Originaltitel: Inferno__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Fred Olen Ray__Darsteller: Don Wilson, Evan Lurie, Dipti Bhatnagar, Rick Hill, Tane McClure, Michael Cavanaugh, Madhavan, Jillian Kesner, Fred Olen Ray, Russel Stevenage, Neil Huhta u.a. |
Am 4. August 2023 wurde der okaye B-Actioner „Tödliches Inferno“ in Deutschland auf Blu-ray veröffentlicht. Ein kleines Highlight auf dem Datenträger ist ein Behind the Scenes, das aus privatem Videomaterial zweier am Film beteiligter Damen besteht. In knackig kurzen zehn Minuten bekommt man hier interessante Einblicke in die Produktion des Billigstreifens, der als erster amerikanischer Film gilt, der komplett on location in Indien entstanden ist.
Wir sind dabei, wie der Star Don „The Dragon“ Wilson („Death Fighter“) für eine Szene am Hals aufgeknüpft wird und sich sprichwörtlich voll reinhängt. Wir bekommen endlich einmal Fred Olen Ray („Commando Squad“) zu Gesicht, der flapsig witzelnd das Ruder des Streifens in der Hand hält. Plötzlich finden wir uns inmitten einer Wildschweinjagd wieder. Außerdem bekommt man einen Eindruck von den Sets, in denen gedreht wurde, und man sieht dadurch sehr schnell, dass der Film sichtlich in einer arg provinziellen Gegend Indiens gedreht wurde. Kurzum: Das sind mal zehn Minuten, die sich lohnen. Auch und vor allem, wenn man mal sehen will, wie Art Camacho als Actionregisseur Don Wilson pusht.
Fred Olen Ray, der bei „Tödliches Inferno“ unter seinem Synonym Ed Raymond arbeitete, erzählt eine Geschichte über Kyle Connors. Ein Interpol-Agent, der dem Lump Davaad das verbrecherische Handwerk vermiesen will. Beim aktuellsten Versuch, den Fieswicht zu ergreifen, tötet dieser Kyles Partner Trevor. Ehrensache, dass Kyle dessen Tod rächen will. Die Spur führt nach Indien. Hier ist Kyle nicht gerne gesehen und eigentlich will ihn die örtliche Polizei sofort wieder abschieben.
Doch Kyle denkt gar nicht daran, sich in seine Rachegelüste funken zu lassen. Nach einem wilden Schäferstündchen mit einer MI6-Agentin erfährt er zudem von einem Bösewicht namens Grayson, der mit Davaad kooperieren soll. Nun ist Kyle erst recht angefixt, muss aber alsbald merken, dass er einem Komplott aufgesessen ist.
Action mit Don „The Dragon“ Wilson
Bei einem Filmtitel wie diesem und dem verantwortlichen Regisseur kommt man gar nicht umhin, diesen blöden Gag zu bringen: Ist der Film ein Tödliches Inferno der Langeweile? Nunja, nein. „Tödliches Inferno“ bietet eine solide durchgezogene 0815-Story, die sich hier und da zwar durchaus mal zieht, aber doch ganz ordentlich die Zeit zwischen Vor- und Abspann zu füllen versteht – ohne sich dabei irgendwie für seine Figuren zu interessieren. Dennoch ist man gerade von Regisseur und Hauptdarsteller doch deutlich übleren Mist wie zum Beispiel „The Prophet“ gewöhnt.
Zum ansatzweisen Gelingen tragen das exotische Setting und ein mal nicht gar so steif wirkender Hauptdarsteller eine Menge bei. Letzteren verwickelt die Regie zudem alle Nase lang in Action, bei der er die meiste Zeit um sich tritt und schlägt. Dabei gibt es den einen oder anderen Drehkick und diverse nette Kicke und Hiebe zu bestaunen. Alles nicht spektakulär oder sonderlich brutal, aber ganz nett anzuschauen.
Wenn im Showdown dann in einem tempelartigen Anwesen mit Schwertern gekämpft wird, hat das sogar durchaus Flair. Diesen Fight bestreitet Wilson im Übrigen mit dem B-Schurken Evan Lurie („Expect to Die“), der hier solide abliefert. Ab und an wird auch mal geballert, wobei vereinzelt auch Bloodpacks platzen. Im Großen und Ganzen wirkt die FSK-18-Freigabe nach heutigen Sehgewohnheiten aber arg heftig.
