) spiegeln sich noch in den Einflüssen. Der Regisseur kombiniert paranoide Verfolgungsperspektiven mit Einstellungen, die weit entfernte Punkte im Bildhintergrund markieren, Close-Ups werden mit halboffenen Einstellungen der spartanisch eingerichteten Behausungen gemischt und so Gassen gebildet für die Wege der Figuren, die insgesamt leichtfüßiger agieren als im klassischen Schlitzerstreifen, wo jede Bewegung in den Schmerz führen kann.
Dass die physischen Konsequenzen der für das Genre gültigen Regeln derart ignoriert werden, sorgt zwar für einen eher geringen Bodycount (wie soll man auch in einem gefühlten 10-Einwohner-Dorf mit einer Sichel anständig morden), entlohnt wird man aber dafür mit einer fast schon metaphysischen Auflösung, die zwar unspektakulär erscheinen kann, aber – das passende Mindset vorausgesetzt – auch extrem unheimlich und sogar bewusstseinserweiternd. Hier tritt der Wind dann auch spätestens aus seiner passiven Rolle als metaphorische Traumkuppel heraus und schwingt sich zu einem eigenen Charakter auf, der entscheidend in die Abläufe eingreift.
Den insgesamt effekthascherischen Ton unterstützt übrigens ein junger Hans Zimmer durch eine seiner ersten Arbeiten. Gemeinsam mit Stanley Myers bastelt er einen pompösen Soundtrack, der sich an einer Stelle übrigens eine kleine Reverenz gegenüber Goblin nicht verkneifen kann. Unter normalen Umständen trüge der Score vielleicht eine Spur zu dick auf für einen Film dieser Größenordnung. Weil aber ohnehin jede Richtungsänderung im Skript auf die dramatische Geste ausgelegt ist, gehört natürlich auch der Dirigentenstab mit dem entsprechenden Elan geschwungen. Das lässt den eher klein produzierten Streifen letztlich cineastischer erscheinen als er ist, was aber gut zum allgemeinen Ton passt.
Einige Handlungsstränge führen zwar ins Nichts (was insbesondere für die Parallelmontage mit David McCallum gilt, der sich als Ehemann aus der Heimat telefonisch ins Geschehen einschaltet), auch gerät das letzte Drittel im Gegensatz zum vorbildlichen Aufbau in der ersten Hälfte mal ins Stolpern, weil es sich schon mächtig dehnen muss, um die 90 Minuten voll zu machen. Unter dem Strich konnte Nikolaos Mastorakis mit „The Wind“ aber das Kunststück perfektionieren, das er im Wesentlichen bereits zu Beginn seiner Karriere beherrschte; Die Wirkung von Atmosphäre auszuschöpfen, um bekannten Genre-Versatzstücken einen frischen Anstrich zu verpassen.
(knapp)
Informationen zur Veröffentlichung von “The Wind”
2-Disc Limited Collector’s Edition Nr. 64
Windstill war es lange Zeit um Nikolaos Mastorakis’ „The Wind“. 2004 erschien zwar über „Cine Plus“ eine DVD, die aber gegenüber den bis dahin verfügbaren Videokassetten kaum eine Steigerung bot: 1,33:1-Vollbild, nur deutscher Ton, keinerlei Untertitel oder Extras und eine Bildqualität, die darauf schließen ließ, dass die VHS wohl tatsächlich Quelle der Digitalisierung war. In den USA und in England erschien kurze Zeit später ebenfalls eine DVD aus dem Hause Omega Entertainment, die dem Vernehmen nach wohl über ein deutlich besseres Bild verfügte, das jedoch nach wie vor im falschen Format präsentiert wurde. In der ofdb ist außerdem eine österreichische DVD von HCM gelistet, die das korrekte Bildformat ausweist. Hoffnungen auf einen anständigen Re-Release konnte man sich aber erst machen, als Arrow Video im Jahr 2020 eine Blu-ray auf den Markt brachte, die ein brandneues 4K-Master an Bord hatte. Und tatsächlich: Anfang 2023 erschien „The Wind“ über Wicked Vision, wobei das Master mitsamt der kompletten Ausstattung übernommen werden konnte – und zusätzlich noch ein paar eigene Gimmicks untergebracht wurden.
Bild und Ton
Wirken die ersten Szenen in den USA noch extrem weich und sehr körnig, wird es nach Akklimatisierung im griechischen Küstenort schon deutlich feingranularer. Kalksteinmauern, die sich vom durchdringenden Blau des aufgewühlten Mittelmeers absetzen, bestimmen fortan das Ambiente, der Transfer bildet die typisch mediterranen Farben authentisch ab. In der Nacht kehrt das Filmkorn mit aller Kraft zurück, aber der Kontrast bleibt gewahrt, auch dank des exzessiven Einsatzes von Scheinwerfern, so dass die Nacht nie völlig dunkel ist und man sehen kann, dass sich in ihr immer etwas bewegt. Meg Fosters elektrisierende Augen bewegen sich darin ohnehin wie eigene Lichtkörper. Natürlich liegt das Bild im korrekten Format von 1,85:1 in 1080p vor. Insgesamt ein zufriedenstellender Transfer, der mit den dynamischen Kamerabewegungen und den unruhigen Kulissen gut umzugehen weiß.
Beim Ton konnte man sich natürlich nicht völlig auf Arrow verlassen, denn zumindest die deutsche Spur war dort nicht inklusive, so dass man hier noch einmal separat aktiv werden musste. Wie eine Texttafel vor Filmbeginn ankündigt, geschah dies durch die Bearbeitung einer bereits recht ramponierten 35mm-Kopie, bei der es auch mit etlichen Framecuts zu kämpfen galt. Der Hinweis ist nicht ganz unangemessen, denn man hört dem Ton seine problematische Materiallage durchaus an. Die insgesamt laute Geräuschkulisse ist mit einigen Brüchen durchzogen, wodurch man immer mal wieder aus dem Rhythmus gerissen wird. Die Abmischung von Effekten, Musik und Dialogen wirkt bisweilen inhomogen; der Wind beispielsweise röhrt inbrünstig, wo im Originalton allenfalls dezentes Pfeifen zu hören ist, während er sich zurückhält, wenn es im Original richtig zur Sache geht. Das hat natürlich auch einen gewissen Einfluss auf die Wahrnehmung der Dramaturgie. In dieser Hinsicht arbeitet der englische Originalton wesentlich präziser, was ihm im Vergleich mehr Balance verleiht. Hier hat man sogar die Wahl zwischen Stereo und 5.1, was bemerkenswert genug ist, weil man eine Abmischung über fünf Kanäle bei einem Film dieser Kategorie nicht unbedingt erwarten würde, auch wenn es sich bei dem Thema ganz besonders anbietet. Nun darf sich der Wind also nun in alle Ecken verteilen, was er mit einem gewissen Eindruck von Räumlichkeit auch tut. Reines Stereo ist allerdings auch bei der Alternativspur nicht zu vernehmen, auch hier gehen die Rearspeaker zu Werke. So oder so, das beste Rundum-Erlebnis wird dann doch beim O-Ton geboten. Dennoch hat auch die deutsche Spur aufgrund der Sprecher zweifellos ihren Charme, so dass die Mühe bei der Bearbeitung des Tons keinesfalls vergebens war.
Die Untertitel liegen diesmal nicht etwa nur in Deutsch und Englisch vor, sondern zusätzlich auch in Griechisch, wie bereits auf der Arrow-Blu-ray. Für die wenigsten Käufer dürfte das einen praktischen Nutzen haben, aber wenn man vielleicht mal vorhat, Griechisch zu lernen, gibt es sicher langweiligere Videokurse als diesen.
