Originaltitel: Traffik__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Deon Taylor__Darsteller: Paula Patton, William Fichtner, Missi Pyle, Roselyn Sanchez, Dawn Olivieri, Luke Goss, Omar Epps, Laz Alonso, Lorin McCraley, Claude Duhamel u.a. |
Es könnte ein wirklich toller Tag für Brea sein, immerhin hat sie Geburtstag. Doch der Tag nimmt einen recht unangenehmen Verlauf. Zum einen muss die Zeitungsreporterin feststellen, dass ein Kollege ihren lange anrecherchierten Artikel abgerippt und unter seinem Namen veröffentlicht hat. Dann muss sie merken, dass sie von ihrem Chef keinerlei Rückhalt zu erwarten hat und von diesem mehr oder weniger vor die Tür gesetzt wird. Und als wäre das nicht des Schlechten genug, muss sie am Abend auch noch den nervigen Freund ihrer großen Liebe John ertragen.
Der Tag bekommt zumindest eine ansatzweise gute Wendung, als John verrät, was sein Geschenk für Brea ist: Ein Wochenende irgendwo im Nirgendwo in einer „Hütte“. Brea freut sich riesig auf die Auszeit und hofft, hier von den wenig erquickenden Erlebnissen ausspannen zu können. Doch schon der Weg ins Paradies ist erneut mit Fallstricken gesäumt. John gerät mit rassistischen Bikern aneinander und Brea begegnet auf einer Raststellentoilette einer Frau, die mit jeder Faser ihres Körpers um Hilfe zu schreien scheint, aber nichts Entsprechendes sagt.
In der sich als gewaltige Villa entpuppenden „Hütte“ angekommen, geben sich Brea und John einander hin und genießen sich in vollen Zügen. Da taucht plötzlich Johns Buddy mit seiner Perle in der Villa auf. Die Stimmung ist sofort gereizt, als plötzlich ein Handy klingelt. In Breas Tasche findet man ein Satellitentelefon, von dem Brea vermutet, dass es die Frau von der Raststelle in ihre Tasche gesteckt haben könnte. Von einer Lautäußerung der Frau leitet Brea den Code zur Entsperrung des Handys ab.
Auf dem Handy werden sie zahlloser Bilder misshandelter Frauen gewahr, die in einer Art Katalogsystem zum Kauf angeboten werden. Brea und John scheinen die Wege von Menschenhändlern gekreuzt zu haben. Menschenhändler, die sich just in dem Moment vor der Hütte aufbauen und das Telefon zurückfordern.
Hübsch anzusehender Thriller mit Luke Goss
Regisseur Deon Taylor („Black and Blue“) hat zuletzt mit Filmen wie „Fatale“ oder „The Intruder“ bewiesen, dass subtile Töne nicht seine Stärke sind. Mit breitem Pinselstrich gibt es in seinen Filmen mitten auf die Glocke. So auch hier. Ekelhafte Freunde sind richtig ekelhaft. Fiese Biker noch viel fieser. Und gute Menschen die Herzensgüte in Person. Wird kitschiges Liebesspiel zelebriert, dann so richtig. Und schlägt die Handlung in Richtung Thriller um, dann mit Schmackes.
Infolgedessen ist die Grenze zwischen Gut und Böse fett gezogen. Selbst Figuren, die im weiteren Verlauf einen fiesen Turn hinlegen werden, dürfen sich schon früh mittels fies dreinblickender Visage selbst enttarnen. Überraschungen werden so weithin sichtbar im Vorfeld platt gemacht. Trotzdem gelingen Deon Taylor mit dem Durchstarten des Thrillerparts und einer sich anschließenden Jagd durch einen Wald ein paar durchaus spannende Sequenzen. Leider bleibt die Spannung aber nicht konstant erhalten, was auch für den einen oder anderen Tempohänger sorgt.
Zudem hat man früh den Eindruck, dass der Film nur aufgrund diverser dummer Entscheidungen der eigentlich gar nicht so blöde rüberkommenden Figuren am Laufen gehalten wird. Gut wie Böse haben hier einige extrem irrationale Denkaussetzer und Handlungen vorzuweisen, was beim Zuschauer irgendwann für ziemlich heftiges Augenrollen sorgt. Und so irre manche Entscheidung auch anmuten mag, der Vorhersehbarkeit der ganzen Chose tut dies keinen Abbruch.
Der bereits erwähnte dicke Pinselstrich findet im Übrigen auch in der Optik von „Traffik“ diverse Entsprechungen. Deon Taylor inszeniert mit extremer Farbgewalt. Der Einstieg bleibt im natürlichen Spektrum verhaftet und bietet sattes Grün auf dem Roadtrip unserer beiden Helden. In der Villa übernehmen Neonlichter und sorgen für einen leicht surrealen Anstrich.
Der Thrillerpart präsentiert dann einen irre ausgeleuchteten Laubwald, der beinahe taghell anmutet und wirklich atmosphärische Gegenlichtaufnahmen ermöglicht. Das Finale steigt in einer sepiafarbenen Umgebung. Schiefe Einstellungen und ein flotter Schnitt sorgen für Tempo in der Bebilderung. Der Score verrichtet unauffällig seinen Dienst.
Viel Action steigt in „Traffik“ nicht. Im Rahmen der Waldhatz setzt es ein paar Verfolgungsjagden zu Fuß. Es wird auch mal geballert und Hirn mit Schrotflinten an Wänden von Waldhütten verteilt. Das Ableben einiger als safe eingestuften Figuren sorgt kurzzeitig mal für Aufregung und auch eine Verfolgungsjagd zwischen einem Auto und einem Motorrad belebt den Puls. Alles nichts Aufregendes. Angenehm intensiv gerät jedoch das Finish.
Einen durchweg guten Job macht Paula Patton („Mirrors“) als Brea. Patton hat den Film auch produziert und lässt sich von Deon Taylor vor allem in den ersten 45 Minuten mega sexy in Szene setzen. Beständig drohen Oberteilträger runterzurutschen und die Brüste freizulegen. Genauso oft lugen Pattons knackige Pobacken unter irgendwelchen zu kurzen Klamotten hervor. Und selbst in ihren physischen Momenten lässt der Regisseur seine Produzentin sexy verschwitzt auflaufen. Abgesehen von einem seltsamen Moment rund um ihren Charakter und das Herausrücken des Satellitentelefons kann sich Paula Patton durchweg sicher sein, den Zuschauer an ihrer Seite zu wissen.
Gegen diese sympathische Show kommt Omar Epps („Scream 2“) als ihr Freund John zu keiner Zeit an. Warum eine so tolle Frau wie Brea einen derartigen Langweiler gut finden soll, man weiß es nicht. Spätestens im temporeicheren Thrillerpart wirkt Epps dann aber deutlich souveräner. Mit Roselyn Sanchez („Act of Valor“) hat sich noch eine weitere wunderhübsch anzusehende Darstellerin in den Film verirrt, darf aber kaum etwas zeigen.
Ganz im Gegenteil zu Luke Goss („Killing Salazar“). Der hat zwar nur wenige Szenen, darf in denen aber mal so richtig schön fies sein. Da werden trockene Headshots gesetzt, Flüche und Drohungen im Sekundentakt abgelassen und Frauen missbraucht, als gäbe es kein Morgen. Infolgedessen darf sich Luke des ganzen Hasses des Zuschauers sicher sein. In kleineren Nebenrollen sind zudem William Fichtner („Der Sturm“) als Chef von Brea, Missi Pile („Voll auf die Nüsse“) als Dorfsheriff und Dawn Olivieri („Devil’s Den“) – letztere mit viel Mut zur Hässlichkeit – zu entdecken.
„Traffik“ punktet vor allem durch seine tolle Hauptdarstellerin
Sexy Paula Patton ist unumwunden und unübersehbar der absolute Höhepunkt des ansonsten brutal generischen Thrillers. Zudem gibt sich die Darstellerin im von ihr mitproduzierten „Traffik“ auch alle Mühe, dem keinerlei Subtilität besitzenden Streifen zumindest etwas Erdung zu verleihen. Der gibt sich am Ende tatsächlich selbst noch einen wichtigtuerischen Anstrich, wenn er so tut, als würde es ihm tatsächlich darum gehen, Frauenhandel in den USA und in der Welt anzuprangern. Das kann man zu keinem Augenblick irgendwie ernst nehmen.
Dennoch hat der Film neben Paula Patton weitere Pluspunkte. Seine knallige Optik macht definitiv Spaß, es gelingen ein oder zwei wirklich spannende Einzelszenen und Luke Goss haut als Fieswicht ordentlich einen raus. Davon abgesehen ist „Traffik“ ein eher platter, insgesamt ziemlich spannungsarmer Vertreter seiner Zunft, der mit Figuren vom Reißbrett und dem Abhaken des kleinen Thriller-Einmaleins’ keinerlei Originalitätspunkte zu machen vermag.
Der Film hat in Deutschland keine Auswertung auf physischen Datenträgern erfahren. Auf diversen VoD-Plattformen kann man den ab 16 freigegeben Thriller aber zumindest streamen. In Großbritannien und den USA kann man den Film auch auf DVD und Blu-ray erstehen.
In diesem Sinne:
freeman
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