Abgesehen davon, dass Don Wilson hier auch mal gegen einen Elefanten geschubst wird, hat spektakulärere Action in Form von Verfolgungsjagden oder Car-Chases komplett Pause. Ausnahme bildet eine hübsche Modellexplosion eines Gebäudes direkt zu Beginn des Filmes. Action der etwas anderen Art gibt ebenfalls zu sehen. Denn „Tödliches Inferno“ mutet über weite Strecken doch extrem wie ein Werbevideo für Heavy Petting an.
Dabei darf Don Wilson mal eben zwei Damen unsittlich berühren und sich an deren dicken Plastikhupen rubbeln. Einmal sogar in einer Tempelanlage unter fließend Wasser. Alles nicht erotisch, aber nichts, was ein primitiver Actionfan nicht mitnehmen würde. Auch einer der Lumpen darf dann noch einmal eine der Damen nackig machen und sich an ihr reiben. Die BRAVO hätte ihre wahre Freunde an dem Treiben. Witzig auch, dass man Don Wilson in „Tödliches Inferno“ schon überdeutlich als Womanizer inszeniert, bei dem die Damen bei bloßer Sichtung anstandslos aus den Klamotten hüpfen.
Optisch bietet der Film solide DtV-Kost. Das exotische Setting reißt eine Menge raus. Dabei ist aber extrem offensichtlich, dass man in einer sehr preiswerten Gegend gedreht hat. Lust auf Indienurlaub machen die gebotenen Bilder jedenfalls nicht. Häuser und Tempelanlagen wirken doch extrem runtergerockt. Und auch so manches Innenraumsetting wirkt reichlich kulissig. Echt geil hingegen ist eine irre Disco namens DIVE, die wie das Innere eines Haies gestaltet ist. Teilweise genauso irre ist der Soundtrack, der immer mal wieder indische Klänge einzubringen versucht, das aber teils recht ungelenk mit Synthie-Fanfaren kombiniert und so reichlich seltsam tönt.
„Tödliches Inferno“ ist weder infernalisch gut noch infernalisch schlecht
Der Actioner, der wie viele Don-Wilson-Filme von Roger Corman („Barbarian Queen“) produziert wurde, ist im Oeuvre seines Stars definitiv kein Komplettausfall. Die geradlinige Story wird ordentlich durchgezogen, Action kommt häufig auf, es werden diverse Moppen freigelegt und das Setting sammelt ebenfalls Punkte.
Dass unser Held in Indien vor allem Angst vor Schlangen hat, nimmt man als ironischen Indy-Verweis durchaus zur Kenntnis und allgemein macht Don Wilson hier als lockerer Frauenheld echt eine gute Figur. Einige überflüssige Handlungsszenen, ein wenig zu viel Palaver in der Filmmitte und diverse kleinere Tempohänger machen dem Actioner neben zigtausend Klischees aus der B-Action-Hölle aber immer mal wieder ordentlich zu schaffen.
Im Gegensatz zu großen Studios wie Paramount oder Sony verzichtet WMM bei „Tödliches Inferno“ statt auf die Blu-ray- auf die DVD-Veröffentlichung! Interessanter Move. Leider hat die Blu-ray-Veröffentlichung eher einen DVD-Look. Das wirkt schon alles sehr upgescaled, bietet ABER trotzdem einen sauberen und ordentlichen Look für einen billigen B-Actionfilm. Der Film ist uncut und hat eine Freigabe ab 18 Jahren. Das Cover von „Tödliches Inferno“ erzählt irgendeine Fantasiestory, die mit dem Film nicht viel zu tun hat. Außerdem hat WMM den Namen der Hauptfigur nicht richtig recherchiert und erzählt dem Leser etwas von einem Eric Dixon. Wer auch immer das ist.
Zu dem eingangs erwähnten Behind the Scenes gesellen sich Bildergalerien, Trailer und eine „Operation Cobra“ genannte, in den Handlungsszenen gestraffte, fünf Minuten kürzer laufende Alternativ-Version des Filmes. Zu dieser ausschließlich in englischem O-Ton vorliegenden Variante gibt es sogar einen Audiokommentar!
In diesem Sinne:
freeman
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