Top Squad

In „Top Squad“ lassen Sibelle Hu und Cynthia Rothrock die Handkanten glühen, produziert von Jackie Chan

Manchmal wird „Top Squad“ Jackie Chan als Regisseur zugeschrieben, aber trotz stilistischer Ähnlichkeiten war die Hongkong-Ikone lediglich als Stunt Coordinator und Produzent beteiligt, während Wellson Chin („Tsui Hark’s Vampire Hunters“) auf dem Regiestuhl Platz nahm.

„Top Squad“ beginnt mit dem Besuch eines Scheichs in Hongkong, der das Set eines Actionfilms besichtigt, dessen Regisseur wiederum von Wellson Chin gespielt. Viel in Sachen Metaebene ist allerdings nicht los: Ein paar Terroristen nutzen die Ninja-Verkleidung der intradiegetischen Filmschurken, um ein Attentat auf den Scheich zu verüben, werden allerdings von den anwesenden Polizistinnen Madam Wu (Sibelle Hu) und Madam Law (Cynthia Rothrock) mit Handkante und Wumme aus den Latschen gepustet.

Die Leistung beeindruckt die Polizeioberen so sehr, dass eine rein weibliche Spezialeinheit gegründet werden soll. Madam Wu übernimmt die Ausbildung der Rekrutinnen, die zwar auf dem Papier verschiedene Persönlichkeiten haben, von denen aber nur phasenweise etwas zu merken ist. Da gibt es die Umschwärmte, da gibt es die Schwächelnde, die im Training erst versagt, sich dann aber zusammenreißt, und die großmäulige, weniger Attraktive, die mit gelegentlichem Verschmähtwerden klarkommen muss.

Warum das wichtig ist? Denn parallel zu der weiblichen Crew trainiert auch die Tiger Squad am gleichen Stützpunkt. Deren Chef Inspektor Khan (Stanley Fung) wiederum hat ein Auge auf Madam Wu geworfen, die aber vor allem ihre Rekrutinnen auf den ersten Einsatz im Feld vorbereiten will…

Schaut euch den Trailer zu „Top Squad“ an

Von der Struktur erinnert „Top Squad“ an einen Ausbildungsactionfilm wie „Heartbreak Ridge“ von und mit Clint Eastwood: Der größte Teil besteht aus Trainingsszenen, in denen es um die Charaktere und deren Fortschritte geht, am Ende steht dann der große Testlauf beim ersten Einsatz an. Allerdings wird das Ganze hier mit Humor, der manchmal eher an „Police Academy“ denn an „Heartbreak Ridge“ erinnert, und mit „Hanni und Nanni“-Flair versetzt. Denn so viel Zeit wie „Top Squad“ mit Liebeleien und Frotzeleien zwischen dem Frauenteam und der Tiger Squad verbringt, erinnert eher an eine Internatsteeniekomödie. Sogar für eine Gesangseinlage auf einer Rollschuhbahn verschwendet, ähhh, nimmt sich „Top Squad“ Zeit. Da jedoch so gut wie alle Figuren auf männlicher wie weiblicher Seite flach wie Esspapier bleiben und keiner dieser Subplots zu irgendwas führt, erscheint dies eher wie grobe Veruntreuung von Screentime. Denn kurz nachdem der letzte Bösewicht beim ersten Einsatz ausgeschaltet ist, rollt bereits der Abspann, sodass man noch nicht mal erfährt, ob Madame Wu Inspektor Khan ein Date gewährt.

Leider sind auch die Ausbildungsszenen eher willkürlich eingestreute Passagen mit ein bisschen Schießtraining, ein bisschen Hindernisbahn oder ein bisschen Martial-Arts-Training, aus denen kein wirklicher Flow entsteht. Man erkennt daran grob die Fortschritte, welche die Squad macht, aber das war es dann auch, während sie als Schauwert an sich eher dürftig bleiben. Durch die konstante Blödelei, die aber meist bei sehr seichtem Slapstick bleibt, erscheint das Training noch weniger als Plackerei – doch auch als Komödie kann die Standardblödelei wenig reißen.

Madam Law glänzt im Filmverlauf über weite Strecken mit Abwesenheit, ist aber in die Regel für die gelungensten Parts da, nämlich die Actionszenen – leider gibt es nicht so viele davon. Zwischen dem Auftaktappetizer und dem Einsatzshowdown liegen lediglich ein okayes Martial-Arts-Turnier zwischen männlich und weiblich sowie einen deutlich fetzigeren Trainingseinsatz auf einem Schiff, bei dem Madam Law den Rekrutinnen mal zeigt, wo der Frosch die Locken hat. Das Highlight bleibt allerdings der Showdown, in dem beide Squads eine Bande von Juwelendieben aufhalten müssen, was mit reichlich Kampfhandlungen endet. Da Martial-Arts-Kicker Jeffrey Falcon („Born to Fight 4“) den Chef der Bande gibt, ist für dynamisches Fratzengeballer gesorgt, vor allem wenn man im Nebenraum der Juwelen-Gala eine Waffenkammer mit lauter Nahkampfgerät findet, sodass sich Schurke und Heldinnen mit Schwertern, Lanzen und dergleichen beharken können. Einige halsbrecherische Stunts sind auch dabei, die kurz das Potential von „Top Squad“ erkennen lassen.

Cynthia Rothrock („Rage and Honor“), sicherlich als Zugpferd für das westliche Publikum an Bord, ist dementsprechend limitiert in „Top Squad“ zu sehen, während Sibelle Hu („China Heat“) die eigentliche Hauptdarstellerin ist. Die macht einen soliden Job als toughe Heldin, während der Rest eher zum Blödeln da ist. Das trifft Stanley Fung („Powerman 2“) als tollpatschig verliebten Tiger-Squad-Chef ebenso zu wie auf Kara Hui („Dragon“), Regina Kent („Born Hero“), Ann Bridgewater („Cover Hard“) und Ellen Chan („Exiled“) als Rekrutinnen, von denen allerdings keine einen memorablen Job macht.

So punktet „Top Squad“ dann mit gelungenem Auftakt, fetzigem Showdown und ein paar brauchbaren Trainingseinlagen zwischendrin, ist ansonsten aber ein unfokussierter, oberflächlicher Ausbildungsactionfilm mit vollkommen egalen Figuren, vielen Liebe- wie Blödeleien und kaum vorhandenem Storytelling. Für drei Sequels reichte es für „Inspector Wears Skirts“, wie der Film international vermarktet wurde, dann trotzdem.

„Top Squad“ wurde in Deutschland ab 18 Jahren freigegeben, war auf VHS gekürzt und wurde von Splendid ungekürzt auf DVD herausgebracht. Als Bonus gab es Trailer. Am 24. Februar erscheint „Top Squad“ bei TG Vision/Cargo im Mediabook auf Blu-Ray und DVD.

© Nils Bothmann (McClane)

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