Die Extras
„The Wind“ ist eine der wenigen Wicked-Vision-Veröffentlichungen, die keinen Audiokommentar an Bord haben, zumindest aber war Regisseur / Drehbuchautor / Produzent Nikolaos Mastorakis (“Hired to Kill“) eifrig an der Enstehung der Vorlage von Arrow Video beteiligt, und zwar nicht nur, was das neue 4K-Master angeht. Der 28-minütigen Featurette „Blowing the Wind“ leiht er seine herrlich raue Stimme für einen Off-Monolog. Hinter ihr würde man eher einen italienischen Mafioso vermuten als einen griechischen Regisseur, was der Stimmung des Beitrags aber nicht gerade schadet. Wenn auf dem Backcover von einem „Interview“ die Rede ist, entspricht das nicht ganz den tatsächlichen Verhältnissen. Es handelt sich eher um einen prosaischen Monolog. Inhaltlich werden zwar die typischen Facetten eines Interviews abgearbeitet – Produktion, Drehorte, Schauspieler, Kamera, Musik und Rezeption – aber die Form des Vortrags macht aus einer trockenen Pflichtübung ein künstlerisch angehauchtes Erlebnis. Die Wirkung von Mastorakis’ Worten wird dadurch verstärkt, dass man ihn selbst allenfalls mal im Schatten von hinten auf dem Regiestuhl zu sehen bekommt, während er sich in einem abgedunkelten Zimmer seinen Film ansieht. Der Rest wird mit Ausschnitten aus „The Wind“ und weiteren Arbeiten des Regisseurs ausgefüllt. Es ist ein schwer unterhaltsamer Beitrag, der vor allem von dem trockenen Humor und der charismatischen Stimme des Erzählers lebt und zeitgleich ein Gefühl dafür im Hinterkopf verankert, was die besonderen Stärken und Eigenarten von „The Wind“ sind.
Ebenfalls von Arrow geerbt wurden die alternativen Opening Credits mit „The Edge of Terror“-Einblendung. Wie Mastorakis in „Blowing the Wind“ erläutert, entpuppte sich „The Wind“ international als kraftvoller, prägnanter Titel, der allerdings für den britischen Markt ausgetauscht werden musste, da die Bezeichnung „The Wind“ in diesem Raum mit einer, nun, „anrüchigen“ Note belastet sei. So kann man hier also nun sehen, was die Briten zu sehen bekamen, um nicht an Winde ganz anderer Art erinnert zu werden…
Weiterhin bekommt man den Originaltrailer und den UK-Trailer zu sehen. Beide geizen nicht gerade mit Spoilern, was aber wohl verzeihlich ist, weil sich auch der Film selbst nicht lange mit der verborgenen Identität des wahren Killers befasst und die Katze schnell aus dem Sack lässt. Der UK-Trailer hat den wesentlich kräftigeren Ton zu bieten, gerade der markante Off-Sprecher, den man aus so vielen englischen Trailern kennt, kommt hier viel besser zur Geltung. Ein weiterer Trailer mit finaler „Edge of Terror“-Einblendung ist ebenfalls dabei.
Dann gibt es noch eine 6-minütige, musikalisch untermalte Bildergalerie mit diversen Postern, Artworks, Lobby Cards, Stills, Pressematerial, Soundtrack- und Medien-Covern, die den Umfang der Arrow-Galerie noch einmal toppt.
Der Soundtrack
All diese Extras befinden sich auf der Blu-ray wie auf der ebenfalls beiliegenden DVD. Ausschließlich auf der Blu-ray ist hingegen der rund 50-minütige Soundtrack von Hans Zimmer und Stanley Myers enthalten. Er läuft über einer Bildergalerie mit Screenshots aus dem Film. Wicked Vision hat jedoch auch ein Herz für Musiksammler und macht aus der „Limited Collector’s Edition“ somit kurzerhand ein 3-Disc-Set, denn es springt noch eine Musik-CD als Bonus heraus. Die CD umfasst insgesamt 44 Titel mit Laufzeiten zwischen drei Minuten und wenigen Sekunden und eignet sich zum Nachleben der griechisch-windigen Atmosphäre auf der heimischen Stereoanlage. Die Einflüsse sind ja bereits in der Filmkritik angeklungen: Griechische Folklore trifft da auch Goblin’sche Paranoia und orchestralen Bombast, gemischt mit elektronischen Spielereien eines späteren Hollywood-Superstars unter den Soundtrack-Komponisten, der hier einen seiner ersten Jobs im Filmgeschäft abliefert.
