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Three Kingdoms – Der Krieg der drei Königreiche

Originaltitel: Saam Gwok Dzi Gin Lung Se Gap__Herstellungsland: China, Hongkong, Südkorea__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Daniel Lee__Darsteller: Andy Lau, Sammo Hung, Maggie Q, Vanness Wu, Andy On, Yu Rongguang, Ti Lung, Yueh Hua, Chen Zhihui, Damian Lau, Timmy Hung u.a.
Three Kingdoms von Daniel Lee deutsches DVD Cover

“Three Kingdoms” präsentiert eine kämpferische Maggie Q.

Als „Three Kingdoms“ 2008 erschien, befand sich die Filmindustrie Hongkongs in einer schwierigen Phase. Andere asiatische Filmnationen liefen der ehemaligen Kronkolonie den filmischen Rang ab. Die Filmschaffenden selbst schienen mehr und mehr in einer Art Identitäts- und Schaffenskrise gefangen. Die erfolgreichsten Filme unterschieden sich gar nicht mehr von den Blockbustern westlicher Prägung und teils grandios gesichts- und charakterlose Milchbubis stiegen zu großen Stars auf. Seelenlose 08/15 Fließbandware war die Folge. Wenn wir ehrlich sind, hat sich an dieser Situation bis heute nicht viel geändert. Im Gegenteil: Es scheint eher noch schlimmer geworden zu sein.

Wann immer die Kreativen Hongkongs selbst genug von dieser Situation zu haben schienen, besannen sie sich der eigenen Geschichte und der damit verbundenen Mythen und Legendenbildung. Immer in der Hoffnung, zur alten Stärke und der eigenen filmischen Identität zurückzufinden. Ein solcher Versuch war auch „Three Kingdoms“. Der läuft zwar alles andere als rund, war zu seiner Entstehungszeit aber definitiv ein kleiner Schritt in die richtige Richtung und ist auch heute noch eine Entdeckung wert.

In einer Zeit, in der China in drei Großreiche zerbrochen ist und jedes einzelne mit Waffengewalt versucht, das Land unter seiner Knute zu einen, tritt der einfache Dorfbewohner Zhao Zeilong dem Heer des Reiches Shu Han bei. Hier steigt er schnell zu einem der legendären fünf Tigergeneräle auf. Doch mit der Zeit verblasst der Ruhm. Die anderen Generäle fallen und die neuen, aufstrebenden Generäle haben nur noch wenig Ehrfurcht vor dem soldatischen Urgestein. Infolgedessen befindet sich Zhao gerade an einem persönlichen Scheideweg, als die Enkelin eines seiner Erzfeinde antritt, um ihm mit viel taktischem Geschick die Hölle auf Erden zu bereiten.

Schaut in den historischen Actionfilm mit Maggie Q hinein

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„Three Kingdoms“ überzeugt weniger durch eine sonderlich komplexe oder tiefgründige Story. Stattdessen überrennt er den Zuschauer mit einem ungeheuren Tempo und einer einzigartigen, wunderschönen Bilderflut. Die Geschichte basiert nur auf Teilen des chinesischen Großwerkes „Die Geschichte der drei Reiche“, verfasst von Luo Guanzhong, an dem sich im gleichen Jahr im Übrigen auch Großmeister John Woo mit „Red Cliff“ abarbeitete.

Das Werk gilt vor allem hinsichtlich der darin abgearbeiteten Zeitspanne chinesischer Geschichte als unverfilmbar. Und Lee beweist selbst, was diese Aussage bedeutet. Denn schon der hier geschlagene Bogen vom kühnen Jungspund Zhao Zeilong zum greisenhaften und desillusionierten General, der sich NUR auf EINE Figur konzentriert, wirkt extrem gehetzt und scheint förmlich durch die wichtigsten Stationen eines Lebens zu fliegen. Diesem Tempo ist es dann auch geschuldet, dass Motive, Beweggründe und eventuelle Selbstzweifel der Figur – wenn überhaupt – nur sporadisch und sehr oberflächlich beleuchtet werden. Was ganz automatisch eine enorme Distanz zum wilden Schlachtengetümmel schafft.

Three Kingdoms mit Sammo Hung

Sammo Hung ist in einer größeren Nebenrolle dabei.

Da kann sich auch ein Schauspielschwergewicht wie Andy Lau („Shock Wave“) mühen und abstrampeln, die Highlights im Film sind garantiert nicht schauspielerischer, charakterzeichnender oder storytechnischer Art. Die Highlights gehen einzig und allein auf das Konto des wie gewohnt entfesselt inszenierenden Daniel Lee („Dragon Squad“). Der entfacht einen Bildersturm sondergleichen und entwirft vor allem in den Schlachtenszenarios eine wundervolle und anmutige, gleichzeitig wuchtig brachiale und raue Gewaltpoesie, die mit Blutfontänen, Blutschwällen und abgetrennten Körperteilen nicht geizt und beständig zwischen bodenständig harten Momenten und leichtfüßigen Wirework-Einlagen hin und her schaltet. Ohne sich darauf festzulegen, ob nun Brutalität oder Schönheit in den verschiedenen Schlachtengetümmeln federführend sind.

Auch den Realitätssinn schaltet Lee hier und da aus. Erstaunlicherweise ohne damit seinem Projekt zu schaden (genannt sei ein Zhao Zeilong, der im Alleingang ein ganzes Heer schlägt). Daniel Lee geht es um das Augenfutter und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Das merkt man auch und vor allem in den teils gigantischen Massenaufmärschen und ähnlichen Gänsehautmomenten, die dann das Eye Candy in den actionärmeren Passagen stellen.

Three Kingdoms mit Maggie Q

Maggie Q. schwingt in “Three Kingdoms” die feine Klinge

Die Schlachtenszenen und damit die Action inszeniert Lee fiebrig, schnell, unmittelbar und dürfte damit einige Fans großangelegter Schlachten schwer enttäuschen. Eine echte Übersicht ist so nämlich nicht gewährleistet. Auch von den gefahrenen Taktiken merkt man herzlich wenig. Wenn Lee Schlachten inszeniert, dann als fettes Hack-and-Slay-Swordplay-Schnittgewitter. Dagegen muten die Handlungsszenen dann fast schon statisch an und lassen immer Lees Handschrift als Künstler durchscheinen. Untermalt wird das Ganze von einem herrlich wuchtigen und epochal anmutenden Score, der vor allem gegen Ende (etwa wenn Maggie Q. auf einem zitterähnlichen Instrument die Schlachten untermalt) immer wieder gelungene Symbiosen mit den herrlichen Bildern eingeht.

Dass dabei die Geschichte und der Charakter Zhaos nicht vollends in den Hintergrund rückt, verdankt Lee Andy Lau, der sich hier mit viel Wucht und Spielfreude durch die verschiedensten Altersstufen seines Charakters stemmen darf und letztendlich am überzeugendsten wirkt, wenn er den ergrauten, weiseren und ruhigeren, gewiefter taktierenden Zhao spielen und leben darf. Unter dieser Show leidet vor allem der zweite große Name im Cast. Sammo Hung („14 Blades“) wird als enger Freund Zhaos von Lau beständig an die Wand gespielt und hat nicht eine einzige Szene zum Glänzen erhalten. Und auch das Drehbuch agiert nicht gerade glücklich mit dieser Figur, weshalb eine Art Twist im Film schon meilenweit vorher abzusehen ist.

Action im Film von Daniel Lee

Schnee, Regen, Wüste: Die Szenarios der Action sind vielfältig.

Die erneut wunderschöne Maggie Q. („Naked Weapon“) leidet wie der Rest im Cast daran, dass die erstaunlich kurze Filmlaufzeit eben keinen Platz neben dem Charakter Zhao zulässt. Und so taucht der letzte große Prüfstein Zhaos in Form Maggies sexy Erscheinung einfach so auf, hegt irgendeinen Groll gegen ihn und beschert dem Zuschauer ein paar weitere nette Schlachten. Spielen muss Maggie dabei nicht, darf aber in einem coolen Kampf gegen Zhao ihren Status als sexy Actiongirlie unterstreichen. Ansonsten kann man sich in „Three Kingdoms“ über einen netten Starauftrieb freuen: Andy On („Abduction“), Samuel Hui („Mad Mission“), ja sogar der große Ti Lung („Born Hero 2“) geben sich die Ehre.

„Three Kingdoms“ bietet Style over Substance pur

„Three Kingdoms“ ist Style over Substance par excellence. Großartige Bilder und ein starker Soundtrack schaffen herrlich entrückte Bilderwelten von wuchtig brachialen und gleichzeitig anmutig schönen Schlachtenszenen, die in schneller Folge auf den Zuschauer niedergehen. Andy Lau sorgt dabei im Alleingang dafür, dass die Story nicht vollends egal wird, kann aber gleichzeitig auch nicht verhindern, dass man als Zuschauer immer eine gewisse Distanz zum Film behält, der viel zu schnell am Auge des Betrachters vorbeirast. Auch die gebotene Darstellung der Action könnte den einen oder anderen vergrätzen. Der, der sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt einen hochunterhaltsamen und vor allem flotten Actionreigen – mit einer leider zu wenig zu sehenden Maggie Q. – geboten.

07

DVD und Blu-ray kommen von Koch Media und sind mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Die dünnen Extras stimmen sehr traurig. Denn bei diesem Bilderreigen hätte man sich nur zu gerne mal einen Blick hinter die Kulissen erhofft.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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