Originaltitel: Trident Force__Herstellungsland: USA/Philippinen__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Richard Smith__Darsteller: Anthony Alonzo, Nanna Anderson, Eddie Gaerlan, Mark Gil, Mahman Borzoo, Mohsen Hassani, Randy Hrobar, Najid Jadali, Tony Lao, Jim Moss, Tony Ogumsaya u.a. |
Jeder Actionfan, der etwas auf sich hält, liebt diese Momente, wenn der Held amtlich aufmunitioniert und sein Outfit für das bevorstehende Rache-Gemetzel anlegt. In „Trident Force“ hat es eine solche Szene auch, allerdings gerät diese ein wenig anders. Inwiefern? Nun, der Held des Billig-Actioners mit hohem Bodycount entfernt sich nicht nur die Schenkelbürste vor dem finalen Gemetzel, sondern er säbelt sich auch noch die Sackhaare mit dickem Rambo-Messer ab. Ganz abgesehen davon, bindet er sich danach auch noch die Eier ab. Aber hey, so lange es hilft. Bevor es zu diesem eigenartigen Ritual kommt, passiert in „Trident Force“ folgendes.
Irgendwo in einer weit entfernten Wüstenei wird ein Stützpunkt des britischen SAS von Terrorlumpen überfallen. Das amtliche Gemetzel überleben nur wenige britische Soldaten, unter ihnen Rashid. Der wird eines Tages vom Leiter des überrannten SAS-Stützpunktes angeheuert, um einer neuen, mit verheerenden Anschlägen auf sich aufmerksam machenden Palästinenser-Terrorgruppe den Garaus zu machen.
Rashid braucht nicht sonderlich lange überredet zu werden. So wird er unversehens Teil einer internationalen Eingreiftruppe gegen den Terror: Der Trident Force. Mit der macht Rashid alsbald Jagd auf Aba Hassad, den Anführer der Terroristen. Was Rashid nicht ahnt: Sein Bruder arbeitet als V-Mann für die „Trident Force“ in Hassads Organisation und lebt da mehr als gefährlich.
Schaut in den Philippinen-Kracher hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=qczh6r9ZCe8
Der Einstieg in „Trident Force“ macht richtig Laune. Wenn Regisseur Richard Smith (oder wie auch immer das philippinische Mastermind hinter dem Film tatsächlich heißt) einmal den Schalter in Richtung Action umgelegt hat, fliegen die blauen Bohnen und rotiert der Bodycount, als funktioniere dessen Feststelltaste nicht mehr. Ständig explodiert etwas, ständig fallen Terroristen in den Wüstensand und segeln getroffene Engländer von den Mauern ihrer Befestigung.
Nach 20 Minuten Dauergeknalle steigt dann der Vorspann, unter dem eine junge Dame in ihrer Lederkluft auf einem Motorrad dahin rast. Ist der Vorspann zu Ende, hält sie inmitten mehrerer Tische eines Restaurants und zündet einen Bombengürtel. Der Kenner ahnt: „Trident Force“ wird einer dieser Dauerfeuerfilme, für die die philippinischen Actionregisseure (man denke nur an Cirio H. Santiago) berühmt berüchtigt sind.
Und so kommt es dann auch. Jede Szene in „Trident Force“, der auch auf den Titel „The Ultimate Solution“ hört, ist auf eine Actioneinlage ausgerichtet. So werden noch diverse Anschläge der Terrorlumpen gezündet, in deren Verlauf sogar Kinder brutal umgeknallt werden. Und natürlich endet die Zusammenstellung der „Trident Force“ in einer langen Trainingssequenz, in deren Verlauf ein ums andere Mal geballert, gekickt oder gesprengt wird.
Kurz vorm großen Finale darf die Spezialeinheit einen richtig cleveren Schachzug vollführen, der natürlich in einer großen Ballerei endet und hernach quält Held Rashid eben seine Klöten. Warum er dann aber alleine in den Showdown rennt, man weiß es nicht. Und irgendwie macht genau diese Einlage den bisherigen Film total obsolet. Denn eigentlich hätte es die „Trident Force“ offensichtlich nie gebraucht. Aber hey, wer achtet bei einem solchen Film schon auf Logik?
