Originaltitel: Torpedo__Herstellungsland: Belgien__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Sven Huybrechts__Darsteller: Koen De Bouw, Thure Riefenstein, Ella-June Henrard, Joren Seldeslachts, Sven De Ridder, Stefan Perceval, Bert Haelvoet, Rudy Mukendi, Gilles De Schryver, Robrecht Vanden Thoren, Martin Semmelrogge u.a. |
1941 mehren sich die Gerüchte, dass die Deutschen an einer Bombe mit gewaltiger Sprengkraft arbeiten. Darum beschließen die Alliierten, mit dem Bau einer Atombombe dagegenzuhalten. Was sie dafür benötigen, ist Uran. Viel Uran. Hier kommt der von den Belgiern kontrollierte Kongo ins Spiel, wo ausreichende Mengen an Uran vorhanden sind. Doch wie soll das Material in die USA gebracht werden?
Auftritt Stan. Der hat einen wilden Haufen von Widerstandskämpfern um sich geschart und zieht den Nazis einen Scheitel, wo er nur kann. Er erhält von höchster Stelle den Auftrag, mit seinen Mannen gen Kongo zu reisen, die Bedienung eines gekaperten deutschen U-Bootes zu erlernen und so getarnt die Uranladung in die USA zu bringen.
Stan lässt sich nicht zweimal bitten. Zwar missfällt ihm, dass ausgerechnet ein Deutscher die nautische Ausbildung seiner Männer übernehmen soll, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Blöderweise werden Stan und seine Kameraden frühzeitig von den Nazis entdeckt. Eilig muss die Crew aufbrechen, den Deutschen als helfende Hand akzeptieren und den sie verfolgenden Nazis Schnippchen um Schnippchen schlagen.
Schaut in das schwarzhumorige U-Boot-Abenteuer hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=sh3E1rEGYK8
Die belgische Filmindustrie hat für das flotte Zweiter-Weltkriegs-Abenteuer „U-235“ keine Kosten und Mühen gescheut. Sogar ein deutsches U-Boot hat man komplett rekonstruiert und für die Dreharbeiten eingesetzt. Trotz derartigen Aufwandes geht es Regie und Drehbuch sichtlich nicht um historische Akkuratesse. Unterhalten soll „U-235“.
In der Folge weht immer wieder ein Hauch „Inglourious Basterds“ durch den Streifen. Der transportiert dementsprechend im Zuge seiner Men-on-a-Mission-Handlung einen sehr gesunden Sinn für schwarzen Humor. Von mit Handgranaten weggesprengten Köpfen bis hin zu skurrilen Situationen und ebensolchen Charakteren reicht die Palette.
Ist die Handlung dann in den engen Gängen des titelgebenden U-Bootes angelangt, übernimmt die hinlänglich bekannte Dramaturgie von U-Boot-Filmen. Man verteidigt sich an der Wasseroberfläche gegen Angreifer, geht auf Schleichfahrt und es gibt diverse Unfälle an Bord. Immer wieder zischen Torpedos durchs Wasser und verfehlen mal das Ziel oder lassen es in fetten Explosionen und Implosionen zerbersten. Natürlich sinkt man auch mit Mann und Maus gen Meeresboden. Und sobald der Wasserdruck steigt, fliegen die Nieten durch den Innenraum des U-Bootes. Was in „U-235“ sogar tödliche Folgen hat! Vieles davon kennt man bereits aus anderen U-Boot-Filmen, doch „U-235“ serviert die Klischees mit so viel Schmackes, dass es niemals langweilig wird.
Ebenfalls wichtig: Obschon „U-235“ keinen Weg findet, dem Zuschauer alle Figuren eingehender näherzubringen, erwecken die tollen Darsteller um Koen De Bouw („Loft“) und Thure Riefenstein („Kick Fire“) ihre Charaktere mit viel Ausstrahlung und Charisma überzeugend zum Leben. Den nautischen Amateuren bei ihrem Tun zuzusehen, macht Spaß und generiert in genau den richtigen Momenten einerseits Lacher und andererseits viel Spannung. So verfliegt die Zeit geradezu und am Ende ist man über das etwas abrupte Ende geradezu erzürnt, denn der Mannschaft hätte man gerne noch länger zugeschaut.
In technischer Hinsicht ist „U-235“ bis auf einige leider durchschaubare Modelltricks tadellos umgesetzt und kommt im fetten Kinolook daher. Das U-Boot-Setting ist immer überzeugend, gerne hätte man noch mehr mit dessen Beengtheit spielen dürfen. Die Kamera gleitet in langen Einstellungen durch die enge Röhre und generiert mit harten Schatten arbeitende Bilder. Diese sind außerhalb des U-Bootes farbsatt, innerhalb des Bootes eher düsterer Natur. Actiontechnisch wird neben der U-Boot-Action, Tauchgängen, Rettungsmanövern und dem Abschlachten von vorbeischauenden Nazis vor allem in den Einstiegsminuten auch mal ausführlicher geballert. Dabei wird mit blutig platzenden Bloodpacks verreckt.
„U-235 – Abtauchen, um zu überleben“ ist keine bleierne Ente
„U-235 – Abtauchen, um zu überleben“ bietet sehr unterhaltsame, aufwändige Men-on-a-Mission-Action mit U-Boot-Bonus, die mit kernigen Typen, flotten Sprüchen und ansprechendem Humor der deftigen Art zu punkten versteht. Fehlerfrei ist „U-235“ in keinem Fall: Nur dank des hohen Tempos rumpelt der Streifen über so manches altbekannte Klischee hinweg, die Logik wird teils schon sehr derb hingebogen und nur dank der tollen Darsteller werden die nicht sonderlich ausführlich ausgearbeiteten Figuren mit viel Leben erfüllt. Und auch das Ende ist wahrlich nicht für die Ewigkeit gemacht. Dennoch macht der irgendwo zwischen „Inglourious Basterds“ und „U-571“ dahintauchende belgische U-Boot-Streifen verdammt viel richtig.
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 22. Oktober 2020 von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Extras zur Entstehung sucht man allerdings vergebens.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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