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Tulsa King – Staffel 2

Originaltitel: Tulsa King – Season 2__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Craig Zisk, Joshua Marston, David Semel, Kevin Dowling__Darsteller: Sylvester Stallone, Martin Starr, Jay Will, Max Casella, Domenick Lombardozzi, Frank Grillo, Neal McDonough, Vincent Piazza, A.C. Peterson, Garrett Hedlund, Dana Delany, Dashiell Connery, McKenna Quigley Harrington, Barry Corbin, Hartleigh Buwick, Tatiana Zappardino, Miles Mussenden, Chris Caldovino, Andrea Savage u.a.
Cover

Das Cover der DVD von „Tulsa King – Staffel 2“.

Home, Sweet Tulsa

Wenn ein Gangster eine Stadt besitzt, dann ungefähr so wie ein Paar Krokodillederschuhe. Die muss man schließlich auch erst einmal einlaufen. Die erste Staffel „Tulsa King“ war noch ein permanentes Zwicken und Ziehen; der aus New York abgeschobene Protagonist haderte mit seiner Situation, er wollte eigentlich gar nicht in diesen Schuhen stecken. Nun allerdings, da er sie bereits eine Weile trägt, fühlt er sich wohl in ihnen, weit besser sogar als in seinen alten NYC-Sneakern. Auf Hochglanz poliert trägt er sie nun stolz durch die Stadt spazieren. Die Stadt reflektiert den Glanz. Und wie das so ist mit Kindern: Wenn eines plötzlich Gefallen gefunden hat am ungeliebten Spielzeug, will das andere es plötzlich auch haben.

Der Cliffhanger, mit dem Dwight Manfredi schnell in den Bau hätte zurückwandern können, aus dem er gerade erst gekommen war, ist in „Tulsa King – Staffel 2“ schnell als falsche Fährte abgehakt. Kein „Escape Plan“ im Serienformat also im zweiten Anlauf. Ganz überraschend kommt diese Wendung der Ereignisse allerdings nicht, hätte man durch die Gefängnismauern hindurch doch letztlich den Blick auf Tulsa verloren und das übergeordnete Konzept aufs Spiel gesetzt. Die Handlung so aufzusetzen, dass die Angelegenheiten aus dem Knast heraus gesteuert werden, das wäre bei den Einflüssen Dwights zwar ohne Weiteres möglich gewesen, aber es entspräche weder dem Naturell Sylvester Stallones („Rambo 2“) noch dem seiner Figur, bevorzugen sie es doch beide, lieber selbst Hand anzulegen.

Schaut in den Trailer zu „Tulsa King – Staffel 2“

Die Rache des Verstoßenen, sie bestand in den ersten neun Folgen letztlich darin, aus dem Exil ein Paradies geschaffen zu haben, in dem zu leben sich lohnt. Natürlich; die Showrunner müssen schließlich ihr Setting vor dem Zuschauer rechtfertigen und Handlungsort wie Figuren etablieren. Und was die Neider Dwights angeht, die auf einmal aus allen Löchern gekrochen kommen, tischt die zweite Staffel nun so richtig auf. Die vielen Flugzeuge, Züge und Autos, die in Tulsa Halt machen, entwickeln fast schon das Running-Gag-Potenzial der augenzwinkernden „I’m Coming to London“-Montagen aus Guy Ritchies „Snatch“ (2000).

Es ist nicht nur der inzwischen zum Boss der Invernizzi-Familie aufgestiegene Chickie (Domenick Lombardozzi), den es mit rotem Kopf in die Mitte der USA zieht, sondern auch Kansas-City-Pate Bill Bevilaqua (Frank Grillo) hätte gerne sein rechtmäßiges Stück vom Kuchen. Nebenbei will auch der zwielichtige Geschäftsmann Cal Thresher (Neal McDonough) bei den Großen mitmischen und halst sich mit dem unkontrollierbaren Jackie Ming (Rich Ting) vielleicht ein bisschen zu viel auf. Und dann wäre da noch Manny (Max Casella), eine tickende Zeitbombe, die das Spiel sämtlicher Bosse unberechenbar geraten lässt…

Ein Haufen Kinder und ihr Spielzeug

Eine illustre Gesellschaft also, durch die sich die frisch erschlossene Quelle aus Oklahoma in einen durchaus lebhaften Ort verwandelt. Drohungen rattern wie Munition durch die Telefonleitungen, Onsite-Meetings werden mit „Du kommst extra den weiten Weg hierher… und wozu?“-Phrasen eröffnet und leichtfertig ausgesprochene Mordpläne gehören zur Tagesplanung wie der Einkaufszettel für den Besuch im Supermarkt. Die Psychologisierung der Figuren, die schon in der ersten Staffel auf Halbmast lief, wird endgültig auf den reinen Kreislauf von Aktion und Reaktion zurückgefahren. Gangster tun, was Gangster eben so tun.

Das öffnet natürlich Tür und Tor für eine bunte Parade schriller Gestalten, die das Repertoire eher durch ihre ungewöhnliche Außenerscheinung bereichern als durch ihre Charakterzeichnung. Als hätte man mit der Marihuana-Truppe um Martin Starr und sein Team nicht bereits genug Schräges am Start, wird die Crew nun auch noch um einen menschlichen Baumstamm erweitert (Wrestler Cash Flo als „Bigfoot“). Erhofft man sich indes eine Vertiefung der nachdenklichen Momente aus Staffel 1, ist man schief gewickelt. Die Figuren identifizieren sich inzwischen durchgehend mit den wandelnden Klischees, die sie darstellen, und schmücken sich damit bisweilen sogar.

Das kann man im Namen primitiver Abendunterhaltung vielleicht gerade noch durchgehen lassen, doch gerade bei Figuren wie Tyson (Jay Will) schmerzt es schon ein wenig, mit ansehen zu müssen, wie der geistige Horizont bereits am Zwirn seiner extravaganten Zuhälter-Outfits in tausend Teile zerspringt. Das ist schade, weil in dem Jungen von der Straße, von der Hauptfigur mal abgesehen, mit das größte Potenzial steckt, auch ein paar dramatische Aspekte auszuleuchten, Ambitionen, die der im Endeffekt unmotiviert zu Ende gebrachte Subplot um Tyson und seinen Vater zumindest andeutet.

Es fällt also wohl endgültig die Entscheidung für den Weg der Komödie. Hier bietet „Tulsa King – Staffel 2“ immerhin einige amüsante Augenblicke, die sich zumeist daraus ergeben, dass die harten Kerle bei ihren wichtigen Verhandlungen mitunter den Habitus verzogener Blagen an den Tag legen. Kleinganovenverzweiflung und Autoverkäuferhumor sorgen für zusätzliche Würze. Selbst Hinrichtungen geraten dadurch zum fröhlichen Hau-den-Lukas-Spiel. Dass sich Margaret (Dana Delaney), die das Tauziehen um Dwight dank des frühen Rückzugs von Agentin Beale (Andrea Savage) inzwischen gewonnen hat, von den Machenschaften auch noch angezogen fühlt, passt in das harmonische Team-Up der Manfredi-Truppe, zumal sich Dwights Tochter, in der die Autoren wohl nur noch Konfliktpotenzial und somit Ballast gesehen haben, zur Mitte der Staffel hin langsam aus der Handlung stiehlt.

Für Unterhaltung ist mit „Tulsa King – Staffel 2“ gesorgt

Wer dieser Tage eine hochwertige Gangsterserie sehen möchte, sollte sich wohl lieber an Kaliber wie „The Penguin“ halten. „Tulsa King“ entwickelt sich hingegen zunehmend zur locker-leichten Stallone-Show, die ein bisschen steif, aber launig von einer Episode zur nächsten schunkelt. Hier und da gibt es mal ein paar Tote und Beerdigungen, aber hey, ein bisschen Spaß muss sein. Den gibt es sicher auch in der bestätigten dritten Staffel wieder, die übrigens fast genauso eingeleitet wird wie die zweite – neues Spiel, neues Glück.

5 von 10

„Tulsa King – Staffel 2“ startete in den USA und Deutschland zeitgleich am 15. September 2024 über Paramount+. Die zehn Episoden wurden im Wochenrhythmus eingestellt; die finale zehnte Folge erschien somit am 17. November. Eine DVD-Auswertung ist für den 27. März 2025 von Paramount Pictures Home Entertainment angekündigt.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder und Screenshots/Label: Paramount Pictures__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein / Ja (ab März 2025)

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