Originaltitel: Tremors: Shrieker Island__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Don Michael Paul__Darsteller: Michael Gross, Jon Heder, Jackie Cruz, Richard Brake, Caroline Langrishe, Ron Smoorenburg, Cassie Clare, Brahim Chab, Sahajak Boonthanakit, Bear Williams, David Asavanond, Alexander Winters u.a. |
Dass der Graboidenvernichtungsprofi Burt Gummer mal als Einsiedler enden würde, war abzusehen, man hätte nur vielleicht eher einen Bunker irgendwo in der amerikanischen Wüste auf dem Zettel gehabt. Aber irgendwann ist eben jeder mal reif für die Insel. Mit jedem weiteren Eintrag in die Tremors-Reihe wurden Bermudashorts und Schirmchendrinks wahrscheinlicher. Schließlich sind die Eiswüsten Kanadas und die afrikanische Savanne bereits abgehakt. Außerdem hat ja „Jumanji“ samt Fortsetzung mit einem vergleichbaren Setting zuletzt den großen Reibach gemacht. Und selbst wenn bei dem Unternehmen am Ende nur ein großer, aufgeblasener Maulwurfkuchen herauskommt, so hatte die Crew an den wunderschönen Stränden Thailands doch bestimmt zumindest eine gute Zeit.
Location-Wechsel hin oder her, niemand bleibt sieben Teile bei so einer bekloppten Monsterfilmreihe am Ball und hofft, mal wieder etwas Neues serviert zu bekommen. Dass Don Michael Paul (Robotjox 2 – Robot Wars) also zum dritten Mal in Folge die Regie übernimmt, ist nicht weiter tragisch; Hauptsache, Michael Gross ist wieder dabei. Und der hat den Spaß jedenfalls nicht verloren.
Abgesehen von den Umweltbedingungen bleibt „Shrieker Island“ seiner zuletzt gefahrenen Linie treu. Man darf sich wieder auf einen Sprüche ballernden, Fallen bauenden und Feuer schießenden Enthusiasten für allerlei Kriegsgerät freuen, der mit einer Gruppe frischer Gesichter gemeinsame Sache macht, um Earthworm Jim und seine Brathähnchen-Gang wieder unter die Erde zu bringen. Jamie Kennedy ist nicht mehr dabei, stattdessen spielt diesmal Jon „Napoleon Dynamite“ Heder den Typen, der bei Star Trek auf dem Alien-Planeten als erstes gekillt worden wäre. Dazu noch Jackie Cruz als toughe Kampfamazone und ein paar teilnahmslose Herumsteher, die gefühlt keine Dialogzeile haben, geschweige denn irgendwie nützlich sind, das Teamfoto aber etwas beeindruckender erscheinen lassen. Und weil der Mensch immer noch sein größter Feind ist, gibt es auch noch ein zweites Team, angeführt von Richard Brake (3 From Hell), dessen patentiertes Psychopathengrinsen keinen Zweifel daran lässt, dass er die „Bösen“ kommandiert. Das Erkennungszeichen seiner Komparsen ist das verächtliche Spucken auf den Boden – auch sie müssen also entweder von Grund auf böse oder Fußballer sein.
Nun haben Brake und seine bösen Buben die Graboiden also des Jagdsports wegen auf die Insel gebracht, ohne sich der Auswirkungen ihres Handelns bewusst zu sein, während Jon Heder und seine Naturschutzfreunde alles daran setzen, dem gefährlichen Spiel ein Ende zu setzen, weshalb sie wiederum Burt Gummer reaktivieren, der inzwischen ein abgeschiedenes Dasein in einer Holzhütte am Strand fristet. Alleine dieser Plot macht „Shrieker Island“ zu einem waschechten „Jurassic Park 2“-Remake. Man tausche einfach Richard Brake gegen Pete Postlethwaite, Michael Gross gegen Jeff Goldblum, den Riesenwurm gegen den Tyrannosaurus, die Shrieker gegen die Raptoren und Don Michael Paul gegen Steven Spielberg… und am besten auch gleich die „Shriekers“-Blu-ray gegen die von „Lost World“, weil man jetzt doch plötzlich große Lust auf hochwertige Dino-Action bekommen hat.
Nach der Fake-Eiswelt des vorhergehenden Teils sind die exotischen Schauwerte der Insel mit ihren satten Grundfarben sicherlich die auffälligste Steigerung. Alle anderen Regler bleiben mehr oder weniger unberührt. Das Monster-Arsenal wurde sogar unerwartet heruntergefahren, doch selbst das ist in gewisser Weise begrüßenswert. Die ohnehin immer etwas zu abgedrehten „Arschknaller“ kommen nur noch in einem Nebensatz vor, die kreischenden Hühnchen sind nun eindeutig die Stars. Um ihre Präsenz noch allgegenwärtiger zu machen, mussten die Kabelträger und Praktikanten Szene für Szene immer wieder die umliegenden Farne und Palmen schütteln und ihren Beitrag dazu leisten, das Budget für computergenerierte Bilder moderat zu halten. Erscheinen die Shrieker dann doch mal auf der Bildfläche, sind sie immerhin für einen B-Klopper wie diesen recht ansehnlich animiert; gut genug jedenfalls, dass man fast Mitleid mit ihnen hat, wenn Heder sie auf einer rotierenden Kettensäge aufspießt oder Gross sie mit dem Flammenwerfer schön knusprig brät. Ihre Raptoren-Manierismen münden nicht selten in waschechte Jurassic-Park-Zitate, vor denen man sich wirklich kaum retten kann. Ob Hypnose mit plötzlichem seitlichen Angriff oder Dixieklo-Attacke: Hätten die Attackierten vorher die Originale gesehen, hätten sie ihre Überlebenschancen beträchtlich erhöhen können. Die Raketenwürmer werden dann eher als seltene Höhepunkte serviert, oft hübsch beleuchtet und geschmeidig eingebettet in das Ambiente. Fraglich allerdings, weshalb man nicht noch mehr mit Sand-Attacken experimentiert hat, wo man doch schon mal an Ort und Stelle ist. Hier haben die „Sand Sharks“ dann doch mehr aus ihren Fortbewegungsmöglichkeiten gemacht…
Schaut in den Trailer zu “Tremors 7 – Shrieker Island”
httpv://www.youtube.com/watch?v=cfxDcrcZwqY
Etwas überraschend ist der gerade zu Beginn unerwartet düstere Ton. Man weiß nicht genau, ob damit womöglich Survival- und Horrorthriller parodiert werden sollen; wenn ja, funktioniert es nicht besonders gut, weil der Ernst am Ende doch zu überzeugend ist, als dass man das Augenzwinkern wahrnehmen könnte. Dabei hat gerade Heder eine Visage, die geradezu prädestiniert ist, um zu entgleisen, aber er bleibt standhaft und zieht das „Wer zuerst lächelt, verliert“-Spiel durch. Besser wird es, als Gross schließlich das Ruder übernimmt, nur so ganz kann der schiefe Tonfall nicht mehr korrigiert werden, erst recht nicht bei dem für die Reihe ungewöhnlichen Finale.
Ein wenig schief mutet dann auch die Regie und insbesondere der konfuse Schnitt an. Wenn im Prolog ein Einheimischer in einem Wahnsinns-Schnittestakkato mit artistischen Hüpfeinlagen vor einem Wurm flieht, könnte man meinen, Michael Bay habe mal kurz die Second-Unit-Regie übernommen. Viele Dialogszenen im Mittelteil erscheinen dagegen relativ zäh. Es wurde die Chance verpasst, die Rivalität zwischen den beiden Gruppen noch besser auszuarbeiten, um auch die Sequenzen interessant zu gestalten, in denen mal nichts in die Luft gejagt wird.
Aber wie könnte man dieser putzigen Monsterreihe böse sein; schließlich hält sie nun seit vielen Jahren tapfer ihr ausbaufähiges, aber nicht zu niedriges Niveau. Was das angeht, hätten wir nach sieben Teilen längst am tiefsten Punkt der Erde angekommen sein können. Michael Gross hält auch mit seinen 73 Lenzen noch dagegen wie ein Bleipanzer. Und wenn er dafür in den sauren Apfel beißen und in ein Ferienparadies fahren muss, verdammt!
“Tremors 7 – Shrieker Island” erschien im November 2020 über Universal als Blu-ray und DVD. Diese Rezension basiert auf der Blu-ray, die über ein Wendecover ohne FSK-Logo verfügt. Bild- und Tonqualität sind als sehr gut zu bezeichnen. Das Bild liegt im Breitwandformat 2,00:1 vor. Der englische Originalton ist im Format DTS-HD Master Audio 5.1 enthalten, die deutsche Synchronisation ebenso wie die zusätzlich enthaltenen Tonspuren Französisch und Japanisch in DTS Digital Surround 5.1. Putzig ist es, wie die Menüführung den Zuschauer dazu bewegen will, das Bonusmaterial anzusehen: Bereits beim Einsprung ins Menü werden die Extras auf der linken Seite angezeigt und nach dem Hauptfilm fordert eine Texttafel dazu auf, doch mal einen Blick in die Extras zu werfen. Die werden dann auch gleich nach dem Abspann ohne weiteres Zutun automatisch abgespielt. Zu sehen gibt es eine Übersicht der “Monster aus Tremors” (4 Min.), die “30 besten Momente” (8 Min.) und “Die Legende von Burt Gummer” (13 Min.), in der nicht nur Michael gross mit Rauschebart zur Sprache kommt, sondern auch Kevin Bacon und einige andere Wegbegleiter.
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
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