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Truth in Journalism

Originaltitel: Truth in Journalism__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2013__ Regie: Joe Lynch__ Darsteller: Ryan Kwanten, JC Tremblay, Billy Khoury, Derek Mears, …
Truth in Journalism

“Truth in Journalism” (2013)

Zum “Short” geht´s hier!

Meine hier vorliegende Besprechung des Kurzfilms “Truth in Journalism” möchte ich mit einer gewissen “Spoiler-Warnung” beginnen – obgleich das Werk inzwischen mit einem genau diesen Punkt offen preisgebenden neuen Titel-Zusatz versehen wurde und so nun auf verschiedenen Internet-Seiten (wie z.B. Imdb.com oder Vimeo.com) geführt wird bzw. zu finden ist: Auch wenn es einem nicht sofort auffallen mag sowie nicht konkret damit geworben wird, basiert dieser rund 17-minütige “Short” auf klassisch-vertrautem Material aus dem Hause “Marvel Comics” – womit vorrangig die Charaktere Eddie Brock und Venom gemeint sind. Ohne dem betreffenden Vorwissen – wohl aber mit entsprechenden Popkultur-Kenntnissen – bietet diese Gegebenheit dem geneigten Betrachter eine gelungene “Überraschung” im Rahmen der Verlaufs-Entfaltung – doch selbst wenn einem das im Vorfeld so bereits bekannt ist, lohnt sich eine Sichtung dieser originell-kreativen kleinen Veröffentlichung des ursprünglich aus Indien stammenden Produzenten Adi Shankars dennoch…

2011 hatten Shankar und Regisseur Phil Joanou mit ihrem Zehnminüter “Dirty Laundry” für Aufmerksamkeit und Anerkennung gesorgt: Einem gewitzten, professionell realisierten, sich um Frank Castle (aka The Punisher) rankenden “inoffiziellen Fan-Film”, für den ersterer sogar Thomas Jane (seines Zeichens Lead der 2004er Hollywood-Adaption) als Hauptdarsteller gewinnen konnte. Länger schon hatte Shankar mit dem Gedanken gespielt, etwas im gritty-satirischen “Faux Documentary Cinéma Vérité”-Stil wie “Man bites Dog” (OT: “C’est arrivé près de chez vous”, 1992) mit einem “Anti-Helden” á la Duke Nukem oder Judge Dredd im Zentrum zu konzipieren – bis Plaudereien mit Joe Lynch (“Mayhem“) schließlich darin resultierten, dass jener auf die Brock/Venom-Idee kam sowie daraus kurzerhand ein Skript verfasste, auf dessen Basis das Projekt im Folgenden dann “gestemmt” (sprich: finanziert sowie von Lynch himself in Szene gesetzt) wurde, bevor es seine Premiere letzten Endes direkt auf der 2013er “Comic-Con” in San Diego feierte…

Irgendwann den ’80ern lässt sich der Reporter Eddie (Ryan Kwanten) von einem französisch-sprachigen Kamera-Team bei seiner Arbeit in New York City begleiten. Sein ganzes (u.a. selbstsicheres, auskunftsfreudiges) Auftreten bietet ihnen ergiebigen “Stoff” für ihre Doku – und so nehmen sie es weitestgehend locker hin, dass er sich bspw. mit einer falschen Dienstmarke Zugang zu einem Tatort verschafft sowie wenig respektvoll mit Opfern umgeht. Als ein Mann in einer Gasse überfallen wird und langsam in ihrem Beisein verblutet – wovor Eddie die Täter auf merkwürdig-unerklärliche Weise selbst “zur Strecke gebracht” hat – wird ihnen das alles aber zu unwohl, weshalb sie den Dreh einzustellen beschließen. Als sie Eddie davon berichten und ihn obendrein auf spezielle Geschehnisse aus seiner Vergangenheit ansprechen, reagiert er ausweichend – allerdings überdies darum bemüht, sie zum Weitermachen zu animieren. Nach einer Nacht “drüber schlafen” wollen sie es bei ‘nem Kaffee am nächsten Morgen weiter abklären – wobei er ihnen im Zuge dessen aber auch mal den Rest seiner Wohnung zeigt…

Stilistisch sowie vom inhaltlichen Konzept-Ansatz her orientierte man sich bei “Truth in Journalism” überdeutlich an “Man bites Dog” – Bildformat, Untertitel und Optik inklusive. Obgleich man eine 4K-RED-Digital-Kamera nutzte, wurden zum Erreichen des “unreinen” Looks nicht etwa nachträglich Filter für künstliche Beschädigungen oder Verschmutzungen, Bildrauschen (usw.) eingesetzt – stattdessen hat man diverse Backgrounds (unterschiedlicher Art und Ausleuchtung) mit echtem 16mm-Film aufgenommen sowie die sichtbare “Grobkörnigkeit” eben jenes Materials daraufhin per “Overlay” mit dem anderen kombiniert, um so den angestrebten Effekt zu erzielen. In Verbindung mit der “unsauberen” Tonqualität sowie in Schwarzweiß gehalten, schufen Lynch und sein Team auf diesem Wege eine überzeugende “Illusion”. Dass es sich um Locations in L.A. (anstelle von NYC) handelt, fällt auch nicht weiter auf – während einem das Eighties-Setting dank der Ausstattung (Kleidung, Boomboxes etc.) sowie einer markanten Song-Auswahl glaubwürdig vermittelt wird…

