Originaltitel: Tripwire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: James Lemmo__Darsteller: Terence Knox, David Warner, Isabella Hofmann, Charlotte Lewis, Andras Jones, Sy Richardson, Marco Rodríguez, Viggo Mortensen, Yaphet Kotto, Tommy Chong, Meg Foster, Dean Tokuno u.a. |

James Lemmos Actionthriller „Tripwire“ entstand nach einer Story von William Lustig und Spiro Razatos
Für CineTel drehte James Lemmo „Tripwire“ nach einer Story seiner Kompagnons William Lustig und Spiro Razatos, wobei es für den Stunt- und Second-Unit-Spezialisten Razatos der bisher einzige Drehbuch-Credit blieb – das fertige Script verfasste B.J. Goldman („Bulletproof – Der Tiger II“).
Für den Auftakt haben sich Lemmo und Goldman eventuell von „Spiel mir das Lied vom Tod“ inspirieren lassen, denn auch dieser spielt an einem Bahnhof und vor allem wird minutenlang kein Wort gesprochen, ehe es zu einer Konfrontation kommt. Hier geht es allerdings um den FBI-Agenten Jack DeForest (Terence Knox), der das Verladen eines Waffentransports überwacht, als ihm etwas Verdächtiges auffällt. Genau im richtigen Moment, denn der Terrorist Josef Szabo (David Warner) überfällt den Transport mit seinen Schergen. Jack kann die meisten Schergen stellen oder töten, doch Szabo entkommt. Dummerweise ist einer der Übelwichte, der sich der Verhaftung widersetzte und dafür einen Kopfschuss von Jack kassierte, der 16 Jahre alte Sohn Szabos.
Im gleichen Alter ist auch Jacks Sohn Rick (Andras Jones), der bei seiner Ex-Frau Julia (Meg Foster) lebt. Die Geschichte ist die im Actiongenre übliche: Jack war mehr mit der Arbeit verheiratet als mit ihr, hat die Familie vernachlässigt, weshalb Sohnemann sich lieber mit der Knüppelmucke in seinem Kopfhörer beschäftigt als mit dem Daddy, der zu Weihnachten reinschneit. Bald darauf bekommt Jack ein Video zugestellt, das ihn zutiefst schockt: Darauf ist Szabo in seinem Haus zu sehen, mit Julia in seiner Gewalt. Tatsächlich bleiben Frau und Kind verschwunden und auch wenn der Film lange ein Geheimnis daraus macht, was mit Julia passiert ist, so hat Meg Foster dann doch deutlich eine ähnliche Rolle wie in „Blinde Wut“ inne (beim dem Razatos ebenfalls an den Stunts beteiligt war) – die Ehefrau, die vom Film bald entsorgt wird.
Über ein Jahr später ist Jack ein Wrack, das seinen Job verloren hat und sich Geld mit Schaukämpfen in einer Pinte verdient. Doch über seine Ex-Kollegin Annie (Isabella Hoffman) bekommt Jack neue Spuren auf Szabos Aufenthaltsort – und darauf, dass dieser nun Jacks Sohn mit im Gepäck hat…
httpv://www.youtube.com/watch?v=CD4gIEOxOyY
Man kann ahnen, was Lustig und Razatos eventuell bei dieser Storyidee vorschwebte: Ein Terrorist entführt den Sohn eines Agenten und wendet diesen gegen ihn – was für ein Konfliktpotential. Daraus macht der Film – wenig. Rick wird zwar mit zu terroristischen Unternehmungen geschleppt, aber steht eigentlich immer unter Drogen, die ihn zwar abhängig, aber nicht gefügig machen, weshalb er nicht wirklich zum Terroristen wird. Für Ambivalenz sorgt allenfalls die Terrorgespielin Trudy (Charlotte Lewis), die Rick medizinisch betreut und Sympathien für ihren Gefangenen entwickelt, das war es dann aber auch. Anstatt dieses Potential auszuloten verschwendet „Tripwire“ lieber viel Screentime auf Nebenschauplätze, etwa die pflichtschuldig-lahme Romanze zwischen Jack und Annie, die schon bei ihrer ersten Interaktion abzusehen ist und zu den absolut ausgelutschten Standards des Genres zählt.
Gleiches gilt für den Mainplot, in dessen Verlauf Jack sich von einem Verdächtigen zum nächsten arbeitet (die meisten davon bleiben natürlich auf der Strecke), sich gelegentliche Scharmützel mit Szabos Helfern liefert und seinem Ziel dabei näherkommt. Der hat noch einen weiteren Coup im Ärmel, der nichts zum Plot beiträgt, aber noch für etwas mehr Action und Tote sorgt. Immerhin verfügt er über eine halbwegs illustre Gefolgschaft, auch wenn seine Schergen nicht ganz so viel Profil entwickeln wie etwa jene aus „Stirb langsam“ oder „Cliffhanger“.
In den Schurkenreihen lassen sich auch ein paar bekannte Gesichter entdecken, etwa ein junger Viggo Mortensen („Prison“) als Terrorist Hans, der im Original mit etwas aufgesetztem deutschen Akzent spricht, aber eine charismatische Fiesmöpp ist, ähnlich wie Charakterfresse Marco Rodríguez („Extreme Rage“) mit dem schönen Rollennamen El Tigre. Den meisten Eindruck hinterlässt allerdings David Warner („Scream 2“) als herrlich eiskalter Oberterrorist. Da ist es schade, dass Terence Knox („Kinder des Zorns II“) als Held etwas hüftsteif rüberkommt und im Charismaduell mit dem Schurkenduell dementsprechend klar den Kürzeren zieht. Isabella Hoffman („Süße 17, tödliches Biest“) und Charlotte Lewis („Decoy“) sind okay, Andras Jones („The Demolitionist“) dagegen eine ziemliche Blassbacke. So sorgt dann Yaphet Kotto („Extreme Justice“) als Boss von Jack und Annie für etwas Gravitas in den Nebenrollen, während Tommy Chong („Pauly Shore Is Dead“) in einem kleinen Part zu sehen ist.
Doch vor allem ist „Tripwire“ ja ein Actionthriller und da kann er sich auf die Kompetenzen von Spiro Razatos („Venom“) als Stunt Coordinator und Second-Unit-Regisseur verlassen. Der zaubert zwei famose Verfolgungsjagden auf den Bildschirm: Eine mit Autos, Motorrädern und Lastwagen im Anschluss an den anfänglichen Zugüberfall, eine mit Schneemobilen im weiteren Verlauf. Außerdem gibt es ein paar nette Shoot-Outs und schicke Stunts, etwa wenn ein Schurke hinter einem fahrenden Auto hergeschleift wird. Allerdings ist die Action abseits der beiden Verfolgungsjagden immer etwas schnell vorbei, was gerade im Showdown unschön auffällt – Szabo hat einfach zu wenig Schergen für ein groß angelegtes Finale. Auch der Barfight ist choreographisch nicht in der Spitzenklasse, aber sonst sieht man das Talent von Razatos in den Actionszenen.
Dass es die Kombination von CineTel, Spiro Razatos und William Lustig (dort als Regisseur) aber noch knalliger kann, bewies im gleichen „Mörderischer Irrtum“, der eine interessantere Story mit einem ähnlichen charismatischen Ensemble und ebenfalls gelungener Action erzählte. „Tripwire“ ist immer noch ein netter B-Actioner, der gerade bei seinen Verfolgungsjagden Laune macht, dazwischen aber auch etwas Ärger darüber aufkommen lässt, dass das Drehbuch so wenig aus der reizvollen Prämisse macht.
Starke:
Weltweit ist „Tripwire“ bisher noch nicht auf DVD oder Blu-Ray erschienen. Die deutsche VHS von Ascot ist ab 18 Jahren freigegeben und ungekürzt. Im deutschen Fernsehen kam der Film schon unter dem schönen Titel „Einer muss dran glauben“.
© Nils Bothmann (McClane)
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