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Trespass

Originaltitel: Trespass__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2011__ Regie: Joel Schumacher__ Cinematographer: Andrzej Bartkowiak__ Darsteller: Nicolas Cage, Nicole Kidman, Ben Mendelsohn, Liana Liberato, Cam Gigandet, Jordana Spiro, Dash Mihok , Terry Milam, Emily Meade, Nico Tortorella, …
Das deutsche Covermotiv.

Das deutsche Covermotiv.

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Joel Schumacher´s 2011er Home-Invasion-Thriller „Trespass“ wartet mit einer durchaus achtbaren Cast&Crew auf, aus deren Reihen der inzwischen ja schon über 70-jährige Regisseur im Laufe seiner Karriere bereits mal mit dem einen oder anderen im Rahmen vorangegangener Projekte zusammengearbeitet hat – allen voran mit den beiden Hauptdarstellern Nicole Kidman („Batman Forever“) und Nicolas Cage („8mm“) sowie Kameramann Andrzej Bartkowiak („Falling Down“), der seit „Thirteen Days“ (2000) übrigens nicht mehr als Cinematographer tätig gewesen war, von seinem alten Bekannten jedoch zu einer erneuten Kollaboration überredet werden konnte. Mit einem stattlichen Budget auf der Basis eines Drehbuchs des noch nicht sonderlich erfahrenen Newcomers Karl Gajdusek (TV´s „Dead like me“) realisiert, wurde der Streifen schlussendlich aber nur eine einzige Woche lang in gerade einmal zehn amerikanischen Kinos gezeigt – im Zuge dessen er kaum mehr als 24.000 Dollar einspielte – während man ihn parallel dazu (zugleich) als „Video on demand“ anbot und er keine drei Wochen später dann seine offizielle DVD- und BluRay-Veröffentlichung erfuhr…

Diamantenhändler Kyle Miller (Cage) ist ein wahrer Workaholic, der sich unermüdlich darum bemüht, lukrative Deals zum Zwecke der Aufrechterhaltung des gehobenen Existenzstandards seiner Familie einzufädeln. Die gravierendsten Sorgen bereiten ihm momentan die Kosten der immer noch nicht ganz fertig gestellten, von seiner als Architektin geschulten Gattin Sarah (Kidman) höchstpersönlich entworfen (edlen und leicht abseits gelegenen) Villa, in der sie wohnen. Es ist nicht nur aufgrund des damit verbundenen Stresses, dass ihm ihre Sehnsucht nach stärkerer Intimität innerhalb ihrer einstmals innig-glücklichen Beziehung regelmäßig entgeht – worüber hinaus ihnen ihre pubertierende Tochter Avery (Liana Liberato) mit ihrem trotzig-rebellischen Verhalten geradezu ständig „auf der Nase herumtanzt“. Eines Abends, kurz nachdem sich die Heranwachsende heimlich aus dem Haus geschlichen hat, um mit einer Freundin (Emily Meade) eine angesagte Party aufzusuchen, stehen Kyle und Sarah ihrerseits unmittelbar vor dem Führen eines „ernsten Gesprächs“ über die Zukunft ihrer Ehe, als sich plötzlich vier vermummte und bewaffnete Gestalten Zugang zum Gebäude verschaffen und sie stracks als Geiseln nehmen: Elias (Ben Mendelsohn), Ty (Dash Mihok), Jonah (Cam Gigandet) und Petal (Jordana Spiro) haben es auf den Inhalt von Kyle´s Safe abgesehen, in welchem sie Geldbündel und Edelsteine wähnen. Aller Drohungen sowie erster zugefügter Schmerzen zum Trotz, verwehrt ihnen jener allerdings die Herausgabe der Kombination – und zwar aus der Befürchtung resultierend, dass die Eindringlinge sie nach Erreichen ihres Ziels gewiss nicht am Leben lassen würden. Stattdessen versucht er mit ihnen eine Art „Kompromisslösung“ auszuhandeln: Ein Vorgehen, das unweigerlich dazu führt, dass sich die ohnehin angespannte Situation kontinuierlich weiter zuspitzt…

„Trespass“ greift verschiedene klassische, von den meisten Zuschauern (mehr oder minder stark) nachempfindbare Ängste auf – unter ihnen die vor einer „unbekannten äußeren Macht“, die sowohl die private Sicher- und Geborgenheit zerstört als auch ein zentrales Objekt bzw. Symbol des persönlichen Selbstwerts „entweiht“: Das eigene Heim. In diesem Fall weist die betreffende Ausgangskonstellation jedoch schon von Beginn an unverkennbare „Risse“ auf: Nicht nur im Bereich seines Jobs steht Kyle unter immensem Druck, die Familienmitglieder scheinen sich anwachsend voneinander zu entfremden und die Vollendung der auf einem weitläufigen, abgeschiedenen sowie echt schönen Grundstück errichteten prachtvoll-modernen Villa ist in jüngster Zeit zunehmend ins Stocken geraten. An einer Stelle gesteht er freimütig: „We never owned this house – it owns us.” Einer erfreulich bündig gehaltenen Einführungsphase folgend, taucht das finstere Quartett auf dem Anwesen auf, vereitelt ein Entkommen Sarahs und eröffnet dem überwältigten Paar anschließend, wie genau „das alles“ fortan nun von statten gehen soll. Der für die gesamte Aktion ins Auge gefasste Umfang beträgt maximal 20 Minuten – bloß zerschlägt sich dieser Teil des Plans postwendend, als sich Kyle in der entscheidenden Hinsicht als unerwartet unkooperativ entpuppt. Weder gegen ihn und seine Frau vorgebrachte Einschüchterungen noch diverse von Seiten der Räuber aufgezeigte „Perspektiven“ – wie z.B. die Anmerkung und Zusicherung, dass er doch versichert sei und man sie „am Ende“ keineswegs etwa umzubringen gedenkt, sondern man sie stattdessen einfach nur (per eines zu eben jenem Zweck in einer Spritze mitgeführten Serums) betäuben würde – lassen ihn von seiner renitenten Haltung abweichen: Erst als Avery von der Feier zurückkehrt und ebenfalls sogleich in ihre Fänge gerät, sieht er sich zu einer anderen Herangehensweise an die Sachlage gezwungen…

Die fragenden Gedanken des Publikums, wie man selbst wohl unter den gezeigten Umständen reagieren würde bzw. wie weit man generell eigentlich (eventuell) zum Schutz seiner Liebsten zu gehen bereit wäre, sind seit jeher geradezu untrennbar mit einer Vielzahl an Filmen und Genres verknüpft: Eine die Intensität des Gebotenen ein zusätzliches Stück weit steigern sollende „Connection“. Eingangs ist einem nicht so ganz klar, warum sich Kyle derart vehement weigert, den Safe zu öffnen: Auf der Basis welcher Motive agiert er? Verfügt er über einen konkreten Plan? Welchen Stellenwert nimmt sein (im Vorfeld ja bereits angekratztes) Ego bei all dem ein? Angesichts des erfahrenen Widerstands fängt die gradlinig-eiskalt-professionelle „Fassade“ der Kriminellen indes rasch zu bröckeln an: Unterschiedliche Backgrounds, Verstrickungen, Ansichten und Vorstellungen treten zutage – ebenso wie die Erkenntnis, dass offenbar keiner von ihnen intelligenter ist als Kyle, was sich jener wiederum prompt mit gezielten Verunsicherungen zunutze zu machen versucht, u.a. durch „stichelnd-rhetorische Erkundigungen“ á la „Do you know anything about the etymology of the word diamond?!“ Immer weiter neigt sich das Szenario hin zu einer fieberhaft geführten Verhandlung, bei der jede Seite einen möglichst ergiebigen Ausgang (im Sinne ihrer jeweiligen Absichten) anstrebt: Sei es im Kontext von Anweisungen, Drohungen oder sonstigen verbalen Auseinandersetzungen, wird nun also eine Menge geredet und herumgeschrieen – und das meist relativ laut sowie mit stets gezogenen Waffen. Während die Damen da eine eher passivere (vom heraufbeschworenen Schrecken gekennzeichnete) Rolle einnehmen, sind die Worte, Regungen und Taten der Männer dagegen vordergründig von Frust, Zorn sowie einem breiten Spektrum an Aggressionen geprägt…

Eine Weile erfüllen die gellenden Ansagen ihre angedachte Wirkung – nämlich Sarah und Kyle einzuschüchtern – allerdings nutzt sich das (in Anbetracht seiner Unnachgiebigkeit) im Folgenden verhältnismäßig zügig ab, worauf der Streifen dann leider nicht den (durchaus eine Option markierenden) „Pfad“ beschreitet, ein markanteres Maß an Psycho-Terror und/oder körperlicher Gewalt in die Geschehnisse zu injizieren: Unabhängig so einiger Schubsereien, Schläge und garstiger Andeutungen wird vielmehr (erst einmal) kräftig weiter diskutiert – was auf Dauer einen gewissen redundant-repetitiven Eindruck erzeugt. Statt den Fokus stärker auf Action oder „zielgerichtete Brutalitäten“ zu legen, bemühten sich Gajdusek und Schumacher primärer darum, das Zuschauer-Interesse mit Hilfe bestimmter Story-Entwicklungen aufrecht zu erhalten – etwa per Preisgeben einzelner individueller Verbindungen, aus denen wiederum diverse verzwickte, u.a. in Misstrauen, Reibereien und Unberechenbarkeiten mündende „Dynamiken“ entsprießen. Nach und nach kristallisiert sich beispielsweise heraus, dass sich Sarah und Jonah (augenscheinlich) bereits kennen, seit jener im Rahmen seines „Hauptberufs“ als Techniker vor einigen Wochen das Sicherheitssystem des Hauses installiert hat – und das inmitten einer Zeit, als sie sich zunehmend von ihrem Gatten vernachlässigt fühlte. Ihr Verhalten deutet auf eine Affäre hin: Ist sie vielleicht sogar mit in die Sache involviert? Und was heißt das für Kyle, wenn ihm genau das irgendwann gewahr wird? Gekoppelt mit einer (ungünstigen) „Sympathie-Einbuße“ ihrerseits, wird sowohl eine Empfindung von Verrat als auch ein Hauch von Tragik ins Spiel gebracht – zumal man spätestens nach dem Öffnen des Safes seinen vorrangigen „inneren Antrieb“ erkennt, nämlich seine Familie vor dieser leiblichen Gefahr schützen zu wollen, wo ihm das in monetären Belangen zuletzt weit minder erfolgreich als früher noch geglückt ist…

Obgleich es bei nahezu jedem verborgene, ihre Loyalitäten, Überlegungen, Handlungen und Entscheidungen beeinflussende, bloß schrittweise beleuchtete sowie im Zuge dessen der Entstehung ernsthaft schädigender Eintönigkeit einigermaßen dienlich entgegen wirkende Geheimnisse zu verzeichnen gibt, ist der Film an sich (bestenfalls) nur halb so clever geraten, wie er eigentlich zu sein glaubt bzw. vortäuscht. Im Einklang damit hat das Skript der Besetzung nicht gerade sonderlich hochklassiges Material zur Verfügung gestellt. Zu Drehbeginn war sich Nicolas Cage („Lord of War“) zudem noch immer nicht sicher, ob er die Rolle des Kyle oder doch lieber die eines Baddies übernehmen sollte – und in der seiner schlussendlich getroffenen Wahl wirkt er in manchen Momenten nun geringfügig gelangweilt, während er in anderen dagegen (tendenziell gar leicht bizarr) „so richtig aufdreht“, inklusive einer seltsam nasalen Aussprache. Zumindest aber macht es Spaß, Zeuge seiner verzagten, hektisch vorgetragenen, teils in Großaufnahmen seines schweißnassen und hochroten Hauptes dargebotenen Ausführungen zu werden. Nicole Kidman („the Others“) hat man unterdessen nur recht wenig abverlangt – und so meistert sie ihren Part auf routinierte Weise anständig und sieht dabei für ihr Alter (mit etwas „ärztlicher Hilfe“, wohlgemerkt) obendrein noch erfreulich attraktiv aus. Ihre Tochter verkörpert die talentierte Liana Liberato („Trust“) ohne Anlass zur Klage, Ben Mendelsohn („Animal Kingdom“) überzeugt mit einer kraftvollen Performance, Dash Mihok („Kiss Kiss Bang Bang“) verbleibt ähnlich blass wie Jordana Spiro („Alone with her“) und Cam Gigandet („Priest“) kann hier zwar erneut seinen prima durchtrainierten Body zur Schau stellen, nicht aber spezielle (gemütskranke) Facetten seiner Figur glaubwürdig portraitieren. Darüber hinaus sind u.a. noch Terry Milam („Open Gate“), Emily Meade („Twelve“) und Nico Tortorella (TV´s „the Following“) mit von der Partie…

Optisch lässt der Streifen nichts zu wünschen übrig: Production Designer Nathan Amondson hat für schicke Kulissen gesorgt – allen voran die edle Villa und ihre eben solche Ausstattung bzw. Einrichtung – worauf Schumacher und Bartkowiak die sich darin entfaltenden Ereignisse dann ebenso ansprechend wie bedrückend in Szene setzten. Abgesehen von einigen deutlich zu unsubtil ins Bild gerückten „Dingen“, die im späteren Verlauf noch einmal „wichtig“ werden (wie z.B. ein Feuerzeug, eine Kurve, neu errichtete Wand oder Nagelpistole), sind die gravierendsten Probleme aber ohnehin nicht dem Regisseur und seinem Team, sondern vielmehr der Vorlage Gajduseks anzukreiden, welche etliche „betagte“ Klischees, einfallslos miteinander vermengte Genre-Versatzstücke, wahrhaft ärgerliche Situationen (á la das „verräterische Piepen“ einer Armbanduhr oder das dümmliche Verhalten einer Security-Firma-Angestellten) sowie eine schiere Flut an banalen Dialogzeilen aufweist – einzelne unfreiwillig amüsante mit eingeschlossen (mein Favorit: „Your filthy lust invited them in!“). In Kombination mit mangelndem Tiefgang und der „gesprächigen Ader“ des Ganzen wirkt sich das alles mit fortschreitender Dauer unvorteilhaft stark auf den eigentlich angestrebten Atmosphäre- und Suspense-Grad aus – woran selbst mehrere (per se keineswegs ungeschickt genutzte) „Rashomon“-eske Rückblenden im finalen Drittel kaum noch etwas ändern können. Tja, und so kommt es einem schlichtweg zu ausgedehnt und lange vor, bis die Millers endlich mal „aktiv zurückschlagen“: Leider vollzieht sich jedoch selbst das nur in Gestalt eines arg konventionell gestrickten Showdowns, in dessen Rahmen sich die Baddies zu allem Überfluss auch noch vorwiegend gegenseitig (untereinander) selbst ausschalten…

Kurzum: Joel Schumacher´s „Trespass“ ist ein höchst mittelprächtiger, weitestgehend unorigineller und spannungsarmer Home-Invasion-Thriller: In Anbetracht (bzw. zeitlich umgeben) von exzellenten Leistungen in beachtenswerten Projekten wie „Rabbit Hole“, „the Paperboy“ und „Stoker“ quasi kaum mehr als ein „Fehlgriff“ Nicole Kidmans – für die Karriere Nicolas Cages in den vergangenen Jahren dagegen ein geradezu charakteristisch-bezeichnendes Werk…

Inzwischen ist der Film nahezu allerorts erhältlich. Hierzulande hat ihn „Ascot Elite“ im Februar 2012 auf DVD und BluRay veröffentlicht – ungeschnitten mit einer „FSK16“-Freigabe…

Stefan SeidlTrespass

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Trespass

Copyright des Covers sowie der Pics: Millennium Films (US) / Ascot Elite (D)__ Freigabe der deutschen Veröffentlichung: FSK-16__ Geschnitten: nein__ Blu Ray/DVD: ja/ja

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