Eddie ist ein gesprächiger, nicht unsympathischer Typ, welcher der Öffentlichkeit einen relativ “frei heraus” anmutenden Einblick in seinen Alltag gewährt. Hinter seinem lockeren Gebaren verbergen sich jedoch unverkennbare Unsicherheiten und “Abgründe”. Aktuell läuft seine Karriere nicht unbedingt erfolgreich. Die Doku sieht er als eine Chance an, sich zu erklären und zu präsentieren. Aus dem Grund ist er sogar dazu bereit, eigenes Geld in das Projekt zu investieren, um dessen Fertigstellung zu gewährleisten. Moral und Mitleid scheint er nicht aufzuweisen – u.a. manipuliert er Tatorte und wirkt psychisch stark “unter Druck”. Ein wenig an John Constantine (aus der “DC”-Schmiede) erinnernd, portraitiert Ryan Kwanten, welcher mit Lynch auch “Knights of Badassdom” drehte und wohl am besten für seine Jason-Stackhouse-Rolle in TV´s “True Blood” bekannt sein dürfte, Eddie prima: Unterhaltsam, nicht ohne Charme – ebenso wie “unheilschwanger-instabil”. Seine Performance harmoniert zudem prächtig mit dem oft präsenten “schwarz-humorigen Ton” des Werks…

Unaufdringlich geht “Truth in Journalism” mit seiner “Marvel-Connection” um: Nebensätze und “Details am Rande” liefern Informations-Häppchen sowie den Kundigen verschiedene “Easter Eggs” – z.B. in Form von Zeitungsausschnitten oder Erwähnungen des “Bugles” sowie des Emil Gregg Falls. Eddie möchte den Leuten die Wahrheit hinter dem “Sin Eater Skandal” mitteilen, der seinen Job und Ruf ruinierte – wie auch was mit ihm eines Nachts in der Our Lady of Saints Kirche geschah. In jener verband sich nämlich ein außerirdischer Symbiont mit ihm: Venom. Darauf sind Selbstgespräche sowie extrem rasche Bewegungen plus gewisse Veränderungen zurückzuführen, die man bei ihm punktuell registriert. Das ahnen die Interviewer so natürlich nicht – bis Eddie sich ihnen entsprechend offenbart: Und das im Laufe einer Sequenz in seinem Apartment, welche mit einer netten Hommage an eine ähnliche in “American Psycho” (von Bret Easton Ellis bzw. Mary Harron) eingeleitet wird…

Das erste Mal tauchte die Figur Venom (damals noch als “The Alien Costume”) in der “The Amazing Spider-Man” Ausgabe Nr. 252 (05/1984) auf – Eddie Brock (in Gestalt eines Cameos) indes in “Web of Spider-Man” Nr. 18 (09/1986) – bevor sich ihre “Pfade” in “The Amazing Spider-Man” Nr. 300 (05/1988) schließlich “miteinander verbanden”. In Hollywood hat man sich bis heute (10/2021) bislang 3x dran versucht – und zwar in Sam Raimi´s “Spider-Man 3” (2007), in Ruben Fleischer´s “Venom” (2018) sowie in dessen Sequel “Let there be Carnage” (2021) von Andy Serkis. Sagen wir es mal so: Alles Filme, die nicht sonderlich gut sind – wohl aber zumindest kommerziell lukrativ liefen. Beim “Creature-Design” orientierte man sich im Vorliegenden an der “muskulös-monströsen” Vorlagen-Variante Todd McFarlanes – u.a. um einen merklichen Kontrast zu der eher “schmalen” Statur Kwantens zu erzeugen. Am Set trug jener ein Body-Suit mit einer groben, starren Maske – worauf man die charakteristischen Augen, Zähne, Zunge und Tentakel dann während der Post-Production “digital” hinzufügte…

Zwei Wochen und nicht allzu viel Geld hatte das Team bloß für die CGIs zur Verfügung – doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Transformation schaut cool aus – gerade auch in Verbindung mit dem grainy-wackeligen Schwarzweiß-Bildmaterial. Generell ist die Qualität dieses “Shorts” erfreulich hoch: “Truth in Journalism” ist ein weiterer unterhaltsamer, in mehrerlei Hinsicht stimmiger “Fan-Film” aus Shankar´s “Bootleg Universe”, den Lynch konzeptionell und inszenatorisch ordentlich im Griff hatte. Der “ausgenzwinkernd-holprig-raue” Eindruck des Ganzen ist klar so gewollt – was sich übrigens bis nach Ende des Abspanns erstreckt, wo einen (in klassischer “Marvel”-Tradition) durchaus noch etwas erwartet: Eine amüsante “Nachreichung” – samt eines Cameos von Shankar sowie eines weiteren “namhaften”, hier von Derek Mears (“SockMonster“) verkörperten Killers, der im März 1976 in der 131. Ausgabe von “Daredevil” debütierte und dessen 2003er “Leinwand-Auftritt” ebenfalls (der verbreiteten Meinung nach) nicht besser als “nur bedingt zufrieden stellend” geraten war…

knappe

Stefan SeidlTruth in Journalism

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Truth in Journalism

 

Copyright der “Truth in Journalism” Promo-Motive, Pics und Screenshots: 1984 Private Defense Contractors / Rainfall Films__ DVD/BluRay: nein/nein

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