Die Verpackung
In Sachen Verpackung bleibt man dem bewährten Geschäftsmodell mit drei Mediabook-Motiven und einer Limitierung von je 333 Stück treu, auch wenn es ehrlich gesagt diesmal am Originalposter ohnehin kein Vorbeikommen gibt. Nicht umsonst war Cover A im hauseigenen Shop in Windeseile ausverkauft. Die blutige Sichel, die sich fast lieblich um Meg Fosters Hals schmiegt, deren rotes Haar im Wind weht und deren blaue Augen den Betrachter anstarren, dazu ihre eigene Miniaturausgabe, die die glatte Fläche der Sichel als Fluchtweg nutzt, und im Hintergrund ein zugegeben falsche Erwartungen weckendes Grusel-Panorama wie aus „Dracula“, mit Blitz, Wolkenbruch und einem Anwesen auf einer Anhöhe, samt des Vermieters, der wie der Graf persönlich aus der Wäsche schaut… da gibt es ehrlich gesagt nicht viel Verbesserungsbedarf. Ralf Krause und Timo Wuerz haben sich der Herausforderung dennoch gestellt. Beide erkennt man auf Anhieb an ihrem Stil. Krauses B-Variante liegt auch als Ansichtsexemplar im Hochglanz-Finish vor. Den bläulich-lilafarbenen Grundton und die wolkige, wie gesprüht wirkende Definition der Konturen kennt man von ihm zu Genüge, die Portrait-Collage im Mittelbereich ist ihm allerdings überaus gut gelungen. Gerade Wings Hauser ist bei der Haltung und dem Gesichtsausdruck perfekt getroffen, aber auch Robert Morley und Meg Foster erkennt man mühelos wieder, wobei man sich bei all den Schattierungen im Blau-Violett-Spektrum fragt, warum ausgerechnet ihre Augen so untergehen. Deren Wirkung weiß Timo Wuerz besser zu betonen, dafür trifft er ihre Gesichtskonturen weniger gut, was auch für die anderen beiden Darsteller gilt. Highlight auf seinem Motiv sind die roten Akzente der vertikal aufgerichteten Sichel sowie die eigentlich eher unauffälligen Wassereffekte im unteren Abschnitt, die jedoch angenehm subtil den unsichtbaren Wind auf dem Cover Platz nehmen lassen, was Krause wiederum völlig versäumt. Allen drei Motiven ist der wunderbar geschwungene Titel-Schriftzug gemein so wie die stilvolle Erweiterung mit dem Namen des Regisseurs.
Das Booklet
Das Booklet fasst diesmal satte 32 Seiten, ist allerdings nicht durchgehend mit Text befüllt, sondern auch mit viel Bildmaterial gepolstert. Das hat den Vorteil, dass innen genug Platz ist, um alle drei Artworks noch einmal ganzseitig abzubilden. Darüber hinaus gibt es diverse Stills zu bestaunen, einige von ihnen ebenfalls ganzseitig. Zwei weitere Seiten sind der Trackliste des Soundtracks vorbehalten, und so kommt man am Ende auf eine Nettomenge von neun komplett beschriebenen Seiten (brutto sind es vierzehn, die teilweise von halbseitigen Screenshots unterbrochen werden). Der Text stammt von Stuart Taylor Cameron und ist insgesamt eher etwas für jene, die sich die Featurette auf der Disc sparen wollen, denn sie scheint die Haupt- und vielleicht einzige Quelle für den Text gewesen zu sein. Der restliche Text ist aufgefüllt mit deskriptiven Beobachtungen einzelner Szenen und Interpretationsansätzen, die jedoch nicht allzu sehr in die Tiefe gehen. Ein wenig mehr Kontextualisierung hätte man sich hier schon gewünscht.
So oder so, „The Wind“ ist gerade in dieser Edition unbedingt eine Entdeckung wert. In Erwartung an eine Schlachtplatte sollte man dieser Atmosphäre-Perle nicht unbedingt begegnen. Eher braucht man die Faszination für das Unsichtbare, das mit dem Temperament der Gezeiten auch mal einen festen Körper bildet, um Fiktion und Realität miteinander zu verwirbeln.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |