Originaltitel: Universal Soldier: Regeneration__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2009__Regie: John Hyams__Darsteller: Jean-Claude van Damme, Dolph Lundgren, Andrei Arlovski, Mike Pyle, Corey Johnson, Garry Cooper, Emily Joyce, Zachary Baharov, Aki Avni, Kerry Shale u.a. |
Als 1992 Roland Emmerichs US-Filmdebüt „Universal Soldier“ die Leinwände rockte, war dies der Startschuss für diverse interessante Entwicklungen. Roland Emmerich („White House Down“) startete dank der harsch kritisierten Schlachtplatte ordentlich durch und legte mit „Stargate“ seinen ersten echten Blockbuster hin.
Dolph Lundgren hatte mit dem Film einen seiner größten Hits und verschwand trotz seiner irre abgefahrenen Performance leider in den Videotheken. Sein UniSol-Kontrahent Jean-Claude van Damme landete mit dem Film auf der A-Liste der Hollywoodstars und der Film selber ging auch noch in Serie. Leider eher zu seinem Nachteil, denn bot „Universal Soldier II“ mit van Damme zwar noch ordentliche B-Gülle-Action gingen die TV-Filme zum Thema komplett vor den Baum und langweilten gar schrecklich.
Was sollte man also erwarten, als es hieß, „Universal Soldier“ ginge in eine neue Runde? Okay, bei Fanboys ging der Puls schlagartig nach oben, als es auf einmal hieß, van Damme UND Dolph Lundgren seien wieder an Bord. Leider stimmten erste Trailer zu „Universal Soldier: Regeneration“ wenig zuversichtlich. Doch immer wieder passiert es, dass man sich aufgrund eines Trailers doch gewaltig irren kann! So auch hier …
Irgendwann in naher Zukunft werden die Kinder eines hochrangigen Politaktionärs einer Fantasie-Republik (die wohl aus der ehemaligen Sowjetunion hervorgegangen ist) gekidnappt. Das Hauptziel der Terroristenlumpenhunde besteht darin, politische Gefangene freizupressen. Und da Geiseln manchmal nicht ausreichen, um derartige Ziele zu erreichen, besetzt man auch noch den ehemaligen Tschernobylreaktor und droht, selbigen in die Luft zu jagen.
Diverse Befreiungsversuche enden katastrophal, haben die Terroristen doch eine Kampfmaschine namens NGU in ihren Reihen, die selbst die neueste Generation der ultrahochgezüchteten Universal Soldiers in den Boden stampft! Also versucht man es Old School und wendet sich an Luc Deveraux, der nach den bisherigen Ereignissen versucht, sich wieder ins Normalleben zu integrieren.
Erstaunlicherweise – die Gründe sind wirklich vollkommen schleierhaft – stimmt er sogar zu und macht sich bereit, für seine ultimative Herausforderung. Dumm nur, dass die Terroristen noch eine weitere Überraschung für Luc bereithalten. Diese hört auf den Namen Andrew Scott, sammelte einst Ohren an Halsketten und denkt gar nicht daran, den Luc ungeschoren davonkommen zu lassen. Die finale Schlacht steht kurz bevor.
Die Story des Actionfilms mit Jean-Claude van Damme und Dolph Lundgren: Naja…
Zugegeben, „Universal Soldier: Regeneration“ punktet weder mit einer coolen Story noch mit ausgeklügelten Charakteren oder ordentlichen Dialogen. Ich denke aber, dass dies bei diesem Film eh niemand erwartet hat. Dennoch gelingt Regisseur John Hyams („Universal Soldier: Day of Reckoning“) etwas Erstaunliches, was die Dramaturgie angeht – und obendrein funktioniert! Er verwehrt dem Zuschauer in einem reinrassigen Actionknaller eine echte Identifikationsfigur!
Dies wird vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass seine „Stars“ nur wenig Zeit für den Film hatten. Lundgren drehte nebenher sein Kinocomeback „The Expendables“ und arbeitete parallel an seinen Eigenproduktionen „Icarus“ und „Command Performance“, weshalb er für „Universal Soldier: Regeneration“ nur fünf Drehtage freischaufeln konnte.
Und auch van Damme war nur für 19 der knapp 50 Drehtage zu haben. Darum muss sich Hyams lange Zeit auf die Seite der Bösewichte schlagen beziehungsweise uns die Kampfmaschine NGU so ausführlich wie möglich unsympathisch machen.
Nach knapp 20 Minuten Laufzeit bekommen wir zwar unseren Helden van Damme zu Gesicht, doch der knüppelt gleich darauf mal eben irgendeinen Typen zusammen… grundlos. Die Folge: Irgendwie scheint er zwar der Held im Film zu sein, aber mögen mag man ihn nicht. Nach der Hälfte des Filmes schaut Dolph zum ersten Mal vorbei und hat eine geniale Einstiegsszene, die geradezu symptomatisch für seine aktuelle Karriere steht: Er entsteigt in altem Glanz einem Sarg!
Ein echter Schmunzelmoment. Doch als Sympathieträger ist auch er denkbar ungeeignet. Danach wütet wieder Kampfmaschine NGU, van Damme guckt betröppelt und Lundgren stellt die Fragen, die schon Frankensteins Monster stellte. Es folgt ein urst geiler 30 Minuten Showdown und Sense. Das hat irgendwie alles keinen rechten Sinn, die Handlung wirkt trotz aller Simplizität ein wenig zerfahren und Spannung will auch nicht so recht aufkommen und dennoch langweilt man sich keine Sekunde!
Die Action von „Universal Soldier: Regeneration“ rockt die Scheiße
Der Hauptgrund dafür heißt John Hyams, Regisseur von Beruf, der hier nach diversen Kampfsportdokumentationen sein Actionfilmdebüt abliefert und gleich mal richtig auf die Kacke haut. Er steigt ein mit einer Plansequenz. Langsam, schleichend, dennoch sehr ordentlich inszeniert und in einen ersten Knalleffekt mündend, der in einer Autoverfolgungsjagd kulminiert, bei der so wuchtig brachial rumgeballert wird, dass es eine helle Freude ist und man an richtig fett budgetierte A-Action denken muss.
Zumal Hyams megaflott und energetisch inszeniert, OHNE in Wackelkameraorgien verfallen zu müssen. Alleine über coole Perspektiven, einer flotten Schnittarbeit und nettem Pacing bringt er hier richtig Druck rein! Danach lässt er Andrei ‘The Pit Bull’ Arlovski als NGU durch den Film wüten. Der darf mit hübschen Mixed-Martial-Arts-Einlagen ein paar amtliche Kampfsporthighlights auffahren und wird von seinem dankbaren Regisseur wundervoll überinszeniert. Denn eines ist nach dem Mittelteil klar: Der Typ ist unbesiegbar!
Diverses nun folgendes Dialoggeplänkel lässt Hyams ebenfalls erstaunlich stilsicher inszeniert auf uns niedergehen und sorgt immer wieder mit flotten Actionintermezzos dafür, dass dem Zuschauer nicht langweilig wird. Und dann schaltet er komplett in den Actionmodus! Wir erleben van Damme fast 30 Minuten in Bewegung.
Erst ballert er mit einem Sturmgewehr alles kurz und klein. Dann darf er sich durch eine weitere, diesmal urst genial choreographierte Plansequenz ballern, in der die Kamera förmlich durchs Geschehen schwebt und die brachial fette Action fast schon leichtfüßig erscheinen lässt. Gleich darauf geht’s zum Messergeschnetzel ins nächste Stockwerk, wo dann die Brutalität munter Achterbahn fährt. Und dann ist er da, der herbeigesehnte Moment!
Van Damme kickt Lundgren. Und wie! Zwar werden beide in dem Fight immer mal offensichtlich gedoubelt, aber der Kampf selbst ist so heftig, schnell und hart, dass man beide Stars wohl auch zu ihren Hochzeiten in den übelsten Momenten hätte doubeln müssen. Auf engstem Raum hauen sich die beiden hier die Schädel ein und trifft erneut van Dammes Beweglichkeit auf Lundgrens pure Power, die beide irgendwann sogar durch Wände brechen lässt! Ein Fight zweier Giganten und der absolute Höhepunkt im Film.
Zwar ist auch der Fight van Damme gegen Andrei ‘The Pit Bull’ Arlovski nicht von schlechten Eltern, dieser leidet aber immer wieder einmal unter offensichtlichen Undercranking Einlagen (Zeitraffereffekte) und hat nicht halb so viele Ideen an Bord, wie der Fight gegen Lundgren. Zumal der Lundgren-Fight auch einen sehr derben Finishing Move hat, den Lundgren im Audiokommentar herzlich belacht.
Dabei ist die Action immer absolut auf den Punkt inszeniert! Die Kamera fliegt förmlich durch die Settings, man bemüht sich immer um Treffereffekte und spritzende Bloodpacks und das Hauptziel (richtig Druck machen) geht immer auf! Absolut grandios. Erstaunlich ist auch, wie oft Hyams in der Action auf musikalische Untermalung verzichtet, was sie noch unmittelbarer und dank hübschen Sounddesigns noch heftiger wirken lässt.
Peter Hyams sorgt für einen kinotauglichen Look
Doch auch in den ruhigen Szenen verblüfft „Universal Soldier: Regeneration“ mit einer hervorragenden Inszenierung. Vor allem dank des Trailers musste man aufgrund des Ostblocksettings das Schlimmste befürchten, doch Hyams nutzt das Karge der Settings für seine eigene Zukunftsvision konsequent aus! Die grauen Bilder verwahrloster Häuser und Stadtviertel gehen absolut Hand in Hand mit der restlichen Optik seines Filmes.
Beispielsweise sind auch die gebotenen Labore ein Ausbund an Kargheit. Hier gibt es keine blinkenden Konsolen, keine rundgelutschten Designmöbel. Alles ist auf Effizienz und Funktionalität ausgerichtet und durchweg wird so eine herrlich düstere und vor allem extrem kalte Atmosphäre aufgebaut, die dem Film optisch fast schon eine dystopische Anmutung angedeihen lässt!
Nun muss einen das aber auch nicht zu sehr verwundern, denn John Hyams hatte einen absoluten Könner an der Kamera! Seinen Vater Peter Hyams (Regisseur von unter anderem „Outland“, „Das Relikt“ und die van-Damme-Gassenhauer „Timecop“ und „Sudden Death“), der hier erstmals für einen anderen Regisseur als sich selbst arbeitete und dem B-Film einen erstklassigen A-Look verleiht und ihn im fettesten Scope erstrahlen lässt! Danke dafür!
Die Stars des Actionhammers
Darstellerisch ist Schmalhans dann leider Küchenmeister. Der vom Verleih als Hauptdarsteller transportierte MMA Fighter Andrei ‘The Pit Bull’ Arlovski ist in seiner Rolle als Bösewicht gut aufgehoben. Er kriegt keine zwei Gesichtsausdrücke zusammen, kann aber richtig geil fighten. Und da seine Figur eh nicht weiter unterfüttert wird, muss er auch nicht mehr machen, als bedrohlich auszusehen und Schädel einzuschlagen.
Jean-Claude van Damme („Mit stählerner Faust“) wirkt als Luc Deveraux häufiger, als stünde er neben sich oder als habe er bei den Dreharbeiten einen Rückfall in schlimmere Drogenzeiten gehabt. Seine Augen sind meist nur zur Hälfte geöffnet, er ist verschwitzt, er stolpert durch die Kulissen… alles sehr seltsam.
Dennoch hat er sogar den einen oder anderen Schauspielmoment abbekommen, die aber allesamt nicht im Entferntesten an seine „JCVD“-Performance heranreichen. Zumindest macht er in der Action eine noch immer hervorragende Figur. Wobei man aber auch sieht, dass es für ihn alterstechnisch langsam Zeit wird, andere Projekte zu finden, die ihm vielleicht ähnliche Leistungen entlocken wie bei „JCVD“.
Dolph Lundgren („Showdown in Little Tokyo“) ist leider nur kurz im Rennen, aber er macht einfach das Beste draus. Seine „Was bin ich“ Einlagen bescheren dem Film ein paar herrlich freiwillige und unfreiwillige Schmunzelmomente. Und das Irre seiner Andrew-Scott-Performance aus der I scheint auch immer mal wieder durch. Letztlich war er aber (auch laut Audiokommentar) nur als Crowd Pleaser dabei und eben um van Damme den Arsch aufzureißen.
Und in der Action macht das lange Powerhouse einfach mal nach wie vor eine absolut geniale Figur. Zumal ihm die Mixed-Martial-Arts-Einlagen auch besser stehen als Van Damme. Wenn Lundgren in den teils beklemmend brutalen Ground and Pound Einlagen den Gegner am Boden festnagelt und ihm mit dem Ellbogen den Schädel zerdellt, hat das ordentlich Wucht!
Universal Soldier: Regeneration haut amtlich einen raus
Klaro, die Stars sind allesamt nicht mehr die Jüngsten und letztlich ist „Universal Soldier: Regeneration“ nur was für Couchpotatoe-Actionfreaks, doch John Hyams macht einfach das Beste aus der sich ihm bietenden Situation. Er hängt sich nicht an den „Universal Soldier“-Filmgesetzmäßigkeiten auf, sondern denkt sie einfach konsequent weiter und erweitert die Mythologie, wie er es eben braucht.
Statt auf eine intelligente oder zugeschwafelte Handlung setzt er auf Tempo und Action satt und schafft es sogar, dass das Ostblocksetting (gedreht wurde in Bulgarien) richtiggehend attraktiv wirkt, da es den gesamten, erstaunlich durchdachten Optikansatz trefflich unterstützt. Die hier präsentierte Stahlfabrik, die Tschernobyl doubelt, ist obendrein ein echt cooles Setting!
Und rundherum packt er absolut geile Action, die in ihrer ganzen Anlage absolut Old School daherkommt, aber mit modernsten Mitteln inszeniert wurde und so die Tugenden der alten Kracher in unserer Zeit verortet. Eine riesige Hilfe dürfte dabei sein Vater Peter Hyams gewesen sein, der „Universal Soldier: Regeneration“ optisch mühelos kinotauglich macht.
Wenn es obendrein in einem Film derart genial scheppert, wie es hier in den letzten 30 Minuten passiert, dann bleibt einem einfach nicht mehr viel zu meckern, obschon es natürlich gravierende Probleme gibt (Handlung, Darsteller, …). Dennoch fällt es in diesem hochunterhaltsamen Fall erstaunlich leicht, die Defizite auszublenden!
Zudem möchte ich noch den ungeheuer relaxten Audiokommentar von Dolph Lundgren und Regisseur John Hyams empfehlen, bei dem man durchweg merkt, dass hier zwei Fanboys einen Film gucken, der sie prächtig unterhält. Alleine, wie süffisant Lundgren sein eigenes Schauspiel belacht, ist ganz groß. Am Ende rät Lundgren Hyams, dass er, sobald wieder so ein Film anstünde, dringend bei ihm durchklingeln solle. Und wie man bald danach erfahren durfte, stand da das B-Actionmeisterwerk „Universal Soldier: Day of Reckoning“ bereits auf der Türschwelle! Geil!
Der Trailer zu “Universal Soldier: Regeneration”
Die deutsche DVD und Blu-ray von Kinowelt ist mit einer Spio/JK Freigabe ungeschnitten. Es gibt auch eine FSK-18-freigegebene DVD. Diese ist großräumig zu umschiffen, da cut.
In diesem Sinne:
freeman
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