Originaltitel: Keung si dai si doi__Herstellungsland: Hongkong/Japan/Niederlande__Erscheinungsjahr: 2003__Regie: Wellson Chin__Produktion: Tsui Hark__Darsteller: Anya, Chen Kuan-Tai, Horace Lee Wai Shing, Lam Suet, Lee Kin-Yan, Yu Rongguang, Lee Lik-Chi, Wong Yat-Fei, Michael Chow Man-Kin, Ken Chang, Danny Chan Kwok-Kwan, Ji Chunhua u.a. |
Zwar wird schon im deutschen und englischen Titel mit dem bekannten Hongkong-Multitalent geworben, doch bei „Tsui Hark’s Vampire Hunters“ war Hark nur als Produzent und Drehbuchautor verantwortlich, während Wellson Chin („Prince of the Sun“) die Regie übernahm.
Um Vampire geht es aber, wie der Titel schon sagt, wobei die untoten Wiedergänger sich hier in zwei Stadien einteilen: Erst kehren sie als Zombies wieder, nach dem ersten Trinken von Menschenblut werden sie dann zu den wesentlich gefährlicheren Vampiren. Ganz besonders gefährlich sind die alten Vampirmeister und genau einen solchen will Meister Mao Shan (Chun Hua Ji) in der Auftaktszene erledigen, während er schnell noch alle über die Monster nötigen Infos an seine Leute und den Zuschauer ausgibt. Doch der Vampir erweist sich als zu stark, tötet viele der Häscher und kann entfliehen, während Jiang nach dem Kampf verschwunden bleibt.
Das Quartett seiner stärksten Kämpfer, nämlich Regen (Michael Chow Man-Kin), Donner (Ken Chang), Blitz (Danny Chan Kwok-Kwan) und Wind (Lam Suet), sucht Monate später immer noch nach dem Vampir und folgt dessen Spur zu einem Anwesen, auf dem gerade eine Hochzeit ansteht. Da ein verräterischer Schwund in der Dienerschaft besteht, verdingen sich die vier als Leiharbeiter. Noch am Tag der Hochzeit tötet ein Schlangenbiss den Sohn der Familie, während seine Braut Sasa (Anya) nun allein auf dem Anwesen verbleibt. Hausherr Meister Jiang (Yu Rongguang) bittet das Quartett zu bleiben und die Schlange zu jagen.
Während die vier Kämpfer nach der Schlange und dem Vampir suchen, hat Dragon Tang (Horace Lee Wai Shing), der Bruder der Braut andere Interessen. Da er dringend Spielschulden zurückzahlen muss, will er den Goldschatz der Jiangs finden, der auf dem Anwesen versteckt sein soll…
httpv://www.youtube.com/watch?v=yk8m2zaHD-o
Klingt sehr verstrickt? Ist es auch, da außerdem noch ein Nekromant mitmischt, die Familie Jiang ihre Verstorbenen als Wachsfiguren im Keller aufbewahrt und verschiedene Interessen, darunter vor allem das amouröse Interesse Donners an Sasa in die Vampirhatz hineinspielen. Und genauso konfus wie sich das liest, ist „Vampire Hunters“ dann auch anzuschauen. Da taucht unvermittelt ein Love Interest für einen weiteren Kämpfer auf, mit dem sie nachher noch ein Paar bildet, Figuren wie der Nekromant verschwinden irgendwann spurlos aus der Handlung und manche Motivation ist kaum schlüssig. Dragon Tang macht seinen Gläubiger schon relativ früh im Film platt, weshalb man sich fragt, warum er das nicht schon früher getan hat (Skrupel hat er dabei wenige) und stattdessen die komplizierte Intrige mit der Verheiratung seiner Schwester eingefädelt hat.
So kommt der Film immer wieder von Hölzchen auf Stöckchen und entwickelt kaum einen Flow, während manche Details direkt fallen gelassen werden, etwa der anfangs erwähnte Unterschied zwischen Zombie- und Vampirstadium der Untoten, andere gar nicht erklärt werden, etwa das Auftauchen der mysteriösen Cobra. Problematisch dabei ist auch, dass die Hauptfiguren kaum entwickelt werden, Donner sich in erster Linie wegen seines Interesses für Sasa von den anderen absetzt und auch die Darsteller wenig Einprägsames leisten: Michael Chow Man-Kin („Police Story 2“), Ken Chang („Sha Po Lang“), Danny Chan Kwok-Kwan („Ip Man 3“) und Lam Suet („Iceman“) können ihren Protagonisten kaum Profil verpassen und der Rest ist weitestgehend unauffällig, sieht man einmal von Yu Rongguang („Police Story: Back for Law“) und Horace Lee Wai Shing („Ultimate Fight“) ab, die als sinistere Gestalten immerhin ein paar Akzente setzen können.
Was an Wellson Chins Film dagegen tadellos ist, das ist das Design. Im Gegensatz zu Tsui Hark, der sich quasi zeitgleich in Filmen wie „Black Mask 2“ und „The Legend of Zu“ dem mäßig animierten CGI-Overkill hingab, setzt Chin noch viel auf handgemachte Tricks, echte Sets und Wireworkkämpfe der alten Schule, die „Vampire Hunters“ einen entsprechenden Charme verschaffen. Gelegentlich wird es sogar etwas gruselig, gerade wenn der Vampirmeister zuschlägt, dessen verfault anmutendes Antlitz weniger als klassische Vampirdarstellungen, sondern eher an die Deadites aus „Tanz der Teufel“ oder die Zombies aus diversen Fulcifilmen erinnert. Der Hongkong-Tradition sind dagegen die hüpfenden Untoten verhaftet, welche der Nekromant an einer Stelle beschwört. Die Untoten sind dann auch für ein paar überraschend derbe Einlagen verantwortlich und für einige coole Szenen, etwa jene, in welcher der Vampirmeister ein Opfer kopfüberhängend in seinen flügelartigen Umhang einhüllt und aussaugt.
Hin und wieder ist auch hier Kollege Computer am Werk, doch meist hat „Vampire Hunters“ noch handgemachte Qualitäten zu bieten, auch im Bereich der Martial-Arts-Action, die immer mal wieder auftritt, aber nie im Vordergrund steht. Auch hier wären etwas individuellere Kampfstile der Hauptfiguren von Vorteil gewesen, da sich die Kämpfer in erster Linie durch die Waffen, die sie benutzen unterscheiden, aber immerhin ist für wireworkgestütztes Gekloppe mit gelungener Choreographie gesorgt, bei denen sich Menschen untereinander oder menschliche Kämpfer mit Untoten bekriegen, die noch das eine oder andere Ass im Ärmel haben.
Erzählerisch wirr, überfrachtet und dementsprechend unspannend kommt „Tsui Hark’s Vampire Hunters“ mit seinen unterentwickelten Hauptfiguren und ins Leere führenden Storyansätzen daher, was frappierend an einige Filme von Produzent und Drehbuchautor Hark aus jener Zeit erinnert. Regisseur Wellson Chin garniert das Ganze immerhin mit ansprechender Action, dichter Atmosphäre und vielen handgemachten Tricks, die aber auch nur teilweise über die Schwächen des Films hinwegtäuschen.
Starke:
„Tsui Hark’s Vampire Hunters“ wurde hierzulande von dem internationalen Verleiher Columbia Tristar auf DVD veröffentlicht, die den Film in der deutschen Synchro sowie im O-Ton mit Untertiteln enthält. Das Bonusmaterial umfasst lediglich drei Trailer zu anderen Filmen. Neben der internationalen Version, die fast überall auf der Welt veröffentlicht wurde und sich auch auf der deutschen Disc befindet, erschien in Singapur eine längere Version, die mehr Handlung, etwas mehr Gewalt und einen geänderten Schluss besitzt.
© Nils Bothmann (McClane)
Was hältst du von dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |