Wer ist eigentlich dieser Michael Bay? In erster Linie ist der 1965 geborene Bay ein amerikanischer Regisseur, der für seine Herrschsucht am Set und sein ungestümes Aufbrausen bekannt ist. Doch das ist noch lange nicht alles. In Interviews blitzt immer wieder eine ungemein selbstsichere Attitüde durch, die nahezu an Arroganz zu grenzen scheint. Genau jene Arroganz ist es, die ihn dazu bringt, sich niemals von seinen Zielen abbringen zu lassen. Nehmen wir nur die Gerüchte um seinen Vater. Er selber behauptet gerne, er sei ein Sohn des Regisseurs John Frankenheimer. Dieser zweifelte dies an, ließ gar einen Vaterschaftstest zu und belegte seine “Unschuld” an Michaels Existenz. Doch Bay blieb hartnäckig bei seiner Theorie. Und genau diese Hartnäckigkeit ist es, der er im Grunde seine Karriere verdankt. Bay lässt sich einfach nicht beirren. Und Bay polarisiert mit seinem unbeirrbaren Schaffen. Auf der einen Seite hassen ihn die Kritiker und Leser der Feuilletons dieser Welt für seine strunzdummen, hohlen und patriotisch peinlichen, höchst pathetischen Storys, die er in seinen Werken verbrät. Und auf der anderen Seite wird er von Millionen Actionfans dieser Welt genau dafür geliebt. Freilich in Verbindung mit dem ganzen Stilmittelbombardements des Michael Bay, die er sich selber über Jahre in der harten Schule der Werbe- und Videoclipbranche erworben hat. Diese implementierte er 1995 erstmals in seinem Langfilmdebüt „Bad Boys“ und unterflog mit dem Startschuss für Will Smiths Karriere noch sämtliche Radars. Die Kritiker äußerten sich einigermaßen wohlwollend über den Stil und die einigermaßen witzige Geschichte und die Actionfans goutierten mit Wonne ein paar herrlich inszenierte Actionszenen. Mit „The Rock“ trieb er dann seinen Baystil zur Perfektion und renovierte das Actiongenre. Plötzlich öffneten sich für die verschiedensten Werbe- und Videoclipregisseure Tür und Tor zu der Traumfabrik und sie ergriffen zumeist umgehend die sich bietende Chance – nicht immer zu Gunsten des actionaffinen Publikums. Wackelkamera und irrsinnige Schnittfrequenzen überfordern noch heute so manches Menschenauge.
Doch der Anfang war gemacht. Denn dieser zweite Hit, wie „Bad Boys“ unter Produzent Jerry Bruckheimer lanciert, ließ Michael Bay zum ultimativen Hot Shot werden. Dummerweise kam danach „Armageddon“ (1998). Dieser bewies Michael Bays Händchen für die Inszenierung bombastischer Szenarien, eingebettet in vorsintflutlich anmutende, vollkommen übersteigerte Männlichkeitsrituale und perfekte Optik/Effekte. Für die Actionfans dieser Welt stand fest: Michael Bay ist Gott. Für die Kritiker war der Antichrist geboren. Dinosaurierkeksschlachten, peinliches Geturtel, infernalischer Patriotismus. Wer brauchte denn so was? Jerry Bruckheimer meinte: “Möglichst alle Menschen dieser Welt. Also lasst uns ‘Pearl Harbor’ verfilmen.” Das Ergebnis war ein Desaster: Die peinlich platten Anlehnungen an den Klassiker „Titanic“ schlugen dem Zuschauer im Minutentakt um die Ohren, die Geschichte berührte zu keinem Zeitpunkt, Cuba Godding Jr. wurde aufgefordert, seinen Oscar wieder herzugeben, und mittendrin Nullcharmeur Ben Affleck mit der wohl hölzernsten Leistung seiner Karriere. Bay rannten alle angezielten Zielgruppen davon. Die Frauen wurden durch die gigantische Materialschlacht und das Hauruckpatriotenende vergrault und die Kerle wurden aufgrund der peinlichen Liebesgeschichte rot vor Scham. Die Kritiker dagegen eher vor Wut. Bays Karriere war an einem Scheidepunkt angelangt. Also wandte er sich wieder dem zu, was er am besten konnte: Action ohne Sinn und Verstand. Das Ergebnis: „Bad Boys II“. Ein Ultrarechter sei Bay, ein Menschenhasser, einer der die Invasion in fremde Staaten befürworte und ein Perverser, der sogar unflätige Witze mit Leichen trieb. Selten wurde Bay von der Journalie so angefahren und selten hatte selbige so recht. Doch das juckte keinen seiner Fans, denn „Bad Boys II“ war überkandideltes Actionkino einer neuen Generation. Und „neu“ wurde zu Bays neuem Leitspruch. Also verließ er seine Vaterfigur Jerry Bruckheimer und schlüpfte bei Steven Spielberg unter. Das erste Ergebnis dieser Kollaboration ließ so manchen Kritikergegner auf Bays Kurs umschwenken, denn in den ersten 60 Minuten von „The Island“ beweist Bay sogar so etwas wie erzählerisches Geschick und es gelingt ihm ein paar diskussionswürdige Ansätze in einem Mainstreamstreifen par Excellance unterzubringen. Seine Fans beglückte er dann mit einer gigantischen Action Tour de Force im zweiten Abschnitt seines Streifens. Doch ausgerechnet bei diesem engagierten Projekt blieben ihm die Fans weg und „The Island“ hatte Probleme, in den USA seine Produktionskosten wieder einzuspielen. Bays Reputation stand auf dem Spiel.
Kein Wunder also, dass er zunächst Spielbergs Angebot für die Regie an „Transformers“ dankend ablehnte. Denn er brauchte einen Hit. Einen echten. Doch Bay wurde schnell stutzig, denn er vertraute auf Spielbergs Gespür für erfolgreiche Themen und er überdachte seine Ablehnung noch einmal. Warum? Kaum eine Frage dürfte schwerer zu beantworten sein, denn nach Bays Ausflügen in anspruchsvollere (bitte in Relation sehen) Gefilde, ist die in „Transformers“ gebotene Geschichte ein eklatanter und fast schon peinlicher Rückschritt in Richtung „Asteroid könnte auf Erde fallen, harte Kerle sprengen ihn weg“. Klar, das Gebrubbel um einen allmächtigen Würfel, der die Welt der Autobots wieder neu beleben könnte, die einst von den Decepticons zerstört wurde, soll so etwas wie eine komplexe Story vorgaukeln. In Wirklichkeit geht es aber nur darum, dass sich Autobots und Decepticons auf Erden gegenseitig auf die Omme hauen, weil der Würfel irgendwann hier gelandet ist. Dass dabei ein paar Menschen zwischen die Fronten geraten, ist so logisch wie egal. Denn im Grunde, so betonen es Spielberg und Bay auf ihren Promoterminen immer wieder aufs Neue, ginge es um einen Jungen und dessen Liebe zu seinem Auto. Ein urarchaisches Thema, glaubt man den Beiden. Für alle anderen bleibt dies eine, gelinde gesagt, peinliche Rechtfertigung für eine quasi nicht vorhandene Story.
Und irgendwie scheint Bay das auch so zu sehen, denn zu Beginn macht er dementsprechend aus dem prekären Storyengpass das Beste. Kurzum: Er lässt die Leinwand erbeben. Ein aus einem Helikopter entstehender Decepticon macht mit einem großen amerikanischen Militärlager inmitten einer Wüste ein Halbes. Dabei fliegen Panzer durch die Luft, ist der Munitionsverbrauch Legion und bahnen sich genial anzusehende, extrem wuchtige Druckwellen ihren Weg durch die Reihen der Amis und die Magenwände der Zuschauer, denn das wuchtige Sounddesign lässt das Kino mal wieder so richtig vibrieren. Danach versucht Bay seine Geschichte anzuschieben und steht zunächst dank eines extrem sympathischen und sich immer mehr steigernden Shia LaBeouf absolut auf der Gewinnerseite. Die Geschichte um Shias Sam Witwicky, der mittels einer coolen Karre das Herz seiner Angebeteten Mikaela (schaut ab und zu noch mehr nach CGI aus, als die Roboter: Megan Fox) erobern will, wird mit viel Verve und Witz vorangetrieben und funktioniert hervorragend. Leider verpasst Bay hier irgendwann den Absprung und verrennt sich in diffusen, immer ausgedehnteren Szenarien und Nebenschauplätzen, die nicht wirklich interessant sind.
Dabei misslingt ihm dann vor allem der Mittelteil, der einige komische Szenen lancieren soll, die aber zumeist ohne echte Pointe auf der Leinwand implodieren. Stellvertretend sei die scheinbar endlose „Sam versucht die Autobots in seinem Garten zu verstecken“ Sequenz genannt, die Bay solange auskostet, bis jedweder Witz komplett aus der Szene gewichen ist. Blöderweise wird diese Szene dann auch noch dadurch beendet, dass ein neuer Subplot um John Turturros Agent Simmons und seine Sektion 7 Männer angeschoben wird, die den Film noch mehr streckt und absolut höhepunktlos verpufft. Spätestens jetzt wird dem Zuschauer Angst und Bange. Weniger, weil sich Turturro hier mit jeder Sekunde mehr zum Vollidioten macht, sondern vielmehr, weil man befürchtet, dass Bay die Kurve nicht mehr kriegen könnte.
Die Anzeichen dafür sind nämlich durchaus vorhanden: Immerhin nerven die Autobots mit wirklich dämlich patriotischen Dialogen und Sprüchen und ist deren Vermenschlichung schon einen Tick zu extrem. Auch die seit Jahren mal wieder erfolgte Erlaubnis des Militärs, auf deren Bestände und Manpower zurückzugreifen, ist für den Streifen nicht unbedingt von Vorteil, wirkt er doch so wie ein überlanges Bewerbungsvideo, bei dem es nicht verwundern würde, wenn auf einmal neben der Kinokasse ein Wehrbeauftragter sitzen täte, der einen rekrutieren möchte. Schleichwerbung gibt es aber nicht nur für die Armee, nein auch die verschiedensten amerikanischen Automarken kommen zu ihrem Recht und werden von Bay bildschirmfüllend und minutenlang bis zum Exzess überinszeniert. Richtig peinlich ist dann aber das Mitwirken des “witzigsten” schwarzen Komikers von Hollywood. Was Anthony Anderson in dem Streifen zu suchen hat, weiß Gott Bay allein. So sind es im Mittelteil nur wenige Szenen, die Hoffnung auf mehr machen. Sei es eine witzige „Kill Bill“ Anspielung oder eine Selbstreferenz Bays, der „Transformers“ schon einmal als viel cooler als „Armageddon“ bezeichnen lässt.
Und dann endlich passiert es. Steve Jablonskys Score darf epischer werden. Josh Duhamel darf den All American Action Hero geben. Shia LaBeouf rennt um sein Leben. Megan Fox packt die Samthandschuhe weg. Michael Bay himself lässt seine Stilmittel Amok laufen und ILM fährt Überstunden. Denn endlich – knapp 30 Minuten vor Ende des Streifens – explodiert die Leinwand vor dem Auge des Zuschauers und Bay liefert das ab, was man sich von „Transformers“ versprochen hat. Eine gigantische, das Action- und Effektkino mit gewaltigen Adrenalinstößen versehende Materialschlacht, die absolut ihresgleichen sucht und wohl noch einige Jahre suchen wird. Gigantische Roboter knallen aufeinander. Sie schmettern einander durch Hochhäuser, durch die sie in Zeitlupe hindurchkrachen und dabei für ungeahnte Kollateralschäden unter der menschlichen Bevölkerung sorgen. Sie zerlegen eine amerikanische Großstadt. Und sie liefern sich in ihrer transformierten Form Luftkämpfe mit Militärflugzeugen… kurzum: Sie rocken die Scheiße! All das wird technisch perfekt präsentiert. Seien es Bays gigantisch schnell geschnittene Bilder, seine energetische Art zu inszenieren und immer wieder eingeflochtene, megaedle Zeitlupenstudien… Actionzampano Bay ist in seinem Element und er treibt alle anderen zu Höchstleistungen an.
Steve Jablonsky löst sich so mittels genialer Männerchöre endlich aus dem Schatten von Hans Zimmer, den er vorher bis zum Exzess kopierte. Er flicht das geniale „Doomsday Clock“ von den Smashing Pumpkins ein und gibt mehr und mehr das Tempo des Filmes vor. Dieses wird immer höher und reiht Actioneskapade an Actioneskapade. Das Ergebnis ist perfektes Kintopp, das in seiner effekttechnischen Perfektion auch noch erklärt, warum es in „Fluch der Karibik III“ keine richtig große Schiffsschlacht gab: Man brauchte bei ILM einfach die Rechenpower für „Transformers“. Und wenn man Berichte hört, in denen davon die Rede ist, dass die Rechenparks der Trickschmiede teils bis zu 58 Stunden an EINEM Bild rechneten, bekommt man eine Ahnung von dem Aufwand hinter „Transformers“. Und Bay als auch ILM waren von den Effekten so überzeugt, dass sie manche sogar in Zeitlupe präsentieren! Bisher eher ein Unding, legt doch gerade dieses Stilmittel jegliche Mängel der Effekte schonungslos offen. Nicht so bei „Transformers“. Hier ist man dankbar für die Zeitlupen, sind doch die Roboter so reich an Details und sich ständig bewegenden Einzelteilen, dass man normalerweise gar nicht in der Lage wäre, die Blechkameraden in ihrer Gesamtheit zu erfassen.
Und der Zuschauer sitzt in dem Kino und wagt es kaum, zu atmen oder zu zwinkern. Man könnte ja etwas verpassen. Und man spürt, mit welch unbändiger Energie Bay an seine Filmprojekte herangeht. Man spürt die geradezu kindliche Freude an der Zerstörung und den Bildern, die ebenjene perfekt transportieren. Hier funktioniert dann auch der Witz des Streifens, der endlich wieder nur beiläufig eingeflochten wird und nicht wie angepappt wirkt. Grandios zum Beispiel die Szene, wenn Megatron einen neben ihn liegenden Menschen mit einem Fingerschnippen wegschleudert und lapidar meint: „Widerlich“. In dem gigantischen Showdown merkt man Bay an, dass es das ist, wofür er Filme macht: Die Menschen begeistern, unterhalten und ihnen etwas zeigen, was es so noch nie zu sehen gab … und das hauptsächlich über die Arbeit mit Superlativen. Alles an Transformers ist überlebensgroß: Der Patriotismus, der Heldenmut, das Tempo in der Action, die Action selber, die Bilder, die Effekte … Bombast in XXXXL und der Beweis dafür, dass Bay einen actionaffinen Menschen IMMER packen kann. Dafür steht der Name Michael Bay … DAS ist Michael Bay …
In diesem Sinne:
freeman
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Michael Bay spaltet die Kinogänger wie sonst kein anderer Regisseur. Mehr als sonst kann man hier behaupten: Die einen lieben ihn – die anderen hassen ihn. So steht er doch für Brachialaction allererster Güte, die gerne einmal „Style over Substance“ als höchsten Grundsatz nimmt und die meist renommierten Charaktermimen regelrecht „verwurstet“ oder sogar nur in Nebenrollen verpfeffert (z.B. Michael Clarke Duncans unwürdiger Auftritt in „The Island“). Immerhin bot „The Island“ eine halbwegs brauchbare Geschichte, welche sich nicht einmal hinter der ausufernden Action in der zweiten Filmhälfte verstecken brauchte. „Die Insel“ war bis dato Bays bester Streifen – und zugleich auch der wenig erfolgreichste. Weiß Gott warum… Nun, ein Hit musste her. Und welcher Produzent wäre dafür prädestinierter als Steven Spielberg? Zwar sträubte sich Bay angesichts der Story eine ganze Zeit lang, den Film zu drehen, letztendlich nahm er dann aber doch auf dem Regiestuhl Platz. Immerhin konnte er sich in den zahlreichen Actionszenen wieder einmal so richtig austoben…
„Transformers“ handelt von den beiden Roboter-Rassen Autobots und den Decepticons vom Planeten Cybertron. Nachdem die beiden Rassen über Jahrhunderte hinweg friedlich zusammen lebten, brach plötzlich ein Krieg zwischen ihnen aus. Durch einen Zufall landet dann ein Würfel, welcher für die Roboter als Energiequelle dient, auf der Erde, wodurch der Krieg der beiden Rassen nun auf unseren blauen Planeten verlagert wird. Die Menschen scheinen machtlos gegen die Gewalt der Roboter zu sein. Doch es gibt einige gute Roboter – die Autobots – die dem Menschen im Kampf gegen die Maschinen zur Seite stehen. Der unscheinbare Sam Witwicky (Shia LaBeouf) scheint dabei eine Schlüsselrolle zu spielen.
Michael Bay mixt in seinem weiteren Ausflug ins Sci-Fiction-Genre die typisch amerikanische Coming-of-Age-Geschichte eines Teenies mit den Paradigmen der gleichnamigen Zeichentrickserie aus den 80ern. Shia LaBeouf nimmt dabei (zum Glück) die Hauptrolle ein. So ist er es dann auch, der den Film über weite Strecken erträglich gestaltet. Als (männlicher) Zuschauer findet man sich in seiner Person einfach wieder. Wer möchte nicht auch gerne ein Auto haben, welches (im wahrsten Sinne des Wortes) dabei hilft, die schärfste Braut der Stadt klar zu machen, wodurch sich – vor allem in der ersten Hälfte des Filmes – einige schöne Humorspitzen ergeben; völlig ungewohnt für einen Michael Bay Film. Sicher hatte auch ein gewisser Spielberg bei diesen und ähnlichen Szenen seine Finger im Spiel.
Legt Bay den Fokus dann aber wieder auf den Verteidigungsminister (dargestellt von Jon Voight) und das Pentagon, so gestaltet sich der Film ungemein zäh und es wird viel zu zwanghaft versucht, dem Ganzen einen ernsthaften Stempel aufzutragen und alles logisch zu erklären. Oftmals wirken die humoristischen Szenen ebenso fehl am Platze wie die ernsthafteren. Der Film wird dadurch auch zunehmend unharmonischer. Bay hätte sich hier auf eine Seite konzentrieren sollen. Und die Szenen um LaBeouf sind bei weitem die interessanteren…
Zwar startet der Film gleich zu Beginn ungemein spektakulär, wenn ein Decepticon wie im Vorbeigehen eine ganze Militärbasis niedermäht, doch nach dem spektakulären Beginn braucht der Film einfach viel zu lange, um in Fahrt zu kommen. Die Laufzeit von gut 144 Minuten macht sich dann auch schmerzlich bemerkbar. Es wird einfach viel zu viel erklärt, was bei einer solch einfachen Geschichte einfach nicht nötig gewesen wäre. Stellenweise dreht sich der Film schlicht im Kreis und man fragt sich, wohin das Ganze führen soll. Exemplarisch sei hier nur einmal der Handlungsstrang um die Hacker Maggie Madsen (Rachael Taylor) und Glen Whitmann (Anthony Anderson) genannt, welche wie eine angezogene Feststellbremse auf den Film wirken und keinerlei Bezug zum eigentlichen Geschehen zu haben scheinen. Auch der kleine Roboter Frenzy, welcher wohl für etwas Humor sorgen soll, wirkt schlicht und ergreifend deplatziert. Seine hanebüchenen Aktionen sorgen höchstens für ein irritiertes Stirnrunzeln auf der Seite des Zuschauers. Solche und ähnliche Fauxpas hat der Film haufenweise zu bieten, was wiederum ziemlich ungewohnt für Bay ist, der ja ansonsten nur ein Minimum an Story für seine Szenarien beansprucht und sich letztlich völlig der Action hingibt – was ja bislang auch ziemlich gut funktionierte…
Doch einen gewaltigen Vorwurf muss sich Bay dann doch noch gefallen lassen. Es ist einfach nur nervig, wenn sich ein Regisseur selbst kopiert. Okay, Autojagden wie in „Bad Boys 2“ oder „Die Insel“ gibt es in dieser Form nicht. Aber an vielen Stellen wirkt „Transformers“ wie eine Parodie seiner selbst. Das mag ja im Ansatz ganz nett sein, aber wenn der Film schlichtweg nur aus solchen Szenen besteht (selbst die Schießerei aus „Bad Boys 2“ wird in einer höchst aufgesetzten Szene mit dem Verteidigungsminister(!) 1:1 kopiert), dann sollte man schon aufhorchen. Bay hat zwar seinen Stil gefunden, diesen den Filmen aber mit aller Gewalt aufzudrücken, auch wenn es gar nicht passt, ist ein Unding. Und so nervt es nur, wenn sich eine pathetische Szene an die andere reiht und zum tausendsten Mal, passend zum heroischen Score von Steve Jablonsky, ein Hubschrauber in Zeitlupe dem Sonnenuntergang entgegen fliegt und Roboter Sätze wie „Wer einen Krieg gewinnen will, muss Opfer bringen“ akzentuieren. Zudem macht es schon stutzig, dass zum Schluss mehr um den Tod eines Roboters getrauert wird, als über den, der dutzenden von Menschen, die beim Showdown (welcher wirklich spektakulär inszeniert wurde) ihr Leben ließen.
Letztendlich ist „Transformers“ nichts weiter als ungemein teurer Edeltrash, welcher durch seinen tollen Hauptdarsteller noch so einigermaßen die Kurve bekommt. Szenen wie die Highway-Jagd mit den Robotern, in der eine Mutter mit Kind in ihrem Van von der Straße gedrängt wird und dabei fast stirbt und das Kind nur ein „Cool, Mami!“ austönt, stehen für den ganzen Film: Hier darf man(n) sich wieder wie ein kleiner Junge fühlen. Und Bay beweist einmal mehr, dass er alles andere als ein Geschichtenerzähler ist und aus einer spaßigen Idee nur ein halbgares Ganzes fabrizieren kann. Zwar funktioniert die Action immer noch hervorragend, doch bei all der Effekthascherei sollte Bay darauf achten, sich nicht allzu oft zu kopieren. „Transformers“ zeigt stellenweise schon deutliche Abnutzungserscheinungen und man bekommt das Gefühl, dass er seit „The Rock“ nicht mehr viel dazu gelernt hat.
© LivingDead
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Hochglanz-Krawall-Ästhet Michael Bay ist zurück. Der Macher von Actionhits wie den beiden „Bad Boys“-Filmen, dem Genre-Meisterwerk „The Rock – Entscheidung auf Alcatraz“ und dem Sci-Fi-Kracher „Armaggedon“ festigt 2007 einmal mehr seinen Ruf als Synonym für kurzweiliges Sommer-Blockbuster-Entertainment. Nach fünf Zusammenarbeiten mit Star-Produzent Jerry Bruckheimer, eine Ära, die 2003 im furiosen R-Rated-Böller „Bad Boys 2“ kulminiert war, hatte der ehemalige Werbe- und Videoclip-Regisseur 2005 zu Steven Spielberg gewechselt und den unausgegoren-lahmen Science-Fiction-Flop „Die Insel“ inszeniert, der am US-Boxoffice zu Recht gnadenlos absoff. Die nun zweite Kooperation der beiden großen Namen des Mainstream-Kinos schlug sich da finanziell weitaus besser: Bereits in der Startwoche konnte „Transformers“ das Budget von 150 Millionen US-Dollar wieder einspielen und brauchte nicht lange, um die 300-Mio-Marke zu durchbrechen. Angesichts aktueller Monsterproduktionen wie der dritten Teile von „Spiderman“ und „Pirates of the Caribbean“, deren Herstellung weit über 300 Millionen verschlang (Werbekosten noch gar nicht mitgerechnet) ist der neueste Bay-Kracher sowieso schon fast ein Low-Budget-Film der Blockbuster-Liga.
Spielberg und Bay bleiben nach der schwachen „Insel“ im Science-Fiction-Genre und nehmen sich diesmal der Leinwandadaption eines Kultuniversums an: Die „Transformers“ sind eine in den frühen 80er-Jahren entwickelte Serie sich von Autos und sonstigen Fahrzeugen in ausgefallenste Roboter verwandelnder Spielzeugfiguren, die unter anderem eine TV-Serie und diverse sonstige Merchandise-Varianten hinter sich her zogen. Nachdem vor kurzem bereits eine Citroen-Werbung das „Transformers“-Konzept für publikumswirksame Zwecke reanimierte, dürfen sich die verfeindeten extraterrestrischen Roboter des Spielzeug-Universums im Sommer 2007 auf dem neuesten Stand der computergenerierten Tricktechnik in epischer Breite battlen und Michael Bay kredenzt mit seiner perfekt inszenierten Materialschlacht den Summertime-Kinohit schlechthin. Weder die diversen vorangegangenen durchwachsenen dritten Teile von „Spiderman“, „Shrek“ oder „Fluch der Karibik“ noch John McClanes bereits geniales Leinwandcomeback „Stirb Langsam 4.0“ generierten einen so unglaublichen Funfaktor, wie ihn Bays „Transformers“ dem Popcornaction zugeneigten Filmfan hiermit kredenzt.
Da der Kracher auf einer Spielzeugreihe basiert, kann man ihm einen gewissen infantilen Touch sicherlich nicht absprechen und das Rating lautet Spielberg-obligatorisch PG-13, was der Darstellung menschlichen Kollateralschadens der Robo-Krieger gewisse Schranken auferlegt. Doch Bay präsentiert seinen Krawall-Overkill so herrlich ironisch, locker und unernst, dass hier auf ganzer Linie schlicht das Kind im Manne bedient wird – Popcorn, Cola, relaxt im Kinosessel versinken und ab geht der kurzweiligste Kracher des Jahres 2007.
„Ihr Krieg. Unser Planet“ tönt es von den Werbeplakaten (der gleiche Spruch, mit dem vor einigen Jahren für Paul W.S. Andersons Crossover-Gurke „Alien vs. Predator“ geworben wurde) und damit ist zur Story eigentlich auch schon alles gesagt. Zwei verfeindete robotische Alienrassen vom Planeten Cybertron, die guten Autobots und die bösen Decepticons, landen auf dem blauen Planeten, um einen mysteriösen Energie-Würfel zu finden und der Rest ist Krach-Bumm. Na ja, auch nicht ganz. Ein bisschen Handlung hat „Transformers“ schon vorzuweisen: Als Teenager Sam (Shia LaBeouf) zum Geburtstag einen Gebrauchtwagen für 4000 Dollar geschenkt bekommt, ahnt er noch nicht, dass die Karre in Wirklichkeit ein transformierter Autobot ist. Als das Auto ihm aber zunächst bei Annäherungsversuchen an Klassenkameradin Mikaela (Megan Fox) zur Seite steht und dann des Nachts im Alleingang abhaut, um sich mit einem in einen Polizeiwagen verwandelten Decepticon zu kloppen, muss er allerdings erkennen, dass mehr in seinem Wagen steckt. So dauert es auch nicht lang, bis Polizei und Geheimdienst auf der Matte stehen. Die Decepticons haben nämlich bereits einen amerikanischen Militär-Stützpunkt im Nahen Osten zerlegt und zerstören systematisch Kommunikationssysteme und Organisation des Verteidigungsministeriums…
Mit dem Angriff auf die Wüstenbasis verfügt „Transformers“ gleich mal über einen passablen Start, ohne mit dem Gezeigten schon vom Hocker zu reißen. Wie sich später zeigen wird, hebt sich Bay nämlich so ziemlich alles für den Showdown auf. Während ein Handlungsstrang fortan die Lahmlegung des Verteidigungsnetzwerks, die Suche der Computerspezialisten nach Ursachen und Lösungen sowie die Schritte des ratlosen Minister of Defense Jon Voight portraitiert, präsentiert die Hauptstory eine sympathisch-humorvolle Coming-of-Age-Geschichte um Teenager-Protagonist Sam.
Überhaupt lebt „Transformers“ zu erstaunlich großen Teilen von etwas, was bislang eigentlich nicht das charakteristische Merkmal eines Michael-Bay-Blockbusters war: Witz. Freilich warfen die „Bad Boys“ im Minutentakt mit coolen Sprüchen um sich, aber „Transformers“ schlägt in Sachen Gagdichte jede „reine“ Komödie der letzten eineinalb Jahre. Bay verteilt Seitenhiebe auf seine eigenen Filme („Das hier ist 1000-mal cooler als Armaggedon!“), zelebriert herrliche Situationskomik, Wortgefechte (Sams Happy-Hour!), coole Sprüche („Ich zähle jetzt bis fünf“ – „Schön, ich zähle bis drei“) und ironische gesellschaftliche Anspielungen („Wie habt ihr mich gefunden?“ „Ebay“). Dazu gibt Newcomer-Star Shia LaBeouf einen sympathischen Protagonisten ab, der zwischen den sich bekriegenden Robotern nicht mal untergeht, wenngleich ich den momentan in sämtlichen Printmagazinen herrschenden Hype um seine Person nicht nachvollziehen kann. Megan Fox als weibliche Hauptdarstellerin sieht gut aus, „Las Vegas“-Star Josh Duhamel ist als Marine und Jon Voight als Verteidigungsminister, der gegen Ende auch selbst zur Waffe greifen muss, dabei. Lediglich die Besetzung des notorisch nervigen Anti-Komikers Anthony Anderson, der schon Andrzey Bartkowiaks Martial-Arts-Filme mit Jet Li versaute und hier glücklicherweise nicht allzu viel Screentime bekommt, hätte man sich sparen können.