Die Handlung soll die Action zusammenhalten, fertig! Doch das klappt bei dem Film nicht wirklich überzeugend. Vielmehr hat man den Eindruck, es würden hier wahllos irgendwelche Sequenzen aneinandergereiht, deren eigentlichen Sinn man sich durchweg immer selbst erarbeiten muss. Ist dann endlich klar, worauf die jeweilige Szene hinauswill, spielt sie für den Rest des Filmes keine Rolle mehr.
Infolgedessen mutet es immer wieder so an, als würde der Actionhauer neu gestartet werden. Und irgendwie wird er das auch. Ein rechter Zusammenhang fehlt. Ebenso ein richtiger Flow. Spannung will gleich gar nicht aufkommen. Zumindest sorgt die Action dafür, dass man sich nie wirklich langweilt. Dafür fällt schon auf, dass die Darsteller durch die Bank reichlich mies sind, der Hauptdarsteller Anthony Alonzo („Mad Warrior“) recht uncharismatisch rüberkommt und der als knabenfickender Kreml-Getreuer furios überdreht eingeführte Fieswicht nie zur Entfaltung kommt und stattdessen mit irrwitzigen „Flaschendreh“-Aktionen seine Gegner ausschaltet.
In technischer Hinsicht lässt die deutsche Veröffentlichung leider kaum Rückschlüsse zu, die ist nämlich reichlich unterirdisch von einer VHS-Vorlage abgetastet, gefühlt permanent zu dunkel und kommt ohne Kontraste oder Farben daher. Die Folge ist ein breiiger Eindruck, den man den Schauplätzen nicht wirklich zutraut. Immerhin doubeln die Philippinen hier von Wüstenländern über Israel bis hin zu Moskau die halbe Welt. Zumindest in Sachen Montage und Bildausschnitte ist „Trident Force“ sauber in Szene gesetzt.
Die Action lässt zwar keinerlei Choreografie erkennen, ist aber dynamisch genug in Szene gesetzt und kommt ohne große technische Ausrutscher daher. Die bisherige deutsche Fassung war sichtlich geschnitten. Fast immer dann, wenn dann doch mal Blutbeutel platzen, was in dem Actionfilm nicht allzu oft der Fall ist. Kopfschüsse, abgehackte Köpfe und in Kisten transportierte Schädel bilden die Speerspitze der Gewalt. Gereicht werden sie qualitätsmäßig noch mieser als der bisherige Film, da deren Quelle sichtlich noch mehr gelitten hat, als das eigentliche deutsche VHS-Master.
„Trident Force“ bietet Dauerfeuer im Urlaubsparadies
Was am Ende bleibt, ist ein handlungstechnisch seltsam ungelenker Dauerfeuer-Actioner von den Philippinen, der sich unrund von einer Actionszene zur nächsten wuchtet, nicht viel Zusammenhang aufgebaut bekommt und mit uncharismatischen Helden und noch egaleren Bösewichten gestraft ist. Langweilig wird’s nie, aufregend oder gar spannend aber auch nicht. Zumindest passt der Bodycount und ist der finale Alleingang des Helden schon irgendwie männlich… auch wenn’s einem beim Betrachten in den Eiern zieht.
In diesem Sinne:
freeman
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Anspruchslose Balleraction in “Trident Force”
Unter den zahlreichen Ballerfilmen, die in den 1980ern auf den Philippinen gedreht wurden, gibt es nicht nur Vietnamreißer, sondern auch aktueller angehauchte Actionfilme, etwa die US-philippinische Co-Produktion „Trident Force“, zu deren Drehbuchautoren Cirio-H.-Santiago-Spezi Joe Mari Avellana („Fast Gun“) zählt.
Wobei es schwer ist so etwas wie ein Drehbuch bei diesem Film auszumachen, der zwar weniger als 90 Minuten läuft, seine Anfangs-Credits aber erst nach knapp 20 Minuten zeigt. Bis dahin wird der Zuschauer erst einmal eingenordet, was Helden und Schurken angeht. Ersteren Posten besetzt Rashid (Anthony Alonzo), ein britischer Elitesoldat muslimischen Glaubens, der in der Auftaktsequenz dabei hilft einen Sturmangriff einer palästinensischen Terrorgruppe zurückzuschlagen. Im Zuge dessen lernt man auch später wichtiges Nebenfigureninventar wie die Fotojournalistin Lesley Prentiss (Nanna Anderson) und Rashids Bruder Ahmed (Mark Gil) kennen, vor allem aber soll schon von Beginn an für ordentlich Geballer gesorgt sein.
Der Anführer der Truppe ist Abu Hassad (Eddie Gaerlan), der sich derzeit in Russland aufhält, vom Kreml finanziert wird und sich mit deren Segen auch noch durch die dortige Jugend beiderlei Geschlechts vergewaltigen darf. Dass Abu Hassad eine Hackfresse mit schütterem Haar ist, versteht sich von selbst, denn in Sachen Klischees und Feindbilder dreht alle Regler dermaßen auf Anschlag, dass selbst patriotische Cannon-Reißer daneben wie Waisenknaben aussehen. Die Religion des Helden und seines Bruders ist dann das Feigenblatt, damit man sonst wirklich jedes Stereotyp von den menschenverachtenden, perversen und mordlustigen Handtuchköpfen auspacken darf.
Da die Selbstmordattentate und sonstigen Anschläge von Abu Hassads terroristischen Radaubrüdern überhand nehmen, formiert sich Widerstand: Zehn Angehörige von Eliteeinheiten wie SAS, Mossad und GSG-9 sollen zur titelgebenden Trident Force ausgebildet werden und die Terroristen erledigen…
Dreigeteilte Dramaturgie an Blauen Bohnen satt
Das klingt eigentlich nach einem straighten Actionplot der B-Klasse – man müsste ihn nur mit einem Mindestverständnis für Dramaturgie und Handlung auf Seiten von Regie und Drehbuch erzählen können. Doch „Trident Force“ wirkt wie eine lose Ansammlung von Szenen, die sich grob in drei Parts aufteilen lassen, die auch jeweils etwa ein Drittel des Films einnehmen. Im ersten Teil geht es um die Etablierung der Situation, zu der anscheinend das Zeigen eines Terroraktes nach dem anderen gehört: Der anfängliche Überfall, ein Selbstmordattentat, die Ermordung eines Botschafters nebst Familie. Das folgt keiner Struktur, sondern reiht nur eine Bluttat an die andere, während man nebenher ein paar Hintergrundinfos zu Rashid bekommt, die aber keinen runden Charakter aus ihm machen und letztendlich egal sind. Der philippinische Actionstar Anthony Alonzo („Mad Warrior“) spielt den Protagonisten so lala, ist aber immer am ehesten zu gebrauchen: Der Rest vom Fest spielt wahlweise ausdruckslos wie Totholz oder chargiert sich – etwa im Falle von Eddie Gaerlan („Kill Zone“) – ein grausames Overacting-Kasperletheater zusammen.
Am Ende der ganzen Terroranschläge steht ein Terroranschlag – aber ein fingierter, der die Geschichte vorantreiben soll. Rashid muss (aus welchen Gründen auch immer) seinen Tod vortäuschen, um bei der Trident Force antreten zu dürfen. Also stellt sein Chef eine vermeintliche Ballerei in einem Nachtclub auf die Beine, bei der Rashid angeblich stirbt. Die dort anwesende Lesley erweist sich CIA-Agentin undercover, verschwindet dann erst einmal aus der Handlung, denn jetzt ist ja erstmal Trident-Force-Training angesagt. Aus nicht näher erläuterten Gründen darf jede Spezialeinheit nur einen Kandidaten schicken. Damit wäre Raum für eine bunt gemischte Truppe da, wenn der Film auch mal auf die Mitglieder eingehen würde. Tut er aber nicht, weshalb allein der pokersüchtige Delta-Force-Soldat und der (natürlich karatekundige) japanische Kartenspielneuling minimal eigenes Profil erhalten. Die Ausbilder glauben anscheinend an natürliche Selektion, weshalb bei den Übungen andauernd mit scharfer Munition geschossen wird. Glücklicherweise sind alle Trident-Force-Aspiranten dermaßen geile Typen, dass nicht nur keinem die Rübe weggeballert wird, sondern sie das Training, welches das zweite Drittel des Films füllt, mit Bravour bestehen. Vielleicht sind auch die Ausbilder dann doch nicht so fähig und überragend wie vom Film behauptet, aber sei’s drum.
Im letzten Drittel kann die Trident Force dann zurückschlagen und nun stellt sich die Frage: Wozu das ganze Training? Meist ballern sie Terrorjungs eh nur aus dem Hinterhalt nieder, was vermutlich auch Schütze Karl Arsch ohne große Übung gekonnt hätte. Phänomenal die große List kurz vor Ende: Man hält einen Kongress von Staatenlenkern ab, an dem die Trident Force verdeckt teilnimmt. Als die Palästinenser das Treffen dann überfallen, schießen die Elitesoldaten sie über den Haufen. Natürlich erst, nachdem die Schurken beim Erstürmen diverse Wachen und Zivilisten abgeknallt haben, aber so eng sieht man das in „Trident Force“ wohl nicht. Aufgrund vollkommen amateurhaften Verhaltens einer Person erleidet Rashid einen Verlust derselbigen und stürmt zum Schluss das Camp von Abu Hassad komplett solo – hätte man sich die Eliteeinheit auch sparen können, wenn Rashid das eh alleine kann.
Das Ganze wird von der Regie dann holprig zusammengestoppelt, mit lauter urplötzlichen Zeitsprüngen und Ortswechseln, ohne irgendeinen Sinn für Dramaturgie, Figurenzeichnung oder ähnliches, sodass „Trident Force“ einfach nur wie Aneinanderreihung von Terroranschlägen, Ausbildungsszenen und Soldateneinsätzen erscheint. Immerhin gilt das gewohnte „Masse statt Klasse“-Prinzip des Filippino-Actionfilms. Will heißen: Jede Menge Ballerszenen mit hohem Bodycount, allerdings ohne Finesse inszeniert. Die Kamera ist meist statisch, der Schnitt wechselt eigentlich nur von einer starren Einstellung ballernder Person(en) zu den einer starren Einstellung getroffener Person(en), und oft sind die maskierten und/oder ähnlich gekleideten Kämpfer beider Seiten kaum voneinander zu unterscheiden. Immerhin gibt es einen hohen Munitionsverbrauch, in der ungekürzten Fassung dazu Härten in Form blutigen Einschüssen und Enthauptungen. Alle paar Minuten müssen irgendwelche armen Wichte oder fiese Schurken dran glauben, wobei die Trident-Force-Mitglieder quasi nie getroffen werden, dafür aber selbst mit jeder Salve ein bis fünf Terroristen über den Jordan schicken. Für einen richtigen Endfight ist bei so einem Mangel an Geschick natürlich auch kein Platz: Rashid wird von Abu Hassad angeschossen und verfolgt, säbelt ihm jedoch aus dem Hinterhalt den Kopf ab, Standbild, der Abspann rollt.
Immerhin sorgt die anspruchslose Balleraction dann für ein bisschen Kurzweil bei „Trident Force“, während der Rest zum Abwinken ist: Eine zusammenhanglos erzählte 08/15-Story, Logiklücken und sonstige Idiotien an jeder Ecke und die Klischees zentimeterdick auf das Brot – da gibt es auch in Sachen Filippino-Billigheimer brauchbarere Sachen.
„Trident Force“ erschien in Deutschland auf VHS bei UFA, erhielt eine Freigabe ab 18 Jahren, aber war immer noch an 22 Stellen gekürzt. Die deutsche DVD erschien 2021 von dem Label Cargo Records Germany, ist erstmals uncut zu haben und in Sachen Qualität schon ein derber Throwback ins Videothekenzeitalter.
© Nils Bothmann (McClane)
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