Originaltitel: Top Gunner__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Daniel Lusko__Darsteller: Eric Roberts, Carol Anne Watts, Julian Cavett, Sarah H. Wilkinson, Reavis Dorsey, Buck Burns, Shayne Hartigan, Dylan Wisneski, Bodhi Rader, Matthew Blood-Smyth u.a. |
Ich muss zugeben, dass meine Bereitschaft, „The Asylum“-Filme anzuschauen, zuletzt ziemlich gesunken ist. Mein Eindruck ist, dass die Firma inzwischen ihre Fans ein stückweit verachtet und mit ihren aktuellen Werken komplett das eigentliche Ziel von Trashfilmen aus den Augen verliert: zu unterhalten. „Top Gunner“ stellt für diese Entwicklung keine Trendumkehr dar.
Fiese Russen haben mal wieder ein ultra gefährliches Virus gezüchtet. Dieses gelangt über seltsamste Umwege nach Mexiko, wo eine amerikanische Kampftruppe das Virus an sich nehmen kann und zur sicheren Verwahrung gen USA bringen will. Blöderweise wird der Pilot des modernen Fluchtflugzeuges des Trupps angeschossen und das Science-Fiction-Fluggerät stark beschädigt. Die Notlandung geht halbwegs gut und der Kampftrupp landet in einem Trainingslager für Flugkadetten. Unter der Führung von Colonel Herring werden hier die Lieutenants Brown, Spielman und Barret zu Top Gunnern ausgebildet.
Deren Fähigkeiten kommen dem Kampftrupp gerade recht. Denn die Russen schicken Welle um Welle gegen das Trainingslager, um ihr Virus zurückzuerlangen. Und Welle um Welle wehren die Kadetten die fiesen Russen ab. Allerdings geraten die Dogfights zunehmend verlustreicher – vor allem, was das Material angeht. Als so gut wie alle US-Flugzeuge zerstört sind, ist guter Rat teuer…
Schaut in den Mockbuster zu „Top Gun 2“ hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=7TjE1QmGodU
Ursprünglich sollte „Top Gunner“ natürlich möglichst den Kinostart des Tom-Cruise-Vehikels „Top Gun 2“ flankieren. Doch die Entwicklungen um Corona machten dem einen Strich durch die Rechnung. Aber egal, ob er nun weit vor “Top Gun 2” kommt oder parallel, gebraucht hätte es den Film so oder so nicht. Seine Geschichte ist hanebüchener Schwachsinn, niemals kommt so etwas wie Spannung auf, die Dialoge verbiegen einem das Hirn, die Schauspieler sind eine Katastrophe, ihre Figuren ein Offenbarungseid und die Effekte der übliche „The Asylum“-Humbug.
Eingeleitet und beendet wird „Top Gunner“ von pathetischem Schwachsinn aus dem Mund von Eric Roberts („The Expendables“), der als Colonel Herring vor allem zu Beginn erstaunlich präsent sein darf. Dabei sind seine Auftritte seiner zwar unwürdig – er schaut die meiste Zeit mit einem Feldstecher in den Himmel, als könnte er damit Flugzeuge in 5000 Metern Höhe sehen –, aber der Mime verleiht dem Streifen zumindest ansatzweise so etwas wie Gravitas. Im Gegenteil zu den sonstigen Nulpen im Film.
Actiontechnisch präsentiert „Top Gunner“ natürlich einige Dogfights. Diese halten ein paar erstaunliche Konstellationen und Verläufe bereit. Etwa wenn die Kampfjets der Amis auf Russen-Hubschrauber treffen und da echt schlecht aussehen. Witzig auch ein Moment, in dem ein Kadett seine Maschine auf Kollisionskurs zu einem feindlichen Jet bringt, kurz vorm Aufprall via Schleudersitz aussteigt und sein Flugzeug in das des Gegners krachen lässt. Ohne dass seine Raketen oder Waffensysteme aufgebraucht gewesen wären. Die Amis… echte Kamikazeflieger!
Szenen wie diese sorgen aufgrund ihrer Hirnverbranntheit beinahe für so etwas wie Amüsement. Blöderweise folgt auf derartige Momente größtenteils bleierne Bedeutungslosigkeit in Form sinnloser Endlosdialoge, die auch den letzten Tropfen Lebendigkeit aus dem Film pressen. So ziehen sich dann auch 75 Minuten Nettolaufzeit ewig. Und erstaunlicherweise kann „The Asylum“ inzwischen nicht einmal mehr normale Action inszenieren.
Die Mano-a-Mano-Duelle zwischen Amis und Russen auf dem Erdboden sind erschreckend öde in Szene gesetzt. Das Waffenhandling spottet jeder Beschreibung und wenn sich die Scharfschützin im Team der Amis fast ein Auge ausrenkt, um Russen umzunieten, möchte man vor Fremdscham im Boden versinken. Das Digitalblut und die Rauchschwaden, die Mündungsfeuer darstellen sollen, machen es nicht besser.
„Top Gunner“ aka „Top Schrotter“
„Top Gunner“ ist wie zuletzt beinahe alle „The Asylum“-Produktionen lieblos hingerotzter Bockmist. Warum man beispielsweise zu Beginn mit sattsam bekannten Stock-Footage-Bildern von Kampfjets, die von Flugzeugträgern starten, bombardiert wird, man weiß es nicht. Spielt „Top Gunner“ doch in einer Wüstenei. Bei der man gefühlt zwei Schritte läuft und mitten im Schnee steht. Kurzum: Hier geht nicht wirklich viel zusammen.
Das beginnt bei der beknackten Story, geht über die charismabefreiten Figuren, zu denen dem Drehbuch nichts, aber auch gar nichts einfällt, und endet nicht erst bei den „The Asylum“-typischen Effekten. Bei denen sinken im Schnee landende Flugzeuge nicht einmal ein und ganz viel aufgewirbelter Staub muss verschleiern, dass die „Flugzeuge“ bei ihren Landungen über den Landebahnen schweben – also das Compositing nicht stimmt. Bar jeder Spannung schleppt sich dieser Rotz über die Laufzeit und kriegt nicht einmal gescheite Action auf die Kette.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass Tom Cruises „Top Gun 2“ mit diesem flügellahmen Humbug den Boden wischen wird.
Die deutsche DVD und Blu-ray von „Top Gunner“ wurde seit dem zunächst kolportierten Start im Januar immer wieder verschoben. Mitte April 2021 erschienen die Datenträger von The Asylum, White Pearl Movies und Daredo dann doch noch. Freigegeben ab 16 und ungeschnitten
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: The Asylum, White Pearl Movies, Daredo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |