Originaltitel: Tide__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Berty Cadilhac__Darsteller: Alice Sanders, Edmund C. Short, Benjamin McMahon, Isabella Colby Browne, Kevin Sionneau u.a. |
Zwei Pärchen aus England befinden sich in Frankreich auf dem Weg zur Hochzeit eines guten Freundes. Unterwegs beschließen sie, einen Stop zu machen, um an einer Wattwanderung zu der berühmten Insel Mont-Saint-Michel teilzunehmen. Schon auf dem Hinweg zu dem UNESCO-Kulturerbe brechen innerhalb der Gruppe seltsame Streitigkeiten aus. Auch mit den Begleitern und vor allem dem einheimischen Führer gibt es immer wieder kurzen Ärger.
An dem Klosterberg angekommen, geht sogleich ein Mitglied der Pärchen verloren. Die Suche verläuft lange Zeit ergebnislos. Aufgrund der gefährlichen Gezeiten in der Bucht von Mont-Saint-Michel denkt der Führer gar nicht daran, auf die Engländer zu warten. Als die sich endlich wieder alle gefunden haben, rennen sie kopflos in die Richtung, in die ihre Wandergruppe verschwunden ist. Es kommt, wie es kommen muss: Die Flut steigt. Und mit ihr scheint etwas bislang Verborgenes wieder zu erwachen.
Horrorversuch aus Großbritannien
Der Star von „Tide – Gefahr aus der Tiefe“ ist definitiv sein Setting. Die etwa einen Kilometer vom Festland entfernte Insel Mont-Saint-Michel und ihre Bucht in der Normandie sind der Schauplatz der stärksten Gezeiten in Europa. So kann die Insel bei Ebbe zu Fuß erreicht werden, bei Flut wird das Stück Land jedoch komplett von Wasser umschlossen. Die Gegend ist aufgrund dieses Naturschauspieles und der auf ihr befindlichen Abtei eine vielfrequentierte Sehenswürdigkeit.
Und von dieser Sehenswürdigkeit und ihren natürlichen Begebenheiten zehrt „Tide“. Regisseur und Drehbuchautor Berty Cadilhac findet viele schöne Bilder. Egal, ob die Insel von Wasser oder von endlosen Sandweiten umgeben ist, sie schaut einfach nur toll aus. Auch das Watt setzt der Film mit schönen Bildern in Szene. Wirklich genießen kann man sie aber nicht, weil das Drumherum einfach nur erbärmlich ist.
Schon nach den ersten fünf Minuten von „Tide – Gefahr aus der Tiefe“ hat man riesige Lust das gesamte Gewese abzuschalten. Vier Erwachsene, die durchgehend inhaltslosen Müll labern, sollen hier als Identifikationsmasse verkauft werden. In Wirklichkeit wünscht man ihnen, dass sie beim Aussteigen aus ihrem Kleinbus sofort ersaufen mögen. Schrecklich. Warum meinen aktuell so viele Horrorfilme, dass es gut sei, mit vollkommenen Vollidioten als Helden eine Story erzählen zu wollen? Wie soll das beim Zuschauer verfangen? Warum sollte er denen wünschen, dass sie überleben mögen?
Leider wird es auch nach den ersten fünf Minuten nie besser. Die Figuren labern einen Müll, der regelrecht aggressiv macht. Die an den Haaren herbeigezogenen Streitigkeiten in der Gruppe lassen einen nur hämisch lachen und Andeutungen, dass hier auch amouröse Verstrickungen unter der Oberfläche brodeln, sorgen nur für genervtes Augenrollen. Wer sind die? Was machen die? Was juckt mich, wer hier wen bumst?
Eine Treibsand-Erklärung liefert kurz faszinierende Bilder und ein schön weird aus dem Schlamm auftauchendes Körperteil sorgt kurz für einen Hallo-Wach-Effekt. Das war es dann aber auch schon. Sind die Figuren am Klosterberg angekommen, werden endlich die Weichen für den Showdown gestellt. Der den Zuschauer mit vollkommen irrational handelnden, denkenden und labernden Figuren konfrontiert und mittels billigstem Budenzaubers eine Art von Horror-Atmosphäre heraufzubeschwören versucht. Lachhaft.
Genauso lachhaft: Die Darsteller. Keinem der hier auflaufenden Schauspieler würde ich empfehlen, weiterhin über eine Karriere im Film-Business nachzudenken. Vor allem die Darstellerin des „Charakters“ Charlotte ist der menschgewordene Gegenentwurf zu einer Schauspielerin. Was aber auch am Drehbuch gelegen haben könnte. Dieses hantiert irgendwann mit so vielen Andeutungen rund um ihre Figur, dass Alice Sanders vielleicht gar nicht wusste, was sie da eigentlich spielen soll.
„Tide – Gefahr aus der Tiefe“ aka Facepalm the Movie
Und so bleibt mir eigentlich nur, euch zu empfehlen, euch eine schöne Doku zu der Insel Mont-Saint-Michel zu suchen und „Tide – Gefahr aus der Tiefe“, bei dem man sich irgendwann nur noch vor die Stirn haut und fleht, dass er endlich enden möge, ganz weit links liegen zu lassen. Dank der schönen Bilder von der Insel und der Gezeiten gebe ich noch einen Gnadenpunkt. Aber nur mit viel innerem Widerstand.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 10. Oktober 2024 von Tiberius Film / Sunfilm. Die haben sich gar nicht erst groß Mühe mit diesem Käse gegeben und ihm eine gebührend miese Synchronisation verpasst.
In diesem Sinne:
freeman
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Tiberius Film / Sunfilm__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |