Originaltitel: Torment__ Herstellungsland: Kanada__ Erscheinungsjahr: 2013__ Regie: Jordan Barker__ Darsteller: Katharine Isabelle, Robin Dunne, Peter DaCunha, Stephen McHattie, Noah Danby, Inessa Frantowski, Amy Forsyth, Bill Colgate, Adrienne Wilson, Sitara Hewitt, Asim Wali, Nick Stojanovic, … |
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Mit diesem Zitat Friedrich Nietzsches samt eines beklemmenden kleinen Prologs eröffnet der düstere kanadische Horror-Thriller „Torment“, welcher von Regisseur Jordan Barker im Jahre 2013 in Szene gesetzt wurde und die Geschichte der beiden noch nicht allzu lang miteinander verheirateten Sarah (Katharine Isabelle) und Corey (Robin Dunne) erzählt, die sich gerade gemeinsam mit seinem jungen Sohn aus erster Ehe (Peter DaCunha als Liam) auf dem Weg zu seinem im Hinterland gelegenen Ferienhaus befinden, um dort einige ablenkungsfreie Tage miteinander zu verbringen. Es ist nämlich so, dass sich Liam nach dem Tod seiner Mutter hartnäckig dagegen sträubt, die neue Frau an der Seite seines Vaters zu akzeptieren – was alle Beteiligte entsprechend belastet. Gleich nach ihrer Ankunft müssen sie jedoch feststellen, dass sich in der Zwischenzeit offenbar einige Personen in den Räumlichkeiten aufgehalten haben – davon Zeugen jedenfalls u.a. eine aufgebrochene Kellertür, benutztes Geschirr, schimmelnde Essensreste sowie einige Blutflecken auf einem verdreckten Bettlaken. Der flugs kontaktierte Sheriff (Stephen McHattie) geht davon aus, dass das sicherlich nur „einige Kids“ waren – und empfiehlt ihnen, sich keine weiteren Sorgen zu machen sowie einfach einige Lichter einzuschalten, um ihre Anwesenheit zu verdeutlichen. Unabhängig Sarah´s Bedenken entschließen sie sich dazu, dem Rat des Beamten zu folgen – also zu bleiben, die Sauerei aufzuräumen und sich den Trip nicht gänzlich verderben zu lassen. Im Laufe der Nacht stellt sich das allerdings schon bald als ein großer Fehler heraus: Zuerst verschwindet Liam spurlos – bevor sich das besorgte Paar zudem plötzlich mit vier finsteren Gestalten konfrontiert sieht, die eine spezielle Absicht im Schilde führen und ihnen fortan nach dem Leben trachten…
Verfasst seitens der beiden noch nicht sonderlich erfahrenen Drehbuchautoren Thomas Pound (TV´s „Motive“) und Michael Foster (TV´s „Killjoys“) – welche sich im Vorhinein mit Sicherheit verschiedene Highlights des betreffenden Genres als „Anschauungsmaterial“ vorgeknöpft hatten – hält sich der gewählte Aufbau bzw. die grundlegende Konzeption des Streifens auffallend eng an dem (aus diversen Beispielen und Erfahrungswerten entstandenen) „Ideal-Muster“ artverwandter Veröffentlichungen: In diesem Sinne kommt der Film zwar angenehm bündig, stimmungsvoll und effektiv daher – erweckt simultan aber auch einen durchaus unvorteilhaften unoriginell-vertrauten Eindruck, woran er letztlich am stärksten zu leiden hat. Schnell und ergiebig werden einem die zentralen Protagonisten im Rahmen der eingangs umgehend dargereichten, auf emotionaler Ebene angespannten Familienkonstellation näher gebracht – also Liam´s vehementes Ablehnen seiner einfühlsam ein besseres Verhältnis zwischen ihnen anstrebenden Stiefmutter, während Corey in der Beziehung ja quasi „zwischen den Stühlen steht“ und die (keineswegs unberechtigte) Befürchtung hegt, Sarah aufgrund dieser sie allesamt bedrückenden Situation demnächst irgendwann „verlieren“ zu können. Ein unheilschwangeres Basisgefühl ist omnipräsent: Zwischen dem Ende des unbehaglichen Einstiegs und dem Entdecken der „Hinterlassenschaften“ der Unbekannten im Innern des in einer idyllisch-bewaldeten Region errichteten, rustikalen wie netten zweistöckigen Gebäudes vergehen nur wenige Minuten – und das bei insgesamt ohnehin bloß 80. Frei sich unvorteilhaft auf den generierten Grad an Atmosphäre und Suspense auswirkender „Leerlaufphasen“ entfaltet sich die Handlung durchweg erfreulich straff und kurzweilig…
An sich funktionieren sowohl die „Home Invasion“- als auch „Slasher“-Elemente des Streifens prima – erfüllen ihre jeweiligen Zwecke – allerdings kennt man die meisten der zur Schau gestellten Umstände, Begebenheiten und Abfolgen bereits aus diversen vergleichbaren Produktionen (á la „the Strangers“ oder „Ils“), in denen verängstigte Unglückselige sich durch dunkle Flure und Räumlichkeiten schleichen, sich verstecken, verschanzen, nach draußen (in die Nacht hinein) flüchten, vergebens auf „externe Hilfe“ hoffen und sich ab einem gewissen Punkt schließlich selbst tatkräftig gegen die sie terrorisierenden Personen zur Wehr setzen. Allerorts könnten die Killer lauern – hinter Türen, Wänden und Bäumen – was unweigerlich den Puls von Corey, Sarah plus jenen des Betrachters in die Höhe treibt. Zusätzlich tragen die gewählten Locations (zwei Häuser, eine Scheune, die alles umgebenden Forste) sowie der angepasste Score Trevor Yuiles (TV´s „Orphan Black“) ihren Teil dazu bei – wohingegen einige Einfälle (wie der creepy Klang einer alten Schallplatte) doch ein Stück weit „zu bemüht“ wirken und andere Momente ihrerseits zwar realistischer Natur sind, in Filmen jedoch als Klischees gelten (etwa das Stolpern eines Flüchtenden über eine Wurzel oder irgendeinen Gegenstand auf dem Boden eines stockfinsteren Kellers). In Addition dazu wäre in diesem Kontext noch das Abfeuern von Leuchtraketen anzuführen: Ja, man selbst kann dadurch u.a. sehen, in welche Richtung man eigentlich irrt – allerdings wird den Verfolgern gegenüber zugleich die eigene Position preisgegeben. Immerhin ist die Szene in ihrer offerierten Form optisch ansprechend geraten – worüber hinaus man Werke dieser Art prinzipiell eh lieber nicht übermäßig tiefschürfend hinterfragen sollte…
Trotz bloß oberflächlich gestrickter Charaktere liefern die verpflichteten Darsteller zumindest anständige Leistungen ab: Als Sarah überzeugt „Ginger Snaps“- und „American Mary“-Star Katharine Isabelle in einer für sie geradezu ungewohnt „normalen“ Rolle – welche sie sympathisch und kompetent meistert, die aber gern hätte reichhaltiger daherkommen dürfen. Corey wird indes von Robin Dunne portraitiert, der zu Beginn dieses Millenniums vor allem dank einer Reihe schwacher „DtV-Sequels“ Bekanntheit erlangte (vgl. „the Skulls 2“, „Cruel Intentions 2“, „Species 3“ sowie „American Psycho 2“) und im Vorliegenden den Part des um seinen Sohn ringenden Vaters achtbar über die Bühne bringt. Eben jenen mimt der junge Peter DaCunha („the Barrens“) passabel – doch führte das verschmähende Gebaren Liams schon in der ersten Viertelstunde dazu, dass mir sein Schicksal im Grunde vollkommen egal wurde. Des Weiteren verfügt der stets gern erblickte Stephen McHattie („Pontypool“) als Sheriff leider nur über sehr eingeschränkte Screen-Time und werden die vier Angreifer Schrägstrich Peiniger von Noah Danby („Darfur“), Inessa Frantowski („Cosmopolis“), Amy Forsyth („Me X Infinity“) und Joe Silvaggio („Weirdsville“) rein zweckdienlich verkörpert. Letztere tragen groteske, durchaus unheimliche Masken, die aus den Köpfen einiger großer Stofftiere Liams angefertigt wurden: Mr. Mouse, Pig Lady, Little Monkey und Little Rabbit. Ihre Backstory, konkreten Ansichten und Motive werden kaum mehr als nur angedeutet – u.a. ergänzen sie ihre „Familie“ um verschleppte Kinder ihrer Opfer; siehe dazu das anfängliche Nietzsche-Zitat – was alles in allem ein wenig zu schlicht und unbefriedigend anmutet. Ich gehe einfach mal davon aus, dass man sich detailreichere Infos sicherlich für eine potentielle Fortsetzung „aufsparen“ wollte…
Zwar werden Menschen grausam ihres Lebens beraubt – beispielsweise verbrannt, erstochen, erschossen oder zu Tode geprügelt – doch wurden die betreffenden Gewaltakte nicht unnötig explizit arrangiert, was absolut in Ordnung so ist sowie generell ohnehin besser mit der eher psychologischen (statt physischen) Ausrichtung des dargebotenen Schreckens harmoniert. An einer Stelle wird Corey an einen Stuhl gefesselt und per Elektroschocks gefoltert, da ihn Mr. Mouse dazu bringen will, Liam gegenüber zuzugeben, jenen nicht mehr zu lieben – allerdings kann man selbst da nicht wirklich von „fiesem Torture Porn“ sprechen. Handwerklich gibt es so gut wie nichts an dem Streifen auszusetzen: Die Kameraarbeit Boris Mojsovskis („the Day“) weiß zu gefallen – inklusive ein bis zwei herausragender „Money-Shots“, aus deren Reihen einem speziell der erste Auftritt eines Killers vor einem in Flammen stehenden Pkw im Gedächtnis verbleibt – und auch die Inszenierung Jordan Barkers lässt sich (unzweifelhaft) als versiert bezeichnen. Diese positiven Faktoren reichen „unterm Strich“ jedoch nicht umfassend aus, um an die Qualität von geschätzten Genre-Highlights á la Adam Wingard´s „You´re Next“ heranzukommen. Ähnlich erging es Barker übrigens bereits 2006 in Gestalt seiner Geister-Geschichte „the Marsh“ (mit Gabrielle Anwar und Forest Whitaker) – welche ebenfalls einige augenfällige Defizite im Bereich der Originalität aufwies, einen nichtsdestotrotz aber noch immer solide zu unterhalten wusste. Ein inspirierteres Drehbuch wäre auf jeden Fall zu wünschen gewesen, u.a. weil vieles aufgrund der Masse an „Déjà-vus“ nunmal recht unvorteilhaft vorhersehbar wirkt – einschließlich des obligatorischen Epilogs, der die sprichwörtliche „Tür“ für ein Sequel sperrangelweit offen hält…
Fazit: „Torment“ ist ein straffer, atmosphärischer, verhältnismäßig spannender sowie schön düsterer Low-Budget-Horror-Thriller aus kanadischen Landen, dem es unglücklicherweise jedoch (vorrangig) an eigenständigen Ideen und markanten Abweichungen vom „altbekannt-gängigen Schema“ mangelt…
Während der Streifen bis heute (03/2015) in Deutschland noch immer nicht erschienen ist, kann man ihn u.a. in Großbritannien und den USA auf DVD finden bzw. käuflich erwerben. Die einzige mir bekannte BluRay-Veröffentlichung stammt indes aus Skandinavien – zwar ohne echtem Bonusmaterial, nichtsdestotrotz (bei entsprechendem Interesse) empfehlenswert…
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