Während Actionszenen in dem schwer unterhaltsamen Duett herrlicher Comedy-Highlights und solide spannender Hightech-Ermittlungen zunächst nur als kleinere Häppchen an passabel umgesetzter Transformer-Action auftreten und Bay sich am exzessiven Zelebrieren seiner etablierten Markenzeichen erfreut (Helikopter, Kampfjets, sonstiges militärisches Gerät), lässt der Meister ästhetischer Hochglanz-Inszenierung in der letzten halben Stunde einen Showdown vom Stapel, der locker alles in den Schatten stellt, was in letzter Zeit auf einer Kinoleinwand zu sehen war (mit Ausnahme von „Die Hard 4.0“ vielleicht).
In epischer Länge legen die Decepticons und Autobots eine Großstadt in Schutt und Asche, zerstören im Akkord ganze Straßenzüge, schießen, explodieren, geben dem menschlichen Militär auf die Mütze und wann immer man denkt, jetzt sei das Finale gelaufen, legt Bay nur noch mal einen drauf. Zu Boden und in der Luft wird geballert und transformiert, was die 150 Millionen Budget hergeben. Es fliegen mehr Autos spektakulär durch die Luft als in der gesamten Lauflänge der Car-Crash-Orgie „Bad Boys 2“ und wenn das von typischen Bay-Momenten – wie in Slow-Motion aus dem unteren Bildrand auftauchende Helikopter – durchsetzte Krawallinferno dann auch noch komplett in Zeitlupe präsentiert wird, kann einem nur noch die Kinnlade herunterklappen. Die ohnehin schon höllisch chicen und irrsinnig aufwendigen Transformationseffekte wirken auch bei verlangsamter Geschwindigkeit absolut realistisch, die CGIs sind zu keiner Zeit billig oder als solche zu erkennen, Roboter feuern sich überschlagend aus allen Rohren, brettern in einer unglaublichen Slow-Mo-Kamerafahrt durch eine Hochhausetage oder springen in die Höhe, um sich mal eben in einen Kampfjet zu transformieren und den anrückenden Army-Fliegern auf den Deckel zu geben, während Shia LaBeouf den magischen Energiewürfel retten muss.
„Transformers“ ist Popcornkino in Vollendung, bei dem bis zur Musikuntermalung alles stimmt: Ein kraftvoller, atmosphärischer Score wechselt sich ab mit treibenden Rockklängen zur Unterstützung der Actionszenen. Einmal erklingt Tomoyasu Hoteis seit „Kill Bill“ äußerst populäres Instrumental-Stück „Battle Without Honor or Humanity“ und über dem Abspann läuft Linkin Parks aktueller Hit „What I’ve Done“ – ein perfekter Abschluss eines perfekten Films.
Fazit: Nach dem schwachen „The Island“ kehrt Michael Bay mit „Transformers“ zu alter Klasse zurück, liefert den Sommerblockbuster schlechthin und seinen vielleicht besten Film seit dem Meisterwerk „The Rock“ vor zehn Jahren ab: In solcher Vollendung gab es schon lange keine Popcornaction mehr zu sehen. Der Leinwandauftritt der kultigen Spielzeugfiguren ist im besten Sinne kindische Krawallunterhaltung, die sich zu keiner Sekunde ernst nimmt und sich mit unglaublicher Humordichte als wahres Gagfeuerwerk präsentiert. Dazu lässt Bay im atemberaubenden Showdown richtig die Sau raus und kredenzt eine nicht enden wollende Orgie perfekter CGI-Tricks, stylisher Inszenierung, fantasievoller Zerstörung und grandios choreografierter Action. Dazu zelebriert er seine typischen Markenzeichen und übertreibt es lediglich mit den Sonnenuntergängen ein bisschen, während der atmosphärische Score und Linkin Parks „What I’ve Done“ den Riesenspaß abrunden. Schon lange hat Kino nicht mehr so Spaß gemacht – neben dem vierten Einsatz von John McClane ist „Transformers“ schon jetzt das Highlight des starken Kinojahres 2007. Da kann eigentlich gar nichts mehr drüber kommen.
© Ed Hunter
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